- Die Toten schweigen
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Die Toten schweigen ist eine Novelle von Arthur Schnitzler, die Ende 1897 in der Zeitschrift Cosmopolis[1] in Wien erschien.[2]
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Die junge Professorengattin Emma hat ihren Ehemann jahrelang mit Franz betrogen. Die Abwesenheit des Gatten nutzend, übergibt sie ihr kleines Kind der Obhut des Stubenmädchens und unternimmt mit dem Geliebten eine Kutschfahrt durch Wiens Außenbezirke. Der betrunkene Kutscher verursacht bei Dunkelheit auf dem freien Felde einen Unfall, bei dem Franz aus der Kutsche geschleudert wird und stirbt. Emma schickt den Kutscher zu den nächst liegenden Häusern, um Hilfe herbeizuholen. Die Frau, allein auf weiter Flur, denkt nach. Sie stößt an der Unfallstelle die Laterne um, lässt den Toten auf der Straße liegen und flüchtet nach Hause. Es gelingt Emma, kurz vor ihrem Gatten die Wohnung zu erreichen. Hat sie sich verraten? Bei Tisch eingenickt, hat sie im Schlaf gesprochen. Wie viel hat sie verraten? Emma kann nur hoffen, der Gatte wird ihr verzeihen. Sie hofft, alles wird gut. Denn Tote schweigen.
Rezeption
- Farese lobt den perfekten Stil und Brandes nennt die Novelle sogar „ein Meisterwerk“.[3]
- Nachdem Franz tödlich verunglückt ist, beweist Emma durch ihr Verhalten, dass sie ihn zu Lebzeiten nicht wirklich geliebt hat.[4]
- Der Tote schweigt nicht. Emma, die Überlebende des Unfalls, wird, beeindruckt durch das Geschehnis, ihrem Gatten die Untreue gestehen.[5]
- Sprengel weist auf einen seltenen Ton im Frühwerk Schnitzlers hin. Am Ende der Novelle will der betrogene Ehemann seiner Frau Emma ein Brücke zum ehrlichen Dialog bauen.[6]
- Arnold[7] gibt drei weiter führende Literaturstellen zu der Novelle an (Barbara Surowska 1985, Ralf Marzinek 1992 und Norbert Micke 1996).
Verfilmung
Eintrag 36 in: Verfilmungen
- „Die Toten schweigen“. Film von Wolfgang Lesowsky. ORF 1968. Mit Dany Sigel, Albert Rueprecht, Kurt Sowinetz, Manfred Inger und Steffi Thaller.
Weblinks
Literatur
- Quelle
- Arthur Schnitzler: Die Toten schweigen. S. 165 - 183 in Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl. Erzählungen 1892 - 1907. Mit einem Nachwort von Michael Scheffel. S. Fischer, Frankfurt am Main 1961 (Ausgabe 2004). 525 Seiten, ISBN 3-10-073552-8
- Erstausgabe in Buchform
- Die Toten schweigen. Neben Blumen, Ein Abschied, Die Frau des Weisen und Der Ehrentag, enthalten in: Arthur Schnitzler: Die Frau des Weisen. Novelletten. S. Fischer Verlag, Berlin 1898.[2]
- Sekundärliteratur
- Michaela L. Perlmann: Arthur Schnitzler. Sammlung Metzler, Bd. 239. Stuttgart 1987. 195 Seiten, ISBN 3-476-10239-4
- Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Arthur Schnitzler. Verlag edition text + kritik, Zeitschrift für Literatur, Heft 138/139, April 1998, 174 Seiten, ISBN 3-88377-577-0
- Giuseppe Farese: Arthur Schnitzler. Ein Leben in Wien. 1862 - 1931. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. C. H. Beck München 1999. 360 Seiten, ISBN 3-406-45292-2. Original: Arthur Schnitzler. Una vita a Vienna. 1862 - 1931. Mondadori Mailand 1997
- Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1870 - 1900. Von der Reichsgründung bis zur Jahrhundertwende. C. H. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44104-1
Einzelnachweise
- ↑ ab 1896 monatlich dreisprachig
- ↑ a b Quelle, S. 521, sechster Eintrag
- ↑ Farese, S. 80, 11. Z.v.o.
- ↑ Perlmann, S. 121, 17. Z.v.o.
- ↑ Perlmann (S. 121, 6. Z.v.u.) spielt auf den Schluss der Novelle an. Dort heißt es: „Und sie weiß, daß sie diesem Manne, den sie durch Jahre betrogen hat, im nächsten Augenblick die ganze Wahrheit sagen wird.“
- ↑ Sprengel, S. 286, Mitte
- ↑ Arnold, anno 1998, S. 166, linke Spalte, Absatz 3.5.30
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