- Komtesse Mizzi oder Der Familientag
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Komtesse Mizzi oder Der Familientag ist eine Komödie in einem Akt von Arthur Schnitzler, die am 5. Januar 1909[1] im Volkstheater in Wien uraufgeführt wurde. Im selben Jahr erschien der Text bei S. Fischer in Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Form
In dem Stück hat fast jeder vor jedem Geheimnisse. Diese werden nach und nach preisgegeben. Direkt ausgesprochen wird manches gar nicht. Der Zuschauer kann jedoch, wenn er sich nach dem Stück besinnt, das Wesentliche erraten. Das beste Beispiel für solch hintergründiges Spiel sind die Komtesse Mizzi und ihr Herr Papa, der Graf Arpad Pazmandy. Zum Beispiel wird letzterer von seinem alten Freund Egon Fürst Ravenstein aufgesucht. Vom Besucher erfährt er, der Fürst habe einen 17jährigen Sohn. Philipp heißt der Knabe. Der Graf gibt sich erstaunt und erkundigt sich sofort nach der Mutter des Jungen. Der Fürst schwindelt etwas vor und der Graf hilft dem Freunde beim Lügen. Es stellt sich später heraus, Mizzi ist Philipps Mutter. Der Großvater weiß das alles wohl von Anfang an. Aber keiner gibt dieses Wissen explizit zu erkennen - weder der Graf noch der Autor Schnitzler. Aus dem Verhalten des Grafen ist allerdings sein Allwissen ablesbar. Zielsicher hilft Graf Arpad Pazmandy mit, die späte Ehe seiner Tochter, der Komtesse Mizzi, mit Egon Fürst Ravenstein anzubahnen. Der Graf überredet Mizzi, gemeinsam mit Vater und Sohn die Nordsee bei Ostende monatelang zu genießen.
Inhalt
Der 55jährige Egon Fürst Ravenstein sucht die Villa seines Freundes, des 61jährigen Graf Arpad Pazmandy auf und kündigt dessen 37jähriger Tochter Komtesse Mizzi die Ankunft des gemeinsamen Sohnes Philipp an. Mizzi hatte das Kind kurz nach der Geburt hergeben müssen. Der Fürst hatte seinen Sohn zu fremden Leuten nach Tirol - weitab von Wien, dem Ort der Handlung - gegeben und immer einmal besucht. Inzwischen hat Philipp in Krems das Abitur gemacht und der Fürst hat den leiblichen Sohn adoptiert.
Mizzi, die siebzehn Jahre diszipliniert geschwiegen hat, die alle aussichtsreichen Partien ausgeschlagen hat, gibt vor, sie wolle „von dem Buben nichts wissen“. Dem Kindesvater wirft sie Feigheit vor. Damals, als sie den Fürsten noch heiß geliebt hatte, habe er sich nicht bekannt, habe seine herzkranke Gattin vorgeschoben. Mizzi erinnert daran: Schwanger musste sie sich seinerzeit in „dem kleinen Haus im Wald“ versteckt halten. Nach dem Tod der hochseligen Gemahlin hatte der Fürst allerdings Mizzi zweimal - vor zehn und dann vor sieben Jahren - um ihre Hand gebeten. Mizzi lehnt nun auch noch den dritten Antrag des Fürsten ab. Philipp reist mit Wasner, dem ehemaligen Kutscher des Grafen, an. Wasner hat inzwischen, höchstwahrscheinlich mit Unterstützung des Grafen, im benachbarten Wien ein eigenes Fuhrunternehmen gegründet. Der Fürst stellt Mizzi den gemeinsamen Sohn, den die Mutter siebzehn Jahre nicht gesehen hat, vor. Währenddessen eilt der Großpapa Graf Arpad seiner ehemaligen langjährigen Lebensgefährtin Charlotte Langhuber - Lolo genannt - entgegen. Der Graf möchte gerne verhindern, dass die ehemalige Geliebte auf seinen adeligen Besuch trifft. Noch nie durfte Lolo das reizende Anwesen des Grafen betreten. Nun, da Lolo den Fiakereigentümer und Hausbesitzer Wasner heiratet, ist es ihr vom Grafen ein einziges Mal gestattet worden. Der Graf verfehlt Lolo. Sie dringt zu der Villa vor. Mizzi und Lolo verstehen sich sofort. Mizzi bedauert, dass sie Lolo nicht von Anfang an kennenlernen durfte. Hatte doch der Graf nach dem Ableben seiner Gattin die Tochter längere Zeit arg vernachlässigt und sich stattdessen intensiv mit Lolo abgegeben.
Der Graf kehrt zurück und heißt Philipp herzlich willkommen. Der Junge, nicht auf den Kopf gefallen, erkennt nach und nach, dass die Mär von der Herkunft seiner Mutter „aus dem Volk“ korrigiert werden muss. Auch Mizzi ist am Besinnen. An Philipp, diesem kecken Burschen, findet sie Gefallen und willigt schließlich in die spontanen Urlaubspläne des Grafen ein. Es wird eine Eisenbahnfahrt nach Belgien ganz in Familie. Die drei Coupés für Mizzi, den Grafen sowie den Fürsten und Philipp liegen im selben Waggon direkt nebeneinander.
Zitat
- Zur Karriere beim Militär: „Wenn man's erlebt, so wird man General.“[2]
Rezeption
- Le Rider[3] nennt die elegant und souverän vorgetragene Konversationskomödie ein kleines Meisterwerk.
- Perlmann[4] bezeichnet die sozialen Verhältnisse in Mizzis Umfeld als „Gesellschaft mit doppeltem Boden“.
- Mizzi hat siebzehn Jahre lang tapfer die Standesschranken nicht überwinden wollen.[5] Die florale Malerei, in der sie inzwischen das Niveau der Wisinger-Florian[6][7] erreicht hat, hängt sie an den Nagel und es sieht so aus, als segele sie in den Hafen der Ehe.
Verfilmungen
Eintrag 18 in: Verfilmungen
- „Komtesse Mizzi“. Regie: Wolfgang Glück. ARD, WDR 1966. Mit Christian Futterknecht, Kurt Heintel, Hans Jaray, Gertrud Kückelmann, Herta Staal und Egon von Jordan.
- „Komtesse Mizzi“. Regie: Otto Schenk. ORF, ZDF 1975. Mit Christine Ostermeyer, Karl Schönböck und Romuald Pekny.
Hörspiel
Eintrag 42 in: Hörspiele
- „Komtesse Mizzi oder der Familientag“. Erstsendung am 5. August 1951. Regie:Walter Davy. Rot-Weiß-Rot Studio Wien.
Literatur
- Quelle
- Arthur Schnitzler: Komtesse Mizzi oder Der Familientag. Komödie in einem Akt. S. 9 bis 49 in Gesammelte Werke von Arthur Schnitzler in zwei Abteilungen. Zweite Abteilung. Die Theaterstücke in fünf Bänden. Vierter Band. Enthält noch „Der junge Medardus“ und „Das weite Land“. S. Fischer Verlag Berlin. Ohne Jahresangabe. 419 Seiten. Druck vom Bibliographischen Institut in Leipzig
- Erstausgabe
- Arthur Schnitzler: Komtesse Mizzi oder Der Familientag. Eine Komödie in einem Akt. S. Fischer Berlin 1909. Broschur. 93 Seiten
- Sekundärliteratur
- Therese Nickl (Hrsg.), Heinrich Schnitzler (Hrsg.): Arthur Schnitzler. Jugend in Wien. Eine Autobiographie. Mit einem Nachwort von Friedrich Torberg. Fischer Taschenbuch. Frankfurt am Main 2006. 381 Seiten, ISBN 978-3-596-16852-1 (© Verlag Fritz Molden, Wien 1968)
- Michaela L. Perlmann: Arthur Schnitzler. Sammlung Metzler, Bd. 239. Stuttgart 1987. 195 Seiten, ISBN 3-476-10239-4
- Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900 - 1918. München 2004. 924 Seiten, ISBN 3-406-52178-9
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A - Z. S. 555, 2. Spalte, 10. Z.v.u. Stuttgart 2004. 698 Seiten, ISBN 3-520-83704-8
- Jacques Le Rider: Arthur Schnitzler oder Die Wiener Belle Époque. Aus dem Französischen von Christian Winterhalter. Passagen Verlag Wien 2007. 242 Seiten, ISBN 978-3-85165-767-8
Weblinks
- Der Text bei Zeno.org
Einzelnachweise
- ↑ Nickl, H. Schnitzler, S. 370, Eintrag anno 1909
- ↑ Quelle, S.45, 6. Z.v.u.
- ↑ Le Rider, S. 32, 18. Z.v.u.
- ↑ Perlmann, S. 49, 4. Z.v.o.
- ↑ Sprengel, S. 502, 11. Z.v.o.
- ↑ Le Rider, S. 118 Mitte
- ↑ Quelle, S. 17. Z.v.o.
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