- Drei-Brüder-Schacht
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Drei-Brüder-Schacht Blick auf das Gebäudeensemble des Drei-Brüder-Schachts. Abbau von Silber, Blei, Zink Abbautechnik Untertagebau Gangname Kurfürst Johann Georg Stehender Gangname Moritz Stehender Gangname Gottes Segen macht reich Stehender Gangname Arthur Stehender Beschäftigte ~200 (19. Jahrhundert)[1] Betriebsbeginn 1818 (Fertigstellung des Schachtes) 1914 (Inbetriebnahme des Kavernenkraftwerks)
Betriebsende 1898 (Einstellung des Bergbaus) 10. Juli 1972 (Stilllegung des Kavernenkraftwerks)
Nachfolgenutzung technisches Denkmal/Ausstellung Geografische Lage Koordinaten 50° 53′ 13″ N, 13° 19′ 55″ O50.88680555555613.331944444444Koordinaten: 50° 53′ 13″ N, 13° 19′ 55″ O Lage Drei-Brüder-SchachtStandort Zug (Freiberg) Gemeinde Freiberg Kreis Mittelsachsen Bundesland Sachsen Staat Deutschland Revier Freiberger Revier Der Drei-Brüder-Schacht ist ein zwischen 1791 und 1818 geteufter Schacht im Freiberger Revier. Ursprünglich unter anderem als Teil eines Entwässerungsprojektes errichtet, entwickelte er sich zum Hauptschacht der Grube Segen Gottes Herzog August. Nach der Einstellung des Bergbaus entstand 1914 im Drei-Brüder-Schacht eines der ersten Kavernenkraftwerke der Welt.
Inhaltsverzeichnis
Geografische Lage
Der Drei-Brüder-Schacht befindet sich am westlichen Rand von Zug nahe der Stadt Freiberg im Landkreis Mittelsachsen. Er liegt unweit der Bundesstraße 101 zwischen Freiberg und Brand-Erbisdorf, an der in diesem Bereich auch die Silberstraße entlangführt.
Der Schacht ist dem südlichen Freiberger Bergrevier nahe dem Brander Revier zuzuordnen. Die Halde, die sich um den Schacht erstreckt, ist für die Verhältnisse des Bergbaus des 18. und 19. Jahrhunderts in der Region überdurchschnittlich groß.
Geschichte
Bergbau
Im Jahr 1791 beschlossen die Gruben Beschert Glück und Segen Gottes Herzog August, zur Erschließung tiefer liegender Erzgänge gemeinsam eine Lösung zur Entwässerung dieser Grubenfelder zu finden. Im Ergebnis sollten durch die Anlage des Moritzstolln die Grubenwässer abgeführt werden. In Zuge dessen wurde auch der Drei-Brüder-Schacht geteuft.
Nach der Fertigstellung 1818 und dem Anschluss an den Moritzstolln in 143 m Tiefe wurden im Drei-Brüder-Schacht 1823/24 unter Mitwirkung von Christian Friedrich Brendel ein Kehrrad und ein Kunstrad eingebaut. Übertage entstand ein Treibehaus für die Wassergöpelanlage.
Nachdem die Grubenwässer kein Problem mehr darstellten, konnte der Erzabbau in größeren Tiefen fortgesetzt werden. Mit den umfangreichen Wasserkraftanlagen war der Drei-Brüder-Schacht zudem sehr gut ausgebaut und wurde so zum Hauptschacht der Grube Segen Gottes Herzog August. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts verzeichnete sie einen Aufschwung und gute Ausbeute, bis zu 200 Bergleute waren hier tätig. Als Zeuge des maschinellen Förderbetriebs zu dieser Zeit besteht noch heute eine übertägige Erzrolle, eine der ältesten noch erhaltenen Verladeanlagen des Freiberger Reviers.
Mit zunehmender Tiefe erhoffte weitere reiche Erzvorkommen blieben jedoch aus. Als auch Versuche bis in 388 m Tiefe keinen Erfolg versprachen, wurde die Grube 1898 stillgelegt. Durch den Verfall des Silberpreises zeichnete sich ein Ende des gesamten Bergbaus im Freiberger Raum ab und nach der Schließung der letzten Grube 1913 stellte sich die Frage, wie die umfangreichen über- und untertägigen wassertechnischen Anlagen der Revierwasserlaufanstalt unterhalten und genutzt werden sollten. Um auch nach dem Ende des Bergbaus das Wasser nicht ungenutzt abfließen zu lassen, wurde die Nutzung des abfließenden Wassers zur Energiegewinnung beschlossen. Damit konnten zugleich Mittel zum Unterhalt der Anlagen erwirtschaftet werden.
Kavernenkraftwerk
Die Idee, das über große Gefälle abfließende, übertägig durch Kunstgräben herangeführte Wasser der Revierwasserlaufanstalt zur Erzeugung elektrischer Energie zu nutzen, entstand schon Ende des 19. Jahrhunderts. Bereits 1899 begannen im nahegelegenen Constantinschacht Arbeiten zum Ausbau eines unterirdischen Maschinenraums, die jedoch zunächst auf Grund eines noch fehlenden Gesamtkonzeptes und ungeklärter rechtlicher Fragen wieder zum Erliegen kamen.
Ab 1904 beschäftigte sich Oscar Reinhold Lange, Leiter der Himmelsfürst Fundgrube, mit dieser Idee. Bis 1911 erarbeitete er ein Konzept, in welchem dem Drei-Brüder-Schacht eine maßgebliche Rolle bei der Errichtung eines Kavernenkraftwerks eingeräumt wurde. Die rechtliche Grundlage wurde 1912 mit einem Gesetz geschaffen, welches die Nutzung der Grubenwässer für andere Zwecke als den Bergbau zuließ. Unter Leitung von Lange begannen nun die Arbeiten am Revierelektrizitätswerk.
Am 24. Dezember 1914 konnte das Unterwerk im Drei-Brüder-Schacht in Betrieb genommen werden. Ab dem 26. Januar 1915 lieferte das Kraftwerk im Dauerbetrieb zunächst 2,4 MW elektrische Leistung, die über ein eigens für das Revierelektrizitätswerk errichtetes Netz an die Gemeinden Brand-Erbisdorf, Muldenhütten, St. Michaelis, Langenau und Großhartmannsdorf übertragen wurden. 1921 wurde zudem eine Hochspannungsleitung nach Freiberg errichtet.
Mit der Inbetriebnahme 1914 stellt der Drei-Brüder-Schacht somit nach dem 1898 nahe Snoqualmie (USA) errichteten Kavernenkraftwerk das zweite Kraftwerk dieser Art der Welt dar. Einmalig ist bis dahin jedoch die Nutzung des großen unterirdischen Stauraums. Durch die Einbeziehung der vorhandenen Schächte, Strecken und Abbaue konnte ein Speichervolumen von 1,5 Mio. m3 erreicht werden.
Nach Verzögerungen in Folge des Ersten Weltkriegs wurde 1922 auch das Oberwerk im Constantinschacht fertig gestellt. Ab 1924 wurden so zusätzlich 2 MW ins Netz eingespeist. Das Wasser gelangte nun nach der Nutzung im Oberwerk in den tieferliegenden Stauraum und konnte zusammen mit weiterem zusetzendem Grundwasser ein zweites Mal im Unterwerk genutzt werden. Danach floss es über den Rothschönberger Stolln in Richtung der Triebisch ab.
Durch weitere Verbesserungsmaßnahmen, die durch den kostengünstig erzeugten Strom finanziert wurden, konnte die Leistung bis 1943 auf 6 MW erhöht werden. Der Drei-Brüder-Schacht stellte somit das damals leistungsstärkste Wasserkraftwerk Sachsens dar.[2]
Situation nach 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die SAG Wismut, wie in allen erzgebirgischen Lagerstätten, auch im Bereich des Drei-Brüder-Schachtes Erkundungen nach Uranerz durch. Nachdem die Wismut bereits nach 2 Jahren 1949 das Grubenfeld wieder verließ, wurde der Betrieb 1951 durch die Bleierzgrube Albert Funk aufgenommen. Durch die Wiederaufnahme des aktiven Bergbaus konnten die unterirdischen Speicher nicht mehr genutzt werden, so dass das Unterwerk 1948 stillgelegt werden musste. Das Oberwerk im Constantinschacht konnte zunächst bis 1951 weiterbetrieben werden.
Durch eine veränderte Wasserführung konnte das Kraftwerk jedoch schon im Dezember 1953 wieder in Betrieb genommen werden, allerdings entfiel nun der große Stauraum zwischen dem Ober- und dem Unterwerk. Stattdessen wurde das Wasser nach dem Oberwerk über eine neu aufgefahrene Strecke sowie ein Gesenk direkt zum Unterwerk geleitet. In der Betriebsführung musste nun darauf geachtet werden, dass immer ausreichend Wasser im nur noch 7000 m3 fassenden Gesenk über dem Unterwerk stand. Zudem konnten nur noch das übertage heranfließende Wasser zur Energieerzeugung genutzt werden, die Grubenwässer flossen ungenutzt ab. Auch Streitigkeiten nach der Trennung des Kraftwerkes von der Revierwasserlaufanstalt über Wasserbereitstellung und -preis sorgten für Leistungsabschwächungen[3].
Die Einschätzung durch die Energiewirtschaft, dass das Kraftwerk vor allem im Vergleich zu den damals in der DDR bevorzugten Braunkohlekraftwerken unrentabel arbeite und keinen historischen Wert besitze, führte 1968 zur Festlegung der Schließung. Bereits ein Jahr später ging das Oberwerk im Constantinschacht vom Netz. Das Unterwerk wurde noch bis zum 10. Juli 1972 weiterbetrieben, nach Schließung der Bleierzgrube Albert Funk 1969 sogar unter erneuter Verwendung des unterirdischen Stauraums.
Versuche, das Kraftwerk zu erhalten, scheiterten weiterhin an der Beurteilung der Wiederinbetriebnahme als ökonomisch nicht vertretbar. Allerdings wurden die untertägigen Maschinen des Unterwerks nicht komplett ausgebaut, sondern konserviert. Die Übertageanlagen wurden durch versäumtes Umleiten der Grubenwetter beschädigt.
Fallversuche zum Nachweis der Erdrotation
Im August und September 1831 führte der Physik-Professor Ferdinand Reich von der Bergakademie Freiberg im Drei-Brüder-Schacht eines der bedeutendsten Fallexperimente zum Nachweis der Erdrotation durch. Der obere Teil des Schachtes verläuft senkrecht, sodass eine Fallhöhe von 158,5 m erreicht werden konnte. Reich ließ in zahlreichen Versuchen zunächst an Fäden befestigte Zinnkugeln, die er über eine Zangenkonstruktion los ließ, in den Schacht fallen. Nachdem er bei dieser Methode eine zu große Beeinflussung auf die Kugeln durch die Zangenbewegung vermutete, ließ er die Kugeln nach einem Bad in kochendem Wasser über einem passgenauen Loch der Startvorrichtung abkühlen, sodass diese möglichst ohne äußere Einwirkung in den Schacht fielen. Durch Messung der Abweichung des Aufschlagpunktes der Kugeln zur Lotrechten, die bei Reichs Experimenten durchschnittlich einen Wert von 27,5 mm ergab und damit dem theoretischen Wert sehr nahe kam, gelang ihm der Nachweis der Erdrotation.[4]
Heutige Situation
1992 wurde der Förderverein Drei-Brüder-Schacht e.V. gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, das technische Denkmal Drei-Brüder-Schacht zu erhalten. Daneben wird auch angestrebt, eines Tages wieder Strom im Kavernenkraftwerk zu erzeugen. Mit Spenden und Beiträgen konnten große Teile der übertägigen Anlagen saniert werden. Auch durch den Verkauf von Kuxen, symbolischen Schachtanteilsscheinen, mit denen eine Patenschaft über einen Abschnitt der Schachtröhre übernommen werden kann, konnten Schritte zum Erhalt der Anlage getan werden.
Als Besuchermagnet hat sich das jährlich stattfindende Dampfmodelltreffen etabliert, bei dem Aussteller aus ganz Deutschland zusammenkommen und Dampfmodelle aller Art ausstellen und vorführen.
Seit November 2008 befindet sich auf dem Drei-Brüder-Schacht die Ausstellung WassErleben. Gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft veranschaulicht sie das Zusammenwirken der Revierwasserlaufanstalt mit der Idee des Kavernenkraftwerks.
Da die Schachteinbauten im Drei-Brüder-Schacht nach der Stilllegung ausgebaut wurden, ist der Zugang zu den Untertageanlagen heute nur noch über Einstieg in den Schacht des Lehr- und Forschungsbergwerkes „Reiche Zeche“ der TU Bergakademie Freiberg möglich. In einer etwa 12-stündigen Befahrung durch den Rothschönberger Stolln kann das ehemalige Unterwerk mit den konservierten Turbinen erreicht werden. Für ein zukünftiges Kraftwerk sind diese jedoch nicht mehr geeignet, da sie trotz ihrer Konservierung beschädigt wurden und korrodieren. Schäden entstanden auch während des August-Hochwassers 2002, als der Wasserstand in den Schachtanlagen 16 m über dem Normalniveau lag[5].
Literatur
- Gunther Galinsky, Jürgen Leistner, Gernot Scheuermann; Saxonia Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH (Hrsg.): Kavernenkraftwerk Drei-Brüder-Schacht. Geschichte und Überlegungen zur Rekonstruktion. 2. Auflage. Freiberg 2001, ISBN 3-934409-12-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Otfried Wagenbreth, Eberhard Wächtler (Hrsg.): Der Freiberger Bergbau. Technische Denkmale und Geschichte. 1. Auflage. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1986, ISBN 3-342-00117-8. S. 153
- ↑ Gunther Galinsky, Jürgen Leistner, Gernot Scheuermann; Saxonia Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH (Hrsg.): Kavernenkraftwerk Drei-Brüder-Schacht. Geschichte und Überlegungen zur Rekonstruktion. 2. Auflage. Freiberg 2001, ISBN 3-934409-12-1. S. 5
- ↑ Gunther Galinsky, Jürgen Leistner, Gernot Scheuermann; Saxonia Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH (Hrsg.): Kavernenkraftwerk Drei-Brüder-Schacht. Geschichte und Überlegungen zur Rekonstruktion. 2. Auflage. Freiberg 2001, ISBN 3-934409-12-1. S. 41
- ↑ Ferdinand Reich: Fallversuche über die Umdrehung der Erde angestellt auf hohe Oberbergamtliche Anordnung in dem Drei Brüderschachte bei Freiberg. Freiberg 1832.
- ↑ Fragezeichen um Kraftwerkspläne. Inspektion der Untertage-Anlagen - Verein kämpft weiter. In: Freie Presse. 10. März 2004
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