Hydraulic Fracturing

Hydraulic Fracturing
Schiefergasbohrung im Pinedale Anticline

Hydraulic Fracturing (engl.: to fracture = aufbrechen, aufreißen; auch „Fracking[1], „Hydrofracking“, „Fraccing“[2], „Frac'ing“"[3] oder „Frac Jobs“ genannt[4]) ist eine Methode der geologischen Tiefbohrtechnik, bei der durch Einpressen einer Flüssigkeit („Fracfluid“, dt. Plural „Fracfluide“) in eine durch Bohrung erreichte Erdmantelschicht dort Risse erzeugt und stabilisiert werden. Ziel ist es, die Gas- und Flüssigkeitsdurchlässigkeit in der Gesteinschicht so zu erhöhen, dass ein wirtschaftlicher Abbau von Bodenschätzen (z. B. Erdgas und Erdöl) ermöglicht wird. Hydraulic Fracturing wird auch zur Vorbereitung der Nutzung von Geothermie angewendet.

Inhaltsverzeichnis

Anwendungsgebiete

Die Anwendung von Fracturing-Techniken ist bei allen flüssigen und gasförmigen Ressourcen möglich, deren Förderung durch eine geringe Permeabilität des Reservoirgesteins eingeschränkt ist. Sie bewirkt in der Regel höhere Flussraten der Fluide und kann in vielen Fällen ehemals hohe Flussraten wiederherstellen. Die Methode des Frackens ist in der Förderung von Erdöl und Erdgas (insbesondere bei Schiefergas) sehr verbreitet. So war diese Stimulationsmethode im Jahr 2008 mehr als 50.000mal im Einsatz.[5] Ihre Entwicklung im Bereich der Erdöl- und Erdgasproduktion geht bis in die 1940er Jahre zurück. Erstmals wurde sie 1949 kommerziell angewendet.[6] In anderen Bergbaubereichen ist die Anwendung noch älter.[7] Heutzutage sind etwa 90 % der Gasbohrungen in den Vereinigten Staaten gefrackt. Gerade in tief versenkten Formationen frackt man, da die Permeabilität mit der Versenkung abnimmt. Eine besondere Bedeutung erhält das Fracken im Bereich des unkonventionellen Erdgases (Tight Gas, Shale Gas und Kohleflözgas), da dessen Reservoire per Definition eine geringe Permeabilität haben.

Anwendungen der Reservoirstimulation mittels Fracken sind außerhalb der Produktion von Erdöl und Erdgas ebenfalls geläufig:

  • Stimulation des Wasserflusses in der Tiefen Geothermie,
  • Stimulation von Grundwasserbrunnen[8],
  • im Bergbau auf feste mineralische Ressourcen. So bietet es sich in einigen Fällen an, Bohrungen zur langfristigen Vorentgasung in Steinkohlegruben zu fracen.

Technik

Beim Hydraulic Fracturing wird eine Stützmittelflüssigkeit („Fracfluid“) in die Bohrung gepresst. Der hierbei im zu frackenden Bereich erreichte Druck muss dabei die geringste im Gestein anliegende Spannung überschreiten. Wenn dies der Fall ist, drückt die Flüssigkeit das Gestein gegen die geringste anliegende Spannung hin auseinander. Im Normalfall liegen die niedrigeren Spannungsrichtungen in der Vertikalen, da der senkrechte lithostatische Druck ohne weitere Einflüsse die Hauptspannung darstellt. Im Fall von tektonischer Fernwirkung können aber auch andere Spannungsrichtungen die Hauptspannung sein.

Gegen Ende des Vorgangs wird ein Teil der eingepressten Flüssigkeit zurückgepumpt; der Flüssigkeit beigesetzte Additive (unter anderem Sand) verbleiben in den Rissen, um diese offen zu halten. Ein Teil der Flüssigkeit bleibt im Erdreich: wenn sie in Gesteinsrissen sitzt, bestehen zwischen ihr und den sie umgebenden Gesteinsoberflächen so starke Adhäsionskräfte, dass auch der Sog stärkster Pumpen sie nicht von dort entfernen kann.

Fracfluide

Die beim Fracen verwandten Fluide sind das hydraulische Medium, welches den Druck zum Aufsprengen des Gesteins überträgt. Hauptsächlich handelt es sich um Wasser, dem weitere Stoffe beigemischt werden. So wird vor allem Sand beigestellt, der die Aufgabe hat, die erzeugten Risse offen zu halten. Dazu werden weitere Additive zugegeben, welche spezielle Aufgaben erfüllen sollen. Beispiele für mögliche Additive sind:[9]

  • Gele (z. B. aus Guar – bewirken eine Viskositätserhöhung zum besseren Sandtransport,
  • Schäume (aus Schaumbildner und z. B. CO2 oder N2) - Transport und Ablagerung des Sandes,
  • Säuren (Salzsäure, Essigsäure, Ameisensäure, Borsäure) – Lösung von Mineralen,
  • Korrosionsschutzmittel – bei der Zugabe von Säuren zum Schutz der Anlagen,
  • Brecher (Säuren, Oxidationsmittel, Enzyme) - Verringerung der Viskosität des Fracfluids zur besseren Rückholung der Fluid,
  • Biozide - Verhinderung von Bakterienwachstum an organischen Bestandteilen,
  • Fluid-Loss-Additive (Sand, Lehm, …) – Verringerung des Ausflusses des Fracfluids in das Gestein,
  • Reibungsminderer (Latexpolymere, Copolymere des Akrylamids) - Verringerung der Reibung innerhalb der Fluide.

Über die Auswirkungen der Additive auf die Umwelt sind seit einiger Zeit in der Öffentlichkeit Diskussionen entbrannt, da einige der verwandten Additive toxisch bzw. laut der deutschen Gefahrstoffverordnung karzinogen sind. [10] Der Anteil der Additive in der Flüssigkeit ist prozentual gemessen gering, jedoch bemisst sich die absolute Menge durchaus in Tonnen, da insgesamt sehr große Mengen der Frac-Flüssigkeit benötigt werden.

Wirtschaftlichkeit

Da die künstlich erzeugten Risse jeweils nur eine relativ eng um das Bohrloch begrenzte Wirkung haben, ist die Zahl der nötigen Bohrungen im Vergleich zur herkömmlichen Erdgasförderung sehr viel höher. Die Förderdauer ist also relativ zur Anzahl der Bohrungen. Die Gasmenge, die pro Bohrloch förderbar ist, ist zudem um ein vielfaches kleiner als bei herkömmlicher Gasförderung aus leicht erschließbaren Feldern. Die Förderung unkonventioneller Gasvorkommen ist daher wesentlich aufwändiger als die bisherige Gasförderung. Die Betrachtung des Ertrags kann auch energetisch geschehen, also die Bilanz der zur Bohrung und zur Förderung nötigen Gesamtenergie und der daraus zu gewinnenden Energiemenge in Form von Erdgas. Diese Bilanz ist beim Hydraulic Fracturing stets kleiner als bei konventioneller Förderung.

In der Gaslagerstätte Söhlingen/Niedersachsen wurde 2003 Fracking angewandt. Ebenso erteilte das Bergamt Niedersachsen im Jahr 2008 wiederholt Bohrgenehmigungen für ExxonMobil, obwohl die Konsequenzen der Frac-Methode nicht ausreichend erforscht und die Auswirkungen auf das betroffene Borringhauser Moor sowie die nahgelegene Stadt Damme nicht seriös abzuschätzen sind.[11] Bislang wurden von Exxon fünf Probebohrungen abgeteuft (Stand: August 2010), zwei weitere sind bis Ende 2011 geplant.

Auch andere Unternehmen planen derartige Projekte. In den USA wird die Methode seit 2005 angewendet; infolge der Erschließung umfangreicher „Schiefergasvorkommen“ stieg die amerikanische Erdgasproduktion zwischen Anfang 2007 und Mitte 2008 um 14 Prozent.[12] Zum einen bewirkt die Menge der Vorkommen eine Erhöhung des Angebots auf dem Energiemarkt, was den Preis des Erdgases fallen lässt und dieses als Energiequelle gegenüber Erdöl attraktiver macht. Besonders im Transportsektor wird eine zunehmende Umstellung von benzin- auf erdgasbetriebene Fahrzeuge erwartet. Zum anderen erhöhen die großen Vorkommen des fossilen Rohstoffs auf amerikanischem Territorium die Unabhängigkeit der USA vom Erdölimport.

Während in Deutschland und Frankreich Vorbehalte gegen das Fracking existieren, plant innerhalb der EU vor allem Polen die Förderung unkonventionellen Gases in den nächsten Jahren zu intensivieren. [13]

Umweltprobleme

Die Bohrungen im Rahmen des Hydraulic Fracturing haben direkte Auswirkungen auf die Umwelt. Probleme können durch die eingesetzten Zuschlagstoffe und Flüssigkeiten entstehen, sobald diese aus den Rissen im Gestein ins Grundwasser übergehen. Noch vor wenigen Jahren wurde ein solcher Übergang zum Beispiel im Falle von Kohleflözgasen von der amerikanischen Umweltbehörde (EPA) als unwahrscheinlich angesehen, wobei diese Beurteilung u.a. auf die große Entfernungen zwischen den Reservoiren und den grundwasserführenden Aquiferen und eben die geringe Permeabilität der gefrackten Schichten zurückging.[9] Auch stufen die meisten Unternehmen, welche diese Methode einsetzen, diese Gefahr als nicht hoch ein. Eine Garantie, dass sich jene Risse nicht auch in wasserführende Schichten fortsetzen, kann nicht gegeben werden, was allerdings in den meisten geologischen Fragestellungen der Fall ist, da eine vollständige Erkundung der Verhältnisse untertage nicht möglich ist. Ebenso kann das Eindringen des Gases in Grundwasserschichten oder gar ein Austreten an der Erdoberfläche nicht ausgeschlossen werden.

Als weiteres Problem wird angesehen, dass sich Teile der Fracfluide in den Rissen ablagern. Dies ist im Fall einiger Zusätze (Sande) sogar gewollt, da diese die Risse offenhalten. Ein Großteil des restlichen Fracfluides wird allerdings bei der Druckabsenkung am Ende des Vorgangs wieder zur Bohrung zurückgeführt. Des Weiteren besteht bei der späteren Produktion ein Stoffstrom zur Bohrung hin und nicht weg von dieser. Daher wurde auch diese Gefahr durch die Environmental Protection Agency (EPA) der USA zunächst als eher untergeordnet eingestuft. Im November 2010 beauftragte der US-Kongress die EPA mit einer Neubewertung der potentiellen Kontamination von Grund- und Trinkwasser durch den Frac-Prozess. Die Ergebnisse dieser Studie werden nicht vor 2012 erwartet[14].

In den USA sind bereits Fälle belegt, in denen das Erdgas sich über solche Risse mit dem Grundwasser vermischt hat, sich darin löst, und über Wasserhähne in die Haushalte von Verbrauchern gelangt, die nahe der Förderungsfelder und Bohranlagen wohnen. Der im Jahr 2010 von Josh Fox gedrehte und vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilm Gasland berichtete aus Anlass dieser Phänomene über die Fracking-Methode.[15] Gezeigt wird unter anderem, dass die Konzentration des Gases in den betroffenen Wasserleitungen so hoch ist, dass sich das Wasser aus dem Wasserhahn mit einem Feuerzeug entzünden lässt.[16] Die Löslichkeit von Gasen ist über den umgebenden Druck begrenzt. Die möglichen gesundheitlichen Folgen durch mit Erdgas kontaminiertes Trinkwasser sind bislang kaum untersucht.

Auch der mögliche Transport der Zuschlagsflüssigkeiten aus dem hydraulischen Erzeugen von Rissen ins Grundwasser ist bedenklich. Da einige der eingesetzten Chemikalien krebserregend, giftig oder anderweitig gesundheitsschädigend sind, ist die Gefahr einer Umweltbelastung nicht gering[17].

Eine Untersuchung des US-Kongresses vom April 2011 summiert die 2005 bis 2009 eingesetzten Mengen an Frac-Hilfsstoffen, die karzinogene aromatische Verbindungen wie Benzol oder Ethylbenzol enthalten, auf über 43 Millionen Liter; eine unmittelbare Umweltbelastung ergibt sich durch von diesen Verbindungen unzureichend gereinigten Abwässer, die in den Vereinigten Staaten in Oberflächengewässer eingeleitet werden[18]. Die Firmen, die diese Methode einsetzen, verweisen zwar auf die geringen Anteile dieser Zusatzsstoffe, jedoch ist bei einigen der bedenklichen Stoffe nicht die Verdünnung entscheidend, sondern sie dürften nach den in Deutschland geltenden Wassergefährdungsklassen grundsätzlich überhaupt nicht mit Wasser vermischt werden.

  • 2011 untersuchten Wissenschaftler der Duke University in North Carolina das Trinkwasser von 60 Haushalten in der Umgebung von Schiefergasbohrungen. 13 von 26 Trinkwasserbrunnen in einem Umkreis von einem Kilometer der Bohrungen waren so stark mit Methan angereichert, dass das Wasser Feuer fangen konnte. In 34 Brunnen, die weiter entfernt waren, war das nur in einem Fall so.
  • Eine Studie der Cornell University (New York) kommt zu dem Ergebnis, dass unkonventionell gefördertes Erdgas schädlicher für den Treibhauseffekt ist als Kohle: Reines Methan, das nach dem Fracking unkontrolliert aus dem Boden entweicht, verstärkt den Treibhauseffekt; es richtet dort weitaus größere Schäden als CO2 an. Der „Carbon Footprint“ von unkonventionell gefördertem Gas sei mindestens 20 Prozent größer als der von Kohle.[19]

Diskussion in Deutschland

Im Oktober 2009 kündigte der seinerzeitige Ministerpräsident von Niedersachsen, Christian Wulff an, dass der Konzern ExxonMobil in Niedersachsen nach unkonventionellem Erdgas suchen werde. Die Presse berichtete über Millioneninvestitionen, die in diesem Zusammenhang geplant seien.[20] Im Jahr 2010 lösten Initiativen von Politikern und Bürgern sowie Berichte in verschiedenen Medien eine Debatte über Erdgasbohrungen mit der Methode des Hydraulic Fracturing in Deutschland aus.

Bereits seit 2008 führt ExxonMobil in einigen Gebieten Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens Aufsuchungsprojekte durch. Da sich in der öffentlichen Diskussion viele Bedenken und Fragen von besorgten Bürgerinnen und Bürgern zeigen, versucht Exxon diese Fragen im Rahmen eines Informations- und Dialog-Prozesses zu sammeln und durch einen Expertenkreis[21] von unabhängigen Wissenschaftlern klären zu lassen. Die Fragen können auf einer Online-Plattform[22] eingereicht werden. Die Ergebnisse der Experten werden ebenfalls öffentlich gemacht.

Einer der größten Aktionäre der Erdgas-Industrie, der New Yorker Pensionsfonds, distanzierte sich von der Technologie. Die Sprecherin von ExxonMobil bezeichnete das „Hydraulic Fracturing“ gegenüber ZEIT online als „wassersparende“ Methode. Zu den in Deutschland geplanten Probebohrungen zitierte der Bericht die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen, wonach man davon ausgehe „dass bei Förderung, Transport und Verbrennung keine Unterschiede zum konventionellen Erdgas auftreten.“[23]

Der später für den Oscar 2011 nominierte „Gasland“-Regisseur Josh Fox sprach in einem Bericht der Deutschen Welle aus New York über die mutmaßlichen Folgen der Fracking-Methode in den USA. Die amerikanische Wissenschaftlerin Theo Colborn warnte vor Langzeitfolgen durch in den Untergrund gepresste Chemikalien. Der Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer (Bündnis 90/Die Grünen) kritisierte in einem anschließenden Interview den geringen Kenntnisstand der Bundesregierung über die von ExxonMobil und anderen Unternehmen in Deutschland vorgenommenen oder geplanten Probebohrungen.[24]

SPIEGEL online berichtete am 19. August 2010 über die umstrittene Technologie. Demnach hatten sich die Bohrkonzerne ExxonMobil, BNK Petroleum, 3legs Resources und RealmEnergy bereits große Gebiete Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens für Probebohrungen gesichert. Das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) gab gegenüber SPIEGEL online an, die Folgen der Technologie für die Umwelt bisher nicht untersucht zu haben. [25] Am 5. November 2010 meldete SPIEGEL online:

„In Deutschland gibt es einen Run auf neue Erdgasquellen: Energieunternehmen wie Exxon, BNK Petroleum oder die Stadtwerke Hamm hoffen auf satte Erlöse. Allerdings setzen sie dabei auf unkonventionelle Fördermethoden - und die bergen große Risiken. Im Oktober 2008 bohrte ExxonMobil, in Deutschland vor allem durch seine Tankstellenmarke Esso bekannt, in der Nähe der Ortschaft Damme. Drei Mal presste der Konzern Fracking-Flüssigkeit in das Bohrloch, 1100 bis 1500 Meter tief in die Erde. Insgesamt leitete der Konzern ungefähr zwölf Millionen Liter Flüssigkeit in den Untergrund. Diese bestand zu 98 % aus Wasser, wie ExxonMobil mitteilt. Hinzu kamen Quarzsand und sechs Chemikalien, die einen Anteil von 0,2 Prozent an der Flüssigkeit hatten. Insgesamt presste ExxonMobil also rund 24.000 Liter Chemikalien in den Boden, wie viel von welchem Stoff, teilte der Konzern nicht mit.[17]

Laut Spiegel.de werden die Chemikalien Tetramethylammoniumchlorid (CAS-Nummer 75-57-0), leichtes Paraffinöl (CAS 64742-47-8), Octylphenolethoxylat (CAS 9036-19-5), Magnesiumchlorid (CAS 7786-30-3), Magnesiumnitrat (CAS 10377-60-3) und ein Biozid verwendet. Mit einigen dieser Stoffe dürfe der Mensch nicht ungeschützt in Kontakt kommen, auf gar keinen Fall dürften sie ins Trinkwasser gelangen.[17]

Im ARD-Magazin Monitor vom 18. November 2010 stufte die Leiterin der Wasserbehörde Hagen (NRW) mehrere der bei (Probe-)Bohrungen in Deutschland verwendeten Stoffe als wassergefährdend ein. Kommunalpolitiker beklagten, nicht über die Bohrungen informiert worden zu sein; auch wurde das deutsche Bergrecht kritisiert. Dieses ermöglicht es, dass die Bergämter ohne Beteiligung etwa der Umweltministerien eine Technologie wie Fracking genehmigen können.[26] Am 15. Dezember 2010 erschien auch ein Bericht der TV-Sendung Galileo (Pro 7), wonach in den USA derart mit Gas verunreinigtes Wasser aus Wasserhähnen kommt, dass man es anzünden kann.[27] Am 3. März 2011 berichtete das ARD-Magazin Panorama über Quecksilberverseuchungen des Bodens an der Erdgasbohrstätte Söhlingen in Niedersachsen. Die Behörden und der Konzern ExxonMobil, der hier auch die Fracking-Technologie anwandte, bestritten, dass die Verunreinigungen beim Bohren zustande kamen - es habe sich um eine Transport-, nicht um eine Bohrleitung gehandelt.[28]

Die Kritik in Deutschland stützt sich neben wissenschaftlichen und journalistischen Berichten aus den USA auf eine Studie von Werner Zittel[29] sowie auf Aussagen von Bernhard Cramer von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.[17]

Die Unternehmen BNK Petroleum und Realm Energy planen nach eigenen Angaben (Stand November 2010) Testbohrungen in Deutschland, inklusive Einsatz von Chemikalien; Exxon plant nach eigenen Angaben zwei weitere Fracking-Bohrungen bis Ende 2011. Zahlreiche Politiker und Bürger fordern, diese zu unterlassen bzw. zu verbieten, wenn die Unternehmen auf ihren Plänen beharren.[30]

In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen befassen sich mehrere Bürgerinitiativen kritisch mit der Technologie.[31] Neben dem Staat New York haben auch Frankreich und Südafrika Moratorien verhängt bzw. die Technologie gesetzlich verboten; Berichte, dass man sich in Nordrhein-Westfalen mit ExxonMobil auf ein Moratorium geeinigt habe, dementierte der Konzern.[32][33]. Die Fracking-Technologie hat inzwischen mehrmals den nordrhein-westfälischen Landtag beschäftigt; wissenschaftliche Untersuchungen sollen nun klären, ob von ihr eine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeht. Zudem laufen politische Initiativen zur Änderung des Bergrechts, das bisher das Genehmigungsverfahren nur auf der Ebene der Bergämter regelt. [34]

Die Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein (AWBR), der 72 Wasserversorgungen aus fünf Ländern angehören, spricht sich gegen diese neuartige Erdgasförderung aus, da im Untergrund Stoffe eingesetzt werden, die als wassergefährend eingestuft sind und die in öko- und humantoxikologischer Hinsicht als kritisch anzusehen sind.[35]

Klimawandel

Robert Howarth von der Cornell University kommt in einer Studie [36] zu dem Schluss, dass Stromerzeugung mit Erdgas aus dem Marcellus Shale Treibhausgase emittiert, deren Menge vergleichbar mit denen aus Kohlekraftwerken ist. Grund hierfür ist vor allem die Tatsache, dass bei der Förderung Methan über das Grundwasser in die Atmosphäre entweicht. Methan ist als Treibhausgas etwa 20 mal so schädlich wie Kohlendioxid.

Eine Studie der Carnegie Mellon University kommt zu anderen Ergebnissen [37]. Demnach seien die Treibhausgasemissionen geringer als die von Kohlekraftwerken, jedoch deutlich höher als die bei konventioneller Erdgasförderung.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.hydraulicfracturing.com
  2. http://www.appea.com.au/images/stories/Policy_CSG/APPEA_Fraccing_chemicals_-_FINAL.pdf
  3. stocks.investopedia.com/stock-analysis/2010/Will-The-EPA-Crack-Down-On-Fracking
  4. glossary.oilfield.slb.com Schlumberger Oilfield Glossary
  5. Montgomery, Carl T., Smith, Michael B.: Hydraulic Fracturing: History of an Enduring Technology. In: Society of Petroleum Engineers (Hrsg.): Journal of Petroleum Technology. 62, Nr. 12, Dezember 2010, S. 26–32. Abgerufen am January 5, 2011.
  6. Howard, G.C. and C.R. Fast (editors), Hydraulic Fracturing, Monograph Vol. 2 of the Henry L. Doherty Series, Society of Petroleum Engineers New York, 1970.
  7. Watson, T.L., Granites of the southeastern Atlantic states, U.S. Geological Survey Bulletin 426, 1910.
  8. David Banks, Odling, N.E., Skarphagen, H., and Rohr-Torp, E.: Permeability and stress in crystalline rocks. In: Terra Nova. 8, Nr. 3, 1996, S. 223–235. doi:10.1111/j.1365-3121.1996.tb00751.x.
  9. a b Evaluation of Impacts to Underground Sources of Drinking Water by Hydraulic Fracturing of Coalbed Methane Reservoirs Study (2004)
  10. Der Spiegel, 42/2011, Seite 90
  11. Gefahr fürs Trinkwasser? Beitrag des ARD-Magazins Monitor vom 18. November 2010
  12. Kommt jetzt der Erdgas-Boom? Artikel auf FAZ.net
  13. Polens riskanter Traum vom Gas-Reichtum Artikel auf Zeit Online: Experten rechnen mit 5,3 Billionen Kubikmetern Schiefergas – 500mal mehr, als Polen pro Jahr verbraucht. Die polnische Regierung wolle auf diesem Weg von russischen Erdgasimporten loskommen wie auch von der heimischen Kohle und langfristig selbst zum Energie-Exporteur werden.
  14. EPA's Draft Hydraulic Fracturing Study Plan
  15. Feuer aus dem Wasserhahn Artikel auf Spiegel Online
  16. Vgl. „Hilfe, mein Wasser brennt!“, SPIEGEL-Online Video, 15. November 2010
  17. a b c d US-Konzern presste giftige Chemikalien in Niedersachsens Boden Artikel auf Spiegel Online
  18. Chemicals Were Injected Into Wells, Report Says, New York Times, 16. April 2011
  19. derwesten.de: Studie untermauert Gefahren von Fracking
  20. Exxon sucht in Niedersachsen nach Erdgas, HAZ vom 4. Oktober 2009, Klaus Wallbaum, http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Niedersachsen/Exxon-sucht-in-Niedersachsen-unkonventionelles-Erdgas
  21. neutraler Expertenkreis
  22. Informations- und Dialogprozess über die Sicherheit und Umweltverträglichkeit der Fracking Technologie
  23. Gift aus dem Wasserhahn, ZEIT online 13. August 2010, Frauke Steffens
  24. Wenn Trinkwasser brennt, Deutsche Welle Radio 16. August 2010, Frauke Steffens
  25. Benebelt vom Gasrausch, SPIEGEL online 19. August 2010, Stefan Schultz
  26. Gefahr fürs Trinkwasser? Wie internationale Konzerne in Deutschland Erdgas fördern, MONITOR vom 18. November 2010, Frauke Steffens, Ralph Hötte, Markus Schmidt
  27. http://www.gegen-gasbohren.de/2010/12/16/galileo/
  28. Exxon: US-Konzern vergiftet Grundwasser, Panorama vom 3. März 2011, Johannes Edelhoff, Alexa Höber, Birgit Wärnke
  29. Kurzstudie „Unkonventionelles Erdgas“ (pdf, 32 Seiten)
  30. WDR, Lokalzeit aus Dortmund, 2. Februar 2011 (Ein Beitrag von Thorsten Pfänder)
  31. „Gegen Gasbohren“
  32. Wasserversorger fordern Stopp der Erdgasbohrungen in NRW, Jürgen Polzin, WAZ
  33. Exxon will vom Moratorium nichts wissen, Jörn Krüger
  34. Kritik im Landtag, rp online
  35. Mitglieder-Information Newsletter 09 (2011) Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein
  36. Indirect Emissions of Carbon Dioxide from Marcellus Shale Gas Development Robert Howarth et al, Cornell University
  37. Professors Fight Over Fracking Impact

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