Carl Eduard

Carl Eduard
Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, um 1900
Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha mit Familie, 1918

Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha (* 19. Juli 1884 in Claremont House, Esher; † 6. März 1954 in Coburg) war letzter regierender Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha aus dem gleichnamigen Fürstenhaus und Duke of Albany bis 1917.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Tode des Herzogs Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha am 30. Juli 1900 folgte, da dessen Sohn Alfred bereits gestorben war, wiederum aus englischer Linie dessen Neffe Charles Edward, Duke of Albany, Sohn des 1884 verstorbenen Herzogs Leopold von Albany, des vierten Sohns der Königin Victoria. Die ältere Schwester von Carl Eduard, Prinzessin Alice (1883–1981) war die letzte lebende Enkelin Victorias.

Charles Edward übersiedelte im Alter von 15 Jahren von Großbritannien nach Deutschland, wo er sich Carl Eduard nannte und zuerst unter der Obhut seines Cousins Kaiser Wilhelm II. eine Ausbildung und Erziehung an der Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde erhielt und mit dem Abitur abschloss. Ab 1903 studierte er drei Semester Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Bonn, dort war er auch Mitglied in der Studentenverbindung Corps Borussia.

An seinem 21. Geburtstag 1905 übernahm er die Herrschaft über das Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, die bis dahin durch Ernst zu Hohenlohe-Langenburg als Regent erfolgt war. Am 11. Oktober 1905 heiratete er in Schloss Glücksburg Prinzessin Viktoria Adelheid von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, eine Nichte der deutschen Kaiserin Auguste Viktoria.

Der neue Herzog wandte sich frühzeitig dem Automobilwesen und der Luftfahrt zu, förderte in Gotha die in der Gothaer Waggonfabrik im Entstehen begriffene Luftfahrtindustrie und den Bau der Flugplätze in Gotha und Coburg. Am Ersten Weltkrieg nahm er zuerst als sächsischer General der Kavallerie beim Stab der 38. Infanteriedivision teil und wurde 1914 zum General der Infanterie ernannt. 1915 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen vom aktiven Dienst zurück, war jedoch noch oft bei seinem 6. Thüringischen Infanterie-Regiment 95 an der Front. 1917 wurden dem Herzog seine britischen Auszeichnungen sowie sein Titel Duke of Albany und damit Sitz im englischen Oberhaus aberkannt. Seine Stellung als Prinz von Großbritannien und Irland und Königliche Hoheit blieb davon aber unberührt. Umgekehrt wurde in den Herzogtümern Coburg und Gotha das Thronfolgerecht dahin geändert, dass kein britischer Prinz mehr erbberechtigt war.

Am 9. November 1918 erklärte der Gothaer Arbeiter- und Soldatenrat Herzog Carl Eduard für abgesetzt. Am 13. November 1918, später als die meisten Bundesfürsten, verkündete er seinen Rücktritt, der auch in Coburg wirksam wurde und den Thronverzicht auf beide Herzogtümer bedeutete. Damit zerbrach das Doppelherzogtum Sachsen-Coburg und Gotha in die beiden Freistaaten Coburg und Gotha. Diese gingen getrennte Wege, als sich Gotha 1920 dem neu geschaffenen Land Thüringen anschloss, während Coburg dem Freistaat Bayern beitrat.

Da Carl Eduard im Weltkrieg auf Seiten Deutschlands gekämpft hatte, erkannte ihm sein Vetter, der britische König Georg V., am 28. März 1919 offiziell seine Titel als Duke of Albany, Earl of Clarence und Baron of Arklow sowie seine Ansprüche auf das Dukedom ab.

Seit 1919 suchte der ehemalige Herzog Anschluss an national-konservative bzw. völkische Kreise. So stand er bis 1922 an der Spitze des Bundes der Kaisertreuen. Er unterstützte sowohl ideell als auch materiell den Freikorpsführer Hermann Ehrhardt nach dessen maßgeblicher Beteiligung am Kapp-Putsch. In der Weimarer Republik zeigte er früh öffentliche Sympathie und Unterstützung für die NSDAP und Adolf Hitler, den er am 14. Oktober 1922 auf dem dritten Deutschen Tag in Coburg beziehungsweise beim sogenannten „Zug nach Koburg“ kennenlernte.[1]

1923 trat er in den paramilitärischen Bund Wiking (ehemalige Brigade Ehrhardt) ein und war repräsentativer Oberbereichsleiter des Bundes in Thüringen, und als dieser 1926 im Stahlhelmbund aufging, wurde er dort Mitglied im Bundesvorstand und gleichzeitig Reichsstaffelführer der Reichskraftfahr-Staffel des Stahlhelm.

Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha im Jahre 1933
Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha spricht 1936 auf einer Großkundgebung des Reichsfrauenbundes in der Deutschlandhalle

Am 5. Dezember 1929 besuchte Carl Eduard eine Wahlkampfveranstaltung der NSDAP in Coburg mit Hitler als Redner. 1932 unterstützte er bei der Reichspräsidentenwahl mit einem öffentlichen Aufruf Hitler gegen den konservativen Amtsinhaber Hindenburg. Am 9. März 1933 ließ er auf der Veste Coburg die Hakenkreuzfahne hissen und trat zum 1. Mai 1933 in die NSDAP ein, im selben Jahr in die SA, zuerst als SA-Gruppenführer im Stabe des Obersten SA-Führers, 1936 dann von Hitler zum SA-Obergruppenführer befördert. Eduard war Ehrenführer und Obergruppenführer des Nationalsozialistischen Kraftfahrerkorps NSKK, Fliegerkommodore, Ehrenführer der Deutschen Luftfahrt und NSFK-Obergruppenführer. All diese Stellungen in SA, NSKK und NSKF waren Ehrenstellungen ohne Führungsbefugnisse. Weitere Ämter waren 1933 Reichsbeauftragter für das Kraftfahrwesen und Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, 1934 Reichskommissar für die Freiwillige Krankenpflege, 1936 Reichstagsabgeordneter der NSDAP, Präsident der Vereinigung des Deutschen Frontkämpferbundes, Leiter der deutschen Parallelorganisation zur Anglo-German-Fellowship sowie 1938 Präsident des Ständigen Internationalen Ausschusses ehemaliger Frontkämpfer. Ferner war er in der Wirtschaft u. a. Aufsichtsratsvorsitzender der Europäischen Güter- und Reisegepäckversicherung AG und Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank AG.

Der Name von Carl Eduard stand 1934 nach Röhm-Putsch auf der Liste der zu Verhaftenden. Er hatte sich für den jüdischen Direktor seines Münzkabinetts in Gotha und seinen halbjüdischen Vertreter in der Auseinandersetzungskommission mit dem Land Thüringen eingesetzt, als deren Entlassung gefordert wurde.[1]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er verhaftet und bis 1946 interniert. Anfangs wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, wurde Carl Eduard, dem mehrere Persilscheine ausgestellt worden waren und der sich keiner Schuld bewusst war, 1950 im Spruchkammerverfahren nach mehreren Berufungsverfahren als Mitläufer und Minderbelasteter zu einer Sühneleistung von 5000 DM verurteilt.

An einer Krebserkrankung verstarb Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha 1954 als vorletzter deutscher Bundesfürst im Alter von 70 Jahren. Bestattet wurde er im Forst von Schloss Callenberg.

Nachkommen

Sein erster Sohn, Erbprinz Johann Leopold (* 2. August 1906 in Coburg; † 4. Mai 1972 in Grein, Österreich), heiratete in erster Ehe 1932 nicht standesgemäß die geschiedene Feodora Freiin von der Horst. Deshalb musste er gemäß Hausgesetz für sich, seine Familie und seine Nachkommen auf seine erbprinzlichen Rechte und die Zugehörigkeit zum Gesamthaus Sachsen-Coburg und Gotha verzichten. Der zweite Sohn Prinz Hubertus (* 24. August 1909 in Gotha; † 26. November 1943 bei Mosty, Polen) war kinderlos, als er im Zweiten Weltkrieg fiel. Daher wurde der jüngste Sohn Friedrich Josias Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (1918–1998) Chef des Gesamthauses Sachsen-Coburg und Gotha. Dessen ältester Sohn Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha (* 1943), übernahm 1998 diese Stellung.

Die älteste Tochter Carl Eduards, Prinzessin Sibylla, ehelichte 1932 in Coburg Prinz Gustav Adolf von Schweden. Der gemeinsame Sohn Carl XVI. Gustaf ist seit 1973 König von Schweden.

Literatur

  • Harald Sandner: Coburg im 20. Jahrhundert. Die Chronik über die Stadt Coburg und das Haus Sachsen-Coburg und Gotha vom 1. Januar 1900 bis zum 31. Dezember 1999 - von der "guten alten Zeit" bis zur Schwelle des 21. Jahrhunderts. Gegen das Vergessen. Verlagsanstalt Neue Presse: Coburg 2002, ISBN 3-00-006732-9
  • Thomas Nicklas: Das Haus Sachsen-Coburg - Europas späte Dynastie. Stuttgart, Verlag W. Kohlhammer 2003. ISBN 3-17-017243-3
  • Stefan Nöth: Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha (1884-1954). In: Voraus zur Unzeit. Coburg und der Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland, Initiative Stadtmuseum Coburg e. V., Coburg 2004, ISBN 3-9808006-3-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Jürgen Erdmann: Coburg, Bayern und das Reich 1918-1923. Druckhaus und Vesteverlag A. Rossteutscher, Coburg 1969, S. 91.

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