- Land Thüringen (1920–1952)
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Land Thüringen Wappen Flagge Lage im Deutschen Reich Entstanden aus Thüringischen Staaten Aufgegangen in Bezirke Erfurt, Gera und Suhl Heute (Teil von): Thüringen Daten aus dem Jahr 1931 Landeshauptstadt Weimar Regierungsform Staatsoberhaupt Staatsminister Verfassung 11. März 1921 Bestehen 1920-1945 Fläche 11.763 km² Einwohner 1.607.339 Bevölkerungsdichte 137 Ew./km² Religionen 92,6 % Ev.
2,8 % Röm.-Kath.
0,2 % Juden
4,4 % SonstigeReichsrat 2 Stimmen Kfz-Kennzeichen TH Verwaltung 15 Land- und 9 Stadtkreise Karte Das Land Thüringen war ein Land des Deutschen Reiches in der Zeit der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus sowie ein Land der Sowjetischen Besatzungszone und der Deutschen Demokratischen Republik.
Das Land entstand am 1. Mai 1920 aus einem Zusammenschluss der thüringischen Freistaaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Gotha, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen sowie des Volksstaates Reuß. Im Thüringer Raum ging damit die jahrhundertelange Ära starker territorialer Zersplitterung zu Ende. Landeshauptstadt war Weimar.
Inhaltsverzeichnis
Wappen
Das Landeswappen wurde am 7. April 1921 verliehen. Es zeigt sieben silberne Sterne auf rotem Grund. Die sieben Sterne stehen für die sieben Staaten, aus denen Thüringen 1920 gebildet wurde (Sachsen-Weimar-Eisenach, S.-Meiningen, S.-Gotha, S.-Altenburg, Volksstaat Reuß, Schwarzburg-Sondershausen und Schw.-Rudolstadt). 1933 erhielt das Land unter der nationalsozialistischen Regierung ein neues Wappen, da die Sterne allzu sehr an den jüdischen Davidsstern erinnerten. Heute enthält das Landeswappen acht Sterne; der achte steht für die 1945 in Thüringen eingegliederten preußischen Gebiete. Die Sterne als Symbol der Einheit des Landes sind also bis heute im Landeswappen erhalten geblieben.
Das von den Nationalsozialisten verliehene Landeswappen zeigte einen hessischen Löwen in der Mitte (Symbol der Landgrafen von Thüringen) mit dem Hakenkreuz in der rechten Pfote; oben waren der sächsische Rautenkranz (Symbol der Ernestinischen Gebiete) und der Schwarzburger Adler zu sehen. Unten waren der reußische Löwe und die Henne der Henneberger abgebildet. Dieses Wappen wurde von 1933 bis 1945 verwendet. Als Kleines Staatswappen wurde von Behörden nur der Herzschild geführt. Gestaltet wurde das Wappen von dem Altenburger Maler Ernst Müller-Gräfe. Wegen seiner Symbole wurde es auch als „Thüringer Tiergarten” verspottet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein goldener Löwe auf rotem Grund verwendet. Der Löwe war von acht silbernen Sternen umgeben, die die acht Landesteile Thüringens symbolisierten.
Flagge
Die Große Staatsflagge trägt die Landesfarben weiß-rot und zeigt im weißen Streifen links noch besonders das Landeswappen (Verordnung vom 25. April 1922, Abschnitt III Absatz 2).
Die Landesfarben sind weiß-rot (Gesetz vom 7. April 1921, § 2).
Gründung
Schon Ende 1918 nahmen die Regierungen der thüringischen Freistaaten, einschließlich des Freistaates Coburg Verhandlungen zu einem Zusammenschluss aller auf, möglichst unter Einschluss der preußischen Gebietsteile. Da Preußen zu keinerlei Gebietsveränderungen bereit war, wurde die Landesgründung im Jahr 1919 als sogenannte „kleinthüringische Lösung“ vorangetrieben.
Im Verlauf der Gründungsverhandlungen äußerten die Landesregierungen von Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg Bedenken darüber, ob ein Anschluss an das zu bildende Land vorteilhaft sei, da sich der eher fränkisch geprägte Bereich südlich des Rennsteigs von jeher sprachlich wie landsmannschaftlich stärker an Bayern anlehnte. Die Bedenken Sachsen-Meiningens konnten (unter anderem durch eine Bestandsgarantie für die IHK Sonneberg und für die Landkreise) ausgeräumt werden. Der Freistaat Coburg entschied sich bei einer Volksabstimmung am 30. November 1919 mit 88 Prozent gegen einen Anschluss an Thüringen, worauf am 1. Juli 1920 die Vereinigung mit dem Freistaat Bayern vollzogen wurde.
Durch das Reichsgesetz vom 23. März 1920 (RGBl. I S. 841) wurden die übrigen sieben Volks- beziehungsweise Freistaaten schließlich am 1. Mai 1920 zum Land Thüringen mit einer Fläche von 11.763 km² vereint. Das erste Landeswappen hatte sieben Sterne auf rotem Grund, welche die ehemaligen Freistaaten symbolisieren. Hauptstadt wurde Weimar. Die Verfassung des Landes Thüringen, die am 11. März 1921 verabschiedet wurde, und der Gemeinschaftsvertrag von 1919 wurden durch den Jenaer Abgeordneten der DDP, Professor Eduard Rosenthal entworfen.
Von 1920 bis 1933
Auch in Thüringen war die Zeit der Weimarer Republik von politischen Wirren geprägt. Im Oktober 1923 bildeten die Sozialdemokraten unter August Frölich eine Regierung zusammen mit der KPD. Jedoch zerbrach die „Arbeiterregierung“ wenig später nach dem Einmarsch der Reichswehr infolge großer politischer Differenzen.
Von Januar 1930 bis April 1931 gab es in Thüringen die erste völkisch-nationalsozialistische Regierung in Deutschland, nach ihrem nationalsozialistischen Innenminister Wilhelm Frick als Frick-Regierung bezeichnet, und schon 1932 konnte die NSDAP in Thüringen mit ihrem Gauleiter Fritz Sauckel als Leitendem Staatsminister allein die Regierung bilden.
Das Land wurde nach außen durch den Vorsitzenden des Staatsministeriums vertreten. Dies waren zwischen 1920 und 1945:
- 1920–1921 Arnold Paulssen (DDP)
- 1921–1924 August Frölich (SPD)
- 1924–1928 Richard Leutheußer (DVP)
- 1928–1930 Arnold Paulssen (DDP)
- 1930–1932 Erwin Baum (Landbund)
- 1932–1933 Fritz Sauckel (NSDAP)
- 1933–1945 Willy Marschler (NSDAP)
siehe auch: Thüringer Landtag (Weimarer Republik)
Von 1933 bis 1945
Hauptartikel: Thüringen im Nationalsozialismus
Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers Anfang 1933 erfolgte die Gleichschaltung der Länder. Zur Verfolgung der politischen Gegner entstanden die ersten Schutzhaftlager in Nohra und Bad Sulza (beide Krs. Weimarer Land). Trotz Verfolgung durch den NS-Terrorapparat entwickelte sich in unterschiedlicher Intensität auch der Widerstand gegen die Naziherrschaft. Der bisherige Ministerpräsident Fritz Sauckel wurde Reichsstatthalter und dessen Nachfolger Willy Marschler (NSDAP). Durch das Gesetz über den Neuaufbau des Reichs vom 30. Januar 1934 verlor Thüringen seine Eigenstaatlichkeit. Die Landeshauptstadt Weimar wurde zur Gauhauptstadt ausgebaut; das so genannte „Gauforum Weimar“ existiert noch heute. 1937 entstand das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar. 1943 kam das Konzentrationslager Dora-Mittelbau hinzu (zunächst als Nebenlager von Buchenwald und seit 1944 als eigenständiges Lager).
Im Zweiten Weltkrieg war Thüringen weniger als andere Gebiete Deutschlands von Flächenbombardements betroffen. Fast völlig zerstört wurden die Städte Nordhausen, damals wie Erfurt zu Preußen gehörend, (aufgrund des dortigen KZ und Rüstungsbetriebes Mittelbau-Dora) und Creuzburg (strategisch wichtige Werraüberquerung); größere Beschädigungen gab es unter anderem in Jena und Gera. Erfurt wurde zu etwa 10 % zerstört.
Verwaltung bis 1945
Verwaltungsgliederung
Größte Städte Einwohner 1939 Gera 81.931 Jena 68.377 Weimar 65.916 Gotha 51.995 Eisenach 50.464 Altenburg 44.338 Greiz 38.933 Apolda 27.936 Arnstadt 22.619 Saalfeld 21.980 Sonneberg 20.204 Meiningen 19.796 Rudolstadt 18.222 Zella-Mehlis 16.363 Ilmenau 16.306 Pößneck 16.045 Schmölln 13.020 Zeulenroda 12.481 Weida 11.150 Eisenberg 11.103 Sondershausen 10.907 Meuselwitz 10.660 Stadtkreise:
Landkreise:
- Altenburg
- Arnstadt
- Eisenach
- Gera
- Gotha
- Greiz
- Hildburghausen
- Meiningen
- Rudolstadt
- Saalfeld
- Schleiz
- Sondershausen
- Sonneberg
- Stadtroda
- Weimar
Verwaltungsänderungen
1928 erfolgte ein Gebietsaustausch und eine Grenzbereinigung zwischen dem Freistaat Sachsen und dem Land Thüringen. Insgesamt kamen 1778 ha mit 2900 Einwohnern zu Thüringen und 1115 ha mit 4890 Einwohnern zu Sachsen (Karte mit den Austauschgebieten).
Am 1. April 1944 wurde der zur aufgelösten preußischen Provinz Hessen-Nassau gehörige Landkreis Herrschaft Schmalkalden in den Regierungsbezirk Erfurt und die preußische Provinz Sachsen umgegliedert. Im Rahmen der Aufgliederung der Provinz Sachsen wurde der Regierungsbezirk dem Reichsstatthalter in Thüringen in Funktion als Oberpräsident unterstellt. Staatsrechtlich änderte sich damit nichts an der Zugehörigkeit des Regierungsbezirkes zu Preußen. Der achte Stern im heutigen Wappen Thüringens – ein Löwe auf blauem Grund – symbolisiert die schließlich Ende 1945 angeschlossenen preußischen Gebiete.
Ende des Zweiten Weltkriegs, SBZ und DDR
Ende März 1945 näherten sich die Westalliierten Thüringen. Trotz des nahen Kriegsendes befahlen NS-Offiziere, den „Trutzgau Thüringen“ bis zum letzten Mann zu verteidigen; die „Werralinie“ westlich von Eisenach sollte unter allen Umständen gehalten werden. Dadurch kam es am 1. April zwischen Treffurt und Gerstungen zu Kämpfen von Volkssturm, Hitler-Jugend und Fronturlaubern gegen die anrückenden US-Truppen, die etwa 350 Todesopfer forderten und bei denen die Kleinstadt Creuzburg zu etwa 85 % zerstört wurde. Damit begann die Einnahme Thüringens; innerhalb von rund zwei Wochen war das ganze Land amerikanisch besetzt. Zuvor war es am 6. April noch zu starken Bombenangriffen auf Gera gekommen.
Aufgrund der alliierten Vereinbarungen von Jalta wurde das Land Thüringen mit Ausnahme der Exklave Ostheim vor der Rhön zwischen dem 2. und 6. Juli 1945 von sowjetischen Truppen besetzt. Das Land, nunmehr Teil der sowjetischen Besatzungszone (SBZ), wurde um den preußischen Regierungsbezirk Erfurt auf 15.585 km² vergrößert, und es erhielt eine neue Verfassung. Die Gemeinde Ostheim vor der Rhön wurde an Bayern angegliedert.
Der Thüringer Landtag wurde 1946 bei den halbfreien Landtagswahlen gewählt. Nach der Gleichschaltung der politischen Parteien zu Blockparteien wurde er bei den unfreien Landtagswahlen in der DDR 1950 nach Einheitslisten bestimmt. Mit der Neugliederung der DDR nach Bezirken verlor das Land 1952 seine Funktion. 1958 wurde es endgültig aufgelöst. Das Gebiet des Landes bildete nun im Wesentlichen die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl.
Literatur
- Joachim Bergmann M.A.: Die innenpolitische Entwicklung Thüringens in der Zeit von 1918 bis 1932. Europaforum-Verlag, ISBN 3-931070-27-1.
- Steffen Raßloff: Parteien und Landespolitik 1920–1933. Erfurt 2005 (Landeszentrale für politische Bildung Thüringen).
- Steffen Raßloff: Antisemitismus in Thüringen. Erfurt 2008 (Landeszentrale für politische Bildung Thüringen).
- Steffen Raßloff: Geschichte Thüringens. München 2010, ISBN 978-3-406-60523-9.
- Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser, Band 8, Thüringen, Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0.
Weblinks
Länder des Deutschen Reiches (1919–1933)Anhalt | Baden | Bayern2 | Braunschweig | Bremen1,2 | Hamburg1,2 | Hessen | Lippe | Lübeck1,(2) | Mecklenburg-Schwerin | Mecklenburg-Strelitz1 | Oldenburg | Preußen | Sachsen2 | Schaumburg-Lippe1 | Thüringen | Waldeck-Pyrmont1(bis 1929) | Württemberg
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