Kurt Exner (Archäologe)

Kurt Exner (Archäologe)

Kurt Exner (* 31. August 1912 in Radebeul; † Herbst 1943; eigentlich: Konrad Felix Kurt Exner) war ein deutscher Provinzialrömischer Archäologe, der sich insbesondere durch die Gliederung, Katalogisierung und zeitliche Zuordnung der provinzialrömischen Email-Fibeln der Rheinlande einen Namen machte. Sein System wird noch heute in der Forschung verwendet.

Leben und Wirken

Exner war der evangelisch getaufte Sohn des Kaufmanns Kurt Exner und dessen Ehefrau Marta, geborene Motz. Am 9. März 1932 legte er seine Reifeprüfung am Realgymnasium „In der Lößnitz“ in seiner Geburtsstadt ab und wechselte auf das Gymnasium zum Heiligen Kreuz in Dresden, um eine humanistische Ergänzungsprüfung zu absolvieren. Ab Sommer 1932 besuchte er in der sächsischen Hauptstadt für zwei Semester die Technische Hochschule und ging anschließend für ein Semester an die Universität Göttingen. Dort belegte er im Sommer 1933 ein Proseminar des Philologen Kurt Latte.[1] Anschließend unterbrach er seine Studien für kurze Zeit, um fachliche Praxis bei Ausgrabungen zu erwerben. Anfang 1934 war er in Radebeul an der Bergung eines bronzezeitlichen Siedlungsfundes auf dem örtlichen Friedhof beteiligt.[2] und grub im Anschluss unter Otto Kleemann gemeinsam mit anderen Studenten wie Walter Grünberg und Walter Coblenz sowie einem für die Dauer dieser Grabung vom Reichsministerium des Innern abkommandierten Polizeioberwachtmeister am frühgeschichtlichen Burgwall „Heidenschanze“ in Dresden-Coschütz.[3] Parallel mit diesen Grabungen gingen bis zum März desselben Jahres Fundbeobachtungen in Weinböhla einher, die sich gleichfalls mit vorgeschichtlichen Befunden beschäftigten.[2] Im Sommer 1934 war Exner für zwei Semester an der Universität Bonn eingeschrieben und belegte zeitgleich Fächer an der Universität zu Köln. Damals zeichnete er für eine Geländebegehung an einer großen Motte bei Lechenich[4] und an einer weiteren in Antweiler[5] verantwortlich. Auch mit der Ortsbesichtigung und Lokalisierung eines 1935 durch die Bevölkerung in der Gemarkung Weeze Hees nahe der holländischen Grenze gefundenen mittelalterlichen Münzschatzes war er im Oktober desselben Jahres betraut.[6] Nach dieser Zeit besuchte er für zwei weitere Semester die Universität Marburg und kehrte anschließend nach Bonn zurück, um seine Studien zu beenden.

Exner wurde mit der unter Richard Delbrueck entstandene Dissertationsschrift Die provinzialrömischen Emailfibeln der Rheinlande in Bonn vor,[7] promoviert (Tag der mündlichen Prüfung 25. Mai 1938), die ihn schnell in Fachkreisen bekannt machte. Noch 1938 wurde er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am kurz zuvor gegründeten Museum für heimische Vor- und Frühgeschichte in Frankfurt am Main, wechselte 1939 als Referent für Vor- und Frühgeschichte an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München und übernahm von dort aus noch am 1. Mai des gleichen Jahres von dem Erlanger Prähistoriker Rudolf Paulsen die Stelle des stellvertretenden Konservators an der Zweigstelle des Landesdenkmalamtes in Würzburg.[8] Exner hatte sich bereits seit 1938 im Auftrag der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) in Frankfurt mit der Erstellung eines Registers für das gerade abgeschlossene Limeswerk beschäftigt. Die RGK hatte zuvor schon mehrere erfolglose Anstrengungen in diese Richtung unternommen. Doch durch die berufliche Neuorientierung konnte Exner seine seit Mai 1939 ruhenden Arbeiten daran erst im Herbst 1939 wieder fortsetzen.[9] Er war der erste, der den schon früh erkannten Mangel eines Indexbandes zum Limeswerk endgültig beseitigen wollte, was nach ihm auch der Zweite Direktor der RGK, Wilhelm Schleiermacher, forderte. Durch die im Frühjahr 1940 ergangene Einberufung Exners zum Kriegsdienst im Heer wurde die Karriere dieses Nachwuchswissenschaftlers jedoch beendet. Er fiel im Herbst 1943.[8] Aufgrund von Exners Tod konnte auch ein kleiner Führer zum Kastell Weißenburg nicht mehr fertiggestellt werden.[10]

Exner gliederte die Emailfibeln in drei große Gruppen, wobei die Gruppe I (Bügelfibeln) vorwiegend Hülsenscharnierfibeln enthält.[11] Die Gruppe II führt Gleichseitige Fibeln auf, während sich die Gruppe III mit Platten- und Scheibenfibeln befasst.

Die rheinischen Fibeln mit Emaileinlagen wurden nach Exner nicht wieder zusammenfassend bearbeitet.[12] Teilweise wird heute die von Exner vorgenommene zeitliche Zuordnung einzelner Fibeln bezweifelt.[13]

Schriften

  • Zwei römische Emailgefäße aus dem freien Germanien. In: Ernst Sprockhoff (Hrsg.): Marburger Studien. Festschrift für Prof. von Merhart. Dannstadt 1938, S. 47–53.
  • (mit Karl Heinz Wagner): Bericht der vor- und frühgeschichtlichen Abteilung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege für das Jahr 1938. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 16, 1942, S. 26–84.
  • Ein neues, ummauertes Gräberfeld Frankfurt a. M.-Heddernheim, Tiberiusstraße. In: Das Museum für heimische Vor- und Frühgeschichte II. Frankfurt am Main 1938, S. 67–72.
  • Brandgrab mit Schminkkästchen und Salbenreibplatte In: Das Museum für heimische Vor- und Frühgeschichte II. Frankfurt am Main 1938, S. 68–70.
  • Die provinzialrömischen Emailfibeln der Rheinlande In: 29. Bericht der Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 1939. Reichsverlagsamt, Berlin 1941, S. 31–122.
  • (mit Ibolya Sellye): Das Verhältnis der pannonischen Emailfunde zu den Rheinischen. In: Császárkori emailmunkák Pannoniábol. Les bronzes émaillés de la Pannonie Romaine. Avec une appendice par K. Exner. Institut für Numismatik und Archäologie an der Péter-Pázmány-Universität, Budapest 1939, S. 89—91 (in ungarischer und französischer Sprache).
  • Römische Dolchscheiden mit Tauschierung und Emailverzierung. In: Germania. Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts 24, 1940, S. 22–28.

Einzelnachweise

  1. Carl Joachim Classen: Kurt Latte, Professor der Klassischen Philologie 1931–1935; 1945–1957. In: Carl Joachim Classen (Hrsg.): Die klassische Altertumswissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989, ISBN 3-525-35845-8, S. 215.
  2. a b Nachrichtenblatt für Deutsche Vorzeit 11, 1935, S. 62.
  3. Otto Kleemann: Burgwallgrabung in Dresden-Coschütz im Jahr 1934. In: Nachrichtenblatt für Deutsche Vorzeit 11, 1935, S. 149.
  4. Bonner Jahrbücher 142, 1937. S. 260.
  5. Bonner Jahrbücher 142, 1937. S. 231.
  6. Bonner Jahrbücher 142, 1937. S. 183.
  7. Kurt Exner: Die provinzialrömischen Emailfibeln der Rheinlande In: 29. Bericht der Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 1939. Reichsverlagsamt, Berlin 1941, S. 31 ff.
  8. a b Kurt Böhner, in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 27: Würzburg, Karlstadt, Iphofen, Schweinfurt. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1982, S. 3.
  9. Kurzer Meldung im Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 55, 1940, S. IV.
  10. Konrad Spindler: Landkreis Weissenburg-Gunzenhausen. Archäologie und Geschichte. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3806204934, S. 37 (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Band 14.). Dort wird Kurt Exner fälschlicherweise Rudolf Exner genannt.
  11. Helga Donder: Die Fibeln. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1994, ISBN 3-8053-1537-6, S. 130 (Katalog der Sammlung antiker Kleinkunst des Archäologischen Instituts der Universität Heidelberg. Band 32.).
  12. Dieter Planck: Arae Flaviae. Neue Untersuchungen zur Geschichte des römischen Rottweil. Komissionsverlag Müller & Gräff, Stuttgart 1975, ISBN 3875320611, S. 177.
  13. Kerstin Hoffmann: Kleinfunde der römischen Kaiserzeit aus Unterfranken. Studien zur Siedlungsgeschichte und kulturellen Beziehung zwischen Germanen und Römern. Verlag Marie Leidorf, Rahden 2004, ISBN 3896463527, S. 30.

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