Kurt Latte

Kurt Latte

Kurt Latte (* 9. März 1891 in Königsberg; † 18. Juni 1964 in Tutzing) war ein deutscher klassischer Philologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Arztes studierte an den Universitäten Königsberg, Bonn und Berlin. Nach der Promotion in Königsberg 1913 bei Ludwig Deubner mit einer Arbeit über kultische Tänze im antiken Griechenland begann er mit der Edition des Wörterbuchs des Hesychios von Alexandria. Nach dem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg war Latte von 1920 bis 1923 Assistent am Institut für Altertumskunde der Universität Münster und habilitierte sich dort 1920 mit einer Arbeit über griechisches Sakralrecht. In dieser Zeit führte er den Begriff der Erfolgsethik im Kontext antiker Ethik ein. Er ging 1923 als ordentlicher Professor (Nachfolger Johannes Mewaldts) nach Greifswald, 1926 als Nachfolger Günther Jachmanns nach Basel und 1931 nach Göttingen (als Nachfolger Eduard Fraenkels). Aufgrund seiner Klassifizierung als Jude durch die Nationalsozialisten wurde er 1935 zwangsemeritiert.

Latte, der 1937 von einer Gastprofessur in Chicago nach Deutschland zurückkehrte, überstand die nationalsozialistische Herrschaft in Hamburg (unterstützt durch Bruno Snell), Düsseldorf und Osterode am Harz, wohin ihn sein früherer Greifswalder Kollege Konrat Ziegler eingeladen hatte, der ihn zeitweilig versteckte. 1945 konnte er seinen Göttinger Lehrstuhl wieder übernehmen. Die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin nahm ihn 1947 als korrespondierendes Mitglied auf. Er war 1949 bis 1956 Präsident und Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen sowie Vorsitzender der Mommsen-Gesellschaft. 1951 wurde er Ehrendoktor der Universität Heidelberg. Nach seiner Emeritierung 1957 zog er nach Tutzing und hielt bis zu seinem Tod noch Seminare über griechisches Recht an der Universität München.

Wissenschaftlich beschäftigte sich Latte vor allem mit der Herausgabe des Hesych und der antiken Religionsgeschichte.

Schriften (Auswahl)

  • Heiliges Recht. Untersuchungen zur Geschichte der sakralen Rechtsformen in Griechenland. Mohr, Tübingen 1920; Nachdruck Scientia, Aalen 1964.
  • (Hrsg.): Hesychii Alexandrini Lexicon. Bd. 1 und 2. Munksgaard, Hauniae (= Kopenhagen) 1953 und 1966.
  • Römische Religionsgeschichte. Beck, München 1960 und Nachdrucke (Handbuch der Altertumswissenschaft, Abt. 5, Teil 4), ISBN 3-406-01374-0 .
  • Kleine Schriften zu Religion, Recht, Literatur und Sprache der Griechen und Römer. Beck, München 1968.
  • Carl Joachim Classen (Hrsg.): Kurt Latte: Opuscula inedita. Zusammen mit Vorträgen und Berichten von einer Tagung zum vierzigsten Todestag von Kurt Latte. Saur, München 2005 (Beiträge zur Altertumskunde, 219), ISBN 3-598-77831-7.

Literatur

  • Carl Joachim Classen: Kurt Latte. Professor der Klassischen Philologie 1931–1935; 1945–1957. In: Die klassische Altertumswissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen. Eine Ringvorlesung zu ihrer Geschichte. Vandenhoeck u. Ruprecht, Göttingen 1989 (Göttinger Universitätsschriften, Serie A, Schriften, 14) S. 197–233, ISBN 3-525-35845-8 (mit Foto).
  • Heinrich DörrieLatte, Kurt. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, S. 685 f.
  • Rudolf Stark: Kurt Latte †. In: Gnomon, Band 37 (1965), S. 215–219.
  • Cornelia Wegeler: „… wir sagen ab der internationalen Gelehrtenrepublik“. Altertumswissenschaft und Nationalsozialismus. Das Göttinger Institut für Altertumskunde 1921–1962. Böhlau, Wien 1996, ISBN 3-205-05212-9, bes. S. 112–114, 172–180, 263–267.
  • Latte, Kurt. In: Lexikon Greifswalder Hochschullehrer 1775 bis 2006. Bd. 3: Lexikon Greifswalder Hochschullehrer 1907 bis 1932. Bock, Bad Honnef 2004, ISBN 3-87066-931-4, S. 132–133.

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