Ludwig von Leonrod

Ludwig von Leonrod
Ludwig Freiherr von Leonrod

Ludwig Freiherr von Leonrod (* 17. September 1906 in München; † 26. August 1944 in Berlin-Plötzensee) war Berufsoffizier und Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ludwig Freiherr von Leonrod war das älteste Kind von Wilhelm Freiherr von Leonrod aus dem Adelsgeschlecht Leonrod und dessen Gattin Clara, eine geborene Freiin von Sazenhofen. Der Vater war persönlicher Adjutant des Prinzen Ludwig von Bayern, er wurde 1912 Oberststallmeister und 1915 Obersthofmeister[1].

Nach dem Abitur wählte Ludwig Freiherr von Leonrod im Jahr 1926 gemäß einer Familientradition den Beruf des Offiziers. Seine Laufbahn begann in Bamberg beim 17. Bayerischen Reiterregiment, wo er Claus Schenk Graf von Stauffenberg kennenlernte. 1930 wurde er Leutnant, 1933 zum Oberleutnant und 1937 zum Rittmeister befördert. 1940 erwarb[2] Leonrod das „arisierte“ Haus Möhlstraße 21 des Bank- und Druckereibesitzers Julius Kaufmann (*1855) in München Bogenhausen[3], welches sich schon seit 1938 mit Grundstück im Besitz des Leonrodschen Familienfideikomiß befand[2]. Das Eigentümerehepaar Kaufmann, evangelischen Christen jüdischer Herkunft, begingen zusammen mit ihrem Sohn Bruno 1940 Selbstmord. 1941 erhielt von Leonrod, inzwischen Major und Kommandeur einer Aufklärungseinheit, das Eiserne Kreuz. Nach einer schweren Verwundung durch eine Mine am Anfang des Jahres 1942 folgte seine Versetzung nach München zum Wehrkreis VII. Im März 1943 heiratete er Monika Freiin von Twickel (* 1908).

Im Herbst 1943 suchte von Stauffenberg Mitverschwörer in den Wehrkreisen. Daher erzählte und begründete er im Dezember Leonrod gegenüber seine Pläne. Dieser wollte seinen Freund unterstützen, war aber aus Gewissensgründen mit dem geplanten Anschlag nicht einverstanden. Der gläubige Katholik fragte deshalb auch am 13. Dezember 1943 in einem Seelsorgegespräch Kaplan Hermann Josef Wehrle, ob das Wissen um die Vorbereitung eines Attentatplanes bereits eine Sünde sei. Wehrle verneinte dies nach Heranziehung des Lexikons für Theologie und Kirche für die Frage des Tyrannenmords.

Über den eigentlichen Ablauf des Umsturzversuches wurde von Leonrod nicht eingeweiht. Mitte 1944 wurde er zu einem Lehrgang für höhere Adjutanten nach Berlin beordert, für den 20. Juli 1944 in die Bendlerstraße befohlen und erlebte dort als Wachposten die Ereignisse des Tages. Am Abend kehrte er zu seinem Lehrgangsquartier zurück, die Verhaftung geschah am folgenden Tag. Am 14. August wurde er durch den am 2. August 1944 gebildeten Ehrenhof aus der Wehrmacht unehrenhaft ausgestoßen, so dass das Reichskriegsgericht für die Aburteilung nicht mehr zuständig war. Am 19. August 1944 begann der Prozess gegen von Leonrod vor dem Volksgerichtshof unter dessen Präsidenten Roland Freisler. Von Leonrod wurde zusammen mit den Mitangeklagten Fritz Thiele, Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld, Friedrich Gustav Jaeger und Joachim Sadrozinski am 21. August 1944 zum Tod verurteilt. Sein Pflichtverteidiger war Rudolf Mäder. Die Vollstreckung des Urteils folgte am 26. August in Plötzensee durch Erhängen. Kaplan Hermann Josef Wehrle wurde am 14. September ebenda erhängt.

Dom zu Bamberg: Gedenken an Ludwig Freiherr von Leonrod

Im Bamberger Dom erinnert eine Gedenktafel an fünf ehemalige Mitglieder des 17. Reiterregimentes, die im Kampf gegen das NS-Regime ihr Leben gelassen haben, unter ihnen auch Ludwig Freiherr von Leonrod.

Siehe auch

Erinnerung

Die Ehefrau Monika von Leonrod, geborene Freiin von Twickel, heiratete 1948 Johann Freiherrn von Wiedersperg, seit 1950 sind die Nachkommen aus dieser Verbindung berechtigt, den Namen "Freiherr von Wiedersperg-Leonrod" in Erinnerung an Ludwig von Leonrod zu tragen. Die Familie lebt heute in Schmiechen.

Belege

  1. Elisabeth Chowaniec: Der Fall Dohnanyi, S. 549
  2. a b Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e.V: Villa Kaufmann. Möhlstraße 21
  3. hagalil.com: Zur Zuflucht und Kaderschmiede für Edelnazis verkommen: Das arisierte Wohnhaus Möhlstrasse

Literatur

  • Arnim Ramm: Der 20. Juli vor dem Volksgerichtshof. Wissenschaftlicher Verlag Berlin, Berlin 2007, ISBN 978-3-86573-264-4

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ludwig von Leonrod — Le baron Ludwig von Leonrod, né le 17 septembre 1906 à Munich et mort le 26 juillet 1944 à la prison de Plötzensee à Berlin, est un officier allemand qui participa à l attentat contre Hitler, le 20 juillet 1944.… …   Wikipédia en Français

  • Ludwig Freiherr von Leonrod — (* 17. September 1906 in München; † 26. August 1944 in Berlin Plötzensee) war Berufsoffizier und Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 …   Deutsch Wikipedia

  • Leonrod — Stèle funéraire du chevalier Philippe de Leonrod et de Dietenhofen mort en 1593, à l église de Dietenhofen La famille von Leonrod ou Leonrodt est une famille d ancienne noblesse de Souabe et de Franconie. Histoire Les seigneurs de Leonrod avaient …   Wikipédia en Français

  • Leonrod — ist der Name eines Ortes in der Gemeinde Dietenhofen, siehe Leonrod (Dietenhofen) der Name einer Burgruinie, siehe Ruine Leonrod der Name einer Adelsfamilie, siehe Leonrod (Adelsgeschlecht) Leonrod ist der Name folgender Personen: Wilhelm von… …   Deutsch Wikipedia

  • Leonrod (Adelsgeschlecht) — Wappen derer von Leonrod Vorgelagerter Turm der Burgruine Leonrod …   Deutsch Wikipedia

  • Von Stauffenberg — Wappen der Schenk von Stauffenberg Die Schenken von Stauffenberg sind ein katholisches, schwäbisches Geschlecht von uradeligen Reichsrittern, deren Herrschaften Jettingen, Wilflingen, Amerdingen, Rißt …   Deutsch Wikipedia

  • Leonrod — Leonrod, eine der Katholischen Confession folgende, in Baiern angesessene Familie, welche zu den ältesten Geschlechtern der freien Reichsritterschaft in Franken gehört u. noch jetzt im Besitz der Stammgüter Leonrod, Neudorf u. Diedenhof in Baiern …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ulrich Wilhelm Schwerin von Schwanenfeld — Ulrich Wilhelm Schwanenfeld lors de son procès en 1944. Le comte Ulrich Wilhelm Schwerin von Schwanenfeld (né le 21 décembre 1902 à Copenhague; mort le 8 septembre 1944 à Berlin P …   Wikipédia en Français

  • Liste von Rittern des Deutschen Ordens — Ernst von Aufseß im Deutschen Orden: Aufschwörschild in St. Jakob in Nürnberg …   Deutsch Wikipedia

  • Bischof von Eichstätt — Wappen des Bistums Eichstätt Die Liste der Bischöfe von Eichstätt enthält eine Übersicht der Bischöfe des Bistums Eichstätt bzw. bis zur Säkularisation 1802 zugleich Fürstbischöfe des Hochstifts Eichstätt. Das Bistum Eichstätt war und ist neben… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”