Schlacht von Château-Thierry

Schlacht von Château-Thierry
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Schlacht bei Château-Thierry
Teil von: Befreiungskriege
Gebiet des napoleonischen Sechs-Tage-Feldzugs
Gebiet des napoleonischen Sechs-Tage-Feldzugs
Datum 12. Februar 1814
Ort Château-Thierry, Frankreich
Ausgang Rückzug des russischen Korps unter von Osten-Sacken und des preußischen Korps unter Yorck über die Marne bis Reims
Konfliktparteien
Flag of France.svg Frankreich Flag of Russia.svg Russland
Flagge des Königreichs Preußen ab 1701.gif Preußen
Befehlshaber
Napoléon Bonaparte
Michael Ney
General von der Osten-Sacken
General Yorck
Verluste
600 1.250 Preußen
1.500 Russen

Die Schlacht bei Château-Thierry war eine Schlacht des Sechs-Tage-Feldzuges der Befreiungskriege.

Die Schlacht fand am 12. Februar 1814 bei Château-Thierry an der Marne in Frankreich statt. Sie wurde ausgetragen zwischen einer französischen Armee unter dem Kommando Napoleons und einem Kontingent der Schlesischen Armee bestehend aus einem russischen Korps unter General von der Osten-Sacken und einem preußischen Korps unter General Yorck. Das Ergebnis war der Rückzug der Koalitionstruppen über die Marne bis Reims. Die Koalitionstruppen erlitten hohe Verluste, die napoleonischen Truppen nur geringe.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Am Vortage hatte Napoleon die beiden gleichen Korps der Schlesischen Armee in der Schlacht bei Montmirail zum Rückzug nach Norden gezwungen und insbesondere dem russischen Korps von der Osten-Sacken hierbei schwere Verluste zugefügt. In der Nacht waren die Koalitionstruppen auf verschlammten, grundlosen Wegen auf Château-Thierry49.0439873.403251 zu gezogen. Dort hatte General Yorck bereits am Vortage seine schwere Artillerie zurückgelassen und ebenso einen erheblichen Teil seiner Truppen, die die Zeit dazu genutzt hatten, eine zweite (Schiffs-)Brücke zum Übergang über die Marne zu errichten.

General Yorck verbrachte die Nacht bei dem kleinen Dorf Viffort48.9608913.457518, wo er am nächsten Morgen General Sacken zu ihm stieß. General Sacken war der dienstältere Offizier und hatte bei gemeinsamen Aktionen den Oberbefehl.

Napoleon ließ seine Truppen in dieser Nacht ruhen und verbrachte sie selbst in einem Bauernhof[1]. Noch am Abend sandte er einen Kurier an Marschall MacDonald, der mit seinen Truppen bei Meaux48.9527192.87962, 51 km weiter westlich an der Marne stand, und wies diesen an, unverzüglich am Nordufer der Marne nach Château-Thierry zu marschieren, um den Koalitionstruppen den Übergang zu verwehren. MacDonald sollte aber zur Enttäuschung Napoleons nicht erscheinen.

Gefechtsverlauf

Das Marnetal bei Château-Thierry

Napoleon ließ seinen Truppen am Morgen des 12. Februar 1814 ausreichend Zeit, um sich zu versorgen. Erst gegen 10:00 Uhr stellte er ein neues Kavallerie-Korps von wenigstens 4000 Reitern[2] zusammen, das er unter den Befehl des Marschall Ney stellte und den abziehenden Koalitionstruppen nach sandte. Diesen folgten dann ausgewählte Fußtruppen, darunter wenigstens eine Division der Alten Garde unter Marschall Mortier.

Yorck hatte mit seinen Truppen auf dringende Bitte Sackens die Deckung des gemeinsamen Rückzuges übernommen. Am Nordrand einer lang gestreckten Senke etwa 6 km südlich von Château-Thierry49.0439873.403251, in der ein Bach (Ru des Grandes Noues48.9838223.435717, Ru des Fonciaux) zur Marne fließt, hatte er mehrere Bataillone und seine Reservereiterei aufgestellt, insgesamt noch 24 Eskadrons, also 3.600 Reiter.[3] Der restlichen preußischen Reiterei unter Katzeler, die bis dahin die Nachhut gebildet hatte, war erlaubt worden, nach Château-Thierry und über die Marne abzuziehen. Verstärkt wurde Yorcks Mannschaft durch einige russische Truppen und insbesondere russische Kavallerie, die ihm Sacken ausdrücklich zugesagt hatte.

Als Napoleons vorrückende Truppen auf die preußischen trafen, begannen sie, diese im Osten zu umgehen. Als die Preußen diesem Umgehungsversuch entgegentraten, wurden sie von einem massiven Angriff der zahlenmäßig überlegenen französischen Kavallerie zurückgeworfen und mussten in Unordnung auf den Südhang des Marnetals zurückgehen. Die russische Reiterei trat zu keiner Zeit ins Gefecht ein und setzte sich nach Château-Thierry ab, um über die Marne zu gehen.[4] Das Gleiche tat auch die preußische Reservekavallerie, soweit sie der französischen Kavallerie entkommen konnte. Die verbliebene Infanterie musste sich unter ständig wiederholten Angriffen der französischen Kavallerie und anhaltenden Verlusten, nur unterstützt von fünf Eskadrons Husaren (ein Regiment) nach Château-Thierry hinein retten. Danach fiel die französische Reiterei rund um Château-Thierry am Südufer der Marne über jene Infanterie Einheiten her, die sich nicht geschlossen wehrte oder schnell genug über die Marnebrücken entkam, wodurch Preußen wie Russen noch erhebliche Verluste zugefügt wurden, und ihr Rückzug in Unordnung geriet. Erst spät konnten einige Geschütze der Koalitionstruppen vom nördlichen Marneufer her die französische Kavallerie auf Abstand halten.

Am Abend wurde die Schiffsbrücke von den Koalitionstruppen eingezogen und das Mittelteil der alten Marnebrücke verbrannt, indem ein brennender Kahn darunter gezogen wurde. Zurückgelassen wurden ein erheblicher Teil des Gepäcks, viele Munitionswagen und einige Geschütze, die im Schlamm stecken geblieben waren.

Der Rückzug über die Marne erfolgte nicht zuletzt deshalb langsam und ungeordnet, weil die Soldaten der Koalition sich nicht abhalten ließen, die Stadt, die zum größeren Teil am nördlichen Marneufer liegt, nach Lebensmitteln zu durchsuchen, und alles, was sie fanden, auf gestohlenen Bauernwagen mitgehen zu lassen.

Die nächsten Tage

Die Marne bei Château-Thierry

Instandsetzung der Marnebrücke

Auf dem nördlichen Marneufer war eine russische Einheit zurückgelassen worden, die am Morgen des 13. Februar 1814 mit ihrem Sperrfeuer zunächst verhinderte, dass die Marnebrücke sofort wiederhergestellt werden konnte. Dann gelang es einem einzelnen französischen Soldaten die winterlich kalte Marne, auf der Eisschollen trieben, zu durchschwimmen, einen Kahn zu entwenden und diesen an das Südufer zu bringen. Auf diesem Kahn, und später weiteren, setzten französische Soldaten im Musketenfeuer der Russen Fahrt um Fahrt über die Marne und vertrieben die Russen erfolgreich vom Marneufer.

Napoleon, der selbst in Château-Thierry anwesend war, ließ daraufhin sofort die alte Brücke wieder instand setzen und auch die Schiffsbrücke wiederherstellen. Dann sandte er eine Einheit unter Marschall Mortier hinter den abziehenden Russen und Preußen her.

Die Stimmung in der Region

Durch die rücksichtslosen Plünderungen hatten sich die Koalitionstruppen bei den Bürgern Château-Thierrys so verhasst gemacht, dass diese verwundete Russen oder Preußen, die sie noch in den Straßen der Stadt fanden, so wie sie waren in das eiskalte Wasser der Marne warfen [5]. Auch bei der Instandsetzung ihrer Brücke halfen die Bürger Château-Thierrys aktiv und engagiert mit, insbesondere, indem sie das erforderliche Baumaterial herbeischafften. In der Stadt und der ganzen Region erhob sich Begeisterung über die Niederlage der ungeliebten und diebischen Koalitionstruppen. Rundherum bewaffnete sich das Landvolk und unterstützte offen die napoleonischen Truppen: Wohin diese kamen wurden ihnen Pferde und Wagen zur Unterstützung angeboten.

Yorck und Sacken hingegen war es tagelang nicht möglich, Berichte an ihren vorgesetzten Feldmarschall Blücher zu senden, da alle Kuriere abgefangen wurden und in Gefangenschaft gerieten. Yorck immerhin war so klug, bewaffnet aufgegriffene Bauern nicht zu bestrafen und die feindselige Stimmung im Lande nicht weiter anzuheizen[6].

Der Zustand der Koalitionstruppen

Es war ein elender Zug von Russen und Preußen, der weit auseinandergezogen nach Norden zog und dessen Spitze zwei Tage später am 14. Februar 1814 im 58 km entfernten Reims49.2531854.018335 eintraf. Unter den Preußen war jeder zweite krank oder konnte wegen schlechtem oder fehlendem Schuhwerk nicht mehr marschieren und bewältigte die Strecke nach Reims nur auf einem Bauernwagen.

In seinem ersten Bericht an Blücher schrieb Yorck:

„Ich kann nicht verhehlen, dass mein Korps im höchsten Grade fatiguirt (ermüdet) und die Fußbekleidung in dem traurigsten Zustand ist, so dass außerordentlich viele Leute zurückbleiben und ich fürchten muss, die Hälfte des Korps liegen zu lassen.“

General Yorck nach dem Gefecht bei Château-Thierry an Feldmarschall Blücher[7]

In den nächsten Tagen versuchte Yorck überwiegend vergeblich, Besserung zu schaffen. In seinem ersten Tagesbefehl in Reims schilderte er offen die Missstände, die er zu tadeln hatte:

„Mit größtem Missfallen habe ich die ungeheure Vermehrung der Bagagen des Korps wahrgenommen: Eine unzählige Menge Landfuhrwerke sind mit Weinfässern, altem Fleisch, verdorbenem Brot, einzelnen Säcken, Weibern, Schuhkranken u.s.f. beladen.“

General Yorck in seinem Tagesbefehl vom 14. Februar 1814 in Reims[8]

Napoleon folgte Yorck und Sacken mit dem Gros seiner Truppen nicht nach. Er hatte neue Meldungen von seinem Marschall Marmont vorliegen, der berichtete, dass Blücher mit zwei Korps von Bergères-lès-Vertus nach Westen aufgebrochen sei und ihn bedränge. Napoleon kehrte noch am 13. Februar 1814 nach Montmirail zurück zu seinem nächsten Schlag gegen Preußen und Russen.

Ergänzungen und Einzelnachweise

  1. Alison, Vol XII, S. 497 ff
  2. Förster S. 690
  3. A. Mikhailofsky-Danilefsky, Alison a.a.O.
  4. Einige preußische Autoren deuten an, dies sei bereits eine Folge der anhaltenden Differenzen zwischen den kommandierenden Generälen Sacken und Yorck gewesen. Der russische Autor Mikhailofsky-Danilefsky hingegen berichtet, die preußische Kavallerie sei gegen russischen Rat so schlecht geführt worden, dass ein Einsatz der russischen Reiter sinnlos geworden war.
  5. vgl. Houssaye
  6. Förster S. 695 f
  7. Förster S. 698 ff
  8. Förster S. 697

Literatur

  • Saalfeld, Friedrich : Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit – Seit dem anfange der französischen Revolution, Brockhaus, 1819
  • Damitz, Karl von : Geschichte des Feldzuges von 1814 in dem östlichen und nördlichen Frankreich bis zur Einnahme von Paris, 1843
  • Förster, Friedrich Christoph : Geschichte der Befreiungs-Kriege 1813, 1814, 1815, G. Hempel, Berlin, 1858
  • Häusser, Ludwig : Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Grossen bis zur Gründung des deutschen Bundes, Weidmann, Berlin, 1863
  • Beitzke, Heinrich Ludwig : Geschichte der deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1813 und 1814, Berlin, 1855
  • Woerl, J. E. : Geschichte der Kriege von 1792 bis 1815, Herder'sche Verlagshandlung, 1852
  • Plotho, Carl von : Der Krieg in Deutschland und Frankreich in den Jahren 1813 und 1814, Teil 3, 1817
  • Sporschill, Johann : Die grosse Chronik, Geschichte des Krieges des verbündeten Europas gegen Napoleon Bonaparte in den Jahren 1813, 1814 und 1815, Band 2, 1841
  • Müffling, Karl von : Zur Kriegsgeschichte der Jahre 1813 und 1814, Berlin 1827
  • Müffling, Karl von : Aus meinem Leben, 1851
  • Ollech, Karl Rudolf von : Carl Friedrich Wilhelm von Reyher, General der Kavallerie und Chef des Generalstabes der Armee, Ein Beitrag zur Geschichte der Armee mit Bezug auf die Befreiungskriege 1813, 1814 und 1815 , Berlin 1861
  • Bernhardi, Theodor : Denkwürdigkeiten aus dem Leben des kaiserl. russ. Generals von der Toll, 1858–1866
  • Michailowski-Danilewski, Alexander Iwanowitsch : History of the Campaign in France in the Year 1814, aus dem Russischen, 1839
  • Bogdanowitsch, M. : Geschichte des Krieges 1814 in Frankreich, I. Band, Leipzig 1866
  • MacDonald, Jacques : Souvenirs du maréchal Macdonald duc de Tarente, 1821
  • Marmont, Auguste Frédéric : Mémoires du duc de Raguse de 1792 à 1832: imprimés sur le manuscrit original de l'auteur, 1857
  • Fain, Agathon : Souvenirs de la campagne de France (manuscrit de 1814), 1834
  • Jomini, Antoine-Henri : Vie politique et militaire de Napoleon, 1827
  • Vaudoncourt, Guillaume : Histoire des campagnes de 1814 et 1815 en France, 1817–1826
  • Beauchamp, Alphonse de : Histoire des campagnes de 1814 et de 1815, 1817
  • Koch, Frédéric : Mémoires pour servir a l'histoire de la campagne de 1814: accompagnés de plans, d'ordres de bataille et de situations, 1819
  • Weil, Maurice Henri : La campagne de 1814 d'après les documents des archives impériales et royales de la guerre à Vienne : la cavalerie des armées alliées pendant la campagne de 1814, 1891–1896
  • Houssaye, Henry : 1814, Librairie Académique PERRIN, 1905
  • Thielen, Maximilian : Der Feldzug der verbündeten Heere Europa's 1814 in Frankreich unter dem Oberbefehle des k.k. Feldmarschalls Fürsten Carl zu Schwarzenberg, 1856
  • Fournier, August : Napoleon I, Eine Biographie, 1906
  • Alison, Archibald : History of Europe from the commencement of the French Revolution to the restoration of the Bourbons in 1815, 1860
  • Petre, Francis Loraine : Napoleon at Bay, 1814, London, 1913
  • Chandler, David : Campaigns of Napoleon, 1966
  • Chandler, David : Dictionary of the Napoleonic wars, Wordsworth editions, 1999
  • Pope, Stephen : The Cassell Dictionary of Napoleonic Wars, 1999
  • Fremont-Barners, Gregory : The Napoleonic Wars: The Fall of the French Empire 1813–1815. Osprey Publishing, 2002, ISBN 1841764310
  • Hourtoulle, F.-G. : 1814 The Campaign for France, Histoire & Collections, Paris 2005
  • Leggiere, Michael V. : The Fall of Napoleon, The Allied Invasion of France 1813 - 1814, Cambridge University Press, 2007
  • Uffindell, Andrew : NAPOLEON 1814: The Defence of France,Pen & Sword, 2009

Weblinks


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