Schlacht von Arcis-sur-Aube

Schlacht von Arcis-sur-Aube
Schlacht von Arcis-sur-Aube
Teil von: Befreiungskriege
Napoleon im Gefecht auf der Brücke über die Aube bei Arcis-sur-Aube
Napoleon im Gefecht auf der Brücke über die Aube
bei Arcis-sur-Aube
Datum 20. bis 21. März 1814
Ort Arcis-sur-Aube, Frankreich
Ausgang Sieg Österreichs
Konfliktparteien
Flag of France.svg Frankreich Flag of the Habsburg Monarchy.svg Österreich
Flagge Königreich Württemberg.svg Württemberg
Flag of Bavaria (striped).svg Bayern
Befehlshaber
Napoléon Bonaparte Generalfeldmarschall Schwarzenberg
Kronprinz Wilhelm von Württemberg
Truppenstärke
28.000 Mann 80.000 Mann
Verluste
3.000 Tote und Verwundete 4.000 Tote und Verwundete

Die Schlacht von Arcis-sur-Aube war eine Schlacht der Befreiungskriege und ereignete sich vom 20. bis zum 21. März 1814. Zu diesem Zeitpunkt war Napoleons Lage praktisch aussichtslos, denn er führte einen Mehrfrontenkrieg gegen Russland, Preußen, Großbritannien und Österreich. Bei Arcis-sur-Aube prallte die französische Armee unter Napoléon Bonaparte mit 28.000 Mann auf die ihnen fast dreifach überlegene österreichische Armee unter Generalfeldmarschall Schwarzenberg mit 80.000 Mann.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Nach dem ’’Sechstage-Feldzug’’ (engl. Six Days Campaign) vom 10. bis 14. Februar 1814, in dem Napoleon der ’’Schlesischen Armee’’ unter Blücher mit weit unterlegenen Kräften vier Niederlagen in einer Folge beigebracht hatte (ChampaubertMontmirailChâteau-ThierryVauchamps), zog sich Blücher nach dem 1. März 1814 nach Norden bis hinter Reims zurück, um sich dort bei Laon am 4. und 5. März mit den Korps unter Bülow und Winzingerode zu vereinen, die durch Belgien herangezogen waren. In Laon wurde die ’’Schlesische Armee’’ am 9. und 10. März von Napoleon angegriffen, der ihr gefolgt war. Napoleon konnte jedoch keinen entscheidenden Erfolg erringen und wurde zurückgeschlagen. Er ließ daraufhin das Korps Marmont und die ’’Junge Garde’’ unter Mortier als Deckung zurück und zog wieder nach Süden in der Annahme, die Hauptarmee der Koalitionstruppen unter Schwarzenberg (sog. ’’Böhmische Armee’’ ) sei auf dem Rückzug nach Süden. Seine erklärte Absicht war es, auch diese Armee in ihren einzelnen Truppenteilen anzugreifen und zu schlagen, wie dies im Februar mit der ’’Schlesischen Armee’’ so erfolgreich gelungen war.

Am 19. März 1814 erreichten die ersten französischen Truppen die Aube bei Plancy westlich von Arcis-sur-Aube. Dort befand sich die erste Brücke über die Aube östlich deren Einmündung in die Seine. Napoleon selbst traf am Abend ein und verbrachte dort die Nacht.

Über die Absichten seines Gegners befand sich Napoleon im Irrtum. Schwarzenberg hatte am 18. März vom Heranrücken der französischen Streitmacht erfahren und im Bewusstsein der deutlichen Überlegenheit seiner Armee am 19. März um 15:00 Uhr befohlen, sich südlich von Arcis-sur-Aube in Erwartung eines Gefechtes in Stellung zu bringen.

Topografie des Gefechtsfeldes

Östlich ihrer Einmündung in die Seine mäandert die Aube in einem weiten, flachen Tal von Ost nach West an beiden Ufern durch breite Sumpfgebiete und viele Nebenarme begleitet. Arcis-sur-Aube liegt am Südufer der Aube. Am nördlichen Ortsausgang war eine Brücke über den Hauptarm des Flusses, der sich nach Norden ein etwa ein Kilometer langer Damm durch das Sumpfgebiet anschloss. Dieser Damm selbst enthielt fünf weitere kleine Brücken über Nebenarme der Aube. Im Süden steigt das Tal langsam zu einem Höhenzug an, hinter dem sich weites flaches Land erstreckt.

Ereignisse am 20. März 1814

Plan der Schlacht aus dem Atlas zu Alison's History of Europe

Um 9:00 Uhr morgens erließ Schwarzenberg den Tagesbefehl, in dem er anordnete, Arcis-sur-Aube zu räumen, des Weiteren aber seinen Truppen die Positionen für einen Angriff auf die französischen Truppen anwies. Hierbei bewies er die Klugheit, das Gros seiner Truppen hinter den südlichen Anhöhen aufzustellen, wo sie von der Stadt aus nicht gesehen werden konnten.

Napoleon hatte seinen Truppen befohlen, sich von Plancy aus nach Osten zu bewegen und Arcis-sur-Aube einzunehmen. Er verzichtete damit darauf, auf weitere Truppen, insbesondere das Korps Macdonald, zu warten, das dann auch in der folgenden Schlacht mit Ausnahme einer Division nicht zum Einsatz kam. Die Infanterie unter Marschall Ney marschierte am Nordufer, die Reiterei unter Sebastiani rückte am Südufer vor und nahm Arcis-sur-Aube ohne Widerstand ein. Die Infanterie setzte auf das Südufer über, besetzte die Stadt und bezog weitere Stellungen südlich davon.

Napoleon traf um 13:00 Uhr in Arcis-sur-Aube ein. Dort berichteten ihm sein Marschalle, sie hätten starke Kontingente feindlicher Truppen beobachtet und vermuteten die Hauptarmee Schwarzenbergs in unmittelbarer Nähe. Napoleon ignorierte diese Mitteilung, da die Koalitionstruppen von Arcis-sur-Aube aus nicht zu sehen waren, mit der Ausnahme herumschwärmender Kavallerie.

Um 14:00 Uhr begann die Schlacht mit einer aus der Situation heraus entstehenden Kavallerie-Attacke der Koalitionstruppen auf deren linkem, westlichen Flügel. Die vorgerückten französischen Reiter waren der feindlichen Übermacht nicht gewachsen, wurden in die Stadt zurückgetrieben, rissen dabei die Infanteristen mit, unter denen sich Panik ausbreitete. Es soll Napoleon selbst gewesen sein, der sich an der Brücke von Arcis-sur-Aube mit gezogenem Degen den Fliehenden entgegengestellte und wieder Ordnung schuf. Dann konnte die Garde-Artillerie in Stellung gebracht werden, die die angreifende Reiterei unter Beschuss nahm. Weitere Infanterie wurde über die Brücke herangeführt, der es gelang die feindliche Kavallerie zurückzuschlagen und Arcis-sur-Aube zu behaupten.

Zur gleichen Zeit griffen Koalitionstruppen von Osten das vor Arcis-sur-Aube gelegene Dorf Grand-Torcy (Torcy-le-Grand) an und vertrieben die dort sitzenden Truppen des Marschall Ney. Wieder soll es Napoleon selbst gewesen sein, der unter Gefahr für sein eigenes Leben seine Truppen zurückführte, um verlorenes Terrain zurückzugewinnen. In der Folge entwickelte sich ein zäher, blutiger Kampf um dieses Dorf, der bis tief in die Nacht dauerte. Da sowohl Arcis-sur-Aube als auch Grand-Torcy in Brand geschossen wurden, gaben die brennenden Häuser die Beleuchtung dazu ab.

Gegen 21:00 Uhr sammelten sich die französischen Reiter Sebastianis nochmals, um die Niederlage vom Nachmittag wettzumachen. 2.000 Kavalleristen ritten die russischen Kosaken, die bereits abgesessen waren, nieder und ebenso ein bayrisches Reiterregiment, das zu Hilfe eilte. Nur langsam gelang es den Koalitionstruppen, ihre Kavallerie nochmals in ein nächtliches Gefecht zu führen. Schließlich gelang es, Sebastianis Reiter auf Arcis-sur-Aube zurückzutreiben.

Nach dem Bericht einiger Quellen waren am Ende dieses Tages die Verluste der Koalitionstruppen größer als die der Franzosen.

Ereignisse am 21. März 1814

Die Brücke über die Aube heute

Schwarzenberg gab den Tagesbefehl erst um 11:00 Uhr heraus. Von der Angriffsbereitschaft des Vortages stand nichts mehr darin, aber immerhin wies er seine Truppen im Wesentlichen an, ihre Positionen zu halten und einen französischen Angriff zu erwarten.

Um dieselbe Zeit befahl Napoleon Marschall Ney und Reitergeneral Sebastiani den Angriff nach Süden. Als diese unter Artilleriebeschuss den Kamm der südlichen Anhöhen erreichten, sahen sie zum ersten Male die gesamte Masse der Hauptarmee vor sich. Sofort baten sie den Kaiser zu sich, der dieser Bitte Folge leistete, um sich selbst ein Bild zu machen. Ohne das geringste Zögern revidierte Napoleon seine Pläne und ordnete den sofortigen Abzug seiner sämtlichen Truppen nach Norden an. Dies erfolgte um 12:00 Uhr mittags. Marschall Oudinot wurde kurz darauf angewiesen, mit 6.000 Mann diesen Rückzug zu decken.

Damit nicht alle Truppen über die enge Brücke in Arcis-sur-Aube zu gehen hätten, wurde bis 14:00 Uhr eine Pontonbrücke nördlich davon errichtet, die aber nur über sumpfiges Gelände zu erreichen war. Ein Teil der Kavallerie konnte darüber retirieren, bevor sie von den eigenen Truppen vor dem vordringenden Feind wieder zerstört wurde. Andere Teile der Kavallerie versuchten später, als die Brücke in Arcis-sur-Aube vollständig von Infanterie verstopft war, mit ihren Pferden schwimmend über die Aube zu entkommen und erlitten dabei herbe Verluste.

Die Koalitionstruppen verblieben zunächst in ihren Stellungen. Die Erkenntnis, dass die Franzosen abzogen, setzte sich nur langsam durch. Erst als man massenhaft Infanterie über den Damm nördlich von Arcis-sur-Aube abziehen sah, wurde dies Gewissheit. Um 14:00 Uhr wagten sich die ersten Kontingente der Koalitionstruppen hervor und drangen nach Arcis-sur-Aube vor, das aber von den Truppen des Marschalls Oudinot bravourös verteidigt wurde. Dazu hatten diese in aller Eile Train-Wagen herbeigeschafft, hinter denen sie für einige Zeit Deckung fanden.

Stand der Schlacht am Nachmittag des 21. März 1814

Um 15:30 Uhr erteilte Schwarzenberg dem Kronprinzen Wilhelm von Württemberg, der sich in den letzten Wochen als umsichtiger und zupackender Heerführer hervorgetan hatte, den Befehl, den Rest des Kriegsgeschäftes an diesem Tage zu erledigen. Der Kronprinz erledigte die Aufgabe rigoros: Zunächst ließ er die verfügbaren 80 Geschütze in einem weiten Halbkreis um Arcis-sur-Aube in Stellung bringen und das Feuer auf die abziehenden Franzosen eröffnen. Diese fanden in den verstopften Straßen der halbniedergebrannten Stadt keine Deckung und erlitten hohe Verluste. Die Geschütze reichten bis zum Damm, der sich nordwärts an die Brücke anschloss. Diese Aktion wurde bereits in zeitnaher Literatur als ’’menschenmordende Schlächterei’’ qualifiziert.[1]

Als nächstes griffen russische Truppen unter Prinz Eugen von Württemberg Arcis-sur-Aube von Westen und das österreichische Korps Gyulay von Osten an. Von beiden Seiten drangen sie in die Stadt ein, in der es nun zu anhaltendem Kampf mit den Bajonett Mann gegen Mann kam. Die Verteidigung konzentrierte sich auf die Zugänge zur Brücke, die sie immer wieder freikämpfte, um ihren Mannschaften den Abzug zu ermöglichen. Hier wurden die Franzosen von General Chassé geführt, der für seine Rücksichtslosigkeit bekannt war. Bevor sich alle seine Männer in Sicherheit gebracht hatten, ließ dieser die Brücke in Brand stecken und nahm auch die erste Brücke im Damm fort. Die in auswegloser Lage zurückgebliebenen Franzosen mussten sich der Gnade des Feindes ergeben. Einige Hundert kamen noch in Gefangenschaft.

Die folgenden Tage

Die französischen Truppen setzen sich nach Vitry und Saint-Dizier ab. Dorthin wurden sie von Kavallerie der Koalition verfolgt. Bei Vitry kam es zu einem Gefecht (Gefecht von Vitry), als Teile der französischen Nachhut von Kavallerie eingeschlossen und aufgerieben wurden.

Straßenname in Deutschland

In München erinnert im Stadtbezirk Maxvorstadt die Arcisstraße an die Schlacht, an der auf alliierter Seite auch bayerische Truppen unter dem Kommando von Wrede beteiligt waren.

Auch der ukrainische Ort Arzys leitet seinen Namen von dieser Schlacht ab.

Literatur

  • Friedrich Christoph Förster: Geschichte der Befreiungs-Kriege 1813, 1814, 1815, 2. Band, G. Hempel, Berlin 1858
  • Ludwig Häusser: Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Grossen bis zur Gründung des deutschen Bundes, Weidmann, Berlin 1863
  • J. E. Woerl: Geschichte der Kriege von 1792 bis 1815, Herder'sche Verlagshandlung, 1852
  • Karl von Damitz: Geschichte des Feldzuges von 1814 in dem östlichen und nördlichen Frankreich bis zur Einnahme von Paris, E. S. Mittler, 1843
  • Friedrich Saalfeld: Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit - Seit dem Anfange der französischen Revolution, Brockhaus, 1819

Einzelnachweise

  1. Friedrich Christoph Förster: Geschichte der Befreiungs-Kriege 1813, 1814, 1815, 2. Band, G. Hempel, Berlin 1858, S. 919

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