- Christliche Mythologie
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Von einer Christlichen Mythologie wird vor allem in Bezug auf mythologische Restgehalte innerhalb der christlichen Lehre gesprochen. Das Christentum selbst versteht ihren trinitarischen Christusmythos aber gerade als Überwindung der heidnischen Mythologien. Das fleischgewordene Gotteswort, der christliche Logos, das ist die menschliche, christliche Gottheit Jesus Christus (siehe Christliche Theologie), ist Grundlage des Christusmythos.
Man unterscheidet zwischen einer christlichen Mythologie des so genannten Alten Testamentes und des Neuen Testaments sowie der Frühen Kirche und während der Christianisierung.
Im Zuge der Christianisierung, Evangelisierung und Mission wurden Mythen anderer Kulturen aufgenommen und überformt. Aus christlicher Sicht wurden diese Mythen als Bestandteile heidnischer Mythologien gesehen, die auf diese Weise einen heidnisch-mythischen Grundgehalt in der christliche Theologie erhielten, besonders im Zusammenhang mit den Heiligenlegenden.
Übergekehrt wird im Christentum ein hoher mythologischer Gehalt erkennbar, wie er im Jesusmythos bzw. dem Christusmythos erkennbar ist. Dies wiederum hat einige christliche Theologen veranlasst, ein innerhalb der christlichen Theologie jedoch umstrittenes Programm der Entmythologisierung zu erarbeiten (vgl. v. a. Rudolf Bultmann).
Besonders häufig wird von christlicher Mythologie gesprochen im Zusammenhang mit:
- den christlich-biblischen Schöpfungs- und Paradiesgeschichten: Garten Eden und Sündenfall
- der Auseinandersetzung um das christliche Gottesbild: Götter (Bibel), Götze
- christlichen Endzeiterwartungen und apokalyptischen Visionen innerhalb und außerhalb der christlichen Bibel (Apokalyptik)
- Engel: Cherubim und Seraphim, Erzengel, Gabriel, Michael, Raphael, Uriel, Melek Taus, Metatron
- Teufel und Dämonen und deren Austreibung bzw. Beherrschung: Ananizapta, Beliar
- den biblischen Ungeheuern: Behemoth und Leviathan
- den Heiligen, z. B. Georg, Katharina von Alexandrien, Nino, Vierzehn Nothelfer, Zenon von Verona
- dem Heiligen Gral oder den Reliquien
- dem traditionellen christlichen Antisemitismus: z. B. Ewiger Jude, Substitutionstheologie
- dem Jesusmythos bzw. dem Christusmythos
Literatur
- Ferdinand Piper: Mythologie und Symbolik der christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis in's sechzehnte Jahrhundert. 1847
- Eugen Schnell: Sanct Nicolaus, der heilige Bischof und Kinderfreund, sein Fest und seine Gaben eine kirchen- und kulturgeschichtliche Abhandlung und Beitrag zur christlichen und heidnischen Mythologie, zugleich als Lesebuch für die reifere Jugend und als Festgeschenk zu Sanct Nicolaus und Weihnachten. o.J.
- Karl Fehr: Jeremias Gotthelfs Schwarze Spinne als christlicher Mythos. 1942
- Jacques Solé: Christliche Mythen von der Renaissance bis zur Aufklärung. 1982
- Peter De Rosa: Der Jesus-Mythos über die Krise des christlichen Glaubens. 1991
- Christoph Bochinger: Millennium. Deutungen zum christlichen Mythos der Jahrtausendwende. 1999
- Burton L. Mack: Wer schrieb das Neue Testament? Die Erfindung des christlichen Mythos. 2000
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