Walter Lohmann (Radrennfahrer)

Walter Lohmann (Radrennfahrer)

Walter Lohmann (* 21. Juli 1911 in Bochum, Deutschland; † 18. April 1993 in Sion, Schweiz) war ein deutscher Radrennfahrer.

Inhaltsverzeichnis

Radsport-Karriere

Walter Lohmann, Mitglied des Bochumer „RV Sturmvogel 04“, war der populärste deutsche Steher von den 1930er bis in die 1950er Jahre hinein. Als Jugendlicher hatte er sich zunächst für Fußball und Leichtathletik interessiert; er besuchte die Handelsschule und absolvierte eine kaufmännische Lehre. 1927 begann er als Straßenfahrer. Als Amateur gewann er 1932 die Rennen Berlin-Cottbus-Berlin, Bochum-Münster-Bochum, Rund um Dortmund und belegte im selben Jahr den sechsten Platz bei der Straßen-Weltmeisterschaft der Amateure. Danach wechselte er auf die Bahn und gewann 1934 das Sechstagerennen in Berlin (mit Viktor Rausch); beim Sechstagerennen in New York stürzte er und brach sich das Schlüsselbein. Schon seit 1933 fuhr er aber hauptsächlich Steherrennen.

In den Jahren 1935 und 1936 gewann er den Großen Weihnachtspreis der Steher in Dortmund. Er errang bei der Bahn-Weltmeisterschaft 1937 in Ordrup bei Kopenhagen Gold und 1938 in Amsterdam Silber. Von 1938 bis 1953 wurde er zehn Mal Deutscher Stehermeister der Profis. Im Jahr 1952 holte er bei der Weltmeisterschaft in Paris nochmals Silber. Insgesamt gewann er in seiner Laufbahn mehr als 600 Rennen.

Im Februar 1954 wurde Lohmann bis zum Juni vorläufig gesperrt, weil er den Sportlichen Leiter des Sechstagerennens Otto Weckerling, von dem er sich seit längerem benachteiligt fühlte, niedergeboxt hatte. Zudem warfen er und Gustav Kilian Weckerling vor, Rennen manipuliert zu haben. Später wurde Lohmann nach einer Verhandlung, bei welcher sich die Vorwürfe von ihm und Kilian nicht beweisen lassen konnten, die Lizenz für zwei Jahre entzogen, was jedoch später auf rund ein Jahr verkürzt wurde.

Am 24. Oktober 1955 stellte Walter Lohmann auf der Radrennbahn im Stadion am Zoo mit 46 Jahren zwei Weltrekorde auf: Für 100 km benötigte er 1:03,40 Stunden, und er stellte einen neuen Stundenweltrekord über 96,016 km auf. Wegen Regens hatten sich die Rekordversuche bis in die Nacht verzögert, so dass die Polizei erschien, da sich Anwohner wegen des Lärms beschwert hatten. Am 16. September 1957 fuhr Lohmann sein Abschiedsrennen auf der Stadionbahn in Frankfurt.[1]

Berufliches

Anfang der 1950er Jahre hatte Walter Lohmann in der Bochumer Innenstadt ein großes Grundstück erworben, dort eröffnete er ein Restaurant; zudem besaß er eine Tankstelle. Für wenige Monate war er als Bundestrainer der Steher tätig, gab diese Tätigkeit jedoch wegen Streitigkeiten mit dem Bund Deutscher Radfahrer vorzeitig auf. 1979 stürzte er beim Skifahren und zog sich schwere Verletzungen zu. In der Folge wurde er zum Pflegefall, betreut von seiner Frau Irmgard, die 2006 starb.

Ehrungen

1951 wurde Walter Lohmann von seiner Heimatstadt Bochum als verdienter Sportler geehrt. 1996 wurde die Steherschule in Forst nach ihm benannt. Seit 2005 erinnert die Walter-Lohmann-Gedächtnistrophäe im Rahmen des Sparkassen Giros Bochum an den Radprofi.

Literatur

  • Ernst-Albrecht Plieg: Lohmann, Hasselberg & Co. Bochums Radsport zwischen 1889 und 1963, Bochum 2008, S. 155ff.

Einzelnachweise

  1. Velo Gotha, Brüssel 1984, S. 287

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Walter Lohmann — ist der Name folgender Personen: Walter Lohmann (Marineoffizier) (1878–1930), deutscher Marineoffizier (Lohmann Affäre) Walter Lohmann (Politiker) (1861−1947), deutscher Jurist und nationalliberaler Politiker Walter Lohmann (Radrennfahrer)… …   Deutsch Wikipedia

  • Lohmann (Familienname) — Lohmann ist ein deutscher Familienname. Herkunft und Bedeutung Varianten Lochmann Bekannte Namensträger Alexander Lohmann (* 1968), deutscher Autor Alfred Lohmann (1870–1919), deutscher Kaufmann Christina „Stina“ Lohmann (17??–18??), nach der die …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Sawall — (* 18. Juli 1899 in Morgenroth bei Beuthen; † 31. Januar 1953 in Erkner) war ein deutscher Radrennfahrer. Bereits in seiner Schulzeit war Walter Sawall äußerst sportlich und ein sehr guter Turner. Mit 15 verließ er die Schule, da er acht… …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Fischer (Radrennfahrer) — Josef Fischer Josef Fischer (* 10. Januar 1865 in Atzlern bei Neukirchen beim Heiligen Blut, Oberpfalz; † 3. März 1953 in München) war der erste bedeutende deutsche Straßen Radrennfahrer. Zu seiner Zeit galt er als der beste Straßenfahrer der… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Günther (Radrennfahrer) — Peter Günther Grabdenkmal für Peter Günther auf dem …   Deutsch Wikipedia

  • Anton Huber (Radrennfahrer) — Anton Huber (* 9. August 1870 in München; † 30. Dezember 1961 in Baden, Österreich) war ein deutscher Radrennfahrer. Von Mitte der 1890er Jahre an gehörte Anton Huber zu den stärksten deutschen Profi Rennfahrern auf der Bahn. Hauptsächlich war er …   Deutsch Wikipedia

  • Paul Suter (Radrennfahrer) — Paul Suter Paul Suter (* 9. März 1892 in Gränichen; † 6. April 1966 in Paris) war ein Schweizer Radrennfahrer. Paul Suter war einer von sechs Brüdern (Max, Franz, Fritz, Gottfried und Heiri), die alle Radrennfahrer waren …   Deutsch Wikipedia

  • Jan Pronk (Radrennfahrer) — Jan Pronk bei der Steher EM 2007 in Alkmaar Jan Pronk (* 19. Oktober 1918 in Den Helder) ist ein ehemaliger niederländischer Radrennfahrer. In den 1940er und 1950er Jahren war Jan Pronk einer der besten Steher der Niederlande. Achtmal wurde er… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Steiger (Radrennfahrer) — Peter Steiger (* 23. Januar 1960 in Schlatt) ist ein ehemaliger Schweizer Radrennfahrer. 1984 wurde Peter Steiger Schweizer Meister der Amateur Steher; anschliessend trat er zu den Profis über. 1992, in Maebashi, wurde er Steher Weltmeister,… …   Deutsch Wikipedia

  • Sawall — Walter Sawall (* 18. Juli 1899 in Morgenroth bei Beuthen; † 31. Januar 1953 in Erkner) war ein deutscher Radrennfahrer. Walter Sawall wurde zweimal, 1928 und 1932, Weltmeister der Steher sowie dreimal Deutscher Steher Meister (1927, 1929, 1931).… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”