Youth For Understanding

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Youth For Understanding (YFU) ist ein Netzwerk von mehr als 50 gemeinnützigen Austauschorganisationen weltweit, deren Programme auf der Arbeit Ehrenamtlicher basieren. Untereinander richten die verschiedenen nationalen Organisationen bildungsorientierte Austauschprogramme für Jugendliche aus. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf einjährigen Gastfamilien- und Schulaufenthalten für Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren.

Inhaltsverzeichnis

Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (YFU Deutschland)

Das Deutsche Youth For Understanding Komitee e.V. ist Teil des internationalen YFU-Netzwerkes und in Deutschland Gründungsmitglied des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen (AJA).[1] Seit der Gründung von YFU im Jahr 1957 haben rund 50.000 Jugendliche an den Austauschprogrammen teilgenommen.[2] YFU Deutschland ist eine gemeinnützige Organisation und als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.

Geschichte

YFU Deutschland wurde am 28. Juli 1957 in Barsbüttel bei Hamburg von 36 Schülern gegründet, die mit einem Programm der US-Regierung ein Schuljahr im US-Staat Michigan verbracht hatten. Das Programm „Urban und Rural Teenage Exchange“ war von der amerikanischen Hohen Kommission in Deutschland (HICOG) organisiert worden. Es war Teil der „Umerziehungsprogramme“, die die US-Bundesregierung nach Ende des zweiten Weltkrieges im Zuge des Wiederaufbaus und der Demokratisierung Deutschlands initiierte. Während ihres Austauschjahres in den USA waren diese Jugendlichen vom „Michigan Council of Churches“ (ohne religiöse Bindung) und von Kiwanis International betreut worden.

Als 1956 die Gelder für das Programm gestrichen wurden, beschlossen die ehemaligen Teilnehmer, den Schüleraustausch in eigener Regie fortzusetzen. Sie gründeten das „Youth for Understanding Committee“ mit dem damals 20-jährigen Vorsitzenden Ulrich Zahlten. Binnen weniger Monate entstand daraus das Deutsche Youth for Understanding Komitee e.V., das schon 1958/59 achtzig Jugendliche aus Deutschland auswählte und auf ihr Austauschjahr in den USA vorbereitete. Aus dem Michigan Council of Churches entstand als Partnerorganisation YFU USA. Im Laufe der Jahre ist das YFU-Netzwerk kontinuierlich gewachsen und es wurden zahlreiche weitere Austauschprogramme mit anderen Ländern entwickelt.[3]

Ziele

Mit seinen Austauschprogrammen setzt sich YFU Deutschland für interkulturelle Bildung und Völkerverständigung ein. Diese Ziele spiegeln sich auch im Leitbild des Vereins wider:

„Wir engagieren uns für eine Welt, in der Menschen über kulturelle Grenzen hinweg Verständigung und Wertschätzung für andere Kulturen wie für die eigene gewinnen. […] Das dauerhaft friedliche Zusammenleben der Völker dieser Welt kann nur durch eine friedliche Lösung von Konflikten erreicht und gesichert werden. Wir sind der festen Überzeugung, dass das Verständnis für andere Kulturen eine wichtige Voraussetzung dafür ist.

Wir sind den Grundwerten einer offenen und demokratischen Gesellschaft verpflichtet. […]

Wir verstehen unsere Programme als Beitrag zur Völkerverständigung, um in der Erfahrung der Andersartigkeit ihr Bewusstsein für die eigene Kultur zu schärfen. […] Aus der bewussten Verarbeitung dieser speziellen Erfahrungen erwächst ein tief gehendes Verständnis für die fremde Kultur und eine grundsätzliche Fähigkeit zur interkulturellen Kommunikation.“[4]

Spezialisierung auf einjährige Austauschprogramme

Im Gegensatz zu vielen anderen Austauschorganisationen bietet YFU Deutschland ausschließlich einjährige Austauschprogramme an. Die Organisation begründet dies damit, dass das Einleben im Gastland seine Zeit brauche und die vollständige Integration in die neue Kultur meist erst in der zweiten Jahreshälfte einsetze. Erst dann seien die Eingewöhnungsphase und die mögliche Sprachschwierigkeiten überwunden. Außerdem legt YFU Wert darauf, dass Austauschschüler einen ganzen Jahreszyklus mit allen Feiertagen und saisonalen Traditionen miterleben.

Das Entsendeprogramm

Jährlich verbringen mit YFU etwa 1.200 Jugendliche aus Deutschland ein Schuljahr im Ausland. Sie leben in einer Gastfamilie, besuchen eine örtliche Schule und haben so die Gelegenheit, ihr Austauschland intensiv kennenzulernen. Sie werden vor Ort von ehrenamtlichen Mitarbeitern der jeweiligen YFU-Partnerorganisation betreut. Auch hauptamtliche Mitarbeiter stehen ihnen telefonisch zur Verfügung, in Notfällen auch rund um die Uhr.

Zur Zeit entsendet YFU Deutschland Jugendliche in folgende Zielländer:[5]

Eine Besonderheit im Entsendeprogramm ist der Fokus auf osteuropäische und asiatische Zielländer, die mit eigenen Stipendienprogrammen gefördert und in vielen Vereinspublikationen besonders beworben werden.[6] Geschäftsführer Knut Möller erläutert das Engagement wie folgt: „Alle Mitglieder im YFU-Netzwerk sind davon überzeugt, dass interkulturelle Verständigung nicht nur darin bestehen kann, Schüler aus Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern in die USA oder nach Australien, Neuseeland oder Kanada zu bringen. Es ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, die Globalisierung so zu organisieren, dass alle Kulturen und alle Religionen sich miteinander verständigen und voneinander lernen. […] Wir möchten einen kleinen Beitrag dazu leisten, und bemühen uns deshalb um den Aufbau eines Netzwerkes für den Schüleraustausch, das möglichst alle Regionen unserer Erde umspannt.“[7]

Das Aufnahmeprogramm

Jedes Jahr nimmt YFU über 500 Schüler aus rund 50 Ländern weltweit in Deutschland auf. Genau wie die Schüler im Entsendeprogramm werden auch diese Jugendlichen in Gastfamilien untergebracht und besuchen vor Ort mit Gleichaltrigen die Schule. Die Austauschschüler werden ebenfalls von sowohl ehren- als auch hauptamtlichen Mitarbeitern von YFU Deutschland betreut. Diese Betreuer stehen bei möglichen Problemen auch den Gastfamilien zur Verfügung.

YFU Deutschland nimmt zur Zeit Jugendliche aus folgenden Ländern auf:[8]

Bildungsarbeit

YFU Deutschland versteht sich als Bildungsorganisation und legt besonderen Wert auf die Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung des Austauscherlebnisses.[9] Im Entsendeprogramm nehmen daher alle angehenden Austauschschüler an einer einwöchigen obligatorischen Vorbereitungstagung teil. Ehemalige Programmteilnehmer bereiten sie dort auf mögliche interkulturelle Konfliktfelder vor und entwickeln mit den Jugendlichen Lösungsstrategien. Während des Jahres besuchen die Austauschschüler im Gastland unterschiedliche Begleitseminare der jeweiligen YFU-Partnerorganisation. Nach der Rückkehr bietet YFU Deutschland Nachbereitungstagungen an, auf denen die Teilnehmer das Erlebte reflektieren und mögliche Probleme bei der Wiedereingliederung ins Heimatland besprechen können.

Auch die Schüler, die mit dem YFU-Aufnahmeprogramm nach Deutschland kommen, haben in ihren Heimatländern vorbereitende Seminare besucht. Nach ihrer Ankunft in Deutschland nehmen sie – je nach Sprachkenntnissen – zunächst an einem vierwöchigen Orientierungs- und Sprachkurs oder einer einwöchigen Orientierungswoche teil. Zur Hälfte des Jahres organisiert YFU die so genannten „Mittelseminare“, auf denen der Prozess des interkulturellen Lernens bewusst gemacht und vertieft wird und auf denen die Schüler sich über die Erlebnisse der vergangenen Monate austauschen können. Auf den „Re-Entry-Seminaren“ kurz vor der Rückkehr werden sie dann auf die Wiedereingliederung in ihre Heimatländer vorbereitet.

Europäische Jugendliche, die ihr Austauschjahr in einem anderen europäischen Land verbracht haben, nehmen am Ende ihres Austauschjahres gemeinsam am „Young Europeans’ Seminar“ (YES) teil, auf dem sie gemeinsam aktuelle europäische Themen bearbeiten.

Auch abseits der eigentlichen Austauschprogramme bietet YFU Deutschland weitere Seminare und Workshops zur interkulturellen Bildung an. So unterstützt der Verein seit 2001 finanziell und organisatorisch das Tochterprojekt „Colored Glasses“, bei dem ehrenamtliche Mitarbeiter Toleranzworkshops für Jugendliche durchführen. Ziel des Workshops ist die „bewusste und aktive Auseinandersetzung mit grundsätzlichen Wertvorstellungen unserer Gesellschaft“[10] sowie die Förderung von Respekt und Toleranz.

Auch für Lehrer bietet YFU Deutschland auf seiner Internetseite unterschiedliche Workshops zur interkulturellen Bildung an.

Stipendienprogramme

Das Austauschjahr im Schuljahr 2011/2012 kostet bei YFU Deutschland regulär zwischen 4.650 und 9.500 Euro.[11] Wer sich diesen Kostenbeitrag nicht leisten kann, hat die Möglichkeit, bei YFU ein Voll- oder Teilstipendium zu beantragen. Aus einem eigenen Stipendienfonds sowie Drittmitteln von Privatspendern, Stiftungen, Unternehmen und öffentlichen Förderern vergibt YFU Deutschland jährlich Stipendien im Gesamtwert von etwa einer Million Euro und kann damit etwa ein Viertel seiner Teilnehmer finanziell unterstützen.[12]

Aus dem eigenen Stipendienfonds, in den auch ein Teil der Programmbeiträge fließt, finanziert YFU Deutschland Teilstipendien für alle Programmländer sowie Vollstipendien für ein Austauschjahr in Asien und Osteuropa. Hinzu kommen verschiedene Stipendienprogramme der Kooperationspartner, die z.B. auf unterschiedliche Zielländer oder bestimmte Herkunftsregionen der Schüler zugeschnitten sind.

Um mehr Jugendlichen mit Migrationshintergrund ein Austauschjahr zu ermöglichen, vergibt YFU Deutschland aus dem 2008 gegründeten „Fonds für Vielfalt“ regelmäßig Teilstipendien an nicht-deutschstämmige Schüler.

YFU Deutschland ist außerdem am „Parlamentarischen Patenschafts-Programm“ (PPP) beteiligt. Das PPP ist ein Stipendienprogramm, das 1983 vom Deutschen Bundestag und dem US-Kongress ins Leben gerufen wurde.

Qualitätskriterien

Um die Qualität seiner Austauschprogramme zu sichern, hat sich YFU Deutschland eigene Qualitätsziele gesetzt und diese auf seiner Internetseite veröffentlicht.[13]

Gleichzeitig unterliegt YFU Deutschland den internationalen Qualitätskriterien, auf die sich alle Partner des weltweiten YFU-Netzwerkes zur Sicherung gleicher Standards geeignet haben, sowie den Qualitätskriterien des Arbeitskreises gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen (AJA). Mit Artikeln zur Qualität in Schüleraustauschprogrammen in mehreren Publikationen hat YFU Deutschland die Diskussion um dieses Thema auch öffentlich vorangetrieben.[14]

Struktur des Vereins

In ganz Deutschland setzen sich etwa 1.500 Ehrenamtliche für die Programme von YFU ein.[15] Die meisten von ihnen sind selbst mit YFU im Ausland gewesen oder haben als Gastfamilie einen Schüler aufgenommen. Die Ehrenamtlichen engagieren sich zum Beispiel in den Bereichen Auswahl, Vorbereitung und Betreuung der Austauschschüler und Gastfamilien.

Sie sind in 16 Landesgruppen organisiert, die mehrheitlich den Grenzen der Bundesländer entsprechen. Jeder Landesgruppe steht ein gewählter ehrenamtlicher Landesvertreter vor. Geführt wird YFU von einem fünfköpfigen Vorstand sowie einem Beirat mit 19 Mitgliedern.

Mitglieder des Vorstands sind derzeit: Marcus von Garßen (1. Vorsitzender), Rita Stegen (Stellvertretende Vorsitzende), Sebastian Fetköter (1. Beisitzer), Elmar Lamerskitten (2. Beisitzer) und Kai Mönkedieck (Schatzmeister).[16]

Rund 40 hauptamtliche Mitarbeiter koordinieren von der Hamburger Geschäftsstelle aus den Einsatz der Ehrenamtlichen und schaffen den professionellen Rahmen der YFU-Austauschprogramme.

YFU weltweit

YFU Deutschland ist Teil eines internationalen Netzwerkes, das aus über 50 nationalen YFU-Organisationen besteht, die rechtlich und organisatorisch selbstständig arbeiten. Ihre Kooperation basiert auf übereinstimmenden Zielsetzungen bei der Durchführung der Austauschprogramme sowie auf gemeinsamen Qualitätsstandards, die innerhalb des Netzwerkes verabschiedet wurden und regelmäßig evaluiert werden.

Die Richtlinien für die Arbeit der nationalen YFU-Organisationen werden vom International Advisory Council beschlossen. Dieser Beirat, der zweimal im Jahr tagt, besteht aus 15 Repräsentanten aus nationalen Organisationen. Die USA, Deutschland und Japan als größte Mitglieder sind ständig vertreten, die restlichen Plätze werden im Wechsel von anderen Partnern besetzt.

Die Zusammenarbeit der einzelnen YFU-Organisationen wird durch das Internationale Sekretariat mit Sitz in den USA unterstützt. Es fungiert als Kommunikations- und Koordinationsstelle, kümmert sich also zum Beispiel um die Organisation der regelmäßig stattfindenden Internationalen Konferenz. Außerdem unterstützt das Internationale Sekretariat die Arbeit des Internationalen Beirats, die Weiterentwicklung von bestehenden nationalen Organisationen und den Aufbau neuer Länderprogramme.[17]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen e.V.: Über uns. URL: http://www.aja-org.de/ueber-uns (Stand 6. Januar 2010)
  2. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2005-2009): YFU stellt sich vor. URL: http://www.yfu.de/ueber-den-verein (Stand 6. Januar 2010)
  3. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2005-2009): Ehemalige an erster Stelle. URL: http://www.yfu.de/ueber-den-verein/geschichte (Stand 6. Januar 2010)
  4. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2005): Das YFU-Leitbild. 2. Auflage.
  5. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2005-2009): Schüleraustausch weltweit. Partnerländer im Entsendeprogramm. URL: http://www.yfu.de/ins-ausland-gehen/partnerlaender-ausland
  6. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2009): Go East!. Programmjahr 2010/2011. Jugendaustauschprogramme mit Osteuropa
  7. Schüleraustausch.de-Forum: Interview Knut Möller, YFU: Gemeinnützig vs. Kommerziell URL: www.schueleraustausch.de/forum/showthread.php?t=2242 (Stand 6.Januar 2010)
  8. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2005-2009):Austauschschüler aus aller Welt. Partnerländer im Aufnahmeprogramm. URL: http://www.yfu.de/gastfamilie-werden/partnerlaender-ap (Stand 6. Januar 2010)
  9. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2005-2009): Interkulturelle Seminare bei YFU. URL: . http://www.yfu.de/ins-ausland-gehen/seminare-ausland (Stand 6. Januar 2010)
  10. Colored Glasses (2010): Ziele. URL: http://www.coloredglasses.de/index.php?option=com_content&task=view&id=70&Itemid=124 (Stand 4. Februar 2010)
  11. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2005-2009): Ein Austauschjahr ist viel wert. URL: http://www.yfu.de/ins-ausland-gehen/kosten (Stand 8. November 2010)
  12. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2009): Die Welt mit anderen Augen sehen. Internationaler Jugendaustausch mit YFU. S. 12
  13. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2005-2009): Qualität im Schüleraustausch. URL: http://www.yfu.de/ins-ausland-gehen/qualitaet (Stand 6. Januar 2010)
  14. Vgl. z.B. Skaletz, Mara: Spreu und Weizen. Woran ist die Qualität einjähriger Austauschprogramme erkennbar? In: itchy feet. Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland. Ausgabe 2010. Seite 17f.
  15. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2009): Die Welt mit anderen Augen sehen. Internationaler Jugendaustausch mit YFU. S. 16
  16. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V. (2005-2009): Die Struktur von YFU. URL: http://www.yfu.de/ueber-den-verein/struktur (Stand 6. Januar 2010)
  17. Vgl. Deutsches Youth For Understanding Komitee (2005-2009): Die Struktur von YFU. URL: http://www.yfu.de/ueber-den-verein/struktur (Stand 6. Januar 2010)

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