DFS 230

DFS 230
DFS 230
DFS 230 im Schleppflug, Italien 1943
Typ: Lastensegler
Entwurfsland: Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Hersteller: Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug
Erstflug: 1937
Indienststellung: 1940
Produktionszeit: 1939 bis 1944
Stückzahl: 1.603

Die DFS 230 wurde als Lastensegler für eine Besatzung von einem Piloten und neun Soldaten entwickelt und vom Deutschen Reich im Zweiten Weltkrieg vielfach eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Für die Konstruktion zeichnete die Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) in Darmstadt unter der Leitung von Dipl.-Ing. Hans Jacobs verantwortlich. Im Oktober 1936 war eine Attrappe fertiggestellt worden; bis 1937 wurde ein Prototyp entwickelt, der, nachdem er unter anderem von Hanna Reitsch getestet worden war, als DFS 230 A-1 in Serie ging.

Konstruktion

DFS 230 bei der Landung
DFS 230
DFS-230-Nachbau

Die DFS 230 war ein abgestrebter Hochdecker mit einem rechteckigen Rumpfquerschnitt. Der Rumpf bestand aus einem geschweißten Stahlrohrfachwerk mit Stoffbespannung. Die einholmigen trapezförmigen Tragflächen hatten gerundete Flächenspitzen und waren an der Tragflächenvorderkante mit Sperrholz beplankt, während der hintere Teil stoffbespannt war. Für den Start besaß die DFS 230 ein abwerfbares Radfahrwerk; gelandet wurde mit Hilfe einer dreifach gefederten hölzernen Gleitkufe an der Rumpfvorderseite.

Produktion

Die Serienfertigung der DFS 230 lief im Juli 1939 an. Bis zum 30. Juni 1940 wurden die ersten 109 Flugzeuge ausgeliefert. Von der A-Version wurden die Baureihen A-2 und A-3 ausgeliefert, wobei aus den Unterlagen nicht hervorgeht, ob auch A-1 gebaut wurden. Die Produktion lief im April 1942 aus, nachdem die Fertigung der Go 242 erfolgreich angelaufen war. Die C-1 wurde erst zwischen April und Juli 1944 bei Mráz gebaut. Teile für die DFS 230 wurden auch in Johanngeorgenstadt/Erzgeb und Erla bei Schwarzenberg gefertigt (unter anderem Tragflächen und Rümpfe). Diese wurden nach Leipzig in die Wodan-Straße gebracht und dort zusammengebaut.


Bauzahlen der DFS 230 bis 30. November 1944[1]:

Version Hartwich Erla GWF Bückers BMM Mráz SUMME
A 622 32         654
B-2 214 138 23 170 391   936
C-1           13 13
SUMME 836 170 23 170 391 13 1.603

Einsatz

Erstmals eingesetzt wurde diese neue Waffengattung am 10. Mai 1940, als mit Lastenseglern abgesetzte Sturmpioniere das belgische Fort Eben-Emael einnahmen, ohne auf nennenswerten Widerstand gestoßen zu sein, da die Verteidiger von den lautlos herabschwebenden Flugzeugen vollständig überrascht worden waren.

Der größte Einsatz dieses Typs erfolgte ein Jahr darauf bei der Invasion der Mittelmeerinsel Kreta durch deutsche Gebirgs- und Fallschirmjäger, während der die DFS 230 jedoch so hohe Verluste erlitten, dass eine Operation dieses Ausmaßes nie wieder versucht wurde.

Als nächstes erschien die DFS 230 B-1, die aber bis auf einen Bremsschirm und eine Vorrichtung für die Befestigung von Verteidigungswaffen mit dem Vorgängermuster identisch war.

DFS-230-Lastensegler wurden in Nordafrika und an der Ostfront auch zu Nachschubeinsätzen herangezogen. Eine wagemutige Aktion war die Befreiung des Diktators Benito Mussolini aus dem Hotel Campo Imperatore am Gran Sasso in den Abruzzen („Unternehmen Eiche“), wobei von den ursprünglich geplanten zwölf DFS 230 C-1, mit je drei Bremsraketen im Bug, letztendlich zehn tatsächlich eingesetzt werden konnten. Ebenso kamen DFS-230 bei der Luftlandeoperation auf dem Gebirgsplateau des Vercors in der Nähe von Grenoble am 21. Juli 1944 bei Kampf gegen die französischen Widerstandskräfte zum Einsatz.

Erprobt wurden auch einige Mistel-Kombinationen mit wahlweise auf dem Rumpf montierten Fw 56, Kl 35 oder Bf-109E-Maschinen; einsatzreif wurde jedoch keine. Für den Tragschrauber Fa 225 wurde der Rumpf der DFS 230 zusammen mit dem Rotor des Fa-223-Hubschraubers verwendet.

Als Schleppflugzeuge kamen vorwiegend Junkers Ju 52/3m oder andere mehrmotorige Flugzeuge wie Dornier Do 17, Heinkel He 111 und Messerschmitt Bf 110 zum Einsatz. Je nach Einsatzbedingungen wurden aber auch einmotorige Muster wie Arado Ar 65, Avia B.534, Heinkel He 46, Henschel Hs 126 oder Junkers Ju 87 benutzt.

Versionen

  • DFS 230 A-1: erste Serienversion
  • DFS 230 A-2: wie A-1 aber mit Doppelsteuerung
  • DFS 230 B-1: Variante mit Bremsschirm
  • DFS 230 B-2: wie B-1 aber mit Doppelsteuerung
  • DFS 230 C-1: B-1 mit umkonstruiertem Bug zur Aufnahme von drei Bremsraketen
  • DFS 230 D-1: C-1 mit neuer Nase für die Bremsraketen, nur ein Prototyp (vermutlich V6)
  • DFS 230 F-1: Neukonstruktion mit größerer Kapazität zur Aufnahme von bis zu 15 Mann, nur ein Prototyp (DFS 230 V7, DV+AV) gebaut.

Technische Daten

DFS 230 A-1
Kenngröße Daten
Flügelfläche    41,3 m²
Länge    11,24 m
Höhe    2,74 m
Spannweite    20,87 m
maximale Schleppgeschwindigkeit    210 km/h
Leermasse    860 kg
maximale Startmasse    2100 kg
Besatzung    1 Pilot + 9 Soldaten

Siehe auch

Quellen

  1. Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg: Produktionsprogramme

Weblinks

 Commons: DFS 230 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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