Debian

Debian
Debian
Logo von Debian GNU/Linux
Bildschirmfoto
Bildschirmfoto von Debian GNU/Linux 6.0 („Squeeze“)
Debian GNU/Linux 6.0 („Squeeze“) mit GNOME
Basisdaten
Entwickler Das Debian-Projekt
Sprache(n) multilingual
Version 6.0.3 („Squeeze“)
(8. Oktober 2011)[1]
Abstammung GNU/Linux
↳ Debian GNU/Linux
Architekturen Alpha, ARM, ARM EABI, PA-RISC, IA-64 (Itanium), MIPS, MIPSel, PowerPC, S/390, SPARC, x86 (32 und 64 Bit)
Installations-
medium
CD, DVD, Blu-ray Disc, USB-Speicher-Stick, Disketten
Lizenz DFSG-konforme Lizenzen
Website debian.org

Debian (englische Aussprache [ˈdɛbi̯ən])[2] ist eine Linux-Distribution, die seit Version 6.0 ausschließlich freie Software enthält. Debian basiert seit der 1996 veröffentlichten ersten stabilen Version 1.1 Buzz bis zur Version 5.0.8 Lenny auf dem Linux-Kernel. Seit Version 6.0, Squeeze, wird auch ein FreeBSD-Kernel unterstützt. Ab Version 7.0 Wheezy wird auch GNU Hurd[3] unterstützt werden.

Weil die meisten grundlegenden Systemwerkzeuge vom GNU-Projekt stammen, wird auch von Debian GNU/Linux gesprochen. Debian enthält eine große Auswahl an Anwendungsprogrammen und Werkzeugen; derzeit sind es über 29.000 Programmpakete.[4]

Inhaltsverzeichnis

Projekt

Das Debian-Projekt wurde durch Ian Murdock am 16. August 1993 ins Leben gerufen. Heute arbeiten über 1000 Personen mit, die das System zusammenstellen. Debian ist eine der wenigen Distributionen, die sich selbst GNU/Linux nennen (siehe GNU/Linux-Namensstreit). Das Debian-Projekt folgt damit der Auffassung der Free Software Foundation, dass das Linux genannte Betriebssystem eine Variante des GNU-Systems ist.[5] Debian-Entwickler kann jeder werden, der das sogenannte New-Maintainer-Verfahren erfolgreich durchläuft, das die Bewerber unter anderem darauf testet, ob sie die Ideologie des Projekts teilen.[6]

Der Name der Distribution leitet sich von den Vornamen des Debian-Gründers Ian Murdock und seiner Ex-Frau Debra ab.

Das System ist bekannt für seine Paketverwaltung Dpkg und dessen Frontend APT. Mit diesen ist es möglich, alte Versionen von Debian GNU/Linux durch aktuelle zu ersetzen oder neue Softwarepakete zu installieren. Sie sind ebenfalls dafür zuständig, alle von einem Programm benötigten Abhängigkeiten aufzulösen, also alle Programmpakete zu laden und zu installieren, welche die gewünschte Software benötigt.

Geschichte

1993 bis 1998

Am 16. August 1993 wurde von Ian Murdock das „Debian Linux Release“ angekündigt. Er hatte versucht, eine der ersten umfassenden Linux-Distributionen, SLS, zu nutzen. Da er jedoch mit dessen Qualität unzufrieden war, konzipierte er sein eigenes System, ließ sich aber von SLS inspirieren.[7] Im selben Jahr veröffentlichte er auch das Debian-Manifest, eine Zusammenstellung seiner Sichtweise zu Debian. Im Vordergrund stand hier eine offene Entwicklung „im Geiste von Linux und GNU“.[8]

Bis 1995 veröffentlichte das Projekt die ersten Entwicklungsversionen mit den Versionsnummern 0.9x. In dieser Zeit wurde es auch von der Free Software Foundation gesponsert.[9] Zu dieser Zeit zählte das Projekt etwa 60 Entwickler.[10] 1996 wurde letztendlich die erste stabile Version 1.1 veröffentlicht. Weil ein CD-ROM-Verkäufer versehentlich eine Vorversion unter der Nummer 1.0 veröffentlicht hatte, kam es – um Verwirrung zu vermeiden – nie zu einer tatsächlichen Version 1.0.[10] Im April 1996 wurde Murdock von Bruce Perens als Leiter des Projekts abgelöst. In den darauffolgenden Jahren wechselte diese Position einige Male.[11] Am 17. Juni 1996 folgte mit Buzz (Version 1.1) das erste Release, welches einen Aliasnamen trug. Alle weiteren Veröffentlichungen wurden ebenfalls mit einem solchen versehen, wobei sich dieser immer nach einer Figur aus dem Film Toy Story richtet.[10] 1997 wurde nach vorheriger Diskussion der Debian-Gesellschaftsvertrag ratifiziert.[12]

Am 24. Juli 1998 wurde die Version 2.0 Hamm entwickelt, welche erstmals für mehrere Architekturen zur Verfügung stand. Das Projekt umfasste zu diesem Zeitpunkt 1500 Pakete und 400 Entwickler.[10]

1999 bis 2004

Es folgten weitere 2.x-Veröffentlichungen mit neuen Portierungen zu anderen Architekturen sowie einer steigenden Zahl von Paketen. Besonders hervorzuheben ist die Entwicklung von APT. Auch entstand mit Debian GNU/Hurd die erste Portierung zu einem Nicht-Linux-Kernel.[9]

Im Jahr 2000 wurde der Testing-Zweig gegründet. In der nachfolgenden Zeit wurde die Debian-Webseite in 20 Sprachen übersetzt. Es kam zur Gründung der Unterprojekte Debian-Junior und Debian-Med, die sich an Kinder bzw. medizinische Forschung und Praxis richteten. 2001 fand erstmals die Entwicklerkonferenz DebConf statt. An ihr nahmen 40 Entwickler teil.[9]

Die Version 3.0 Woody vom 19. Juli 2002 enthielt erstmals das K Desktop Environment, nachdem die Lizenzproblematik von Qt geklärt war. Das Projekt war auf 900 Entwickler und 8500 Binärpakete angewachsen. Die offizielle Distribution bestand aus 7 CDs.[10]

2005 bis heute

Erst knappe drei Jahre später, am 6. Juni 2005, kam es zur Veröffentlichung von Version 3.1 Sarge. Der lange Zeitraum brachte dem Projekt einige Kritik ein. Mit Ubuntu entstand zwischenzeitlich auch das heute bedeutendste Debian-Derivat. Sarge enthielt etwa 15400 Pakete und benötigte damit 14 CDs.[10] Es beteiligten sich etwa 1500 Entwickler an dieser Veröffentlichung. Neben der Masse an aktualisierten und neu hinzugekommenen Paketen ist vor allem der neu geschriebene Installer hervorzuheben, welcher in 40 Sprachen übersetzt wurde. Erstmals wurde auch OpenOffice.org aufgenommen.[9]

2006 wurde in Oaxtepec, Mexiko, die siebte DebConf abgehalten.[9] Zudem wurde nach dem Namensstreit zwischen Debian und Mozilla seitens Debian das entsprechende Paket des Mozilla Firefox in Iceweasel, sowie das von Mozilla Thunderbird in Icedove umbenannt.

Am 8. April 2007 wurde von etwa 1030 Entwicklern Version 4.0 Etch veröffentlicht. Diese enthielt rund 18.200 Binärpakete. im Februar 2009 folgte 5.0 Lenny[10] und im Februar 2011 wurde Lenny oldstable und Squeeze mit über 29.000 Softwarepaketen als stable veröffentlicht.[13][14]

Organisation

Das Debian-Projekt konstituiert sich durch die Debian-Verfassung. Sie regelt die demokratische Organisationsstruktur mit regelmäßigen Wahlen.[15] Darüber hinaus verpflichtet sich das Projekt mit dem Gesellschaftsvertrag Debian Social Contract zu freier Software.

Seit dem 26. April 2004 ist die Version 1.1 des Gesellschaftsvertrages gültig. Die eigentliche inhaltliche Änderung besagt, dass alle Komponenten des Debian-Systems (im Hauptzweig main) frei sein müssen, nicht mehr nur die Software. Die Debian-Richtlinien für freie Software beziehen sich also nicht mehr nur auf freie Software, sondern allgemein auf freie Werke. Da diese Auswirkungen einer als „editoriell“ bezeichneten Änderung für viele Entwickler überraschend war, wurde in einer zusätzlichen Abstimmung im Juli 2004 beschlossen, dass diese Änderung erst nach dem Release von Sarge im Juni 2005 wirksam wird.

Aktueller Leiter des Debian-Projekts ist Stefano Zacchiroli. Er hat diesen Posten am 17. April 2010 von Steve McIntyre übernommen. Der Posten wird einmal im Jahr per Wahl neu vergeben. Alle Wahlen und Abstimmungen erfolgen elektronisch (mit Hilfe einer digitalen Signatur) nach der Schulze-Methode.

Debian-Gesellschaftsvertrag

Der Debian-Gesellschaftsvertrag (engl.: Debian Social Contract) ist eine vom Debian-Projekt beschlossene, öffentliche Richtlinie, die Grundlagen regelt, wie die freie Software Debian hergestellt, verteilt und betreut wird. Der Gesellschaftsvertrag geht auf einen Vorschlag von Ean Schuessler zurück. Bruce Perens entwarf eine erste Version des Dokumentes, das dann mit anderen Debian-Entwicklern im Juni 1997 verfeinert wurde, bevor es als öffentliche Richtlinie akzeptiert wurde.[16] Version 1.0 wurde am 5. Juli 1997 ratifiziert.[12] Am 26. April 2004 wurde die überarbeitete Version 1.1 ratifiziert.[17] Sie ersetzt seitdem ihren Vorgänger.

Ein besonders bedeutender, auch über das Debian-Projekt hinaus genutzter Teil des Vertrages sind die Debian-Richtlinien für freie Software (DFSG). Die Gemeinschaft um die Etablierung des Begriffes Open Source in der Öffentlichkeit verwendete diese als Grundlage, um ihre Definition von Open Source zu verfassen. Bruce Perens verallgemeinerte die Richtlinien, indem er Debian aus dem Text strich, um The Open Source Definition (dt. Die Open Source Definition) zu schaffen.[18] Sie wird seitdem von der Open Source Initiative (OSI) verwendet.[19] Mit der Zeit haben sich hier allerdings einige Unterschiede ergeben.

Die im Vertrag festgehaltene Verpflichtung zur Bereitstellung von freier Software wird vom Debian Projekt sehr ernst genommen. Zentrale Diskussionen im Linux-Umfeld werden maßgeblich vom Projekt bestimmt wie die konsequent freie Dokumentation der Programme (Diskussion über die GFDL) oder die Vermeidung von Markennamen, weil ein Hersteller darüber das Projekt beeinflussen kann. Eine Auswirkung dieser Politik war der Namensstreit zwischen Debian und Mozilla, der zu einer Umbenennung der Anwendung Firefox in Iceweasel innerhalb von Debian führte.

Debian und Sicherheit

Softwareprobleme werden öffentlich behandelt, so auch sämtliche Sicherheitsprobleme. Aspekte der Sicherheit werden öffentlich auf der debian-security-announce-Mailingliste diskutiert. Debians Sicherheitsgutachten werden über eine öffentliche Mailingliste gesendet (sowohl innerhalb als auch außerhalb) und auf einem öffentlichen Server bekannt gegeben. Von dieser Verfahrensweise verspricht man sich ein schnelleres Auffinden von Sicherheitslücken und damit die Möglichkeit, diese eher beheben zu können. Die entgegengesetzte Herangehensweise des Security through obscurity wird dagegen als nicht praktikabel angesehen. Die Tatsache, dass die Weiterentwicklung der Distribution öffentlich sichtbar unter Beteiligung einer Vielzahl von Personen geschieht, erfordert besondere Sicherheitsmaßnahmen. Beispielsweise werden Änderungen an Paketen grundsätzlich mit einem verifizierbaren Schlüssel digital signiert. Beim Anwender wird dann vor der Installation die Gültigkeit der Signatur überprüft. Diese Maßnahme soll es Dritten erschweren, schädliche Software in Debian-Pakete einzuschleusen.

Die Paketbetreuer passen die Sicherheitsaspekte ihrer jeweiligen Software an die allgemeinen Grundsätze von Debian an. Daher sind Dienste nach der Installation oft „sicher“ voreingestellt, was von einem Benutzer als „Einschränkung“ empfunden werden kann. Dennoch versucht Debian, Sicherheitsaspekte und einfache Administration abzuwägen. Zum Beispiel werden Dienste wie ssh und ntp nicht inaktiv installiert, wie es bei den Distributionen der BSD-Familie üblich ist.

Wenn ein Sicherheitsproblem in einem Debian-Paket entdeckt wurde, wird es zusammen mit einer Einschätzung der dadurch entstehenden Gefahr direkt veröffentlicht. Parallel wird so schnell wie möglich ein Sicherheitsupdate dieses Pakets vorbereitet und auf speziellen Servern veröffentlicht. Kritische Sicherheitslücken werden auf diese Weise häufig innerhalb von Stunden geschlossen.

Sicherheitslücke im Schlüsselgenerator

Die von Debian angepasste Implementierung des für die Schlüsselerstellung zuständigen Zufallsgenerators der OpenSSL-Bibliothek arbeitete von September 2006 bis 13. Mai 2008 mit einer erheblichen Sicherheitslücke. Die generierten geheimen Schlüssel konnten abgeschätzt und damit in kurzer Zeit (vor-)berechnet werden (1024- und 2048-Bit-Schlüssel in ungefähr zwei Stunden). Insbesondere OpenSSH und die sichere Kommunikation in Webbrowsern waren davon betroffen – GnuPG hingegen nicht.

Das Sicherheitsrisiko besteht weiterhin für alle RSA-Schlüssel, die in diesem Zeitraum auf betroffenen Systemen erstellt wurden und seit der Aktualisierung der Bibliothek nicht neu erstellt wurden. Auch alle DSA-Schlüssel, die jemals von einem Rechner (Client) mit fehlerhaftem Zufallszahlengenerator verwendet wurden, sind seitdem unsicher, selbst wenn diese ursprünglich auf einem Rechner mit korrekt arbeitendem Zufallszahlengenerator erstellt wurden.[20][21]

Veröffentlichungen (Releases)

Debian Sarge mit GNOME und GNOME-Terminal
Debian Squeeze mit Xdm

Von Debian werden zu jedem Zeitpunkt vier Varianten (Releases) parallel angeboten: oldstable (dt. alt-stabil), stable (dt. stabil), testing (dt. Erprobung) und unstable (dt. instabil).

Oldstable
oldstable ist der Vorgänger der jeweils aktuellen stable. Debian empfiehlt zwar, mit der jeweils aktuellen stable zu arbeiten, unterstützt oldstable aber noch mindestens ein weiteres Jahr mit Sicherheitsupdates.
Stable
stable ist die jeweils aktuelle offizielle Version. Dort sind alle Pakete gründlich getestet und aufeinander abgestimmt, Sicherheitsupdates sind schnell verfügbar. Debian veröffentlichte seit 2000 etwa alle zwei Jahre eine neue stable. Danach wird die Vorgänger-stable als oldstable noch weiter unterstützt. stable gilt daher als geeigneter Kandidat für Server-Systeme, die lange Zeit zuverlässig laufen müssen und einen Einsatz im Unternehmensumfeld ermöglichen.
Testing
testing ist der Kandidat für die nächste stable. Direkt nach der Veröffentlichung einer neuen stable sind testing und stable identisch. Während sich die stable danach – abgesehen von Sicherheitsupdates – nicht mehr ändert, werden in testing nach und nach Updates und neue Anwendungspakete eingebunden. testing entwickelt sich also ständig weiter. Dabei bleibt das System im Normalfall aber voll einsatzfähig; die installierten Pakete können täglich auf Updates geprüft und diese gegebenenfalls aufgespielt werden. Dieses Verfahren wird häufig für Arbeitsplatzrechner genutzt, wo man weniger auf Stabilität als auf neueste Software und Unterstützung aktueller Hardware Wert legt.
Beispielsweise konnte die Unterstützung von OpenDocument in stable erst rund zwei Jahre später als in anderen Distributionen angeboten werden, während es für die Anwender von testing zu keiner wesentlichen Verzögerung kam.
Einige Monate vor der Veröffentlichung einer neuen stable-Version wird testing in Bezug auf neue Programme und Programmversionen eingefroren („freeze“). Änderungen beziehen sich dann in der Regel nur noch auf die Beseitigung von beim Test aufgetretenen Fehlern. Für die Veröffentlichung müssen „als schwer eingestufte“ Fehler behoben sein, wodurch sich diese bisweilen um mehrere Monate verzögern kann.
Die ständigen Änderungen an testing bergen das Risiko von Installationsfehlern, die das laufende System beeinträchtigen können. Wie dieses Risiko im Vergleich zu den ebenfalls nicht fehlerfreien statischen Veröffentlichungen anderer Distributionen einzuschätzen ist, ist Gegenstand emotionaler Diskussionen.
Unstable
unstable ist der erste Anlaufpunkt für neue Versionen von Paketen und Programmen, bevor sie in testing integriert werden. Dort werden sie auf Fehler geprüft. unstable ist weniger für den produktiven Einsatz gedacht als für das Testen neuer Paketversionen. Wer unstable verwendet, muss damit rechnen, mit Programmfehlern konfrontiert zu werden, die aus mangelndem Zusammenspiel mit anderen Softwarekomponenten resultieren. Wurden innerhalb der Testzeit (meistens zehn, gelegentlich fünf, bei dringenden Paketen zwei oder sogar null Tage) keine schweren, für das Release entscheidenden Fehler („release-critical bugs“, „RC-Bugs“) gefunden und sprechen keine anderen Gründe wie das zurückhalten einzelner Pakete durch das Release-Team oder nicht erfüllte Abhängigkeiten dagegen, wird das Paket in testing aufgenommen.
Experimental
Vereinzelt wird experimental als Vorstufe für unstable benutzt. In experimental werden Änderungen ausprobiert, die umfangreiche Auswirkungen auf das gesamte System haben können. So wurde der Übergang des X Window Systems von XFree86 auf X.Org in experimental erprobt. experimental ist keine vollständige Sammlung von Paketen. Es enthält nur, was gerade einer besonderen Untersuchung bedarf.

Jede Version hat einen Codenamen, der von Charakteren des Films Toy Story stammt. Zurzeit ist „Lenny“ (5.0) oldstable, „Squeeze“ (6.0) stable und „Wheezy“ (7.0) der Name des testing-Zweigs. unstable wird immer „Sid“ genannt. Sid war im Film Toy Story der Junge von nebenan, der Spielzeuge kaputt gemacht hat. Viele sehen es auch als Backronym für „still in development“ (noch in Entwicklung) oder als rekursives Akronym für „sid is dangerous“ (sid ist gefährlich).

Der Codename Buzz (Debian 1.1, 17. Juni 1996) war die erste Debian-Veröffentlichung mit einem Aliasnamen. Sie wurde, wie bis jetzt alle weiteren, nach einer Figur des Films Toy Story benannt, in diesem Fall nach Buzz Lightyear. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bruce Perens die Leitung des Projekts von Ian Murdock übernommen. Bruce arbeitete bei Pixar, der Firma, die den Film produzierte.

In der Vergangenheit wurden die Zeiträume zwischen den Veröffentlichungen immer größer. Darauf gab es verschiedene Reaktionen. Zum einen wurden Pakete verschiedener Veröffentlichungen gemischt. Dies wird jedoch unmöglich, wenn sich zentrale Teile des Systems zu stark unterscheiden. So gab es zwischen Sarge und Etch eine Änderung der glibc-ABI, die für die meisten Pakete ein Update nötig machte. Für einige Aufgaben wie Spam- und Virenerkennung bot Debian zeitweise eine Paket-Quelle namens „volatile“ (unbeständig) an, die mit Squeeze durch eine neue Paket-Quelle „updates“ ersetzt wurde.[22] Für einige Programme kann man sich auch mit sogenannten Backports behelfen. Das sind Pakete von neueren Programmversionen, die für eine alte Veröffentlichung kompiliert wurden.

Innerhalb eines Releases enthält die Abteilung main das eigentliche Debian-System. main besteht komplett aus freier Software und sonstigen Werken gemäß DFSG. Es ist möglich, allein mit Paketen aus main ein funktionstüchtiges System zu installieren. non-free enthält Software, die proprietär ist und contrib beherbergt Software, die selbst frei ist, jedoch ohne Software aus non-free nicht lauffähig ist, wie früher Java-Programme, die die Java-Laufzeitumgebung von Sun Microsystems benötigten. contrib und non-free sind kein offizieller Teil von Debian, werden jedoch unter anderen durch Bereitstellung der für main üblichen Infrastruktur unterstützt.

Versionsgeschichte

Legende: Ältere Version; nicht mehr unterstützt Ältere Version; noch unterstützt Aktuelle Version Aktuelle Vorabversion Zukünftige Version
Version Name Release Datum unterstützte Architekturen Pakete Bemerkungen
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.1 Buzz 17. Juni 1996[23] 1 x86-32 474 1.1 ist die erste stabile Version von Debian GNU/Linux. Eine Version 1.0 wurde offiziell nie freigegeben, um Verwechslungen zu vermeiden, nachdem ein CD-ROM-Hersteller fälschlicherweise eine nicht freigegebene Debian-Version als 1.0 veröffentlicht hatte.[24]
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.2 Rex 12. Dezember 1996[25] 1 x86-32 848
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 1.3 Bo 5. Juni 1997[26] 1 x86-32 974
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.0 Hamm 24. Juli 1998[27] 2 M68k, x86-32 ≈ 1.500
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.1 Slink 9. März 1999[28] 4 Alpha, M68k, SPARC, x86-32 ≈ 2.250 Erste Version mit dem Paketmanagement-System APT.[24]
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 2.2 Potato 15. August 2000[29] 6 Alpha, ARM, M68k, PowerPC, SPARC, x86-32 ≈ 3.900
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 3.0 Woody 19. Juli 2002[30] 11 Alpha, ARM, PA-RISC, IA-64, M68k, MIPS, MIPSel, PowerPC, S/390, SPARC, x86-32 ≈ 8.500
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 3.1 Sarge 6. Juni 2005[31] 11 Alpha, ARM, PA-RISC, IA-64, M68k, MIPS, MIPSel, PowerPC, S/390, SPARC, x86-32 ≈ 15.400
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 4.0 Etch 8. April 2007[32] 11 Alpha, ARM, PA-RISC, IA-64, MIPS, MIPSel, PowerPC, S/390, SPARC, x86 (32 und 64 Bit) ≈ 18.700 Am 26. Juli 2008 erschien mit „Etch-und-ein-halb“ (Versionsnummer: 4.0r4) erstmals in der Geschichte Debians eine Aktualisierung der aktuellen stabilen Version, die neben normalen Sicherheitsupdates auch neue Treiber enthielt; dies machte es möglich, aktuellere Geräte zu verwenden.[33]
Ältere Version; noch unterstützt: 5.0 Lenny oldstable 14. Februar 2009[34] 12 Alpha, ARM, ARM EABI, PA-RISC, IA-64, MIPS, MIPSel, PowerPC, S/390, SPARC, x86 (32 und 64 Bit) ≈ 25.100
Aktuelle Version: 6.0 Squeeze stable 6. Februar 2011[4] 10 ARM EABI, PA-RISC, IA-64, MIPS, MIPSel, PowerPC, S/390, SPARC, x86 (32 und 64 Bit) ≈ 29.000
Zukünftige Version: 7.0 Wheezy[35] testing

Verbreitung

Laut einer Online-Umfrage von Heise online im Februar 2009 ist Debian GNU/Linux mit 47 Prozent (Mehrfachnennung möglich) das am meisten verwendete freie Server-Betriebssystem in deutschen Unternehmen. Bei den freien Desktop-Betriebssystemen belegt Debian GNU/Linux mit 29,9 Prozent den zweiten Platz hinter Ubuntu (60,8 %), das auch von Debian abstammt – dicht gefolgt von openSUSE (28,8 %).[36]

Nutzung durch öffentliche Einrichtungen

Die Regierung der spanischen Region Extremadura hat 2002 die Debian-basierte Distribution GNU/LinEx entwickelt und in den Schulen und Behörden eingeführt. Die Stadt München ist mit ihren Debian-basierten Betriebssystemen LiMux Ende 2008 vollständig auf freie Software umgestiegen. Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik setzt unter anderem Debian auf Desktopsystemen ein.[37] Auch Wien bietet mit ihrem Wienux ihrer Stadtverwaltung eine Debian-basierte freie Alternative an. 2009 wird Skolelinux, eine angepasste Debian-Version, in einer Pilotphase an elf Schulen im Land Rheinland-Pfalz getestet, nachdem bereits in Hamburg das System vom „Projekt 3s“ in etlichen Schulen eingeführt wurde.[38]

Betriebssystemkerne

Das Debian-Projekt unterstützt neben der Linux-Distribution Debian GNU/Linux mit Linux-Betriebssystemkern noch weitere Varianten des GNU-Systems mit anderen Kernen.

Durch die Veröffentlichung von Squeeze im Jahr 2011 fand mit Debian GNU/kFreeBSD die erste Veröffentlichung mit dem Kernel des FreeBSD-Betriebssystems statt. Diese steht vorerst nur für x86-Architekturen (32 und 64 Bit) zur Verfügung.[39][4] Die Namensgebung Debian GNU/kFreeBSD soll betonen, dass es sich lediglich um den Betriebssystemkern von FreeBSD handelt, während die Systemwerkzeuge wie make dem GNU-System entsprechen, nicht der BSD-Familie. Das System ist also für Anwender meist ähnlicher zu Debian GNU/Linux als zu FreeBSD.

In Zukunft sollen auch die Varianten Debian GNU/NetBSD mit dem Kernel von NetBSD und Debian GNU/HURD mit dem Kernel GNU Hurd veröffentlicht werden. Konkrete Veröffentlichungspläne gibt es allerdings noch nicht.

Debian Pure Blends

Unter einem Debian Pure Blend (Debian-intern auch kurz Blend) versteht man eine interne Anpassung von Debian GNU/Linux, die einem speziellen Anwendungszweck dient.[40] Blends bilden thematische Substrukturen innerhalb des unstrukturierten Paketpools von etwa 30.000 Binärpaketen von Debian und erlauben daher einen einfachen Zugriff auf die relevanten Pakete für spezifische Fachgebiete. Darüber hinaus steht hinter einem Blend auch ein für das Fachgebiet kompetentes Entwicklerteam, das als Ansprechpartner für bestimmte Fachgebiete dient und sich mit der Paketierung der zu diesem Fachgebiet gehörenden Software beschäftigt.

Die bekanntesten Blends sind Skolelinux (auch: Debian Edu), Debian Med und Debian Science. Neue Blends sind Debian Accessibility, DebiChem und DeMuDi (Debian Multimedia). Sämtliche betreuten Blends können auf der Blends Übersichtsseite eingesehen werden.

Debian-Derivate

Hauptartikel: Debian-GNU/Linux-Derivate

Die große Auswahl an Paketen und das zuverlässige System der Paketverwaltung machen Debian attraktiv, um davon weitere eigenständige Distributionen abzuleiten. Rechtlich wird dies durch die für alle Komponenten geltende, weitgehende Freiheit gewährende Lizenz möglich. Daher gibt es eine große Anzahl von Distributionen, die hauptsächlich oder ausschließlich Pakete aus Debian verwenden. Viele dieser Distributionen sind für einen speziellen Zweck wie zum Beispiel den Einsatz als Server oder in der Schule ausgerichtet.

Eine weit verbreitete, von Debian abgeleitete Distribution ist Ubuntu.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Debian-Veröffentlichungen auf debian.org, abgerufen am 24. März 2011
  2. Über Debian. Wie fing alles an? In: debian.org. Software in the Public Interest, Inc., abgerufen am 6. Februar 2011.
  3. GNU: Debian 7 kommt offiziell mit Hurd als Kernel – Artikel bei Golem.de, vom 14. Juli 2011
  4. a b c Debian 6.0 „Squeeze“ veröffentlicht. In: debian.org. Software in the Public Interest, Inc., 6. Februar 2011, abgerufen am 6. Februar 2011.
  5. Debian – Das universelle Betriebssystem. In: Debian-Projekt. Software in the Public Interest, Inc., 24. Oktober 2008, abgerufen am 25. Oktober 2008: „Debian verwendet den Linux-Betriebssystemkern, aber die meisten grundlegenden Systemwerkzeuge stammen vom GNU-Projekt; daher der Name GNU/Linux.“
  6. Debian – Bewerber-Checkliste. In: Debian-Projekt. Software in the Public Interest, Inc., 16. September 2008, abgerufen am 25. Oktober 2008: „Da Debian für seinen starken moralischen und philosophischen Hintergrund bekannt ist, müssen die Bewerber ihren eigenen Blickpunkt auf das Thema freie Software erläutern.“
  7. Ian Murdock: Ankündigung von Debian. In: comp.os.linux.development. 16. August 1993, abgerufen am 2. November 2010 (englisch).
  8. Ian A. Murdock: Eine kurze Geschichte von Debian. Anhang A – Das Debian-Manifest. In: debian.org. Software in the Public Interest, Inc., 6. Januar 1994, abgerufen am 6. Februar 2011.
  9. a b c d e debian.org: Eine kurze Geschichte von Debian. Eine detaillierte Historie. Abgerufen am 2. November 2010.
  10. a b c d e f g debian.org: Eine kurze Geschichte von Debian. Debian-Veröffentlichungen. Abgerufen am 2. November 2010.
  11. debian.org: Eine kurze Geschichte von Debian. Leitung. Abgerufen am 2. November 2010.
  12. a b debian.org: Debian-Gesellschaftsvertrag – Version 1.0. Abgerufen am 2. November 2010. (englisch)
  13. Veröffentlichung von Squeeze
  14. Squeeze veröffentlicht ProLinux abgerufen 6. Februar 2011
  15. Debian-Verfassung. In: Debian-Projekt. Software in the Public Interest, Inc., 16. September 2008, abgerufen am 25. Oktober 2008. Debian Verfassung, mehrsprachig unter http://www.debian.org/devel/constitution
  16. Bruce Perens: Debian's “Social Contract” with the Free Software Community. In: Debian-Projekt. Software in the Public Interest, Inc., 4. Juli 1997, abgerufen am 25. Oktober 2008 (englisch).
  17. debian.org: Debian Gesellschaftsvertrag – Version 1.1. Abgerufen am 4. November 2010. (englisch)
  18. Siehe Anmerkungen in Debian-Gesellschaftsvertrag
  19. The Open Source Definition. Stand 19. September 2007.
  20. Schwache Krypto-Schlüssel unter Debian, Ubuntu und Co. In: Heise online. 13. Mai 2008, abgerufen am 2. Juni 2008.
  21. Gute Zahlen, schlechte Zahlen. In: heise Security. 27. Mai 2008, abgerufen am 26. September 2010.
  22. Philipp Kern: [VUA 76-1 volatile replaced by new updates suite], 29. Januar 2011, abgerufen am 9. März 2011
  23. Debian Linux Distribution Release 1.1 Now Available
  24. a b Eine kurze Geschichte von Debian – Kapitel 4 – Eine detaillierte Historie. In: Debian-Projekt. 3. April 2007, abgerufen am 25. Oktober 2008.
  25. Debian 1.2 Released
  26. Debian – Version 1.3 veröffentlicht
  27. Debian – Nachrichten – Debian GNU/Linux 2.0 „Hamm“ veröffentlicht
  28. Debian GNU/Linux 2.1 'Slink' released
  29. Debian – Nachrichten – Debian GNU/Linux 2.2, das »Joel 'Espy' Klecker« Release, wurde offiziell freigegeben
  30. Debian – Nachrichten – Debian GNU/Linux 3.0 freigegeben
  31. Debian – Nachrichten – Debian GNU/Linux 3.1 freigegeben
  32. Debian – Nachrichten – Debian GNU/Linux 4.0 freigegeben
  33. Debian GNU/Linux 4.0 aktualisiert und Unterstützung für neuere Hardware hinzugefügt. 26. Juli 2008, abgerufen am 23. August 2008.
  34. Debian GNU/Linux 5.0 veröffentlicht. debian.org, 14. Februar 2009, abgerufen am 15. Februar 2009.
  35. Release Update: freeze guidelines, transitions, BSP, rc bug fixes. Abgerufen am 4. September 2010 (englisch).
  36. Oliver Diedrich: Trendstudie Open Source – Eingesetzte Produkte. In: Heise Zeitschriften Verlag. Heise online, 4. Februar 2009, abgerufen am 11. Februar 2009.
  37. BSI ersetzt Microsoft Office durch StarOffice. In: golem.de. 28. Mai 2008, abgerufen am 4. November 2008.
  38. Rheinland-Pfalz: Pinguin kommt in die Schule Pro-Linux, 16. März 2009
  39. Debian treibt die Entwicklung der kFreeBSD-Portierung voran. Abgerufen am 9. März 2010.
  40. Debian Pure Blends

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