Dieter Borsche

Dieter Borsche
Dieter Borsche mit Lotte Berger in Die Mitschuldigen (1937)

Dieter Borsche (* 25. Oktober 1909 in Hannover als Dieter Albert Eugen Rollomann Borsche; † 5. August 1982 in Nürnberg) war ein deutscher Theater- und Filmschauspieler.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge und Bühnenlaufbahn

Borsche wuchs in einem Künsterhaushalt auf: Sein Vater war Musiklehrer und Kapellmeister, seine Mutter Oratoriensängerin. Nach der Schulzeit auf einem Gymnasium, das er nicht abschloss, wollte er Tänzer werden und nahm Tanzunterricht bei Yvonne Georgi und Harald Kreutzberg. Von 1930 bis 1935 war er als Balletttänzer an der Städtischen Oper in Hannover engagiert. Zusätzlich nahm er Schauspielunterricht an der Schauspielschule Blech und kam als jugendlicher Liebhaber nach Weimar. Weitere Stationen seiner Bühnenlaufbahn waren: 1935 Kiel, 1939 bis 1942 Danzig und 1942 bis 1944 Breslau. Er spielte bis zum Jahr 1944 und wurde dann zur Wehrmacht eingezogen. In der Eifel wurde er verwundet und geriet in Kriegsgefangenschaft. Im Bayerischen Wald, wo er seine Familie wiedertraf, war er einige Zeit als Schreiner und Spielzeughersteller beschäftigt.

1946 sorgte Bernhard Minetti dafür, dass Borsche ans Theater Kiel kam. Hier war er erneut Schauspieler und von 1947 bis 1949 Oberspielleiter. Sein Durchbruch als Theaterschauspieler gelang Borsche erst in den 1960er Jahren, als er bereits ein bekannter Filmstar war. Er spielte an der Freien Volksbühne Berlin 1963 Papst Pius XII. in Rolf Hochhuths Der Stellvertreter, 1964 die Titelfigur in Heinar Kipphardts In der Sache J. Robert Oppenheimer und 1965 in Die Ermittlung von Peter Weiss.

Filmschauspieler

Seine Filmkarriere begann 1935 mit Alles weg'n dem Hund, einem Weiß-Ferdl-Film, allerdings mit mäßigem Erfolg. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam mit dem Spielfilm Nachtwache (1949) der Durchbruch. Seine Rolle als Kaplan von Imhoff bildete den Wendepunkt in seinem zuvor erfolglosen Filmschauspielerleben. Borsche wurde zu einem der populärsten Mimen der Nachkriegszeit in Deutschland und spielte in Filmen oft mit Ruth Leuwerik, ebenso mit Maria Schell und Gisela Uhlen.

Er war im deutschen Kino der 1950er Jahre die Idealbesetzung für integre, aufrechte Persönlichkeiten wie Prinzen (Königliche Hoheit), Offiziere (Es kommt ein Tag) oder Ärzte (Dr. Holl). Lediglich in Fanfaren der Liebe als arbeitsloser Musiker, der in Frauenkleidern einen Job in einer Frauenkapelle ergattert, fiel er in dieser Hinsicht aus der Rolle.

In den 1960er Jahren kämpfte Borsche gegen dieses Rollenklischee an und spielte bevorzugt Schurken wie in dem Edgar-Wallace-Film Die toten Augen von London und in dem Durbridge-Sechsteiler Das Halstuch. Seine Theaterlaufbahn verfolgte er parallel dazu weiter.

Bei Borsche traten schon in den 1950er Jahren die ersten Anzeichen von Muskelschwund auf. Die Krankheit wurde im Laufe der Jahre so akut, dass er sich in den 1970er Jahren gezwungen sah, von Film- und Fernsehrollen Abstand zu nehmen. Er verlegte seinen Wirkungskreis auf die Tätigkeit als Sprecher für Hörspiele und Lesungen im Radio. Auf der Bühne trat er in Gegenwartsstücken auf; inzwischen war er auf einen Rollstuhl angewiesen. So spielte er erfolgreich in Equus von Peter Shaffer und Duett für eine Stimme von Tom Kempinski.

Borsche war dreimal verheiratet. Mit seiner ersten Gattin, der Bühnenbildnerin Ursula Poser, führte er eine 23-jährige Ehe und hatte mit ihr drei Söhne, darunter der Kameramann und Regisseur Kai Borsche. 1960 heiratete er ein zweites Mal; der Ehe entstammte ein Sohn. 1970 schloss Borsche zum dritten Mal den Bund der Ehe, diesmal mit der Schauspielerin Ulla Willick, mit der er bis zu seinem Tod in Nürnberg lebte. Sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof Öjendorf in Hamburg als anonyme Bestattung.

Filmografie

  • 1962: Die glücklichen Jahre der Thorwalds
  • 1962: Die kleinen Füchse (Fernsehfilm)
  • 1962: Der rote Rausch
  • 1962: Muß i denn zum Städtele hinaus
  • 1962: Ein Toter sucht seinen Mörder
  • 1962: Das Feuerschiff
  • 1962: Scotland Yard jagt Dr. Mabuse
  • 1963: Der schwarze Abt
  • 1963: Der Henker von London
  • 1964: Doktor Murkes gesammeltes Schweigen
  • 1964: Das Phantom von Soho
  • 1964: Ein Frauenarzt klagt an
  • 1964: Der Schut
  • 1964: Die Goldsucher von Arkansas
  • 1965: Die schwedische Jungfrau
  • 1965: Durchs wilde Kurdistan
  • 1965: Im Reiche des silbernen Löwen
  • 1966: Das Lächeln der Gioconda (Fernsehfilm)
  • 1966: Der Arzt stellt fest …
  • 1966: Der Vogel läßt das Singen nicht (Fernsehfilm)
  • 1966: Der schwarze Freitag (Fernsehfilm)
  • 1966: Cliff Dexter: Katze und Maus (Fernsehserie)
  • 1967: Wenn Ludwig ins Manöver zieht
  • 1968: Lady Hamilton – Zwischen Schmach und Liebe
  • 1968: Berliner Antigone (Fernsehfilm)
  • 1968: Der Arzt von St. Pauli
  • 1968: Der Reformator
  • 1970: Der Pfarrer von St. Pauli
  • 1970: Paul Temple: Murder in Munich (Fernsehkrimiserie)
  • 1970: Der Kommissar: Drei Tote reisen nach Wien (Fernsehkrimiserie)
  • 1971: Der Kommissar: Ein rätselhafter Mord (Fernsehkrimiserie)
  • 1971: Preußen über alles … (Fernsehfilm)
  • 1973: Immobilien (Fernsehfilm)
  • 1973: Algebra um acht (Fernsehserie)
  • 1974: Der kleine Doktor: Zu viele Ärzte (Fernsehserie)
  • 1974: Die letzten Tage von Gomorrha (Fernsehfilm)
  • 1975: Der Kommissar: Eine Grenzüberschreitung (Fernsehkrimiserie)
  • 1977: Kinderseele (Fernsehfilm)

Auszeichnungen

  • 1951 Bambi als publikumsstärkster Filmstar des Jahres
  • 1952 Bambi als publikumsstärkster Filmstar des Jahres
  • 1974 Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
  • 1979 Bundesverdienstkreuz

Synchronisation

Als Synchronsprecher lieh Borsche zudem seine Stimme u. a. Gunnar Björnstrand (Licht im Winter), David Niven (Lady L) und Max von Sydow (Der Exorzist).

Weblinks


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