Dominik Groß

Dominik Groß

Dominik Groß (* 28. September 1964, St. Wendel (Saarland)) ist ein deutscher Medizinhistoriker und Medizinethiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Groß absolvierte von 1984 bis 1990 ein Doppelstudium der Zahnmedizin und der Geisteswissenschaften mit dem Hauptfach Geschichte und den Nebenfächern Philosophie und Klassische Archäologie an der Universität des Saarlandes in Homburg und Saarbrücken. Das Zahnmedizinstudium schloss er 1989 mit dem Staatsexamen ab und wurde 1991 mit der Anfertigung einer Dissertationsschrift mit dem Titel „Regulationsthermographische Untersuchungen bei Gesunden und bei Patienten mit chronischen Erkrankungen der Leber und der Gallenblase unter Berücksichtigung des Wärmebildes der Zähne“ zum Dr. med. dent. promoviert; das geisteswissenschaftliche Studium schloss er mit der Erlangung des Grades eines (Magister Artium (M.A.) 1990 ab und wurde 1993 mit der Dissertationsschrift „Die schwierige Professionalisierung der deutschen Zahnärzteschaft (1867–1919)“ zum Dr. phil. promoviert.

Von 1990 bis 1996 war er am Universitätszahnklinikum Ulm zunächst als Assistenzzahnarzt, später als Sektionsleiter für Kinder- und Behindertenzahnheilkunde tätig; hier setzte er sich erstmals mit Fragen der Klinischen Ethik auseinander (Umgang mit Behandlungsunwilligkeit, Informed Consent bei sog. vulnerablen Gruppen, Indikation von Zahnsanierungen in Intubationsnarkose). Seit 1994 nahm er zudem Lehraufträge für Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität Würzburg wahr.

1996 wechselte er hauptberuflich an das Institut für Geschichte der Medizin der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, wo er sich 1998 mit einem DFG-Forschungsstipendium mit der Habilitationsschrift „Die Aufhebung des Wundarztberufs. Ursachen, Begleitumstände und Auswirkungen am Beispiel des Königreichs Württemberg (1806–1918)“ habilitierte und 1999 zum Privatdozenten ernannt wurde. Parallel zu seiner Habilitation absolvierte er das Studium der Humanmedizin, das er 2000 mit dem Dritten Staatsexamen abschloss. 2001 wurde er in Ulm nach Anfertigung einer Dissertationsschrift zum Thema „Die historische Entwicklung der äußeren und inneren Leichenschau in Deutschland“ zum Dr. med. promoviert.

Von 1999 bis 2005 war Groß als Privatdozent an der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg tätig, seit 2001 nahm er zudem Lehraufträge für Geschichte, Theorie & Ethik der Medizin an den Universitäten Ulm und Regensburg wahr.

Seit 2005 ist Groß Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen und Geschäftsführender Direktor des gleichnamigen Instituts.

Aktivitäten

Dominik Groß ist Vorsitzender des Klinischen Ethik-Komitees des Universitätsklinikums Aachen. Er ist einer der vier Gründungsmitglieder der „Ethics Group of the IDEA League“ und gehört dem Kuratorium der „Grünenthal-Stiftung für Palliativmedizin“ und der „Europäischen Stiftung Aachener Dom“ an. Von 2007 bis 2009 war er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des „IQWiG“.

Groß ist Vorsitzender der Medizinischen Gesellschaft Aachen, Sprecher des Aachener Kompetenzzentrums für Wissenschaftsgeschichte, Vorsitzender der Aachener Gesellschaft für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin und Vorstandsmitglied des Forums Technik und Gesellschaft der RWTH Aachen. Er ist Erstherausgeber mehrerer Fachbuchreihen („Zwischen Theorie und Praxis“; Königshausen & Neumann; „Anthropina“, Lit; „Humandiskurs“, MWV; „Studien des Aachener Kompetenzzentrums für Wissenschaftsgeschichte“, kassel university press; „Medizin und Nationalsozialismus“, Lit; „Todesbilder“, Campus) und Mitglied des Editorial Bords bzw. des wissenschaftlichen Beirats mehrerer Fachperiodika (u.a.„Sudhoffs Archiv“, Franz Steiner; „Medicine Studies“, Springer; „Ethik in der Medizin“, Springer; „Journal für ästhetische Chirurgie“, Springer).

Seine Arbeiten wurden u.a. mit dem Wissenschaftspreis zum Förderpreis Phytotherapie der Maiwald-Stiftung Würzburg (1999), dem Joseph-Schneider-Preis der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg (2002) und dem Scultetus-Preis der Scultetus-Gesellschaft Ulm (2004) ausgezeichnet.

Als Mitglied des Arbeitskreises Autopsie des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer, als Veranstalter eines VW-Symposions zum Thema „Tod und toter Körper“ und Herausgeber des gleichnamigen Tagungsbandes (jeweils 2007) setzte er sich für einen aufgeklärten Umgang mit der menschlichen Leiche ein; gegenwärtig leitet er die Teilbereiche Medizingeschichte und Medizinethik des von der Volkswagen-Stiftung finanzierten Forschungsprojekts „Tod und toter Körper“ im Programm Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften. Weitere Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Technikakzeptanz und Verteilungsgerechtigkeit im Gesundheitswesen.

Als Vertrauensdozent der Studienstiftung des deutschen Volkes und ehemaliger Stipendiat engagiert er sich zudem im Bereich der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung.

2010 wurde er vom Bundesgesundheitsminister in den „Nationalen AIDS-Beirat“ („National AIDS Advisory Council“) berufen, einem Beratungsgremium des Bundesministeriums für Gesundheit.

Schwerpunkte

Werke (Auswahl)

  • Die schwierige Professionalisierung der deutschen Zahnärzteschaft (1867-1919), Peter Lang, Frankfurt a. M. 1994
  • Die Aufhebung des Wundarztberufs, Steiner, Stuttgart 1999
  • Zwischen Theorie und Praxis: Traditionelle und aktuelle Fragen zur Ethik in der Medizin, Königshausen & Neumann, Würzburg 2000
  • Wörterbuch der Zahnmedizin und Zahntechnik (Deutsch - Englisch - Französisch - Spanisch), 2 Bände, Neuer Merkur, München 2002
  • Ethik in der Zahnheilkunde, Königshausen & Neumann, Würzburg 2002
  • Farbe - Erkenntnis - Wissenschaft (Herausgegeben mit Tobias Heinrich Duncker), Lit, Münster 2006
  • Sind die Gedanken frei? Die Neurowissenschaften in Geschichte und Gegenwart (Herausgegeben mit Sabine Müller), MWV, Berlin 2007
  • E-Health und technisierte Medizin. Neue Herausforderungen im Gesundheitswesen (Herausgegeben mit Eva-Maria Jakobs), Lit, Münster 2007
  • Normal - anders - krank? (Herausgegeben mit Sabine Müller), MWV, Berlin 2008
  • Transsexualität und Intersexualität. Medizinische, ethische, soziale und juristische Aspekte (Herausgegeben mit Christiane Neuschaefer-Rube und Jan Steinmetzer), MWV, Berlin 2008
  • Medizin im 20. Jahrhundert (Herausgegeben mit Hans Joachim Winckelmann), Reed Business Information, München 2008
  • Geschichte der DGZMK 1859-2009 (Herausgegeben mit Gereon Schäfer), Berlin 2009
  • Medizin im Dienst der "Erbgesundheit". Beiträge zur Geschichte der Eugenik und "Rassenhygiene" (Herausgegeben mit Stefanie Westermann und Richard Kühl), Medizin und Nationalsozialismus 1, Münster 2009
  • Objekt Leiche. Technisierung, Ökonomisierung und Inszenierung toter Körper (Herausgegeben mit Jasmin Grande), Campus, Frankfurt 2010
  • Die Leiche als memento mori. Interdisziplinäre Perspektiven auf das Verhältnis von Tod und totem Körper (Herausgegeben mit Julia Glahn und Birgitte Tag),Todesbilder 2, Frankfurt a. M. 2010
  • Die Realität des Todes. Zum gegenwärtigen Wandel von Totenbildern und Erinnerungskulturen (Herausgegeben mit Christoph Schweikardt),Todesbilder 3, Frankfurt a. M. 2010
  • Blut. Die Kraft des ganz besonderen Saftes in Medizin, Literatur, Geschichte und Kultur (Herausgegeben mit Christine Knust), Studien des AKGW 7, Kassel 2010
  • Tod, der tote Körper und die Sektion. Zur Veränderung des Umgangs mit dem Tod in der gegenwärtigen Gesellschaft (Herausgegeben mit Hubert Knoblauch, Andrea Esser, Brigitte Tag und Antje Kahl), Berlin 2010
  • Sterbeprozesse - Annäherungen an den Tod (Herausgegeben mit Michael Rosentreter und Stephanie Kaiser), Studien des AKWG 9, Kassel 2010
  • Der Umgang mit der Leiche. Sektion und toter Körper in internationaler und interdisziplinärer Perspektive (Herausgegeben mit Brigitte Tag), Todesbilder 4, Frankfurt a. M. 2010
  • Medizingeschichte in Schlaglichtern. Beiträge des Rheinischen Kreises der Medizinhistoriker (Herausgegeben mit Axel Karenberg, Stephanie Kaiser und Wolfgang Antweiler), Schriften des Rheinischen Kreises der Medizinhistoriker 2, Kassel 2011
  • Der Patient und sein Behandler. Die Perspektive der Medical Humanities (Herausgegeben mit Michael Rosentreter), Studien des AKWG 12, Berlin 2011.
  • Who wants to live forever? Postmoderne Formen des Weiterwirkens nach dem Tod (Herausgegeben mit Brigitte Tag und Christoph Schweikardt), Todesbilder 5, Frankfurt a. M. 2011

Weblinks



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