- Düker
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Ein Düker (niederdeutsch, entspricht „Taucher”, niederländisch „duiker”) ist die Unterführung eines Rohres, Abwasser-, Trinkwasserleitung, Grundwasser- oder Öl-Pipeline unter einer Straße, einem Deich, einem Tunnel oder einem Fluss.
Die Flüssigkeit kann so Hindernisse überwinden, ohne dass Pumpen eingesetzt werden müssen. Dabei nutzt man das Prinzip der kommunizierenden Röhren, wonach sich Flüssigkeiten in Röhren, die miteinander verbunden sind, stets auf das gleiche Niveau einpegeln. Fließt nun auf einer Seite immer neue Flüssigkeit hinzu, so erreicht sie auf der anderen Seite dasselbe Höhenniveau und kann fast ohne Höhenverlust dort weitergeleitet werden. Schon die Römer nutzten diverse Düker aus Blei- und Tonrohren, um mit Trinkwasserleitungen Schluchten ohne Aquädukt überwinden zu können.
Für den Bau eines Dükers zur Querung eines Flusses durch eine Pipeline sind verschiedene Bauweisen gebräuchlich.
Bei der ersten Bauweise, der im offenen Graben, wird zunächst ein Graben quer in das Flussbett gebaggert. Wird der Fluss oder Schifffahrtskanal mit einer Spundwand begrenzt, wird der an Land in drei Teilen vormontierte Stahldüker hier wasserdicht eingebunden, der auf- oder absteigende Ast kann anschließend angeschraubt oder angeschweißt werden. Ist das Gewässer mit Böschungen begrenzt, wird der einteilige Stahldüker entweder auf einen Ponton verladen und an der Einsatzstelle per Kran verlegt oder direkt von Land aus per Kran eingeschwommen. Am Schluss wird ein Sand-Kies-Gemisch in das vorbereitete Dükerbett eingespült, damit dieser durch die Deckschicht gegen Beschädigungen durch Wasserfahrzeuge (beispielsweise beim Ankerwurf) geschützt ist. Anschließend werden das Einlauf- und Auslaufbauwerk angebaut.
Eine weitere Bauweise ist das Vortriebsverfahren, meist im Schildvortrieb. Hierbei werden eine Start- und Zielgrube gebaut, die später meist auch als Ein- und Auslaufbauwerk dienen. Aus der Startgrube gräbt sich die Vortriebsmaschine unter dem Gewässer hindurch, bis zur Zielgrube. Das entsprechende Beton-Dükerrohr wird sofort nachgeschoben, sodass hinter der Maschine schon der fertige Düker entsteht.
Bei Dükern, die benutzt werden, um Abwasser unter einem Hindernis (Fluss, Tunnel) durchzuleiten, hat der Düker meist einen kleineren Querschnitt (etwa 10–20 %, je nach normalem Rohrquerschnitt) als das am Dükeroberhaupt ankommende und am Dükerunterhaupt abgehende Rohr, um die Fließgeschwindigkeit (hierbei etwa 2 m/s) im Düker zu erhöhen, damit sich in der Dükersohle keine Stoffe absetzen können, die den Düker verstopfen. Problematisch ist jedoch, wie bei Flüssen häufig der Fall, dass die Mengen um mehr als das Hundertfache schwanken (Regenwetter). Deshalb werden oft mehrere Röhren parallel verlegt und je nach Wasseranfall beschickt. Da das System nicht regelbar ist, kommt es, insbesondere bei stark mit Sinkstoff belasteten Wässern, zu Ablagerungen, die mit hohem Kostenaufwand beseitigt werden müssen.
Es gibt auch Düker, die sich dem Wasserzufluss anpassen können, um die Fließgeschwindigkeit konstant zu halten. Es handelt sich dabei um sogenannte Luftkissendüker. Hierbei ist der Düker ein waagerecht liegendes Rohr, mit senkrechten Zuläufen. Der Zu- und Ablauf des Dükers wird durch einen Siphon begrenzt, sodass in den Düker Luft gepumpt werden kann. Diese Luft kann nicht entweichen und reduziert den Querschnitt des Dükers. Strömt wenig Wasser in den Düker, so handelt es sich um ein großes Luftkissen, das den Querschnitt sehr klein macht, kommt mehr Wasser, so wird die Luftmenge reduziert und der Querschnitt vergrößert. Somit erreicht man eine konstante Fließgeschwindigkeit des Wassers. Nach diesem System arbeitet die Hamburger Stadtentwässerung bei einem Düker, der Hamburgs Nordwesten unter der Elbe hindurch mit dem Klärwerk Köhlbrandhöft Nord verbindet. Den weltweit größten Betriebsbereich von minimal 10 l/s und maximal 8.800 l/s, also 1:880, weist der Luftkissendüker am Wiener Platz in Dresden auf.
Immer wieder taucht die Behauptung auf, dass der Nachteil an diesem System sei, dass das Luftkissen den Düker nach oben drückt (Auftrieb) und der Düker somit sehr schwer sein oder schwere Fundamente haben muss, um nicht aufzuschwimmen. Dies stimmt nicht. Richtig ist zwar, dass die Luft tatsächlich Auftrieb erzeugt, dem wirkt jedoch einerseits die Stahlbetonröhre selbst entgegen, und andererseits wird der passive Erddruck aktiviert, sodass keine Zusatzfundamente benötigt werden. Dies würde, insbesondere beim Rohrvortrieb, herstellungstechnische Probleme hervorrufen.
Das Gegenstück zum Düker ist der Durchlass. Hier geht der Wasserspiegel frei zur anderen Seite durch. Ein Durchlass läuft leer, wenn von oben kein Wasser mehr nachfließt. Ein Düker liegt dagegen tiefer als der Abfluss und muss leergepumpt werden. Als Zwischenlösung gilt der Halbdüker. Dabei wird die Rohrsohle gegenüber dem Zufluss eingetieft, der Rohrscheitel liegt aber immer über der Flüssigkeit. Ein echter Düker ist immer als Druckrohr ausgebildet.
Beispiele
- Fernwärmedüker (2 mal DN 400) durch die Traisen für die Wärmetransportleitung Dürnrohr St. Pölten [1]
- Eine Dükerleitung verbindet den Wasserentnahmeturm mit dem Heinrich-Geis-Stollen auf der gegenüberliegenden Uferseite der Kalltalsperre in der Nordeifel.
- Ein Düker in Dresden mit mindestens einem Meter Durchmesser wird genutzt, um das Abwasser der linkselbischen Altstadt unter der Elbe hindurch in das rechtselbische Klärwerk Kaditz zu leiten. Einmal im Jahr muss ein Taucher den Düker reinigen. Ein anderer Düker, nämlich ein Luftkissendüker mit DN 2.400, führt in Dresden eine Mischwasserleitung unter einem neugebauten Tunnel am Wiener Platz.
- Insgesamt 13 Düker gewährleisten, dass der teilweise auf der Tertiären Trennschicht aufsitzende S-Bahntunnel zum Flughafen München nicht den Grundwasserfluss behindert.
- In Lübeck entwässert ein Düker die seit dem Mittelalter gestaute Wakenitz unter der Kanal-Trave hindurch.
- Das Wasser der Lethe wird mit Dükern unter der Hunte hindurch geleitet.
- Das Wasser des Auer Mühlbachs in München wird mit einem Düker unter der Isar hindurchgeleitet.
- Ein Düker führt den Leinakanal bei Gotha unter der Thüringer Bahn hindurch.
- Emscher-Düker unter dem Rhein-Herne-Kanal (Durchlass, kein eigentlicher Düker)
- Durch einen Düker bei Wendschott, einem nordöstlichen Ortsteil von Wolfsburg, unterquert die Aller den Mittellandkanal.
- Durch einen Düker bei Braunschweig-Watenbüttel unterquert die Oker ebenfalls den Mittellandkanal.
- Durch einen Düker bei Bramsche im Ortsteil Pente unterquert die Hase den Mittellandkanal.
- Die NWO-Erdölpipeline quert per Düker bei Leverkusen den Rhein.
- Die NDO-Erdölpipeline quert per Düker bei Wilhelmshaven das Jadefahrwasser.
- Der Donaudüker in Linz, Österreich, wurde 1978 pressgebohrt und führt Abwasser und andere Leitungen. In einem weiteren Düker bei Linz (2004) quert Erdgas der Oberösterreichischen Ferngas die Donau.
- Ein Düker führt die Panke unter der Chausseestraße hindurch zur Spree. Im Zeitraum der Berliner Mauer wurde er als möglicher Fluchtweg zerstört. 2008 wieder eingerichtet soll er wieder den historischen Flusslauf ab 2015 ermöglichen.
- Der Elting-Mühlenbach wird an Flusskilometer 11,5 unter dem Dortmund-Ems-Kanal hindurchgeleitet.
- Seit 1969 wird das Abwasser der linksrheinischen Altstadt von Konstanz und das Abwasser der Stadt Kreuzlingen (CH) unter dem Rhein in die rechtsrheinisch gelegene Kläranlage geleitet.
- Der 20 m hohe und 140 m lange Aquädukt über den Fluss Zschopau ist Teil der 1907 gebauten Trinkwasserzuleitung zur Stadt Chemnitz, die an dieser Stelle mit Hilfe eines Dükers auf beiden Seiten des Tales einen Höhenunterschied von 80 m überwindet.[2]
- In Frankfurt am Main ist ein Neubau eines Abwasserdükers bei Main-km 18,67 geplant, der parallel zum bestehenden Düker durch den Main (bei Strom-km 18,60) gebaut werden soll und beidseitig mittels Anschlussleitungen an die bestehende Druckleitung (vom Pumpwerk Kelsterbach bis zur ARA Sindlingen) angeschlossen werden soll.[3]
- In Südfrankreich unterquert der Canal du Bas-Rhône Languedoc nordöstlich der Stadt Lunel in einem Düker den Fluss Vidourle. Die Sohle des Flusses liegt einige Meter tiefer als die Kanalsohle. Im Auslaufbauwerk sind drei Klappen aus Stahl eingebaut, die den Rückfluss des Wassers nach Osten verhindern sollen. Die Ein- und Auslaufbauwerke sind in Google Earth gut zu erkennen (Koordinaten: 43° 42′ 29″ N, 4° 09′ 42″ O).
Weblinks
Commons: Düker – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Ausführlicher Baubericht eines Dükers in den Seiten 32 bis 42: Andreas Oberhammer; Die längste Fernwärmeleitung Österreichs Bericht über die Planung, den Bau und die Qualitätssicherung; Fachverband der Gas-und Wärmeversorgungsunternehmungen; März 2010; Stand 2. April 2010
- ↑ Vom Bau der Wasserleitung Neunzehnhain-Einsiedel. In: Industrie des Erzgebirges und Vogtlandes. XIX Auflage. Organ des Vereins Erzgebirger zu Dresden, 1907, S. 199 (neunzehnhain_1907.htm, abgerufen am 21. August 2009).
- ↑ Amtsblatt Frankfurt/Main (23. Februar 2010 / Nr. 8, 141. Jhg.) Seite 7 von 16 (PDF-Datei, 606 kB)
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