- Frankfurt-Sindlingen
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Sindlingen
Stadtteil von Frankfurt am MainKoordinaten 50° 4′ 51″ N, 8° 31′ 7″ O50.0808333333338.5186111111111Koordinaten: 50° 4′ 51″ N, 8° 31′ 7″ O Fläche 3,35 km² Einwohner 9032 (31. Dez. 2009) Bevölkerungsdichte 2696 Einwohner/km² Postleitzahl 65931 Vorwahl 069 Website www.frankfurt.de Gliederung Ortsbezirk 6 – West Stadtbezirke - 601 - Sindlingen-Süd
- 602 - Sindlingen-Nord
Verkehrsanbindung Autobahn Bundesstraße S-Bahn S1 S2 Bus 53 55 57 837 n8 n82 Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011. Sindlingen ist ein rechtsmainischer Frankfurter Stadtteil im Ortsbezirk Frankfurt-West und wurde 763 erstmals urkundlich erwähnt. Um die Jahrhundertwende profitierte Sindlingen von der nahegelegenen Hoechst AG, die einen deutlichen Bevölkerungsanstieg verursachte. 1917 wurde Sindlingen ein Stadtteil von Höchst am Main, mit dem es 1928 zu Frankfurt am Main kam.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Sindlingen liegt an der westlichen Stadtgrenze Frankfurts, etwa 12 km vom Stadtzentrum und 5 km vom Flughafen entfernt an einem Mainbogen, der den Stadtteil südöstlich begrenzt. Es ist der südlichste Stadtteil im Bezirk Frankfurt-West. Mit knapp 88 Metern über NN ist das Sindlinger Mainufer auch der tiefst liegende Punkt von Frankfurt. Nach Nordwesten steigt der Stadtteil bis auf 110 Meter an.
Angrenzende Frankfurter Stadtteile sind Zeilsheim im Norden und Höchst mit dem gleichnamigen Industriepark im Osten. An der gegenüberliegenden südöstlichen Mainseite grenzt Schwanheim an.
Westlich liegt der Main-Taunus-Kreis mit der Stadt Hattersheim und deren Ortsteil Okriftel und im Süden beginnt mit Kelsterbach der nördlichste Teil des Kreises Groß-Gerau.
Zur Gemarkung Sindlingens gehört auch die Siedlung Friedenau und der südöstliche Teil der Annabergstraße. Die offiziellen Stadtteilgrenzen umfassen dieses Gebiet jedoch nicht. Es wurde nachträglich verwaltungsmäßig dem Stadtteil Zeilsheim zugeordnet.
Infrastruktur
Wirtschaft
Wirtschaftliches Zentrum ist der direkt an den Stadtteil angrenzende Industriepark Höchst. Im Stadtteil befindet sich außerdem die Abwasser-Reinigungs-Anlage (ARA Sindlingen) und eine der größten Schlamm-Verbrennungs-Anlagen Europas (SEVA).
Neben der Industrie verfügt der Stadtteil über einige kleinere Einzelhandelsstandorte. In Sindlingen gibt es zwei Tankstellen, drei Supermärkte, zwei Drogeriemärkte, zwei Apotheken, zwei Bäckereien und einen Metzger. Daneben sind Handwerksbetriebe ebenfalls stark vertreten. Von der Nähe zum Flughafen profitieren das Hotel Post und die zahlreichen Gaststätten des Stadtteils. Die Nassauische Sparkasse, die Frankfurter Sparkasse und die Volksbank Höchst unterhalten Filialen entlang der Sindlinger Bahnstraße. Mit insgesamt 210 Unternehmen bei 665 Angestellten ist Sindlingen aber nur ein kleiner Gewerbestandort[1].
Straßen
Die Farbenstraße, als Teil der Mainzer Landstraße ehemals wichtigste Straße in Sindlingen, endet heute einerseits an der Werksmauer des Industrieparks Höchst, andererseits am Sindlinger Friedhof und hat nur noch eine untergeordnete Bedeutung. Ein südlicher Ast der Bundesstraße 40, der Nachfolgerin der Mainzer Landstraße, verläuft heute auf einer eigenen erhöhten Trasse am westlichen Bebauungsrand Sindlingens.
Wichtige Zufahrtsstraßen nach Norden ist die West-Höchster-Straße, die in Sindlingen den Namen Sindlinger Bahnstraße trägt. Nach Osten führt seit den 1950ern die Hoechster-Farben-Straße (L3006).
Nach Hattersheim führen die Straße Im Hofheimer Grund (L3265) und die kleine Okriftler Straße, benannt nach dem Ortsteil in Hattersheim.
Brücken
In Sindlingen befinden sich zwei Mainbrücken, die den Stadtteil mit Kelsterbach verbinden. Die 1972 erbaute Werksbrücke West, eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke dient dem internen Verkehr des Industrieparks Höchst. Die zwei öffentlichen Fahrstreifen sind durch Poller abgesperrt und werden nur von Fußgängern und Zweiradfahrern genutzt. Die 1978 fertiggestellt Sindlinger Mainbrücke trägt die zur Schnellstraße ausgebaute B 40 und zwei Radwege.
Öffentlicher Personennahverkehr
- Hauptartikel: Bahnhof Frankfurt-Sindlingen, Bahnhof Frankfurt-Zeilsheim
Sindlingen besitzt zwei S-Bahn-Stationen mit Anschluss an die S1 und die S2. Der Stadtteil ist an das Stadtbusnetz mit den Linien 53, 54 und 55 sowie mit dem Nachtbus N8 angebunden. Nach Wunsch fährt die AST-Buslinie 837 nach Hattersheim. Im April 2007 wurde an der Stadtteilgrenze eine zweite S-Bahn-Station mit dem Namen Frankfurt-Zeilsheim eröffnet.
Straßen und Quartiere
Sindlingen-Nord
Ferdinand-Hofmann-Siedlung
Der Sindlinger Norden (amtlich als Stadtbezirk Sindlingen-Nord, 602, bezeichnet) liegt zwischen den Bahntrassen der Main-Lahn-Bahn (Norden) und der Taunus-Eisenbahn (Süden). Er ist durch die Ferdinand-Hofmann-Siedlung geprägt, die aus mehreren Häuserblocks aus verschiedenen Bauepochen besteht. Mit dem Bau dieses relativ neuen Teils Sindlingens wurde 1920 begonnen. Die Sindlinger Bahnstraße, Ferdinand-Hofmann-Straße und die Neulandstraße sind Bestandteil dieser ersten Bebauung. Die Häuser der Arbeitersiedlung sind größtenteils zweistöckig und weisen einen neu-klassizistischen Baustil auf, der entfernt an den mediterraner Palazzi erinnert.
Nach einem fast 30 jährigen Baustopp begannen in den 50er Jahren die Bauarbeiten für die restliche Siedlung. Dieser unterscheidet sich deutlich vom ersten Bauabschnitt. Als Ergebnis der Wohnungsknappheit der Nachkriegszeit entstanden zum ersten Mal in Sindlingen auch höhere, größtenteils fünfstöckige Mehrfamilienhäuser. Die ersten Häuser dieser „neuen“ Ferdinand-Hofmann-Siedlung entstanden zwischen der Trasse der Main-Lahn-Bahn und der neu angelegten Hermann-Küster-Straße. Das höchste Wohnhaus der Siedlung befindet sich am Ende dieser Straße. In den 60er Jahren wurde der Bau weiter südlich fortgesetzt und die Siedlung komplettiert. Bis 2006 wurden fast alle Wohnhäuser renoviert und bunt gestrichen.
Richard-Weidlich-Platz
Den Abschluss des nördlichen Sindlingens bildet der Richard-Weidlich-Platz, ein halbes Rondell auf den die ursprünglichen drei Straßen der Siedlung zulaufen. Der Halbkreis wird durch die Sindlinger Bahnstraße geteilt. Auf der östlichen Seite befindet sich das Haus Sindlingen, das eine Dependance der Stadtbibliothek beheimatet. Das Bürgerhaus erlangte Berühmtheit, als dort 1974 gegen die RAF verhandelt wurde. In den folgenden Jahren diente das Haus als Dienstgebäude des 18. Polizeireviers, bis dies 1990 zunächst verlegt und dann geschlossen wurde. Seit Anfang des Jahres 2006 steht das ehemalige Bürgerhaus den Bürgern wieder als Haus Sindlingen offen. Das südliche Ende des Platzes bildet die S-Bahn-Station Sindlingen, unter der die Sindlinger Bahnstraße durchführt. Die Unterführung entstand 1980 als Ersatz für den überlasteten Bahnübergang.
Sindlingen-Süd
Kreisel
Wenige Meter südlich der Unterführung liegt der Kreisel der Hoechster-Farben-Straße, die 1954 als Ersatz für die Sindlinger Farbenstraße entstand. Diese war bis dahin die Hauptstraße Sindlingens und Teil des Straßenzugs Mainzer Landstraße, führte aber durch das Werksgelände der Hoechst AG. Heute befindet sich das Tor West des heute unter dem Namen Industriepark Höchst bekannten Chemiewerks an jenem Kreisel. Die Sindlinger Bahnstraße führt ab hier weiter in den alten Ortskern des Stadtteils, die Hoechster-Farben-Straße unter Umgehung dieses zur Bundesstraße 40 Richtung Flughafen und Bundesautobahn 66.
Alter Ortskern
Im Ortskern entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts entlang der Sindlinger Bahnstraße eine teilweise dichte Randbebauung. Die evangelische Kirche von 1907 befindet sich an der Kreuzung mit der Gustavsallee, einem ehemaligen Werkstor der Hoechst AG. An Heiligabend 1996 wurde die Kirche Schauplatz eines Selbstmordanschlags durch eine psychisch kranke Frau, das zwei weiteren Menschen das Leben kostete. Die Kirche konnte jedoch ein Jahr später wieder eröffnet werden. Am Dalles mündet die Bahnstraße dann in die Farbenstraße und der alte Ortskern beginnt. Zwischen Main und Farbenstraße liegen hier enge, verwinkelte Gassen mit kleinen Häusern. Auch die katholische Kirche der ehemals kurmainzer Gemeinde liegt hier. Am Ende der Farbenstraße liegt der Sindlinger Friedhof und die Endhaltestelle der Buslinien 54 und 55, die hier auch ihre Wendeschleife haben.
An einer Anhöhe am Main befindet sich die Villa Meister mit dem dazu gehörigen Meisterpark, ein 1902 von Hoechst-Vorstand Herbert von Meister erbautes Palais, das bis 1980 Sitz des Instituts für Angewandte Geodäsie war. Heute befindet sich eine Privatklinik in der Villa.
Am Mainufer befinden sich die zwei Brücken des Stadtteils. Die von der Hoechst AG 1972 erbaute Werksbrücke West ist mit Drahtseilen an zwei 52 Meter hohen Pylonen aufgehängt. Über sie führen zwei unabhängige Straßen und eine Gütereisenbahn. Die Straße, welche sich außerhalb der Werksmauern befindet, ist für motorisierten Verkehr gesperrt und wird nur noch von Zweiradfahrern und Fußgängern genutzt. Sie führt zum Tor Süd und zum Naturschutzgebiet Schwanheimer Dünen. Die zweite Brücke – die unterste auf Frankfurter Stadtgebiet – wird von der autobahnähnlich ausgebauten B 40 mit separaten Fahrradweg benutzt und führt zum Flughafen. Die 1978 eingeweihte Brücke ist Teil der Südumfahrung Frankfurt-Höchst.
Bildung und Kultur
Schulen
Sindlingen ist in zwei Grundschulbezirke aufgeteilt. Der nördliche Bezirk ist der Ludwig-Weber-Schule zugeordnet. Die Meisterschule im südlichen Bezirk ist gleichzeitig die Hauptschule des Stadtteils.
1999 eröffnete in der Albert-Blank-Straße die Internationale Schule Frankfurt-Rhein-Main, eine private Schule mit Grundschul- und Gymnasialzweig, ausgestattet mit eigenem Schwimmbad und Sportplätzen. Der Unterricht findet dort hauptsächlich in Englisch statt.
Seit 2008 findet monatlich im Bürgerhaus Sindlingen (Haus Sindlingen) die Kabarett und Comedyshow "Comedy Lounge" mit bundesweit bekannten und prominenten Künstlern statt, in der sich ein Großteil der Sindlinger Bürger einfindet.
Geschichte
Völkerwanderungszeit
Der Name des Dorfes Sindlingen geht wahrscheinlich auf eine alemannische Siedlung zurück, die zwischen 300 und 500 nach Christi Geburt gegründet und nach Vertreibung der Alemannen um 500 von den Franken übernommen wurde. Die Namensendung „ingen“ ist typisch für alemannische Siedlungen.
Nach Aufgabe der Limesgrenze und Räumung ihrer rechtsrheinischen Gebiete durch die Römer im Jahre 260 n. Chr., drang der germanische Stamm der Alemannen in die ehemals römischen Gebiete ein und besiedelte diese ab dem Ende des 3. bis zum Ende des 5. Jahrhunderts nach Christus. Irgendwann in dieser Zeit soll ein alemannischer Siedler mit dem Namen Sundo oder Sundilo an der Stelle des späteren Sindlingen einen Gutshof errichtet haben, aus dem sich nach und nach ein Dorf entwickelte, das den Namen des ursprünglichen Gründers und Gutsherrn im Namen bewahrte. Genauere Informationen sind nicht gesichert. In der ersten schriftlichen Urkunde wird Sindlingen noch Sundilingen genannt, was soviel wie bedeutete wie „Zu den Mannen oder Nachkommen des Sundo oder Sundilo gehörig“.
Ab 455 setzte eine West- und Ostexpansion der Alamannen nach Gallien und Noricum ein, über die nur ungesicherte Informationen vorliegen. Ein Konflikt mit den benachbarten Franken führte nach Gregor von Tours zwischen 496 und 507 zur entscheidenden Niederlage der Alamannen bei Zülpich gegen den fränkischen König Chlodwig I.. Dadurch geriet auch die Alemannensiedlung Sundolingen unter fränkische Herrschaft. Zu dieser Zeit wurde das Gebiet der Chatten, in dem sich die Siedlung Sundolingen zu dieser Zeit befand, von den Franken besetzt und in deren Königreich eingegliedert, um die fränkischen Grenzen vor den Sachsen zu schützen, die nördlich der Chatten siedelten und immer wieder in chattisches und fränkisches Gebiet eindrangen. Die Siedlung Sundolingen wurde damit ebenfalls in das Frankenreich eingegliedert und gehörte innerhalb der fränkischen Verwaltung zum Niddagau.
Mittelalter
Im berühmten „Codex Laureshamiensis“ der 763 n. Chr. entstandenen Benediktinerabtei Lorsch an der Bergstraße (siehe auch: Kloster Lorsch) ist im Jahr 797 n. Chr. unter dem 27. September aufgezeichnet, dass ein Franke namens Grimoldus dem Kloster Lorsch 6 Morgen Ackerland in Sundilingen zum Geschenk machte.[2] Dies ist die älteste uns heute vorliegende Urkunde über Sindlingen. Im Jahre 804 n. Chr. schenkte ein Hildebure dem Kloster Lorsch zwei Höfe mit Gebäuden in Suntilingen, eine weitere Schreibweise des heutigen Sindlingen. 889 n. Chr. erhielt das Benediktinerkloster Bleidenstadt Grundstücke in der Sindelingerer Mark, die in einer weiteren Urkunde von 965 n. Chr. auch Suntilingerer Mark genannt wird. 1036 schenkten Konrad II. und seine Gemahlin Gisela von Schwaben königlichen Besitz in Sundelingen an das Benediktinerkloster Limburg, dem sie gleichzeitig das Sindlinger Patronat übertrugen. Im Jahre 1268 machte das Kloster Limburg, Philipp I. von Falkenstein zum Schirmvogt von Sundelingen. 1484 verkaufte das Kloster Limburg seinen Dinghof zu Sundelingen an das Stift Sankt Peter in Mainz, dem gleichzeitig auch der letzte Sindlinger Schirmvogt Johann von Cronberg seine Vogtrechte abtrat.
Neuzeit
Während noch 1581 in einem „Hofheimer Landbrief“ der Gemeindename mit Sundtlingen verzeichnet ist, erscheint er auf dem Gerichtssiegel von 1633 als Sindelingen, auf dem von 1682 dann als Sindlingen, obwohl auch später noch die Namensform Sundlingen auftaucht. 1608 teilte Erzbischof und Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg Sindlingen dem Amt Höchst am Main zu.
Nassauische und Preußische Zeit (1802–1917)
1802 wurden durch den Reichsdeputationshauptschluss die geistlichen Fürstentümer und damit auch das Erzbistum Mainz aufgelöst. Höchst kommt zum Fürstentum Nassau-Usingen, das bald darauf im Herzogtum Nassau aufgeht. Die für Sindlingen zuständige Residenzstadt war nun Wiesbaden. Seit der Neuordnung der Bistümer 1821 gehört Sindlingen auch kirchenrechtlich nicht mehr zum Bistum Mainz, sondern zum damals neugeschaffenen Bistum Limburg.
1866 wurde das Herzogtum Nassau aufgelöst und in eine preußische Provinz umgewandelt. Damit gehörte Sindlingen zum Königreich Preußen, aus dem 1918 das Land Preußen wurde. 1946 wurde dieses ebenfalls aufgelöst. Seither gehört Sindlingen zum Land Hessen.
Nach einer Verwaltungsreform in der Provinz Nassau wurde Sindlingen 1886 in den neu geschaffenen Landkreis Höchst eingegliedert.
Durch die Enge zwischen der Taunus-Eisenbahn im Norden und dem Main im Süden expandierte die Farbwerke Hoechst immer weiter nach Westen und errichtete 1894 mit dem „Heilserum“ ihr erstes Produktionsgebäude auf Sindlinger Boden.[3]
Durch den 1893 errichteten Haltepunkt wuchs Sindlingen nun auch nach Norden und wandelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Bauerndorf zu einem Arbeiterwohnort. Sindlingen wurde zunehmend auch für die Führungskräfte der Farbwerke attraktiv. 1902 baute Herbert von Meister auf dem Gelände des Herrenhauses der Familie Allesina eine prächtige Villa, die noch heute das Mainufer prägt.[3] 1910 folgte am damals nordwestlichen Ortsrand die Villenkolonie. Zuvor hatte die Höchster Kirchengemeinde für die meist evangelischen Werksangehörigen ebenfalls im Norden ein Grundstück für ein Gotteshaus gekauft. Am 29. September 1907 konnte die von Architekt Alfred Günther gestaltete Kirche eingeweiht werden.[4] Zwei Jahre später folgte ein Kaufhaus der Farbwerke und wieder zwei Jahre später ein neues Schulhaus (heutige Meisterschule).[3]
Sindlingen als Stadtteil (seit 1917)
Durch die Farbwerke rückten Höchst und Sindlingen immer näher aneinander und das Interesse der Stadt Höchst an neuem Bauland im Westen stieg. 1917 verlor die Gemeinde Sindlingen ihre bis dahin bewahrte Selbstständigkeit. Zusammen mit Zeilsheim und Unterliederbach wurde das Dorf zur Stadt Höchst am Main eingemeindet. Die wirtschaftlich angespannte Lage und die Besetzung von Höchst durch die französischen Streitkräfte verhinderten größtenteils die Vision von „Groß-Höchst“.[5] So wurde zum Beispiel die 1917 im Eingemeindungsvertrag versprochene Straßenbahnlinie Höchst–Sindlingen nie eingerichtet. Anstatt dessen verkehrte ab 1926 eine Omnibuslinie.[3] Wenigstens teilweise verwirklicht wurde die von Stadtplaner Carl Rohleder und Stadtbaumeister Paul Wempe geplante Siedlung Höchst-West, die ab 1920 am heutigen Richard-Weidlich-Platz entstand.[5] Aus dem bisherigen Eisenbahnhaltepunkt Sindlingen-Zeilsheim wurde Höchst-West.
Am 1. April 1928 ging Höchst am Main, mit allen angeschlossenen Ortschaften durch Eingemeindungsvertrag in das größere Gemeinwesen der Stadt Frankfurt am Main über. Sindlingen wurde einer der am westlichsten liegende Stadtteil, seine westliche Gemarkungsgrenze die westliche Stadtgrenze von Frankfurt.
Schon 1941 geplant, aber erst 1954 umgesetzt wurde die Verlegung der Mainzer Landstraße (Farbenstraße) unter Umgehung der Farbwerke und Sindlingens. Seitdem ist die Hoechster-Farben-Straße die Hauptstraße nach Höchst, während die alte Farbenstraße als Sackgasse am Mainufer endet. Eine weitere neue Straße entstand 1978 als Teil des Frankfurter Tangentialstraßensystems.[6].
Aus Wohnungsnot wurde 1950 an der Pfaffenwiese im nördlichsten Teil der Sindlinger Gemarkung die Siedlung Friedenau erbaut. Sie gehört heute verwaltungsmäßig zum Stadtteil Zeilsheim.
Mitte der 1950er Jahren wurde der Teil der Farbwerke, der sich auf Sindlinger Boden befand, eine Fläche von etwa 1,2 km², dem Stadtteil und der Gemarkung Höchst zugeordnet. Seitdem reicht Höchst bis zur Werksbrücke West.
Als eines der ersten Bürgerhäuser wurde 1963 am Richard-Weidlich-Platz das Haus Sindlingen errichtet.
Politik
Bürgermeister
Der erste Bürgermeister von Sindlingen wurde 1849 gewählt, nachdem während der Märzrevolution die von den Herzögen benannten Schultheißen abgesetzt worden waren.
- Johannes Schmitt, Bürgermeister von 1849 bis 1854. Er war auch der letzte Schultheiß von Sindlingen.
- Philipp Glatt, Bürgermeister von 1854 bis 1875
- Andreas Schmidt, Bürgermeister von 1875 bis 1888
- Franz Josef Huthmacher von 1888 bis 1917, seit 1908 hauptamtlicher Bürgermeister. Huthmacher unterschrieb auch für Sindlingen den Eingemeindungsvertrag mit Höchst am Main.
Quellen
- ↑ Betriebe und Beschäftigte in den Frankfurter Stadtteilen – Unternehmensregister 31. Dezember 2005 (Online)
- ↑ Urkunde 3396 aus dem Lorscher Codex Online-Quelle
- ↑ a b c d Adalbert Vollert: Sindlingen – Ein Frankfurter Stadtteil einst und heute. Frankfurter Sparkasse, Frankfurt am Main 1991.
- ↑ Wolfgang Schubert: Gotteshaus der Hergeloffenen. In: Frankfurter Rundschau. Nr. 221, 22. September 2007.
- ↑ a b Wolfgang Metternich: Die städtebauliche Entwicklung von Höchst am Main. Stadt Frankfurt am Main, 1990.
- ↑ Presse- und Informationsamt Frankfurt (Hrsg.): Frankfurter Verkehrsbauten.
Weblinks
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