Eliteuniversität

Eliteuniversität

Unter einer Eliteuniversität versteht man entweder eine Universität zur Ausbildung einer Funktionselite oder eine Universität, zu der nur eine bestimmte Elite einer Gesellschaft Zugang hat, oder aber eine Elite innerhalb der Kategorie der Universitäten.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der Begriff der Elite leitet sich etymologisch vom lateinischen „eligere“ ab, was soviel wie auswählen bedeutet.[1] Hieraus ergeben sich nun drei grundsätzliche Möglichkeiten, die der Begriff der Eliteuniversität bezeichnen könnte:

  • Die erste Möglichkeit ist, dass der Zugang zu bestimmten Universitäten lediglich einer Leistungselite zugestanden wird, was sich durch Zulassungsbeschränkungen etwa mittels der Anwendung eines hohen Numerus clausus, oder aber durch die Anwendung von Eignungsfeststellungsverfahren umsetzen lässt.
  • Die zweite Möglichkeit ist, dass mittels bestimmter Universitäten eine Funktionselite einer Gesellschaft ausgewählt wird, was etwa dadurch möglich ist, dass der Zugang zu führenden Positionen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft explizit oder implizit vom Absolvieren einer dieser Universitäten abhängig gemacht wird.
  • Die dritte Möglichkeit ist, dass Universitäten ihre Studenten aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozioökonomischen Elite auswählen, was praktisch etwa mittels der Erhebung von Studiengebühren in einer Höhe, die die Exklusivität der Einrichtung für eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe sicherstellt, bewerkstelligt werden kann, oder aber durch ein Zulassungssystem, das durch positive Diskriminierung Angehörige dieser sozialen Gruppe begünstigt.

Neben der Ausbildung ist ein weiterer Faktor, der einer Eliteuniversität zukommen kann, eine im weltweiten Vergleich exzellente Forschungsleistung. Obschon im Einzelnen unklar ist, anhand welcher Faktoren die Forschungsexzellenz einer Universität festzumachen ist, haben sich in den letzten Jahren eine Vielzahl von Universitätsrankings daran versucht, solche Kriterien zu finden und zu objektivieren. Als maßgeblich haben sich insofern etwa die Anzahl der Publikationen, die Anzahl der Zitationen dieser Publikationen, die Anzahl der Forschungspreise, aber auch die subjektive Bewertung einer Universität durch Wissenschaftler herausgestellt, wobei die Konsistenz der Platzierungen einer Universität erstens innerhalb der verschiedenen Ausgaben eines Rankings und zweitens in den verschiedenen methodisch unterschiedlichen Rankings einen näherungsweise objektiven Anhalt ihrer Forschungsexzellenz vermitteln kann. Diese Objektivierung scheitert regelmäßig. Dies liegt vorallendingen daran, dass die genannten Kennzahlen sehr schwierig und nur auf sehr teurem Wege zu ermitteln sind. Außerdem werden die Datensätze nicht veröffentlicht, was die Rankings wissenschaftlich unkorrekt macht. Niemand kann die Zahlen aus diesen Rankings gesichert nachvollziehen. Nicht einmal die Hochschulen von denen Daten erhoben wurden.

Situation in Deutschland

In der Exzellenzinitiative für ihr Zukunftskonzept geförderte Universitäten in Deutschland, Stand: Oktober 2007

Bislang existierten in Deutschland keine expliziten Eliteuniversitäten, wie es sie etwa in den USA, in Großbritannien oder in Frankreich gibt. Dies liegt zum einen daran, dass die Universitäten in Deutschland grundsätzlich gesetzlich verpflichtet sind, jedem Inhaber der Allgemeinen Hochschulreife den Zugang zum Erststudium zu gewähren.[2] Dies führt dazu, dass eine leistungsabhängige Auswahl der Studierenden nur dann möglich ist, wenn die Anzahl der Bewerber auf einen bestimmten Studiengang die Anzahl der verfügbaren Studienplätze übersteigt. Auch lassen sich in Deutschland keine Universitäten festmachen, die in weit überproportionalem Umfang eine gesellschaftliche Funktionselite in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft produzieren, was teilweise auch dem Mangel zuverlässigen statistischen Datenmaterials geschuldet sein mag. Wohl aber sind anhand der zahlreichen Universitätsrankings einige Universitäten auszumachen, die in weit überdurchschnittlichem Umfang exzellente Forschung und Wissenschaftsausbildung betreiben und auch im weltweiten Maßstab zu einer Spitzengruppe zählen.[3]

Außerdem bedingt das deutsche Hochschulzugangssystem, dass sich einige Studiengänge herausgebildet haben, die bedingt durch die hohe Bewerberanzahl extrem nach Leistung selektieren. Zu nennen sind hier vor allem medizinische Studiengänge, einige biowissenschaftliche Studiengänge, aber auch Jura und Betriebswirtschaft, für die oftmals lediglich 4 bis 10 Prozent der Bewerber zugelassen werden, abhängig von Studiengang und Universität, und die damit auch den weltweit selektivsten Eliteuniversitäten sehr nahekommen.[4]

Ferner haben die Universitäten, bedingt durch die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge zukünftig die Möglichkeit, für alle Masterstudiengänge eigene Zulassungsverfahren einzurichten und so eine gesteigerte Selektion nach Leistung durchzuführen, da die Verpflichtung, vorhandene Studienplätze jedenfalls, auch leistungsunabhängig, aufzufüllen nur für das Erststudium, d. h. für das Bachelorstudium, gilt. Auch insofern wird deutschen Universitäten also zukünftig die Möglichkeit eröffnet, eine Leistungselitenbildung auf Postgraduiertenniveau unabhängig von dem jeweiligen Studienfach und der Bewerberanzahl zu verwirklichen.[5]

Zudem trifft der Begriff der Exzellenzausbildung im Sinne einer Leistungselite in Deutschland teilweise auch auf die außeruniversitäre Forschung zu, die in Ländern mit etablierten Eliteuniversitäten weit weniger ausgeprägt ist. Hierzu zählen vor allem die Max-Planck-Gesellschaft, die Leibniz-Gemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Helmholtz-Gemeinschaft, welche sich stark in der Förderung einer Wissenschaftselite engagieren, regelmäßig mit Universitäten assoziiert sind und oftmals in der Ausbildung der Studenten mitwirken, etwa durch die Zurverfügungsstellung von Lehrpersonal, der Mitarbeit an der Konzeption von Studiengängen, aber auch durch gemeinschaftlich betriebene Graduiertenkollegs.[6] Daneben trägt die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Sonderforschungsbereichen, Schwerpunktprogrammen und der finanziellen Förderung universitärer Graduiertenkollegs maßgeblich zur Begünstigung der Exzellenzbildung in Forschung und Ausbildung bei.

Durch die ab 2005 begonnene Exzellenzinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft werden weiterhin sogenannte Exzellenzcluster und Graduiertenkollegs an vielen Universitäten gefördert und somit eine breite Exzellenzbildung in bestimmten Schwerpunktbereichen gefördert. Weiterhin kommen 9 ausgewählte Universitäten in den Genuss, zunächst auf 5 Jahre beschränkt, jeweils zusätzliche Fördermittel in dreistelliger Millionenhöhe zur Verfügung gestellt zu bekommen. Damit wird beabsichtigt, eine Ausweitung international exzellenter Spitzenforschung zu begünstigen und ferner die Ausstrahlungskraft des deutschen Universitätssystems als Ganzes zu erhöhen.[7]

Bildungspolitische Debatte um den Elitenbegriff 1983/84

Bereits Anfang der 1980er Jahre kam es in der Bundesrepublik Deutschland zu einer bildungspolitischen Debatte. Wegen der sinkenden Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, insbesondere durch das damalige enorme Wachstum in Japan, hatte Vizekanzler und Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) die verstärkte Einrichtung von Privatuniversitäten gefordert, da an den deutschen Hochschulen keine Ausbildung für Eliten stattfinde. Die Bundesbildungsministerin Dorothee Wilms (CDU) vertrat die Ansicht, dass die Förderung von Leistungs-Eliten durchgeführt werden müsse, da die Bundesrepublik als rohstoffarme, hochentwickelte Industrienation auf Spitzenleistungen in der Wirtschaft und Forschung angewiesen sei. Der SPD-Vorsitzende Willy Brandt nannte wiederum die gezielte Ausbildung von Eliten einen Angriff auf das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes.

Förderung der Elitenausbildung der deutschen Bundesländer

Bayern

Im Herbst 2004 begann der Freistaat Bayern mit seinem sogenannten Elitenetzwerk Bayern damit, zehn Elitestudiengänge und fünf internationale Doktorandenkollegs zu fördern. Diese Förderung wurde im Herbst 2005 um weitere sechs Elitestudiengänge und fünf Doktorandenkollegs ausgebaut. Im Herbst 2006 kam es zu einer dritten und letztmaligen Erweiterung dieses Netzwerkes.

Nordrhein-Westfalen

Das Land Nordrhein-Westfalen fördert die Ausbildung der Wissenschaftselite durch den Aufbau von „NRW Graduate Schools“. Diesen international ausgerichteten Graduate Schools werden Mittel zur Verfügung gestellt um internationale Spitzenforschung in bestimmten Bereichen anzubieten. Zusätzlich zu den NRW Graduate Schools werden Forschungsschulen eingerichtet, die weitere Schwerpunkte abdecken. Beide Förderungen werden in einem kompetitiven Verfahren vergeben. Außerdem werden in Zusammenhang mit der EU gemeinsam Zentren wie z. B. das European Research Center for Information Systems gefördert. Daneben werden spezielle Schwerpunkte der Hochschulen explizit gefördert und den Universitäten zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt.

Ferner gibt es seit 1980 in NRW als eine der ersten privaten Initiativen die Universität Witten/Herdecke gGmbH. Sie ist bis heute die einzige private Volluniversität in Deutschland und wird vom Land NRW gefördert. Sie erzielte in den Fächern Medizin und Wirtschaft seit Jahren hervorragende Ergebnisse in Rankings und gilt mit ihren Modellstudiengängen als Vorreiter in den Themen Didaktik, Studienorganisation und Studienfinanzierung.

Außerdem existiert in Nordrhein-Westfalen ein Rückholprogramm für deutsche Spitzenforscher, die im Ausland arbeiten. Wer das Bewerbungsverfahren besteht, kann sich eine Universität in Nordrhein-Westfalen aussuchen, wo er künftig forschen will und bekommt finanzielle Anreize von bis zu 1,25 Millionen Euro zum Aufbau eines eigenen Forschungsteams sowie nicht-finanzielle Unterstützung z. B. bei der Stellenschaffung und -suche für den Lebenspartner.[8]

Situation in Frankreich

Explizite Eliteuniversitäten gehören in Frankreich seit jeher zum Bildungssystem und werden Grandes écoles genannt. Zu den berühmtesten gehören die École normale supérieure (vor allem Geisteswissenschaften), die École Polytechnique (technische und naturwissenschaftliche Studien), die École Centrale, die École des Hautes Études Commerciales (auch als HEC bekannt, für Business), die École Supérieure de Commerce de Paris (ESCP Europe, auch Business), das Institut d’études politiques de Paris (auch als IEP oder Sciences Po bekannt, Politik, Jura, Business, Internationale Beziehungen, Journalismus etc.) und die École nationale d’administration (auch als ENA bekannt, Verwaltungswissenschaften). Diese Grandes Écoles heben sich von den normalen Universitäten unter anderem bezüglich der Mittelausstattung, Auswahlprozess der Studenten, Karrierechancen, Interesse der Öffentlichkeit stark ab. So waren 1995 von den Präsidenten und Generaldirektoren (PDG) der 100 größten französischen Unternehmen über zwei Drittel Absolventen der École Polytechnique (Polytechnique), von Sciences Po, der ENA oder der HEC. Die Absolventen der ENA und HEC waren dabei im Finanzsektor am stärksten vertreten (Leitung von 13 der 20 größten Unternehmen), die Absolventen der Polytechnique in der Industrie (Leitung von 21 der 50 größten Unternehmen). ENA und Polytechnique allein machten mit ca. 500 Absolventen jährlich zwar nur etwa 0,6 Promille eines Jahrgangs aus, stellten aber sechs von 10 Spitzenmanagern. In Politik und Administration ist die Bedeutung der Grandes Écoles (vor allem Sciences Po und ENA) für die Rekrutierung von Nachwuchs ähnlich groß. Fast alle ENA-Studenten besuchten zuvor Sciences Po, da man für das Studium für ENA bereits einen Studienabschluss haben muss und Sciences Po als beste Vorbereitung gilt. Fast alle wichtigen Politiker Frankreichs der letzten Jahrzehnte waren zumindest bei Sciences Po, z.B. Jacques Chirac, Dominique de Villepin, François Mitterrand, Dominique Strauss-Kahn, Pascal Lamy etc. Dem entsprechend steht ihnen mit ihren einigen zehntausend Studierenden mehr als ein Drittel des Hochschuletats zur Verfügung, während die übrigen Universitäten mit ihren mehr als 2 Millionen Studenten mit den restlichen gut 60% auskommen müssen. Ob damit eine Leistungselite gefördert wird, wird von Autoren wie Hartmann (2002) allerdings bezweifelt. Die sehr selektiven Aufnahmeprüfungen scheinen vor allen Dingen soziale Exklusivität sicherstellen zu sollen; eine Tendenz, die sich in den letzten vierzig Jahren noch verstärkt hat: Während von den Studierenden der Grandes Écoles École Polytechnique, ENA, HEC und ENS zwischen 1966 und 1970 noch 21,2% eine „origine populaire“ (Bauern, Arbeiter, normale Angestellte und Beamte, Handwerker, Kaufleute und Unternehmer) hatten, waren es zwischen 1989 und 1993 schon nur noch 8,6%. Für den Nachwuchs von Familien, die nicht dem gehobenen oder Großbürgertum angehören, ist die Chance, einen Studienplatz an einer dieser Universitäten zu erringen, also sehr gering. Da aber die Rekrutierung von Kandidaten für Spitzenpositionen in Wirtschaft, Politik und Verwaltung vorwiegend aus Absolventen dieser Grandes Écoles erfolgt, dienen sie Hoffmann (2002) zufolge weniger der Bildung einer Leistungselite als dazu, „das entscheidende soziale Nadelöhr“ zu bilden, „durch das Kinder der breiten Bevölkerung allenfalls in Ausnahmefällen zu schlüpfen vermögen“. (Vgl. Hartmann, Der Mythos von den Leistungseliten)

Situation in Österreich

Auf Initiative des Wiener Experimentalphysikers Anton Zeilinger wurde das Konzept des Institute of Science and Technology Austria (I.S.T. Austria) entworfen, in dem naturwissenschaftlich-technische Forschungen auf höchstem Niveau betrieben werden soll. Im Februar 2006 entschied sich die damalige Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer, entgegen dem Wunsch der von ihr eingesetzten Expertenkommission, für den Standort Maria Gugging bei Klosterneuburg. Daraufhin legte Zeilinger seine Mitarbeit an dem Projekt zurück, ebenso wie der Physiker Arnold Schmidt und der Chemiker Peter Schuster. In einer Presseaussendung begründeten sie das damit, dass durch diese Standortentscheidung eine „suboptimale Lösung“ und kein „möglichst breiter politischer Konsens“ erreicht worden sei. Die Entscheidung für Gugging und gegen Wien wurde der höheren finanziellen Beteiligung des Landes Niederösterreich und der sofortigen Verfügbarkeit der Baulichkeiten zugeschrieben. Von Beobachtern wurde sie aber teils als politisch motiviert betrachtet, da Niederösterreich von einem ÖVP-Landeshauptmann regiert wird, Wien aber einen SPÖ-Bürgermeister hat. Die anfänglichen Schwierigkeiten konnten erst überwunden werden durch einen Bericht des „International Committee“, bestehend aus Haim Harari (1988-2001 Präsident Weizmann-Institut für Wissenschaften, Israel), Olaf Kübler (1997- 2005 Präsident der ETH Zürich) und Hubert Markl (1996-2002 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft). Kernaussagen des Berichts sind:

  • Streben nach höchster wissenschaftlicher Qualität
  • Fokussierung auf Grundlagenforschung
  • Unabhängigkeit von Politik und Wirtschaft

Durch die konsequente Verfolgung dieser Pläne konnten bedeutende Wissenschafter wie Anton Zeilinger oder Eric R. Kandel (Nobelpreisträger für Medizin 2002) (wieder) gewonnen werden.

Der Name wurde auf „Institute of Science and Technology Austria“ (I.S.T. Austria) geändert. Am 29. März 2006 wurde das Projekt im Nationalrat mit den Stimmen der Regierungsparteien (ÖVP/FPÖ-BZÖ) und der oppositionellen SPÖ beschlossen.

Die Vorbereitungsarbeiten für das I.S.T. Austria wurden im Frühjahr 2007 in den Gebäuden der früheren Landesnervenheilanstalt Gugging aufgenommen. Die Positionen des ersten Präsidenten, sowie der Professoren- und Juniorprofessorenstellen wurden im Herbst 2007 ausgeschrieben. Als erster Professor wurde Anfang 2009 der Evolutionsbiologe Nick Barton – Träger der Wallace-Darwin Medaille 2008 und Fellow der Royal Society – vorgestellt. Weitere Professoren sollen im ersten Halbjahr 2009 vorgestellt werden. Anfang 2011 sind 16 Forschungsgruppen tätig.

Am 28. Juni 2008 wurde der deutsche Neurologe Tobias Bonhoeffer als Gründungspräsident vom Kuratorium nominiert. [9] Am 21. Juli 2008 verzichtete Bonhoeffer auf das Amt. [10]. Am 4. Dezember wurde der Informatiker Thomas Henzinger als erster Präsident präsentiert[11].

Situation im Vereinigten Königreich

Im europäischen Vergleich werden die britischen Universitäten regelmäßig als führend angesehen. Auch in weltweiten Rankings konstituieren die Universitäten aus UK die größte Gruppe nach den US-Universitäten. Zu den 13 britischen Eliteuniversitäten gehören[12]:

Alle Universitäten sind dabei Mitglied der Russel Group, einem Zusammenschluss der 20 führenden forschungsintensiven Universitäten des Vereinigten Königreiches.

Situation in den USA und in Kanada

Spitzeninstitutionen bzw. Eliteuniversitäten gibt es in den USA und in Kanada sowohl auf staatlicher als auch – anders als in Europa – auf privater Seite. Des kanadische tertiäre Bildungssystem gleicht im Wesentlichen dem US-amerikanischen. In Kanada unterliegen im Gegensatz zu den USA praktisch alle kanadischen Universitäten einem einheitlichen staatlichen Qualitätskontrollsystem und die meisten davon sind Mitglied in der Association of Universities and Colleges of Canada (AUCC), weshalb der Standard der kanadischen Universitäten als gleichmäßiger gilt als jener in den USA.[13]. US-amerikanische und kanadische Spitzeninstitutionen sind keine reinen „Kaderschmieden“, sondern erhielten ihre Reputation primär durch die Wissenschaftspflege in der ganzen Breite. Die Bedeutung einer Eliteuniversität bzw. ihrer Studienlehrgänge hängt von den Hochschulrankings ab; beispielsweise findet sich nach dem Ranking von World’s Best Universities die Harvard University auf Platz 1 in den USA und die McGill University auf Platz 1 in Kanada.

Sehr viele US-amerikanische Universitäten sind erst durch die erheblichen Verteidigungsausgaben der amerikanischen Regierung nach dem Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg zu dem geworden was sie heute sind. So hatten vor dem Krieg z. B. die US-amerikanische Harvard University oder das Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen. Hinzu kamen die in die USA zwangsemigrierten Spitzenwissenschaftler aus dem Zweiten Weltkrieg und dem Kalten Krieg aus ganz Europa.

Obwohl oft ihre hohen Studiengebühren (engl. tuition, typischerweise 35.000–45.000 US-Dollar bzw. Kanadische Dollar im Jahr) manchmal in der Öffentlichkeit außerhalb der USA bzw. Kanadas als überzogen wahrgenommen werden, zahlt nur ein kleiner Teil der Studenten an Ivy-League-Universitäten die Gebühren vollständig selbst, viele beziehen finanzielle Unterstützung, die sich nach der individuellen Situation der Familie richtet. Dementsprechend decken die Gebühren auch nur einen relativ kleinen Teil des Gesamthaushalts ab. Die meisten Einnahmen sind Forschungsmittel aus verschiedenen Quellen, die auch forschungsbezogen ausgegeben werden. Studiengebühren und Kapitalanlagen der Institutionen dienen oft nur zur Deckung der grundlegenden Betriebskosten. Diese Einrichtungen sind typischerweise auch nicht als „luxuriös“ zu bezeichnen, jedoch höchst effizient im entsprechenden Wissenschaftsbetrieb.

Im Gegensatz zu den Graduiertenstudien (graduate study) werden die Studenten im undergraduate study jedoch nicht nur nach ihrer akademischen Qualifikation ausgewählt. Oft wird die unausgeglichene sozioökonomische Verteilung in den USA kritisiert, dass z. B. 74 % der undergraduate-Studenten an den besten Universitäten dem wohlhabendsten Viertel der Bevölkerung entstammen (Century Foundation, 2004). Auch Kinder von Alumni der jeweiligen Universität werden bevorzugt. Jedes Jahr werden z. B. an der US-amerikanischen Harvard University hunderte von Studenten aufgrund dieses sogenannten Legacy System (dt. in etwa „Erbsystem“) angenommen (das Legacy System entstand in den 1920er Jahren zunächst an der Yale University und wurde rasch von anderen Universitäten übernommen; damals ging es darum, den Anteil der jüdischen Studierenden, der nach Ansicht der Universitätsleitung zu hoch war, zu begrenzen). Ein anderer, sehr häufiger Bevorzugungsgrund ist die sportliche Leistung, da das wettbewerbsstarke US-amerikanische bzw. kanadische interuniversitäre Sportsystem ein hohes Gewicht genießt. Diese Praxis, die nicht selten zu Lasten der akademischen Normen betrieben wird, ist jedoch aufgrund des Ivy League Agreement innerhalb der Ivy League (der acht Traditionsuniversitäten des amerikanischen Nordostens) weniger ausgeprägt.

Viele sportliche Erfindungen gehen auf die kanadische Eliteuniversität McGill University zurück, wie beispielsweise das nordamerikanische Football[14], das Eishockey[15] und das erste Eishockey-Regelbuch [16], das Rugby (und das erste in Nordamerika aufgezeichnete Spiel in Montreal)[17][18] sowie das Basketball [19]. Das erste Spiel des nordamerikanischen Football wurde zwischen der McGill University und der Harvard University am 14. Mai 1874 ausgetragen, was zur Ausbreitung des American Football in der Ivy League führte[20].

Viele Faktoren begünstigten den Erfolg des US-amerikanischen bzw. kanadischen Systems, das sich stark an die jeweilige nationalen Gegebenheiten angepasst hat. Neben der stark ausgeprägten philanthropischen Spendenbereitschaft in der kanadischen und US-amerikanischen Gesellschaft (als die größte Spende in der US-Hochschulgeschichte erhielt 2001 das California Institute of Technology 600 Millionen US-Dollar von Gordon Moore) gibt es einen enormen und über Generationen ungebrochenen Fluss an Fördermitteln aus den staatlichen Quellen für die Grundlagenforschung und angewandte Forschung, zum anderen einen dagegen vergleichsweise geringeren Anteil aus der Wirtschaft. Die staatliche Förderung wird dann auch über einen viel stärkeren Wettbewerbsmechanismus ausgegeben, zum Teil wird die Ausgabe auch so gestaltet, dass Wettbewerb erst recht entsteht (z. B. durch mehrfache Vergabe). Das System betont das Tenure-Track-Vorgehen: Ein Professor wird bei seiner Erstanstellung zunächst befristet beschäftigt; er ist akademisch unabhängig, aber einer ständigen Leistungsanforderung und Kontrolle unterworfen, um eine Aussicht auf feste Anstellung zu erhalten. Ein Hochschullehrer steht einer Wettbewerbssituation sogar innerhalb des eigenen Fachbereichs gegenüber, die beträchtlichen Studiengebühren der eigenen Doktoranden müssen erst durch Fördermitteln erwirtschaftet werden.

Auffällig ist im US-amerikanischen bzw. kanadischen System auch, dass die Konkurrenz auf globaler Ebene stattfindet, sowohl um die Lehrstühle als auch um die Studienplätze an US-amerikanischen bzw. kanadischen Hochschulen, in beiden Fällen zusätzlich erleichtert durch recht moderat gehaltene Anforderungen an die Kenntnisse der englischen Sprache. Hier spielt ein bidirektionales System zum Erhalt der Qualität eine wichtige Rolle, hierbei wirbt die Hochschule um die besten Studenten und die Studenten bemühen sich um die Aufnahme an einer guten Hochschule.

Situation in Indien

Indien will wie China eine 'Supermacht des Wissens' werden. Es hat zahlreiche Universitäten. In einem Fünfjahresplan für die Jahre 2008 - 2012 hat die indische Regierung eine Vervierfachung der Ausgaben beschlossen.[21]

Siehe auch

Literatur

Quellen

  1. Bernhard Schäfers: Elite, Aus Politik und Zeitgeschichte B 10/2004, Bundeszentrale für politische Bildung
  2. BVerfGE 33, 303 (numerus clausus I); BVerfGE 43, 291 (numerus clausus II); vgl. Angelika Friedl: Per Eilantrag in den Hörsaal. In: Tagesspiegel.de, 17. April 2009, abgerufen am 13. Oktober 2011.
  3. Vgl. etwa die Rankings: THES - QS World University Ranking 2004, THES - QS World University Ranking 2005, THES - QS World University Ranking 2006, THES - QS World University Ranking 2007; Institute of Higher Education (Shanghai Jiao Tong University): Academic Ranking of World Universities (ARWU), 2008; Europäische Kommission: Third European Report on Science & Technology Indicators 2003 - Towards a Knowledge-based Economy, CORDIS, März 2003; CHE ExcellenceRanking AP99; Nobel Foundation: Nobel Laureates and Universities, 2008.
  4. Bewerber Medizin WS2006 auf zvs.de.
  5. Technische Universität Berlin: Bewerbungsfrist für geisteswissenschaftliche Masterstudiengänge der TU Berlin verschoben, idw, 30. Juni 2006.
  6. MPG: Looking to the Future - Supporting Junior Scientists, 2008.
  7. Wissenschaftsrat: Exzellenzinitiative, 29. Oktober 2007.
  8. Stefan Kesselhut: Deutsche Forschertalente – Einmal Weltreise und zurück. In: Der Spiegel, 25. Februar 2008.
  9. ORF.at: I.S.T. Austria: Gehirnforscher Bonhoeffer wird erster Chef
  10. Bonhoeffer verzichtet überraschend auf Chefposten Der Standard vom 21. Juli 2008
  11. http://derstandard.at/PDA/?id=1227287810735
  12. http://www.independent.co.uk/news/education/schools/top-schools-monopolise-elite-university-places-402940.html
  13. Information for Students, Association of Universities and Colleges of Canada
  14. Watkins, Robert E."A History of Canadian University Football", "CISfootball.org", May 2006. Accessed May 18, 2008.
  15. "McGill Redmen GAME NOTES for Ottawa & Clarkson – UPCOMING MILESTONE", "McGill Athletics" January 5, 2007. Accessed May 4, 2008.
  16. Doug Lennox: Now You Know Big Book of Sports, S. 12–, Dundurn Press Ltd. 31 August 2009, ISBN 9781554884544 (Zugriff am 10 June 2011)
  17. Historical Rugby Milestones, RugbyFootballHistory.com
  18. A History of Canadian University Football, Robert E. Watkins
  19. Athletics, Viewbook 2005–2006.
  20. "History of American Football", "NEWSdial.com", 2008. Accessed May 18, 2008.
  21. Klasse durch Masse. - Indien will wie China Supermacht des Wissens werden. Seine Vorzeige-Hochschulen können es schon mit westlichen Universitäten aufnehmen. Zeit 51/2008 vom 11. Dezember 2008, Seite 45

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