Airborne Laser

Airborne Laser
Boeing YAL-1 Airborne Laser
Testflug des Prototyps YAL-1
Testflug des Prototyps YAL-1
Typ: Prototyp eines lasergestützten Raketenabwehrflugzeuges
Entwurfsland: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: Boeing IDS
Erstflug: 18. Juli 2002
Indienststellung: In der Flugerprobung
Produktionszeit: Wurde bisher nicht in Serie produziert
Stückzahl: 1
Airborne Laser (ABL)
Airborne Laser im Einsatz (Zeichnung)

Die Boeing YAL-1 Airborne Laser ist ein fliegendes Laser-Waffensystem zur Abwehr anfliegender feindlicher Raketen, das von der US-Luftstreitkräfte zur Zeit erprobt wird. Als Basis dient eine modifizierte Boeing 747-400F, in deren Inneren ein hochenergetischer Laserstrahl erzeugt und durch den Bug auf das Ziel abgefeuert werden soll.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Schon seit Anfang der 1970er Jahre beschäftigt sich die US Air Force (USAF) mit Konzepten für eine luftgestützte Laserwaffe. Sie montierte im Rahmen des Programms Airborne Laser Laboratory (ALL) einen Laser an Bord eines umgebauten Tankflugzeugs KC-135A Stratotanker, um den Abschuss von Raketen zu erproben. Das gelang auch bis Mitte der 1980er Jahre, allerdings mit Luft-Luft-Raketen, die aus kurzer Distanz zerstört oder wenigstens abgelenkt wurden. Dieses Modell wurde unter der Bezeichnung NKC-135A Laser Lab bekannt.

In den folgenden Jahren verlagerte sich der geplante Einsatzzweck auf das Erfassen feindlicher ballistischer Raketen schon während ihrer Startphase und ihre Zerstörung durch Beschuss mit Laserpulsen von wenigen Sekunden Dauer im Megawatt-Bereich aus mehreren hundert Kilometern Entfernung. Durch die Bestrahlung soll sich das Äußere der Rakete stark erhitzen und somit den Ausfall oder ein Fehlverhalten der Konstruktion erzwingen. Im Haushaltsjahr 1994 stellte der US-Verteidigungshaushalt erstmals Mittel zur Entwicklung eines derartigen Systems bereit, seit 1998 arbeitet die USAF gezielt an der Umsetzung des Projekts, nun Airborne Laser (ABL) genannt.

Die US-Luftwaffe beschaffte im Januar 2000 eine neue Boeing 747-400F und begann mit dem Umbau. Der Erstflug des Prototyps YAL-1A fand (noch ohne Laser) am 18. Juli 2002 bei Boeing in Wichita, Kansas statt, seit Ende 2002 standen auf der Edwards Air Force Base weitere Tests und der Einbau der Lasertechnik auf dem Programm. Als Hauptlaser dient ein aus sechs Modulen bestehender chemischer Sauerstoff-Iod-Laser (Chemical Oxygen-Iodine Laser, kurz COIL), der unsichtbare Strahlung im Infrarotbereich (1315 nm) aussendet. Er wurde am 10. November 2004 erstmals in Betrieb genommen. Außer der Laserkanone sollen drei Hilfslaser zur Zielerfassung, -markierung und zur Messung der atmosphärischen Störungen verwendet werden.

Das Rollout der YAL-1 fand am 27. Oktober 2006 in Wichita statt. Am 15. März 2007 feuerte sie erstmals einen Laser im Flug ab: Der Zielmarkierungslaser erfasste dabei eine umgebaute Stratotanker (NC-135E), die für diese Tests am Vorderrumpf eine aufgemalte Rakete trägt.[1] Das Lasersystem brennt jedoch nicht durch die Rakete oder zerstört sie, stattdessen wird die Außenhaut der Rakete stark erwärmt und dadurch geschwächt. Dies soll zum Versagen der Rakete durch die einwirkenden aerodynamischen Kräfte auf das dann weiche Material führen.

Ein erster Praxistest des Hauptlasers im Flug war ursprünglich für 2003 vorgesehen, ist aber mehrfach verschoben worden und nun auf Ende 2008 terminiert. Rund zwei Jahre später könnte die AL-1 beim Air Combat Command (ACC) einsatzbereit sein. Geplant war zunächst die Beschaffung von sieben Maschinen.

Bedeutung des Projekts

Der Airborne Laser ist ein wichtiges Element der nationalen Verteidigungsstrategie der USA gegen feindliche Raketenangriffe (National Missile Defense). Ende 2001 übernahm die Missile Defense Agency des Verteidigungsministeriums die Leitung des Projektes.

Falls die Praxistests erfolgreich verlaufen und die AL-1 tatsächlich in Dienst gestellt wird, wäre sie die erste gerichtete Energiewaffe der US-Streitkräfte.

Dass der Airborne Laser für die USAF kein gewöhnliches Projekt ist, zeigt sich an der Kennung des Prototyps (00-0001) und vor allem an der Bezeichnung AL-1, die – wie auch bei der SR-71 und der F-117 – nicht den eigenen Richtlinien zur Benennung von Luftfahrzeugen entspricht: Die Hauptkennung L (für Laser) ist erst seit 1997 reserviert, als an dem Projekt schon längst gearbeitet wurde. Das ist das erste Mal, dass ein Flugzeug der USAF nach der Art der Ausrüstung und nicht wie sonst nach ihrem Einsatzzweck (etwa B für Bomber) benannt wurde. Auch die zweite Kennung, die für einen speziellen oder zusätzlichen Einsatzzweck steht, ist nicht korrekt, da das A zwar für Angriffe verwendet werden soll, für die Bekämpfung von Raketen aber das F vorgesehen ist. Möglicherweise hat man sich auch für AL entschieden, weil es als Akronym für Airborne Laser steht.

Technische Daten

Die Kuppel der AL-1 ist laut US Air Force die größte ihrer Art weltweit.
Kenngröße Daten
Typ: Prototyp eines lasergestützten Raketenabwehrflugzeuges
Länge: 70,70 m
Spannweite: 64,44 m
Tragflügelfläche: 541,16 m²
Flügelstreckung: 7,67
Tragflächenbelastung:
  • Minimal (Leergewicht): 335 kg/m²
  • Maximal (maximales Startgewicht): 733 kg/m²
Höhe: 19,41 m
Leergewicht: 181.120 kg
Maximales Startgewicht: 396.900 kg
Höchstgeschwindigkeit: Mach 0,83
Maximale Flughöhe: 13.700 m
Maximale Flugreichweite: 15.570 km
Antrieb: Vier General Electric CF6-80C2-Mantelstromtriebwerke mit je 280,97 kN Schub
Besatzung: Sechs (Pilot, Kopilot, vier Bediener)

Quellen

  1. Eric M. Grill: Airborne Laser fires tracking laser, hits target. USAF-News, 21. März 2007.

Siehe auch

Weblinks


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