- Europäische Zwergstaaten
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Unter der Bezeichnung europäische Zwergstaaten fasst man die Staaten zusammen, die aus der europäischen Geschichte mit ganz besonders kleiner Landfläche hervorgegangen sind, deren Eigenständigkeit jedoch uneingeschränkt anerkannt wird: Andorra, Liechtenstein, Malta, Monaco, San Marino und der Staat der Vatikanstadt.
Inhaltsverzeichnis
Die sechs europäischen Zwergstaaten
- Die Vatikanstadt ist der wiedererstandene Rest des ehemaligen Kirchenstaates, jener zentralitalienischen Ländereien, die bis 1870 direkt dem Papst unterstanden. Sie wurde 1929 durch die Lateranverträge zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich Italien gegründet, worin der Papst den italienischen Staat anerkannte und im Gegenzug die Souveränität über ein winziges Gebiet innerhalb der Stadt Rom garantiert bekam, welches aus dem umfriedeten Vatikanhügel mit dem Petersplatz besteht. Weitere exterritoriale Gebiete wie etwa die römischen Patriarchalkirchen und Castel Gandolfo gehören jedoch nicht zur Vatikanstadt, sondern sind im Besitz des mit der Vatikanstadt nicht identischen Völkerrechtssubjekts des Heiligen Stuhls.
- Das Fürstentum Andorra ist ein feudales Überbleibsel hoch in den Pyrenäen, ein Lehnsgut, das zunächst umstritten war, um sodann gemeinsam vom Bischof von Urgell und dem Grafen von Foix als Ko-Fürsten verwaltet zu werden. An die Stelle des Grafen von Foix traten später der französische König und schließlich der französische Staatspräsident. Das Fürstentum ist seit 1278 unabhängig.
- Das Fürstentum Liechtenstein wurde 1806 nach Aufhebung des Heiligen Römischen Reiches bei fortbestehender starker innen- und außenpolitischer Anlehnung an das Kaiserreich Österreich und später Österreich-Ungarn selbständig. Ab 1919 richtete es sich stark auf die Schweiz aus (Zollvertrag und Währungsunion) und verstärkte seit etwa 1970 seine außenpolitische Tätigkeit (Beitritt zu Europarat, UNO und EWR). Es wurde zwischen 1699 (Erwerb der ersten Gebiete) und 1719 (Erhebung zum Reichsfürstentum) als Lehnsgut für das wohlhabende Haus Liechtenstein aus den Herrschaften Vaduz und Schellenberg geschaffen. Dank seiner geografischen Lage zwischen der Schweiz und Österreich ging es nicht während der Umwälzungen in Deutschland bei der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches und in späterer Zeit unter.
- Die Republik San Marino ist die letzte Überlebende einer großen Zahl selbstregierter italienischer Gemeinden des Mittelalters. Sie überlebte die Konsolidierung Italiens in mittelgroße Staaten im 15. Jahrhundert und die Vereinigung Italiens im 19. Jahrhundert, auch dank ihrer seinerzeit schwer zugänglichen Position auf einem hohen Apenninrücken. Zumindest formell überstand sie auch die napoleonische Zeit und die Zeit des Faschismus in Italien, obwohl letztere sich auch in San Marino innenpolitisch auswirkte.
- Das Fürstentum Monaco an der französischen Riviera wird seit dem 13. Jahrhundert vom Haus Grimaldi regiert. Es erreichte seine vollständige Unabhängigkeit erst nach der Abtretung der Gegend um Nizza durch das Piemont an Frankreich im Jahre 1860.
- Die Republik Malta, ein südeuropäischer Inselstaat im Mittelmeer. Malta wurde am 21. September 1964 vom Vereinigten Königreich unabhängig. Am 1. Mai 2004 wurde Malta Mitglied der Europäischen Union und stellt seitdem ihren kleinsten Staat dar.
Es ist der geringen Größe der Zwergstaaten geschuldet, die deren natürlichen Ressourcen und ihre Bevölkerungszahl begrenzt, dass die meisten von ihnen besondere, auf ihre geringe Größe zugeschnittene wirtschaftliche Maßnahmen ergriffen haben – meist durch Senkung der Steuern und das Anwerben von Investitionen. Viele der Zwergstaaten haben Zollunionen mit ihren großen Nachbarn geschlossen, um ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern (Vatikanstadt und San Marino mit Italien, Liechtenstein mit der Schweiz und Monaco mit Frankreich). Dank dieser Unionen haben Monaco, Andorra, der Vatikan und San Marino Beziehungen mit der Europäischen Union, ohne ihr ausdrücklich beigetreten zu sein. Liechtenstein nimmt über das EWR-Abkommen am europäischen Wirtschaftsraum teil. Malta dagegen ist ein EU-Vollmitglied.
Neben diesen souveränen Staaten befinden sich noch folgende weitere eingeschränkt souveräne Kleinstaaten in Europa:
- Kanalinseln Guernsey and Jersey (direkt mit der Krone verbunden, kein Teil des Vereinigten Königreiches, sondern Reste des früheren Herzogtums der Normandie)
- Isle of Man (wie die Kanalinseln seit alters her kein Teil des Vereinigten Königreiches, sondern direkt mit der Krone verbunden)
- Gibraltar ist ein Überseeterritorium des Vereinigten Königreichs. Es hat eine eigene Regierung, welche die Aufgaben der Selbstverwaltung erfüllt.
Spiele für die Kleinstaaten Europas
Es gibt eine regelmäßige Sportveranstaltung unter europäischen Klein- und Zwergstaaten, die Spiele der kleinen Staaten von Europa (GSSE). Die üblichen Teilnehmer sind Andorra, Zypern, Island, Liechtenstein, Luxemburg, Malta, Monaco und San Marino.
Zwergstaaten in der Geschichte
In vielen Ländern Europas gab es in der Geschichte Gebilde, die man heutzutage als Zwergstaaten ansähe. Das Deutschland vor Napoleon bestand aus einer Vielzahl kleiner geografischer Einheiten, die untereinander Enklaven und Exklaven hatten.
Andere Zwergstaaten, die zu verschiedenen Zeiten von Bedeutung waren:
- Freistaat Fiume (Rijeka), 1919/20–1924
- Freistaat Schwenten, 1919
- Freie Stadt Danzig, 1920–1939
- Freies Territorium Triest, 1947–1954
- Neutral-Moresnet, 1815–1919
Siehe auch
Literatur
- Thomas Eccardt: Secrets of the Seven Smallest States of Europe: Andorra, Liechtenstein, Luxembourg, Malta, Monaco, San Marino and Vatican City. New York 2005, ISBN 0-7818-1032-9.
Weblinks
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