- Flims
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Flims Basisdaten Staat: Schweiz Kanton: Graubünden Bezirk: Imboden Gemeindenummer: 3732 Postleitzahl: 7017-7019 Koordinaten: (740724 / 188563)46.8333339.2833271081Koordinaten: 46° 50′ 0″ N, 9° 17′ 0″ O; CH1903: (740724 / 188563) Höhe: 1'081 m ü. M. Fläche: 50.51 km² Einwohner: 2577 (31. Dezember 2009)[1] Website: www.gemeindeflims.ch Flims Dorf unter der Wand des Flimsersteins
Karte Flims (rätoromanisch Flem [flɛm]?/i) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Imboden des Kantons Graubünden in der Schweiz. Die Gemeinde ist unterteilt in Flims-Dorf und Flims-Waldhaus. Zu Flims gehören weiter die Dorfteile Fidaz und Scheia. Flims bildet gewissermassen eine Passhöhe der Oberalpstrasse (Hauptstrasse 19), welche von Reichenau nach Flims 500 Meter ansteigt, um im Weiterweg bis Ilanz wieder 400 Meter Höhe zu verlieren.
Inhaltsverzeichnis
Name
Der Name leitet sich ursprünglich ab vom lateinischen Wort fluvius für ‚Fluss‘. Nicolin Sererhard schrieb 1742: „Flimss führt seinen Nammen von den schönen Wasserquellen, die im Fleken hervorquellen, […] dann Flümss heisst in Rhätischer Sprach so viel als Flumina, Wasserflüsse.“ Ulrich Campell schrieb um 1750: „Hoc est Flumina, forsan ob frigidissimus vivosque fontium numero undecim latices […]“. Sererhard und Campell zeigen, dass sich der Name Flims auf die Quellbäche bezieht, die einst durch das Dorf strömten. Das deutsche «Flims» mit seinem Mehrzahl -s hat also die ursprüngliche Bedeutung besser bewahrt als das romanische «Flem», das das s abgeworfen hat, weil seine Bedeutung offenbar nicht mehr verstanden wurde, man bezog den Namen auf den gleichnamigen Fluss.[2]
Geographie
Auf dem Schuttkegel des Flimser Bergsturzes, im Süden der Gemeinde, liegt der Grosswald Flims mit seinen vier Seen. Der grösste, der Caumasee (Lag la Cauma), mit seiner auffallenden Färbung hat einen jahreszeitlich schwankenden Pegel, während der oberste See, der Lag Prau Pulté, im Winter vollkommen trocken fällt. Im Sommer hingegen überläuft er und speist so den Lag Prau Tuleritg, welcher fast auf der Höhe des Caumasees in einer eigenen Geländekammer liegt. Bis auf den Bach vom Pulte zum Tuleritg gibt es nur unterirdische Zu- und Abflüsse. Auffällig ist dies beim Lag Prau Pulté, weil das aus dem Untergrund aufstossende trübe Wasser immer wieder Luftblasen an die Oberfläche mitreisst. Der weiter östlich liegende Crestasee ist als Badesee bekannt, hat aber einen konstanten Pegel.
Südlich des Grosswalds liegen die Steilwände der Rheinschlucht Ruinaulta. Sie fallen rund 350 Meter zum Vorderrhein hin ab. Im Norden steht die imposante Wand des Flimsersteins, welche durch die Bahn auf den Cassons auch erschlossen wird. Gleich daneben, am Piz Segnas und an den Tschingelhörnern, ist das UNESCO Weltkulturerbe Glarner Hauptüberschiebung markant sichtbar.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Flims 765, als Bischof Tello von Chur zahlreiche Gebiete der unteren Surselva, darunter seinen Erbteil der Ortschaft Flemme (Flims) dem Kloster Disentis vermachte. Neben dem Bistum Chur besass vermutlich 840 das Kloster Pfäfers in Flims und Fidaz Grundbesitz. Weitere mittelalterliche Grundherren von und in Flims waren das Kloster St. Luzi in Chur, die Freiherren Freiherren von Belmont und ihre Nachfolger, die Freiherren von Sax-Misox. Nach 1300 siedelten romanisierte Walser aus Vals in Fidaz und Scheia.
Ab 1399 gehörte Flims als Gerichtsgemeinde zum Grauen Bund. 1412 kaufte es sich von Pfäfers und 1538 von den Sax-Misoxer Herrschaftsrechten los, die inzwischen an Chur übergegangenen waren. 1526–1528 führte der Flimser Amman und Landrichter des Grauen Bundes Hans von Capoll (1470–1560) zusammen mit seinem Bruder Wolf von Capol (1473–1563) in den Jahren die Reformation durch. 1538 gelang es Flims, alle Rechte des Churer Bischofs aufzukaufen und sich in Freiheit rasch weiter zu entwickeln. Während der Bündner Wirren im Dreissigjährigen Krieg kam Flims eine gewisse Bedeutung zu, als der später zum katholischen Glauben konvertierte Georg Jenatsch 1621 vor dem Hause seines politischen Gegners und Protestanten Joseph von Capol erschien und ihn niederschiessen liess. Im Mai 1799 hinterliessen Kämpfe der Truppen Napoleons gegen die Bündner Oberländer in Reichenau mit über 600 Toten auch in Flims ihre Spuren. Österreichische, französische und russische Truppen wechselten sich als plündernde Besatzer ab.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Flims kontinuierlich zum Kurort und zahlreiche Hotels nahmen ihren Betrieb auf. 1904 wurde der Kur- und Verkehrsverein gegründet und 1910 begann der Wintertourismus, der nach dem 2. Weltkrieg einen starken Aufschwung nahm. Am Tag des Waffenstillstandes 1945 war Baubeginn für die Sesselbahn nach Foppa, der ersten kuppelbaren Sesselbahn der Welt.[3] Sie ersetzte den Traktorschlitten, mit welchem die Skigäste vor derm Krieg nach Foppa gefahren wurden. Zwei Jahre später wurde die zweite Sektion nach Naraus in Betrieb genommen. Am 26. Oktober 1956 wurde die Gondelbahn auf den Cassonsgrat (2'700 m ü. M.) eingeweiht. Im Januar 1969 nahm die damals mit 3.7 km Strecke weltweit längste Drahtseilbahn den Betrieb auf.[4]
Am 6. Juni 2006 wurde Flims ein Opfer eines Grossbrandes: Im Oberdorf brannten am Abend sieben Wohnhäuser und sieben Ställe komplett nieder; über zwanzig Menschen verloren ihr Heim.
Vom 18. September bis 6. Oktober 2006 fand in Flims die Herbstsession der eidgenössischen Räte statt. Wegen Bauarbeiten im Bundeshaus in Bern tagten die Räte auswärts. Als Referenz an die vierte Landessprache fand die Session (romanisch: Sessiun) im rätoromanischen Kantonsteil von Graubünden – der Surselva statt.
Seit dem 28. Oktober 2007 wird Flims von einem Umfahrungstunnel vom Durchgangsverkehr entlastet.[5]
Wappen
Blasonierung: In Gold (Gelb) auf rotem Grund Sankt Martin zu Pferd, der mit einem silbernen (weissen) Schwert seinen Mantel teilt und eine Hälfte einem kauernden Bettler gibt
Tourismus
Die bekanntesten Hotels in Flims sind das 1877 eröffnete Hotel Waldhaus in einem Hotelpark mit einer Fläche von 200’000 m² sowie das Hotel Schweizerhof, das 1903 eröffnet wurde und in welchem auch der Schweizer Filmemacher Daniel Schmid aufgewachsen ist. Das erste Hotel war jedoch das an der Hauptstrasse liegende Haus Segnes und Post. Im Sommer 1873 weilte Friedrich Nietzsche vier Wochen lang im Segnes und äusserte sich in Briefen begeistert über die Bäder im Caumasee und die Molkenkuren.
Bis in die frühen 1970er-Jahre blieb für Flims die Sommersaison dank des Grosswaldes und dem Caumasee – und treuen Stammgästen – die Hauptsaison. Der Wintersport wurde jedoch schon früh als zweite Saison erkannt. Risikogeneigte Hoteliers bauten schon vor dem 2. Weltkrieg in ihren Häusern eine Zentralheizung ein. Kurz vor dem Krieg kam ein Motorschlittenzug zum Einsatz mit einem Hürlimann Raupentraktor. Die Abgase des Traktors versorgten in den beiden Anhängern angebrachte Fussheizungen. Der Traktor wurde bei Ausbruch des Krieges von der Armee requiriert. Der erste Skikurs musste allerdings wegen zu viel Schnee abgesagt werden. Auch die Sesselbahn nach Foppa fuhr bei der Eröffnung am 16. Dezember 1945 vorerst auf Holzmasten, da Stahl während des Krieges nicht verfügbar war; umso mutiger die Aktionäre der Bahn. Die Bahn auf den Cassonsgrat ist heute die älteste konzessionierte Luftseilbahn der Schweiz.[6] Heute verfügt das Gebiet sommers über ein ausgebautes Bike- und Wanderwegnetz, mit ab Cassons völlig unverstellter Natur ohne Winter-Infrastruktur. Seit September 2006 steht südlich von Flims bei Conn die Aussichtsplattform Il spir 380 Meter über dem Rhein am Rand der Ruinaulta und bietet spektakuläre Ausblicke über die Schlucht.
1962 wurden im Nachbarort Laax die ersten Lifte gebaut. Das nachbarschaftliche Verhältnis war nicht sehr wohlwollend; die im Raum Nagens auf Laaxer Gemeindegebiet liegenden Liftanlagen der Bergbahnen Flims konnten nur dank Bundesgerichtsentscheiden in Betrieb genommen werden. Die 1972 auf die Gemeindegrenze heran gebaute Graubergbahn war ein offensichtliche Ergebnis dieses Zwistes. Nach langem Tarifverbund im Gebiet Nagens entstand mit dem Zusammenschluss der Bergbahnen Crap Sogn Gion und der Bergbahnen Flims 1996 die Weisse Arena Gruppe. Die Wintersaison stand inzwischen vor der Sommersaison.
Das sich über die Gemeindegebiete von Flims, Laax, Falera, Ladir und Ruschein erstreckende Skigebiet ist von Flims, Laax und Falera her erschlossen und wird unter dem Markennamen Laax vermarktet. Die räumlich identische Sommerdestination dagegen wird aus vorgenannten Gründen unter dem Namen Flims verkauft.
Flimser Feriengäste sind auch im Winter zu gut 30 Prozent Nicht-Skifahrer, welche die Angebote für Winterwandern wahrnehmen oder auch Eisläufer und Curlingspieler sein können.
Sehenswürdigkeiten
- Gelbes Haus, Ausstellungsstätte in Flims
- Il spir, Aussichtsplattform in Conn
- Burg Belmont, Burgruine bei Fidaz
- Badeseen Caumasee und Crestasee
- Hotelmuseum im Hotel Waldhaus
- Reformierte Kirche St. Martinskirche in Flims
- St. Simplizi-Kapelle in Fidaz
- Parc la Mutta in Falera, grösste Megalithenanlage in der Schweiz
- Rheinschlucht Ruinaulta
Bevölkerung
Zwischen 1850 und 1870 kam es zu einer grösseren Abwanderungswelle aus Flem (1850–1870: -18 %) in die Industriezentren der Region. Danach pendelte die Einwohnerzahl bis 1900 um die 800-Einwohner-Marke. Die Bevölkerung stieg zwar in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich an (von 789 auf 1148 Personen oder +45 %), doch ist Flims erst durch die touristische Erschliessung in raschem Tempo gewachsen (1950–2005: +127 %). Statt 906 Einwohner wie im Jahre 1850 zählt die Gemeinde heute rund 2600 Bewohner.
Sprachen
Um 1300 wanderten Walser in Teile des Orts ein. Diese wurden jedoch im Gegensatz zu anderen Regionen Graubündens von den ansässigen Bündnerromanen , welche die Mundart Surselvisch sprachen, romanisiert. Mit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs sank der Anteil der Romanischsprachigen von 1880 87 % über 1910 74 % auf 1941 55 %. Diese Entwicklung ging nach dem Zweiten Weltkrieg weiter und dauert bis heute an. Besonders stark war der Rückgang in den 1980er-Jahren (1980–1990: -54 %). Dies belegt folgende Tabelle:
Sprachen in Flims Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000 Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil Deutsch 1439 67 % 1802 80 % 2038 80 % Rätoromanisch 432 20 % 200 9 % 171 7 % Italienisch 91 4 % 62 3 % 60 3 % Einwohner 2136 100 % 2258 100 % 2549 100 % Die Einwohner von Flims sind somit heute grösstenteils deutschsprachig. Anlässlich der Volkszählung im Jahr 2000 gaben nur noch 18 % der Flimser an, Romanisch zu verstehen. Nach Deutsch und Rätoromanisch ist Portugiesisch mit 5 % Anteil an der Bevölkerung dritthäufigste Hauptsprache. Somit sprechen weniger Leute die ursprüngliche Sprache als die Zuwanderer aus Südeuropa.
Herkunft und Nationalität
Von den Ende 2005 2605 Bewohnern waren 2081 (= 80 %) Schweizer Staatsangehörige.
Sportvereine
Einer der zahlreichen Sportvereine der Gemeinde Flims ist der Eishockey-Club Flims. Dieser spielt mit der 1. Mannschaft in der Amateurliga der Swiss Regio League, Gruppe 4 (Nord-Ostschweiz). Heimspielstätte ist das Stadion vom Sportzentrum „Prau la selva“ in Flims.
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Das gelbe Haus des Architekten Valerio Olgiati
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Flims Fidaz unter dem Flimserstein
Literatur
- Hermann Anliker: Flims. Haupt, Bern 1961, DNB 450091937 (Schweizer Heimatbücher, Bd. 106–108).
- Daniel Schmid, Dino Simonett: Excitation bizarre. Zyloc Publications, Zürich 2003, ISBN 3-905562-15-4 (Fotodokumentation; Gelbes Haus Flims).
- Daniel Schmid: Flimmerndes Flims/Les amateurs DVD [7]
Weblinks
Commons: Flims – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Website der Gemeinde Flims
- Flims im Historischen Lexikon der Schweiz
- Website der Tourismusorganisation
Einzelnachweise
- ↑ Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
- ↑ Hermann Anliker: Flims. Haupt, Bern 1961, DNB 450091937 (Schweizer Heimatbücher, Bd. 106–108).
- ↑ Sesselbahn System Von Roll ab 1945
- ↑ http://www.chroniknet.de/daly_de.0.html?year=1969&month=1&day=07
- ↑ Tiefbauamt GR
- ↑ Luftseilbahn Cassons
- ↑ NZZ
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