- Franz Blücher
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Franz Blücher (* 24. März 1896 in Essen; † 26. März 1959 in Bad Godesberg) war ein deutscher Politiker (FDP, FVP und DP).
Er war von 1949 bis 1953 Bundesminister für Angelegenheiten des Marshallplanes. Dieses Amt behielt er unter der geänderten Bezeichnung Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter bis 1957. Während seiner gesamten Ministertätigkeit war er zudem auch Stellvertreter des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung und Beruf
Blücher, der römisch-katholischen Glaubens war, bestand 1914 sein Abitur auf einem Humanistischen Gymnasium. Von 1914 bis 1918 war er Soldat, anschließend bis 1920 in Kriegsgefangenschaft. Er begann ein Studium der Geschichte und der Staatswissenschaften, brach dieses aber ab. Seit 1921 arbeitete er als Kaufmännischer Leiter eines Industrieunternehmens. Ab 1930 war er Abteilungsleiter bei der Wohnungsgesellschaft GAGFAH in Essen. Von 1938 bis 1945 war er anschließend Bankdirektor in Essen.
Partei
In der Weimarer Republik gehörte Blücher keiner Partei an und hielt sich in der Zeit des Nationalsozialismus von der NSDAP fern. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er mit Hans Wolfgang Rubin und Hans-Wilhelm Beutler zu den Mitbegründern der Liberal-Demokratischen Partei in Essen, des späteren dortigen FDP-Kreisverbandes. Als am 7. Januar 1946 in Opladen die liberale Partei für die britische Besatzungszone gegründet wurde, schlug er den Namen Freie Demokratische Partei vor, der sich schließlich durchsetzte. Am 18. Mai 1946 wurde er in Bad Pyrmont als Nachfolger Wilhelm Heiles zum Vorsitzenden der FDP in der Britischen Besatzungszone gewählt. Von 1948 bis 1949 war er stellvertretender Bundesvorsitzender und von 1949 bis 1954 Bundesvorsitzender der FDP. Im Flügelstreit zwischen den Anhängern der Nationalen Sammlung um August-Martin Euler, Friedrich Middelhauve und Artur Stegner auf der einen und den entschiedenen Liberalen (so die Selbstbezeichnung des linken Parteiflügels in der Bundestagsfraktion) um Otto Bezold, Willy Max Rademacher und Reinhold Maier auf der anderen Seite verhielt er sich eher indifferent und versuchte zwischen den Parteiflügeln zu vermitteln. Von 1947 bis 1956 war er auch Präsident der deutschen Gruppe der „Liberalen Weltunion“ (heute: Liberale Internationale).
Im Februar 1956 trat Blücher aus Protest gegen das Verhalten seiner nordrhein-westfälischen Parteifreunde (Koalitionswechsel von der CDU zur SPD) aus der FDP aus und zählte zu den Mitbegründern der FVP, die sich bereits nach einem guten Jahr der Deutschen Partei anschloss.
Abgeordneter
1946/47 war Blücher Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen und gehörte dem Zonenbeirat für die britische Besatzungszone an. Als Vertreter des Landes Nordrhein-Westfalen gehörte 1947 bis 1949 er dem Wirtschaftsrat der Bizone in Frankfurt am Main, wo er Fraktionsvorsitzender der FDP-Fraktion war und den Wirtschaftsausschuss leitete, an. Nach seiner Wahl in den Wirtschaftsrat legte er am 14. Juli 1947 sein Landtagsmandat nieder.
Von 1949 bis zur Niederlegung seines Mandates am 28. Februar 1958 war Blücher Mitglied des Deutschen Bundestages. Am 23. Februar 1956 verließ er gemeinsam mit der sogenannten Euler-Gruppe die FDP-Bundestagsfraktion. Nach einer kurzen Zeit als fraktionsloser Abgeordneter gehörte er ab dem 15. März 1956 der von der Euler-Gruppe gebildeten „Demokratischen Arbeitsgemeinschaft“ an, aus der am 26. Juni 1956 die FVP-Bundestagsfraktion hervorging. Ab dem 14. März 1957 war er Mitglied der durch eine Fusion mit der DP-Fraktion gebildeten DP/FVP-Bundestagsfraktion. Dem dritten Deutschen Bundestag gehörte er als Mitglied der DP-Fraktion an.
Franz Blücher ist 1957 als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Göttingen–Münden und davor stets über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag eingezogen.
Öffentliche Ämter
Vom 10. September 1946 bis zum 17. Juni 1947 war Blücher Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen in der von Ministerpräsident Rudolf Amelunxen geleiteten Landesregierung.
Nach der Bundestagswahl 1949 wurde er am 20. September 1949 zum Bundesminister für die Angelegenheiten des Marshallplanes in die von Bundeskanzler Konrad Adenauer geführte Bundesregierung berufen. Gleichzeitig wurde er zum Stellvertreter des Bundeskanzlers ernannt. Von 1949 bis 1951 vertrat er die Bundesrepublik in der Internationalen Ruhrbehörde. Er war am 2. Juni 1953 der offizielle Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei der Krönung Elisabeth II. in London. Nach der Bundestagswahl 1953 wurde er am 20. Oktober 1953 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und wiederum Stellvertreter des Bundeskanzlers. Dabei hatte sich der Name seines Ministeriums zwar geändert, der Aufgabenbereich blieb jedoch nahezu gleich und war hauptsächlich auf Europa beschränkt. Das damalige Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit ist also nur begrenzt mit dem heutigen, vor allem auf Entwicklungshilfe ausgerichteten, gleichnamigen Bundesministerium zu vergleichen. Von 1955 bis 1957 war er stellvertretender Präsident des Ministerrates der OEEC (heute: OECD). Nach der Bundestagswahl 1957 schied er am 29. Oktober 1957 aus der Bundesregierung aus.
Von Januar 1958 bis zu seinem Tode war er Mitglied der Hohen Behörde der Montanunion, wo er für den Kohlenbergbau und damit zusammenhängende Kartellfragen zuständig war.
Ehrungen
Blücher wurde 1954 der Ehrendoktortitel der FU Berlin und 1957 der Ehrendoktortitel der University of the Punjab in Lahore verliehen. 1954 erhielt er das Großkreuz des Bundesverdienstkreuzes und das Griechische Großkreuz des Ordens Georg I., 1955 das Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik.
Veröffentlichungen
- Bundesregierung und Parlament, Bad Harzburg, 1955.
Weblinks
Commons: Franz Blücher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Informationen über Franz Blücher
- Franz Blücher beim Landtag Nordrhein-Westfalen
- Literatur von und über Franz Blücher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Siehe auch
Franz Blücher | Ludwig Erhard | Erich Mende | Hans-Christoph Seebohm | Willy Brandt | Walter Scheel | Hans-Dietrich Genscher | Egon Franke | Hans-Dietrich Genscher | Jürgen Möllemann | Klaus Kinkel | Joschka Fischer | Franz Müntefering | Frank-Walter Steinmeier | Guido Westerwelle | Philipp Rösler
Siehe auch: Amtsinhaber seit 1878
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