- Freistatt
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Wappen Deutschlandkarte 52.6244444444448.652540Koordinaten: 52° 37′ N, 8° 39′ OBasisdaten Bundesland: Niedersachsen Landkreis: Diepholz Samtgemeinde: Kirchdorf Höhe: 40 m ü. NN Fläche: 12,53 km² Einwohner: 1.012 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 81 Einwohner je km² Postleitzahl: 27259 Vorwahl: 05448 Kfz-Kennzeichen: DH Gemeindeschlüssel: 03 2 51 018 Gemeindegliederung: 2 Ortsteile Bürgermeister: Gero Enders Lage der Gemeinde Freistatt im Landkreis Diepholz Freistatt ist eine Gemeinde im Landkreis Diepholz in Niedersachsen. Sie ist Mitgliedsgemeinde der Samtgemeinde Kirchdorf. Seit 1923 ist Freistatt eine selbstständige politische Gemeinde.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Freistatt umfasst 12,53 km² Fläche, den größten Teil bildet das unter Naturschutz stehende Wietingsmoor.
Gemeindegliederung
Die meisten Einwohner leben im Kernbereich Freistatts in der Nähe der Bundesstraße 214; zu Freistatt gehören der ca. 6 km nördlich liegende Ortsteil Heimstatt mit u.a. dem Altenheim, die Siedlung Sprekelshorst und die im Moor liegende Betreuungseinrichtung Deckertau.
Geschichte
Freistatt wurde im Jahre 1899 von Friedrich von Bodelschwingh als Betheler Zweiganstalt im Wietingsmoor gegründet. Dort sollten sozial benachteiligte Personen (z.B. Obdachlose) Unterkunft und Hilfe finden (Arbeiterkolonie). Schwer erziehbare Jugendliche (Zöglinge) mussten im Moor beim Abstechen des Torfes arbeiten. In den Heimen, in denen sie wohnten, wurden sie sehr streng behandelt und häufig auch schlimm bestraft (z.B. Schläge mit dem Rohrstock). Diese Art der Erziehung gibt es seit den 1970er-Jahren nicht mehr.
Die Einrichtung "Freistatt" wird im Zuge der Aufarbeitung der Verhältnisse in deutschen Heimen nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder thematisiert. Die Zustände, Erziehungsmethoden und Lebensumstände werden kritisch betrachtet und hinterfragt; verschiedene Bücher zum Thema sind erschienen.[2] [3]
Außer den Männern mit sozialen Schwierigkeiten und den Fürsorgezöglingen in den Heimen wohnten in Freistatt nur die Mitarbeiter und Diakone, die mit ihren Familien in Häuser oder Mietwohnungen einziehen mussten. Ausscheidende Mitarbeiter konnten ihre Wohnung in Freistatt nicht behalten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es für Ruheständler möglich, in Freistatt wohnen zu bleiben, und seit 1965 können Mitarbeiter in Freistatt eigene Häuser bauen oder kaufen. 1999 wurden in dem Neubaugebiet Bäckerweide erstmals Grundstücke an Familien verkauft, die nicht zu den Mitarbeitern der Diakonie Freistatt gehören.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat setzt sich aus 11 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen (Alle Unabhängige Wählergemeinschaft - UWG Freistatt). Bürgermeister: Gero Enders. (Stand: Kommunalwahl am 11. September 2011).
Wirtschaft und Infrastruktur
Für die 993 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2006) bietet Freistatt eine recht gute Infrastruktur. Den Bürgern stehen ein Supermarkt, Café, Arztpraxen, Gemeindebüro, Handwerksbetriebe, Sporthalle, ein Minigolfplatz und ein Kleintiergehege zur Verfügung. Ferner befindet sich ein Hochseilgarten in der Gemeinde.
Freistatt ist Teil von "Bethel im Norden" (ehemals Diakonie Freistatt), einem Stiftungsbereich der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Bethel betreibt in Freistatt Einrichtungen für wohnungslose/obdachlose Menschen, Wohnheime für seelisch behinderte und psychisch kranke Menschen, ein Altenpflegeheim mit Tagespflege, Jugendhilfeeinrichtungen und einen Schulverbund mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (Erziehungshilfe). Daneben befinden sich in Freistatt Qualifizierungsbetriebe für Langzeitarbeitslose und zwei Suchtkliniken.
Überregional bekannt ist Freistatt für die noch funktionstüchtige "Moorbahn" (Feldbahn), die früher zum Transport des Torfes von den Abstichstellen zum Torfwerk diente.
Seit 2010 bietet Freistatt vermehrt touristische Ausflugsziele: Auf der Gemeindeverbindungsstraße Freistatt-Heimstatt befindet sich ein Planetenweg, der auf ca. 5 km maßstabsgetreu die Entfernungen der einzelnen Planeten zur Sonne darstellt.
Im "Sinnesgarten" gibt es für die Kleinen einen Spielplatz, Wasserspiele und viel zu entdecken. Regelmäßig finden Veranstaltungen wie z.B. gemeinsames Brotbacken oder das "Feldbahn-Diplom" statt. Diese Attraktionen sind durch Arbeitsqualifizierungsmaßnahmen entstanden und wurden u.a. durch die EU und das Land Niedersachsen gefördert.
Im Moor können Kraniche auf ihrem Zug beobachtet werden. Um dies in Zukunft zu erhalten, entsteht zurzeit ein Aussichtshügel.
Söhne und Töchter der Gemeinde
Wilhelm Ehmann (* 5. Dezember 1904 in Freistatt, † 16. April 1989 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Musikwissenschaftler und Kirchenmusiker.
Persönlichkeiten
- Walter Link (* 21. Juli 1937 in Siegen, † 15. Januar 2010) war Diakon und Diplom-Sportlehrer an der Janusz-Korczak-Heimsonderschule für Verhaltensgestörte in Freistatt, Landtagsabgeordneter des Niedersächsischen Landtages und Bundestagsabgeordneter der CDU. Er wohnte früher in Freistatt, danach in der Nachbargemeinde Wehrbleck.
Sonstiges
Bürgerschaftliches Engagement gibt es im Sportverein, bei der Freiwilligen Feuerwehr, in der Kirchengemeinde, im Kirchen- und im Posaunenchor. Die Jugendlichen in Freistatt haben sich selbst einen Jugendraum eingerichtet.
Einzelnachweise
- ↑ Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
- ↑ Matthias Benad, Hans-Walter Schmuhl, Kerstin Stockhecke: Endstation Freistatt. Fürsorgeerziehung in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel bis in die 1970er Jahre, Verlag für Regionalgeschichte, 2009, ISBN 978-3895346767
- ↑ Peter Wensierski: Schläge im Namen des Herrn: Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik, Goldmann Verlag, 2007, ISBN 978-3442129744
Weblinks
- Webseite der Samtgemeinde Kirchdorf
- Webseite über die Geschichte von Freistatt im Wietingsmoor
- Webseite des Wietingsmoores/Landschaft bei Freistatt
- Fotogalerie von der Jugendanstalt Freistatt
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