Friedrich Wilhelm Diterichs

Friedrich Wilhelm Diterichs

Friedrich Wilhelm Diterichs (auch Dietrichs) (* 10. April 1702 in Uelzen im Landkreis Lüneburg; † 13. Dezember 1782 in Orpensdorf bei Stendal) war Architekt, Ingenieur und Baubeamter im Preußen des 18. Jahrhunderts. Er schuf in Berlin und Umgebung barocke Architekturensembles mit hohem künstlerischen Anspruch.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Ephraim-Palais am Mühlendamm; um 1830
Ephraim-Palais heute, Detail

Im Alter von 15 Jahren verließ Friedrich Wilhelm Diterichs seine Heimatstadt Uelzen und begann in Berlin eine Ausbildung beim Hof- und Schlossbaumeister Martin Heinrich Böhme (1676–1725). Böhme wirkte als Mitarbeiter Andreas Schlüters an der Umgestaltung und Erweiterung der Schlösser in Berlin und Potsdam mit. Nachdem König Friedrich I. 1713 gestorben war, hatten sich die Bauaufgaben verlagert, weg von den großen luxuriösen Bauten, hin zu Haus- und Straßenbauten, Erneuerung und Instandsetzung der Kirchen, Brücken, Schleusen und Manufakturen Preußens. Kein schlechter Zeitpunkt also für Diterichs, 1717 in das Büro von Böhme einzutreten.

Zu Beginn seiner Laufbahn bekleidete Diterichs eine Stellung als Bauschreiber und war verantwortlich für die organisatorische Belange des Bauens. Von 1719 bis 1724, in der Bauzeit der Schwedter Kirche, avancierte er zum „Kondukteur“, ein Titel der unter dem des Ingenieurs lag. Auch als Architekt wurde Diterichs von seinem Lehrmeister gefördert, und das erste Gebäude, das er 1721 zusammen mit Böhme entwarf und errichtete, war das Gouverneurshaus in Berlin, Königstraße (heutige Rathausstraße) Ecke Jüdenstraße.

Staatsdienst und Werdegang als Architekt

1723 trat Friedrich Wilhelm Diterichs in den Staatsdienst ein. Als neuernannter Bauinspektor sollte er die Vorstellungen König Friedrich Wilhelms I. zur Hebung des zivilen Bauens in der Kurmark umsetzen. Diterichs war unter anderem zuständig für die Territorien der Ämter und Städte der Altmark und Priegnitz sowie der Uckermark.

Zum Aufgabengebiet der königlichen Bedienten gehörten außer dem Hochbau mit seinen Sonderbereichen Ingenieurbau und Architektur auch die Spezialgebiete des Wasser-, Brücken-, Schleusen-, Wege- und Dammbaus sowie der Industriebau. Zu den ländlichen Industriebauten zählten Kalk- und Ziegelbrennereien, Schneide- und Mahlmühlen sowie die ebenfalls den Domänen unterstehenden Wirtschaftsgebäude mit ihren Brauhäusern. Dass er sein Metier ausgezeichnet beherrschte, bewies Diterichs in den folgenden Jahren mit dem Bau der Schleusen im Rhin bei Ruppin (1728), in Fürstenwalde (1727), im Neuen Graben (1726), der Mühle in Fürstenwalde (1729), sowie den neuen Brücken von Raßmannsdorf bei Beeskow (1729) und Bindow unterm Amt Storkow (1734). Sein erster Kirchenbau war die von 1731 bis 1736 an der Stelle eines Vorgängerbaus errichtete Schlosskirche Buch.

Im Jahre 1737 wurde Diterichs zum Baudirektor und im Jahre 1742 zum Oberbaudirektor ernannt. Als Mitarbeiter des Architekten und Malers Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699–1753) war er in den 1740er Jahren in Potsdam maßgeblich an der Entstehung der Terrassen, der Gruft und des Schlosses Sanssouci beteiligt. In Berlin zeichnete Diterichs für verschiedene wichtige Bauten verantwortlich, darunter die 1737 fertiggestellte Böhmische Kirche oder auch Bethlehemskirche am heutigen Bethlehemkirchplatz.

Rathaus von Templin

1744 heiratete Diterichs die Witwe des Kriegs- und Dommänenrats Gustav Falcke (1693–1743) und wurde dadurch Guts- und Gerichtsherr verschiedener Rittergüter. Der damit verbundene finanzielle Rückhalt ermöglichte es ihm, acht Jahre später seinen aufreibenden Dienst zu quittieren.

In die letzten Jahre vor dem Ende seiner Tätigkeit als Oberbaudirektor bei der Kurmärkischen Kammer fällt der 1748 vom Geheimen Finanzrat von Zinnow nach Diterichs Angaben durchgeführte Umbau des Hauses Unter den Linden 5 in Berlin, das spätere Prinzessinnenpalais. Mit Verzögerung war 1746 der von Diterichs entworfene Neubau des 1735 abgebrannten Rathauses von Templin in der Uckermark begonnen worden. Unter dem Namen „Niederländisches Palais“ wurde das Gebäude Unter den Linden 36 in Berlin bekannt, das nach seinen Plänen im Jahre 1752 zusammen mit dem Nachbarhaus errichtet wurde.

Gutsherr und freier Architekt

1752 zog sich Diterichs auf das Gut von Orpensdorf bei Stendal zurück und trat erst gegen Ende des Siebenjährigen Krieges wieder in Erscheinung, nunmehr als freier und unabhängiger Architekt. Die Entwürfe für die im Jahre 1747 in Orpensdorf erbaute Kirche stammen ebenfalls von ihm.

Kirche Orpensdorf

In den Jahren 1760 bis 1762 war Diterichs vermutlich mit dem Umbau des Ermelerhauses in der Breiten Straße 11 beschäftigt. Im Auftrag des Lederzeug- und Monturenlieferanten Peter Friedrich Damm entstand eines der stattlichen Bürgerhäuser dieser Zeit. Die mit feudalen Stilmitteln gestalteten Räumlichkeiten machten das Gebäude zu einem attraktiven Repräsentationsgebäude.

1762 erhielt er von Veitel Heine Ephraim, Hofjuwelier und Münzpächter Friedrichs des Großen, den Auftrag, das dreigeschossige Haus auf dem Eckgrundstück Poststraße Ecke Mühlendamm umzubauen. Zwischen 1762 und 1769 entstand so das repräsentative Ephraim-Palais. Die zwei Flügel des viergeschossigen Bauwerkes treffen stumpfwinklig aufeinander und bilden angeblich „die schönste Ecke Berlins“.

Literatur

  • Gert Streidt, Peter Feierabend (Herausgeber): Preußen – Kunst und Architektur. Könemann Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1999, ISBN 3-89508-424-7.
  • Markus Sebastian Braun (Herausgeber): Berlin – Der Architekturführer. Verlagsgruppe Econ Ullstein List, München 2001, ISBN 3-88679-355-9.
  • Bodo Harenberg (Herausgeber): Die Chronik Berlins. Chronik-Verlag, Dortmund 1986, ISBN 3-88379-082-6.
  • Friedrich F.A. Kuntze: Das Alte Berlin. Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1937.
  • Rolf-Herbert Krüger: Friedrich Wilhelm Diterichs. Potsdamer Verlagsbuchhandlung GmbH, 1994, ISBN 3-910196-11-X.

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