Gewalt und Leidenschaft

Gewalt und Leidenschaft
Filmdaten
Deutscher Titel Gewalt und Leidenschaft
Originaltitel Gruppo di famiglia in un interno
Produktionsland Italien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1974
Länge 121 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Luchino Visconti
Drehbuch Suso Cecchi D’Amico
Enrico Medioli
Luchino Visconti
Produktion Giovanni Bertolucci für Rusconi Film
Musik Franco Mannino
Kamera Pasqualino De Santis
Schnitt Ruggero Mastroianni
Besetzung
  • Burt Lancaster: Professor
  • Helmut Berger: Konrad Huebel
  • Silvana Mangano: Marchesa Biancha Brumonti
  • Claudia Marsani: Lietta Brumonti
  • Stefano Patrizi: Stefano Brumonti
  • Elvira Cortese: Erminia, Haushälterin des Professors
  • Romolo Valli: Michelli, Anwalt des Professors
  • Philippe Hersant: Portier
  • Enzo Fiermonte: Polizeikommissar
  • Dominique Sanda: Mutter des Professors
  • Claudia Cardinale: Frau des Professors

Gewalt und Leidenschaft (Gruppo di famiglia in un interno) ist ein Film von Luchino Visconti, der am 10. Dezember 1974 in Italien, am 2. November 1979 in Deutschland und am 23. Juni 1977 (als Conversation Piece) in den USA herauskam. Thematisch knüpft er sowohl an Motive aus Tod in Venedig (angedeutete homosexuelle Neigungen eines älteren Mannes zu einem jüngeren) als auch an die satirischen Darstellungen des römischen Jet Sets in Fellinis Filmen an. Es ist Viscontis vorletzter Film, von ihm teilweise im Rollstuhl gedreht[1]. Nach eigenen Worten wollte er mit dem Film auch allegorisch die Wehrlosigkeit des Bürgertums gegen Dekadenzeinflüsse oder dem Faschismus zeigen.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Ein amerikanischer Kunstprofessor lebt als Pensionär zurückgezogen in einem luxuriösen Palast in Rom, bis der italienische Jet Set in Form der reichen, aber vulgären Gräfin Brumonti (ihr Mann ist ein rechtsstehender Fabrikant, taucht aber nicht auf), ihres deutschen Liebhabers Huebel und ihrer Tochter Lietta samt Verlobtem Stefano einfällt und seine Ruhe zerstört, nachdem sie ihn dazu gezwungen haben, ihnen den obersten Stock zu vermieten. Die Störungen der aufdringlichen Neumieter, die sogleich lautstark ihre Wohnung umbauen lassen, beleben aber auch den Professor, der sich insbesondere zu dem provokanten, undurchsichtigen Huebel hingezogen fühlt (eine Vergangenheit des Gigolos als ehemaliger linker 68er, der dann in Drogen abrutschte, wird angedeutet). Ein völliger Kontrast zu seinem vorherigen gänzlich anderen Leben, das in Erinnerungsbildern an seine ehemalige Frau und an seine Mutter auftaucht.

Die Handlung endet mit einer heftigen Auseinandersetzung der 'neuen Familie', in der es auch um die zweifelhafte Vergangenheit Huebels geht. Er begeht, nachdem er sich zuvor brieflich von seinem neuen 'Vater' verabschiedet hat, Selbstmord im Gasherd der oberen Wohnung, wonach der Professor schwer erkrankt. Das letzte Bild zeigt ihn an mehreren Tröpfen hängend auf einem Krankenbett.

Sonstiges

Helmut Berger war der langjährige Lebensgefährte Viscontis (der selbst aus altem Adel stammt), so dass der Film durch die Besetzung auch eine autobiografische Note erhält. Visconti reflektiert im Film seine Beziehung zu Berger.

Interessant sind die Cameo-Auftritte von Dominique Sanda und Claudia Cardinale, jeweils in der Rolle der Mutter und der Ehefrau des Professors in zwei kurzen Rückblenden.

Als Musik zum Film sind u.a. Testarda Io von Iva Zanicchi, Desiderare von Caterina Caselli und Mozarts Sinfonia concertante (K 364) zu hören. Lietta rezitiert W. H. Auden („There is no sex life in grave“).

Der Film erhielt den Preis der italienischen Filmkritik (Nastro d´Argento) für Regie, Kamera, Produktion, Produktionsdesign, beste Nachwuchsschauspielerin (Marsani) und das italienische Oscar-Äquivalent David di Donatello als bester Film und für Burt Lancaster als besten ausländischen Schauspieler.

Der Film wurde in englischer Sprache gedreht und für die italienische Fassung synchronisiert.

Der US-Titel Conversation Piece steht dem italienischen Titel nahe und stammt von der kunstwissenschaftlichen Bezeichnung für englische Gruppenportraits des 18.Jahrhunderts, die der Professor auch im Film sammelt.

Kritiken

„Im Zusammenprall zweier grell kontrastierter Milieus werden die Konsequenzen des Rückzuges aus der zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Verflechtung reflektiert. Bewegendes, Skepsis und Lebenshoffnung verbindendes Alterswerk des wie immer ästhetisch ausgefeilt gestaltenden Luchino Visconti.“

Lexikon des internationalen Films[2]

„Gewalt und Leidenschaft" ist nach "Der Leopard" ein weiteres Meisterwerk von Luchino Visconti - eine Bild gewaltige, bewegende Studie über den Zusammenprall zweier Milieus, mit der der italienische Meisterregisseur seiner Beziehung zu Helmut Berger, mit dem er zwei Jahre zuvor auch "Ludwig II." gedreht hatte, ein Denkmal setze. “

prisma[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nach Abschluss der anstrengenden Dreharbeiten zu Ludwig II. (1972) hatte er einen Schlaganfall und war halbseitig gelähmt
  2. Gewalt und Leidenschaft im Lexikon des Internationalen Films
  3. prisma.de: [1]

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