Ludwig II. (1972)

Ludwig II. (1972)
Filmdaten
Deutscher Titel Ludwig II.
Originaltitel Ludwig
Produktionsland Frankreich,
Italien,
Deutschland
Erscheinungsjahr 1972
Länge 247 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Luchino Visconti
Drehbuch Luchino Visconti
Enrico Medioli
Suso Cecchi D’Amico
Produktion Ugo Santalucia,
Mega Film Romana,
Cinetel Paris,
Dieter Geißler,
Divina Film München
Musik Jacques Offenbach,
Robert Schumann,
Richard Wagner
Kamera Armando Nannuzzi
Schnitt Ruggero Mastroianni
Besetzung

Ludwig II. (im Original: Ludwig) ist ein Film von Luchino Visconti über das Leben König Ludwig II. von Bayern aus dem Jahr 1972.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

1864 wird Ludwig II. zum König von Bayern gekrönt. Eine erste Amtshandlung ist die Förderung des Komponisten Richard Wagner. Dieser wird nach München geholt und großzügig mit finanziellen Mitteln ausgestattet. Ludwig bemerkt nicht, dass Wagner ein Verhältnis mit Cosima von Bülow hat; als er die Wahrheit erfährt, fühlt er sich hintergangen und bittet Wagner, München zu verlassen. Für seine Cousine Elisabeth von Österreich hat er eine schwärmerische romantische Bewunderung, er fühlt sich jedoch durch deren hochmütiges Verhalten in seinem Stolz verletzt. Elisabeth rät ihm zu einer Ehe mit ihrer Schwester Sophie. Nach dem verlorenen Krieg 1866 gegen Preußen rät ihm auch sein Vertrauter Graf Dürckheim zu einer Eheschließung. So erfolgt 1867 die Verlobung mit Prinzessin Sophie von Bayern, die noch im gleichen Jahre wieder aufgehoben wird. Mit dem Bediensteten Richard Hornig geht der König seinen homosexuellen Neigungen nach. Bayern geht mit Preußen ein Bündnis ein und wird 1871 Teil des neugegründeten Deutschen Reichs. Ludwig kann sich nur unter großem Einfluss von Vertrauten zu diesem Souveränitätsverlust durchringen. Ludwigs ganze Aufmerksamkeit gilt nun dem Bau der Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee. Ludwigs Bruder Otto verfällt dem Wahnsinn. Ludwig selbst entfremdet sich immer stärker von seiner Umgebung, nimmt keine Repräsentationspflichten mehr wahr und zieht sich in die Einsamkeit seiner Schlösser zurück. 1881 unternimmt er mit dem Schauspieler Joseph Kainz eine Reise in die Schweiz. Ludwig verliert sich immer stärker in seinen Träumen und sexuellen Exzessen. 1886 wird er schließlich auf Schloss Neuschwanstein von einer Regierungskommission für geisteskrank erklärt und vom Thron abgesetzt. Der leitende Psychiater Dr. von Gudden begleitet ihn nach Schloss Berg am Starnberger See. Zwei Tage später verlässt Ludwig mit Dr. Gudden das Schloss für einen Spaziergang im Schlosspark. Nach Stunden der Suche im Park werden die Leichen der beiden Männer im Starnberger See aufgefunden.

Hintergrund

Trotz der Originaltreue, mit der Visconti den Film schuf, ist dieser dritte Film in Viscontis deutscher Trilogie kein klassischer Geschichtsfilm. Das Werk ist vielmehr ein subjektives, aufwändig und historisch penibel gestaltetes Kammerspiel über das Leben und Leiden des Märchenkönigs Ludwig II. Visconti war von der Geschichte des Einzelgängers und Ästheten Ludwig II. fasziniert. Weder Kriegsszenen noch die für das Königreich so bedeutende Kaiserkrönung Wilhelms I. wurden von Visconti inszeniert. Der Regisseur folgte stattdessen den Interessen des, nach Visconti, „letzten absolutistischen Herrschers, der lieber mit der Kunst als mit der Politik regieren wollte“. Immer wieder wird die Handlung unterbrochen, einzelne Protagonisten sprechen vor schwarzem Hintergrund in die Kamera, wie bei einer Zeugenaussage.

Die Drehaufnahmen fanden an den Originalschauplätzen statt: in der Münchner Residenz, Schloss Nymphenburg, Schloss Berg, der Kaiservilla in Bad Ischl, in Neuschwanstein, Linderhof, Hohenschwangau, Herrenchiemsee, am Starnberger See und auf der Roseninsel; die Innenaufnahmen in den Studios von Cinecittà.

Zensur

Ludwig II. wurde in Deutschland nur einmal, anlässlich der Bonner Galapremiere, in nahezu voller Länge gezeigt. Aus kommerziellen, aber auch politischen Gründen fiel er der Zensur zum Opfer: Politische Proteste aus Bayern bezüglich Ludwigs Homosexualität führten, gemeinsam mit den Bedenken einiger Filmvertreiber zu einer Kürzung um etwa eine dreiviertel Stunde. Eine ursprünglich geplante Kürzung auf ca. 150 Minuten wurde von Visconti gerichtlich verhindert. Der für den Schnitt verantwortliche Ruggero Mastroianni und die Drehbuchautorin Suso Cecchi D’Amico erstellten für die RAI eine vollständige Fassung im Sinne Viscontis, die 1980 bei den Filmfestspielen in Venedig uraufgeführt wurde und 2000 auf DVD erschienen ist. Diese Version wurde auch vom Fernsehsender ARTE (in zwei Teilen) ausgestrahlt[1].

Kritiken

  • Lexikon des internationalen Films: „Das Leben des rätselhaften bayrischen Monarchen in einer stilsicheren, sehr ästhetischen, streckenweise poetischen Verfilmung von Luchino Visconti.
  • Heyne Filmlexikon: „Prunkvoll elegisches Porträt des bayerischen 'Märchenkönigs'.
  • Siegfried Schober für die Süddeutsche Zeitung: „Mit Romy Schneider allein behauptet sich in diesem zwischen Monstrosität und Strenge schwer atmenden Film das Kino als vitales, physisches, sensibles, nicht bloß den schönen Bildern und künstlichen Gefühlen huldigendes Medium, und so muss man vor allem sagen, dass Viscontis Ludwig II. ein Sieg Romy Schneiders ist, der nicht genug bewundert werden kann.“

Einzelnachweise

  1. http://www.arte.tv/de/film/Luchino-Visconti/Ludwig-auf-ARTE/348922,CmC=705512.html

Weblinks


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