Glinstedt

Glinstedt
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Gnarrenburg
Gnarrenburg
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Gnarrenburg hervorgehoben
53.3863888888899.00510Koordinaten: 53° 23′ N, 9° 0′ O
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Rotenburg (Wümme)
Höhe: 10 m ü. NN
Fläche: 122,91 km²
Einwohner: 9513 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 77 Einwohner je km²
Postleitzahl: 27442
Vorwahl: 04763
Kfz-Kennzeichen: ROW
Gemeindeschlüssel: 03 3 57 016
Gemeindegliederung: 12 Ortschaften
Adresse der Gemeindeverwaltung: Bahnhofstraße 1
27442 Gnarrenburg
Webpräsenz:
Bürgermeister: Axel Renken (SPD)

Die Gemeinde Gnarrenburg liegt am Oste-Hamme-Kanal zwischen Zeven, Bremervörde und Osterholz-Scharmbeck im Landkreis Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen (Deutschland) und hat rund 9.500 Einwohner, wovon 3.100 auf den Hauptort Gnarrenburg entfallen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Gnarrenburg ist Schwerpunktgemeinde des Fremdenverkehrs im Teufelsmoor. Der Ort ist Haltepunkt an der überwiegend touristischen Zwecken dienenden Eisenbahnstrecke zwischen Osterholz-Scharmbeck und Bremervörde, dem sogenannten Moorexpress. Das Gebiet der Gemeinde wird vom Hamme-Oste-Kanal durchzogen, der die beiden Flüsse Hamme und Oste miteinander verbindet und früher der Torfbelieferung nach Bremen und Hamburg zugedacht war.

Gemeindegliederung

Die 12 Ortschaften der Gemeinde Gnarrenburg (Einwohnerzahlen Stand 1. Januar 2005):

  • Augustendorf 304 Einwohner
  • Barkhausen 286 Einwohner
  • Brillit 948 Einwohner
  • Fahrendorf 429 Einwohner
  • Findorf 359 Einwohner
  • Glinstedt 598 Einwohner
  • Gnarrenburg 3.114 Einwohner
  • Karlshöfen 1.366 Einwohner
  • Klenkendorf 248 Einwohner
  • Kuhstedt 1.130 Einwohner
  • Kuhstedtermoor 237 Einwohner
  • Langenhausen 607 Einwohner

Geschichte

Der Name Gnarrenburg geht zurück auf eine vergessene Burg, welche einst am Südende des Ortes im Moore lag. Genau lag diese Burg an der nördlichen Geestzunge zwischen Gnarrenburg und Karlshöfen. Diese Geestzunge war der einzige Überweg durch das Teufelsmoor bzw. dem Gnarrenburger Moor. Es wurde dort Zoll eingetrieben. Auch war diese Geestzunge oft ein hart umkämpfter Bereich, wie zum Beispiel im 30 jährigen Krieg. Auch am Ende des Zweiten Weltkrieg war diese Geestzunge für die Gnarrenburger Gegend von Bedeutung. Hier hatte Bürgermeister Garms und Bürger Faktor durch die berühmte weiße Flagge den Englischen Besatzungstruppen den Ort Gnarrenburg ohne Kämpfe und Zerstörung übergeben.

Wirtschaftshof der Burg war der alte Gnarrenburger Hof, auch Rüschhof genannt. Dessen letztes Wohngebäude, die alte Amtsvogtei, wurde 1937 abgebrochen. Die Burg bestand nach Bodenfunden bereits um 1250. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erhob sich zwischen Segebade Clüver zu Wellen und der Familie von Issendorff ein Rechtsstreit um die Gnarrenburg, welcher im Jahre 1605 beendet wurde. Der Gnarrenburger Hof mit der Stätte der Burg und mehreren hundert Morgen Ländereien ging in den Besitz der Fam. von Issendorff über. Die Burg war wahrscheinlich schon im 15. Jahrhundert verfallen und auch der Hof war mehr als 100 Jahre wüst.

Im 18.Jahrhundert wurde der Hof von dem Issendorffschen Meier Dierck Dücker bewirtschaftet, später von Albert Schröder. 1746 verkaufte Landrat Jürgen Melchior von Issendorff "den alten adeligen Sitz, die Gnarrenburg" mit allem Zubehör für 675 Reichstaler an den Forstsekretär Wilhelm von Mackphail. Von diesem erwarb 1752 der hannoversche Staat, die "Königlich Churfürstliche Cammer", den vollfreien Hof zur Gnarrenburg. Die königliche Kammer richtete dort eine Vogtei, die Amts oder Moorvogtei Gnarrenburg ein. Diese Vogtei wurden die damals und später entstehenden Moorkolonien unterstellt.

Auf dem Gelände des Gnarrenburger Hofes wurde die Gnarrenburger Kirche errichtet, die 1790 eingeweiht wurde. Auch der Ort Gnarrenburg liegt zur Hauptsache auf Grund und Boden des alten Hofes. Gnarrenburg begann sich 1803 zu entwickeln. 1848 hatte Gnarrenburg 18 Wohngebäude und 117 Einwohner. 1871 26 Wohngebäude und 178 Einwohner.

1846 gründete ein in Bremervörde gebildetes Konsortium im Ortsteil Geestdorf die Glasfabrik "Marienhütte", benannt nach Marie, der Gemahlin des späteren Königs Georg V. von Hannover. Der Aufschwung der Ortschaft Gnarrenburg begann mit der Übernahme der Glasfabrik "Marienhütte" durch den Kaufmann, Glasmacher und Ofenbauer Hermann Lamprecht 1876 und der Erfindung der legendären Tropfenzählers im Jahr 1882 durch den Besitzer der Marienhütte Hermann Lamprecht und den Bremer Kaufmann Hirdes. Der Tropfenzähler wurde weltberühmt und der Name Gnarrenburg war weltweit bekannt. Gnarrenburg entwickelte sich zum größten Standort für Glaswaren mit Stöpseleinbohrung.

Im staatlichen Gnarrenburger "Eichholz" liegen ein urgeschichtliches Steingrab und mehrere Hügelgräber. Weitere vorgeschichtliche Funde wurden an der Geestzunge zwischen Gnarrenburg und Karlshöfen gefunden. Wahrscheinlich waren diese Geestzungen bereits in der Jungsteinzeit durch Bohlenwege verbunden gewesen. Funde wie Bohlen, Pfähle und natürlich das über 4000 Jahre alte Wagenrad zeugen von dieser Epoche. Die Fundstücke liegen im Kreismuseum Bremervörde, dem Bachmann Museum.

Politik

Gemeinderat

Wappen

Blasonierung: In Silber über Wellen eine rote gezinnte Mauer mit einem Zinnenturm, darunter eine zwölfar­mige Lilienhaspel.

Es wurde von dem Stader Synold Klein entworfen und am 24. April 1978 vom Gemeinderat akzeptiert. Die Genehmigung durch den Landkreis Rotenburg (Wümme) erfolgte am 23. Januar 1979.

Die gezinnte Mauer oberhalb der Wellenlinie ist ein Hinweis auf die Gnarrenburg. Diese lag an der Wasser­scheide und verlieh dem Ort Gnarrenburg und später der Gemeinde ihren Namen.

Die zwölfarmige Lilienhaspel steht für die zwölf Ge­meinden aus denen sich die heutige Gemeinde bildete. Die Lilien werden oft verwendet in der Volkskunst der Landschaft, in der die Orte am Rande des Moors oder infolge der Moorkolonisation wie In­seln im alten Moor liegen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Die Pauluskirche im Ortskern von Gnarrenburg

Die evangelische Pauluskirche von Gnarrenburg wurde 1784 vom Moorkommissar Jürgen Christian Findorff geplant und gebaut und fasste 1000 Plätze. Eingeweiht wurde die Kirche im Jahr 1790, sie war für die Moorkolonisten und das benachbarte Dorf Kuhstedt geplant. Auf Druck der Kuhstedter Bevölkerung erhielt der Ort jedoch ein eigenes Kirchspiel. Auffällig ist die Anlage der Kirche, die nicht der klassischen Bauweise folgt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kirchen steht der Turm hier an der langen Seite des Kirchenschiffs, in dessen Mitte sich der Altarraum mit der Kanzel befindet und die Gemeinde U-förmig um den Altar sitzt. Die Kirche liegt auf der höchsten Erhebung des Ortes Gnarrenburg. Bevor die Kirche dort gebaut wurde, stand auf dem Gelände der Gnarrenburger Hof.

Der Bahnhof an der Bahnlinie Moorexpress Stade - Bremen wurde im Jahre 1909 vom Worpsweder Architekten Vogeler erbaut und war bis zum Umbau identisch mit dem Bahnhof in Worpswede. Heute findet man das Glasmuseum Gnarrenburg im Bahnhofsgebäude.

Im Ortsteil Augustendorf kann ein historischer Moorhof besichtigt werden.

Das bedeutendste Bauwerk ist der Oste-Hamme-Kanal, welcher die Gemeinde Gnarrenburg in einer Länge von 16 km von Nord nach Süd durchzieht. Der Oste Hamme Kanal wurde 1769 bis 1790 durch Jürgen Christian Findorff gebaut und diente der Entwässerung des Teufelsmoors und des Gnarrenburger Moors, sowie dem Frachtverkehr mit Torf in die Metropolen Hamburg und Bremen. Im Norden beginnt der Kanal in Spreckens an der Oste und fließt im Süden der Gemeinde Gnarrenburg in die Hamme. Durch ein Schleusensystem fließt der Kanal in zwei Richtungen. Der höchste Punkt des Kanals liegt in der Ortschaft Langenhausen. Nach der Fertigstellung betrug die Sohlenbreite 4,00 Meter und die Tiefe 3 Meter. Heute hat der Kanal noch die Breite von ca. 4,00 Meter, jedoch nur noch eine Tiefe von 1,50 Meter. Wander- und Fahrradwege liegen direkt am Oste Hamme Kanal.

Naturdenkmäler

Blick auf Huvenhoopsmoor und Huvenhoopssee

Auf dem Gebiet der Gemeinde befindet sich mit dem Naturschutzgebiet Huvenhoopsmoor eines der wenigen noch intakten Hochmoore Niedersachsen. Im Huvenhoopsmoor befindet sich außerdem der Huvenhoopssee, einer der letzten Hochmoorseen in Niedersachsen. Das Naturschutzgebiet liegt zwischen den Ortsteilen Glinstedt und Augustendorf.

Um dem Besucher Einblicke in die ursprüngliche Moorlandschaft, die Bedeutung von Mooren, Tier- und Pflanzenwelt, die Nutzung von Torf und die Zukunft der letzten Moore zu verschaffen, hat die Gemeinde Gnarrenburg in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen den Moorerlebnispfad geschaffen. Der rund 700 m lange Pfad führt die Besucher zu verschiedenen Stationen, an denen sie etwas sehen, lesen oder erleben können. Neben inhaltlich gestalteten Stationen gibt es auch drei Aktionsstationen, und zwar die Modderzone, in der man barfuss das Moor erleben kann, der historischen Vorbildern nachgebaute Knüppel- und Bohlendamm und einen Moorgraben, den man mit einem Stab überspringen kann. Zudem wurde ein Libellenteich angelegt.

Die Umgebung von Gnarrenburg ist im Herbst ein wichtiges Durchzugsgebiet für die nordeuropäischen Kraniche. Die großen Kranichschwärme auf den Wiesen und abgeernteten Felden ziehen zahlreiche Besucher an.

Regelmäßige Veranstaltungen

Jeweils Mitte Oktober findet an einem Wochenende der Herbstmarkt, ein Volksfest, statt. Im Frühjahr findet das Blütenfest entlang des Oste-Hamme-Kanals statt, zu dem jedes Jahr mehr als zehntausend Besucher kommen. In Augustendorf finden mehrere Karnevalsveranstaltungen statt. Gnarrenburg ist zudem der Ausgangspunkt für Wanderungen durch das Moorland, die Wege sind ausgeschildert.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Gnarrenburg liegt zwischen Bremen (Entfernung ca. 45Km) und Hamburg (Entfernung ca. 90Km) inmitten des Elbe-Weser-Dreiecks. Die Infrastruktur ist gut ausgebaut. Die Gemeinde ist vor allem über die Bundesstraße B74 gut zu erreichen. Die Gemeinde verfügt im Ortsteil Karlshöfen auch über einen Flugplatz, auf welchem auch Nachtlandungen möglich sind. Eine Schnellbuslinie verbindet Gnarrenburg direkt mit dem Bremer Stadtzentrum. Die nächsten Bahnhöfe der Deutschen Bahn befinden sich in Bremervörde (Richtung Bremerhaven oder Hamburg) und Oldenbüttel (Richtung Bremen oder Bremerhaven). An den Wochenenden ist auch eine Zugverbindung mit dem traditionellen Moorexpress zwischen dem Bremer Hauptbahnhof und Stade nutzbar, welche durch traumhafte Landschaften (z. B. Teufelsmoor und Altes Land) führt.Auch der Schwerlastverkehr vom Hamburger Hafen nach Bremerhaven hat seine Route durch Gnarrenburg. Internationale Flughäfen befinden sich in Bremen und Hamburg.

Ansässige Unternehmen

In der Gemeinde Gnarrenburg befindet sich die Zentrale des größten europäischen Leuchtenherstellers Brilliant AG.

Daneben existieren ein großes internationales Torfwerk (Compo)und eine Sandgrube.

Weiter ist der Mittelstand mit Einzelhandel, Dienstleistung und Handwerk stark vertreten.

Medien

Seit Mitte 2008 wird über die geplante Schließung der örtlichen Rettungswache in den Medien (Fernsehen und Radio) berichtet. Am 4. Juli 2008 wurde im Ort eine Menschenkette mit über 2.500 Teilnehmern für die Erhaltung der Rettungswache gebildet.

Das Teufelsmoor ist beliebter Drehort für zahlreiche Film-und Fernsehproduktionen. So wurde u.a. ein Tatort mit Maria Furtwängler in dieser Region gedreht.

Öffentliche Einrichtungen

Im Ort gibt es eine Bibliothek mit zahlreichen Werken.

Bildung und Jugend

Die Gemeinde Gnarrenburg hat 6 Kindertagesstätten und 4 Schulen. Die Jugend- und Begegnungsstätte Oase befindet sich im Ortszentrum. Sie verfügt über ein Internetcafé und hält verschiedene Angebote bereit.

Kindertagesstätten

  • Kindertagesstätte "Kinderburg" in Gnarrenburg
  • Natur- und Waldkindergarten Gnarrenburg
  • Kindertagesstätte Brillit
  • Kindertagesstätte "Sprungschanze" in Karlshöfen
  • Kindertagesstätte Kuhstedt
  • Kindertagesstätte Glinstedt

Schulen

  • Grundschule Karlshöfen
  • Grundschule Klenkendorfer Mühle (Brillit)
  • Grundschule Kuhstedt
  • Haupt- und Realschule Gnarrenburg

Weblinks


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