Grafenwerth

Grafenwerth
Die Nordbrücke (seit 2005 Grafenwerther Brücke) zur Insel

Grafenwerth ist eine Insel im Rhein in Bad Honnef (Stromkilometer 642). Sie befindet sich gegenüber der Insel Nonnenwerth sowie naturräumlich in der Honnefer Talweitung. Ein Großteil der Insel ist Bestandteil eines 15 Hektar großen Parkes.

Inhaltsverzeichnis

Topographie

Zwei Brücken und ein Trenndamm in der Inselmitte führen über den die Insel vom Festland trennenden Altarm, an dem ein Yachthafen liegt. Das südliche Ende der rund 1500 Meter langen Insel ist ebenfalls durch einen Trenndamm mit dem Bad Honnefer Ufer des Altarms verbunden, der bis an die Lohfelder Fähre heranreicht. Ab einem gewissen Wasserstand werden die Dämme überflutet. Am Rheinufer gibt es mehrere Schiffsanlegestellen sowie ein Restaurant aus dem Jahre 1950 mit Biergarten, was die Insel besonders im Sommer zu einem touristischen Ziel macht. Auf weiten Teilen der Insel bietet sich ein guter Blick auf das Siebengebirge und insbesondere den Drachenfels.

Der „Aalschokker Aranka“ vor der Insel mit Blick zum Drachenfels

Vor der Grafenwerther Brücke aus dem Jahr 1912 im Norden befindet sich der 1917 gebaute so genannte „Aalschokker Aranka“, einer der letzten Aalschokker auf dem Rhein, der bis 1990 im Einsatz war. 1989 wurde dieser von der Nordrhein-Westfalen-Stiftung gekauft und restauriert. Nach dem Einstellen der Nutzung als Fischerboot befindet er sich zwischen dem Festland und der Insel; mit dem Drachenfels im Hintergrund und dem östlich des Aalschokkers liegenden Jachthafen ist er zu einem beliebten Fotomotiv und einem Wahrzeichen von Bad Honnef geworden.

Der Süden Grafenwerths vom Rolandsbogen aus gesehen

Auf dem südlichen Teil der Insel befinden sich das Freibad von Bad Honnef, das auch über die südliche, 1977 fertiggestellte „Berck-sur-Mer-Brücke“ erreichbar ist. Noch weiter südlich befinden sich mehrere Tennisplätze aus dem Jahr 1953.

Geschichte

Inseln Grafenwerth und Nonnenwerth (1796)

1790 wurde (nach Vorarbeiten ab 1788) damit begonnen, den östlich der Insel liegenden Rheinarm an der Südspitze der Insel vom mittleren Strom abzutrennen und ihn dadurch zum Altarm zu machen. Grund war die zunehmende Vertiefung und Verbreiterung des östlichen Arms auf Kosten des mittleren, die zu starken Abbrüchen am Honnefer Ufer geführt hatten. Durch den mittleren Stromarm, früher auch Gotteshülf genannt, floss damals bei mittlerem Wasserstand nur noch zwei Drittel der Abflussmenge des östlichen. Weiter folgte im östlichen Arm 1791 der Bau zweier Sperren, u.a. eine auf mittlerer Höhe der Insel. Nach diesen Absperrungen wuchs die Tiefe im mittleren Arm, wohingegen sie im rechten Arm abnahm.[1] Als dann aber bis 1804 die Absperrungen teilweise zerstört waren, kam es 1817 zu einer neuen Sperrung an der Südspitze der Insel mit einer Öffnung von 100 m. Als diese aber zum Schutz des Ufers nicht ausreichte, kam es schließlich 1835/36 zu einem völligen Abschluss durch schwere Steindämme. 1855/56 war auf mittlerer Höhe der Insel eine zweite Sperrung mit einer 3,3 m breiten Krone erbaut worden. Das Richtwerk am unteren Ende von Grafenwerth, sowie die sechs am mittleren Stromarm liegenden Buhnenköpfe, wurden 1865 gebaut.[2]

In den 1850er-Jahren plante die Preußische Rheinstrombauverwaltung, den Altarm zu einem hochwassersicheren Schutzhafen umzubauen. Weil der dadurch steigende Wasserdruck die Insel Nonnenwerth hinweggespült hätte, wurden die Pläne aufgegeben und stattdessen in Oberwinter ein Schutzhafen gebaut.[3]

Bevor sie Anfang des 19. Jahrhunderts ihren heutigen Namen erhielt, wurde sie Insel Graff bzw. Groff oder de Jroof genannt. Dies wird als gallokeltische Bezeichnung für Sandbank interpretiert. Bis 1650 war auch die Bezeichnung Mittelwerth gebräuchlich, was auf die frühere Existenz einer dritten Rheininsel bei Bad Honnef auf Höhe von oder auf dem heutigen Gebiet von Lohfeld, damit auch auf einen vierten Rheinarm in der sogenannten Nonnenwerther Stromspaltung hindeutet.[4] Die Insel war damals im Besitz des Landesherrn, dem Herzog von Berg, der sie verpachtete. Vormals wurde sie zum Weidenbau genutzt, nachher ging man zum Feld- und Wiesenbau über. Langjährige Pächter in herzoglicher Zeit waren die Familien von Schoenebeck und Frantz, die sie unterverpachteten. 1815 kam die Insel in den Besitz des Preußischen Staates und wurde im gleichen Jahr, für sechs Jahre, an Johann Römlinghoven verpachtet. Von 1831 bis 1875 war die Familie Rechmann Pächter. Sie ging dazu über, eine Kaffeewirtschaft einzurichten, die durch den Abriss des alten Meiereigebäudes und einen Neubau im Jahr 1872 seitens des Staates gefördert wurde. Die Insel wurde zum Ausflugsort. Eine Kahnpartie am Wochenende war damals ein beliebter Zeitvertreib der Honnefer. 1889 hatte sich Honnef, neben Königswinter und anderen Rheinorten, mit Grafenwerth als Standort, für das geplante Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Rhein beworden, das letztlich am Deutschen Eck in Koblenz errichtet wurde. 1902 hatte Grafenwerth „hohen“ Besuch: die Königin von Schweden.[5] Die Einrichtung einer Anlegestelle der Köln-Düsseldorfer Dampfschifffahrtsgesellschaft stromseitig am unteren Ende von Grafenwerth im Jahre 1908 sowie die Eröffnung der ersten Festlandverbindung am 15. April 1912 förderten weiter den Ausflugsverkehr. 1921 erwarb die Stadt Bad Honnef die Insel. In den 1960er Jahren wurden die einst umfangreichen Restaurantgebäude („Inselgasthof“) zusammen mit dem alten Freibad abgerissen. Die südliche Brückenverbindung (Berck-sur-Mer-Brücke) schaffte 1977 eine direkte Verbindung zum Inselschwimmbad. Von 1992 bis 2002 fanden auf der Insel Grafenwerth Dressurreitveranstaltungen statt.

Von 1936 bis 1938 wurde nahe der Nordbrücke eine Mineralquelle erbohrt und das damalige Mineralfreibad erbaut, wodurch die Stadt im selben Jahr anerkanntes Heilbad wurde. 1962 bis 1963 wurde es an seinen heutigen Standort verlegt. Das Quellhaus ist erhalten; das Mineralwasser wurde bis zur Schließung der Kurkliniken im Jahr 1985 wegen seiner therapeutischen Wirkungen zu Bade- und Trinkkuren angewendet. 2000 wurde das Schwimmbad, das je nach Wetter 50.000 bis 100.000 Besucher pro Jahr hat, komplett modernisiert und umgebaut.

Veranstaltungen

Literatur

  • Ursel und Jürgen Zänker: Bauen im Bonner Raum 49–69. Versuch einer Bestandsaufnahme. In: Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Nr. 21, Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1969, S. 191.

Fußnoten

  1. Johann Joseph Brungs: Die Stadt Honnef und ihre Geschichte, Honnef 1925, S. 165ff
  2. Robert Jasmund: Die Arbeiten der Rheinstrom-Bauverwaltung 1851-1900. Halle a.S. 1900, S. 102-105
  3. Bernd Blumenthal: Vom Rheinort zum Hafenort. Die Vorgeschichte des Baus des Oberwinterer Schutzhafens. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Ahrweiler 1992
  4. Christian Helfer: Positionsmerkmale des Galgenplatzes am unteren Mittelrhein. In: Karl Meisen (Hrsg.): Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde, Ferd. Dümmler Verlag, 13. und 14. Jahrgang, Bonn 1963, S. 47
  5. Karl Günter Werber: Ein „Deutsches Eck“ am Siebengebirge? Geschichte und Geschichten von der Insel Grafenwerth. In: Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises, Jg. 1993, Siegburg 1992, ISBN 3-925551-41-7, S. 63-69.

Weblinks

 Commons: Grafenwerth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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