Gruzefix

Gruzefix
Kruzifix im Kreuzgang des Essener Münsters

Das Kruzifix (von lateinisch cruci fixus, das heißt ans Kreuz geheftet) ist die künstlerische Darstellung des gekreuzigten Christus. Im Unterschied zum einfachen Kreuz trägt das Kruzifix den Corpus Christi. Es ist Sinnbild für das Opfer Christi, das dieser nach christlichem Glauben zur Erlösung der Menschheit gebracht hat.

Das Kruzifix gilt mit dem Kreuz als das wichtigste und deutlichste Symbol der christlichen Kirchen. Diese Bedeutung wuchs ihm im Mittelalter auch durch die zahlreichen Triumphkreuze in Kirchen und Kathedralen zu.

Ursprünglich standen der Kreuzesverehrung zwei Faktoren entgegen: Die Auferstehung Jesu Christi wurde als der alleinige Mittelpunkt des Heilsgeschehens angesehen und die Hinrichtungsart der Kreuzigung galt als nicht besonders hervorhebenswert, da viele Hunderttausende so hingerichtet wurden, bzw. als so schändlich, dass eine Verehrung des Bildnisses dieses Geschehens nicht denkbar war. Ein Spottkruzifix aus der Römerzeit gilt dafür als Beleg.

Inhaltsverzeichnis

Gebrauch

Prozessionskreuz

In der katholischen, den orthodoxen, den anglikanischen und lutherischen Kirchen wird das Kruzifix als Prozessionskreuz, Altarkreuz usw. im Gottesdienst verwendet.

„Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. (1 Kor 1,22-26 EU)“

Das Gebet vor einem Kruzifix ist oftmals Teil einer Andacht oder stillen Einkehr der Gläubigen. In der Heiligen Messe wird zum feierlichen Einzug und zum Auszug das Kruzifix vorangetragen, dem die Prozession als Sinnbild für das wandernde Volk Gottes folgt. Auch Prozessions- und Wallfahrtszüge folgen meist dem Vortragekreuz. Am Karfreitag und Karsamstag ist es in der katholischen Kirche vielfach üblich, statt des Allerheiligsten im Tabernakel das Kruzifix durch eine einfache oder doppelte Kniebeuge zu verehren.

Flurkreuz

Als Flurkreuze dienen Kruzifixe in katholischen Gebieten außer zum stillen Verweilen auch als Wegemarkierungen. Kruzifixe werden auch oft als Schmuck getragen.

Geschichte des Kruzifixes in der Kunst

Gerokreuz (Detailansicht)
Kruzifix von Wechselburg (11. Jahrhundert).

In den ersten drei Jahrhunderten nach unserer Zeitrechnung war für die Christen das Fischsymbol (Ichthys) das wichtigste Sinnbild und Erkennungszeichen. Erst als im vierten Jahrhundert unter Kaiser Konstantin das Kreuz zum Sieges-, Herrschafts- und Heilszeichen wurde und Theodosius die Kreuzigung als Hinrichtungsart abschaffte, begann die eigentliche Kreuzeskunst.

In der Romanik wurde Jesus am Kreuz in der Regel als göttlicher Herrscher dargestellt. Er trug teilweise eine Königskrone und war durch die Hände und Füße mit vier Nägeln ans Kreuz geschlagen (Viernageltypus).

Vor 1200 war die Darstellung Jesu am Kreuz als Leidender oder Toter selten. Mit der Gotik setzten sich die Darstellungen Jesu als von Schmerzen geplagtem oder bereits Gestorbenem mit Dornenkrone durch. Die Stellung der Beine war übereinandergeschlagen, die Füße von einem Nagel durchbohrt (Dreinageltypus). Jesus hatte häufig einen ausgezehrten Körper und wies die Wundmale auf.

Die Renaissance zeigte Jesus oft in entspannter Haltung und anmutiger Bewegung. Im Barock trat nach dem Vorbild von Michelangelos Jesusdarstellung eine anklagende Haltung mit sich aufbäumendem Körper hinzu. Mit der Einführung des Kruzifixes für die private Andacht vervielfältigten sich die Stile.

Besonders mit dem Rückgang der Kirche als Hauptträgerin der Kunst lassen sich ab dem 19. Jahrhundert eine immer breitere Gestaltungsvarianz und die Rückkehr und die Vermischung vergangener Stilepochen finden.

Spätestens ab dem 20. Jahrhundert lässt sich nicht mehr von durchgängigen Leitmodellen der Kreuzigungsskulpturen sprechen. Die Persönlichkeit, die Kunstauffassung sowie die religiöse und gesellschaftliche Haltung der Künstler prägen die jeweilige Formfindung.[1][2][3]

In Deutschland befinden sich mehrere der ältesten Monumental-Kruzifixe weltweit. Dazu zählen

Das mit einer Höhe von 17 Metern höchste Kruzifix befindet sich in Lübecker Dom.

Kontroversen

Aufgrund der Prinzipien der Trennung von Staat und Kirche und des Pluralismus wurden teilweise im öffentlichen Raum Kruzifixe entfernt.

Kruzifix im Ratssaal der Stadt Biberach an der Riß

Deutschland

Österreich

In Österreich hängen Kreuze oder Kruzifixe in allen Klassenzimmern, in allen Patientenzimmern der Krankenhäuser und manchmal auch auf öffentlichen Ämtern und Banken. Auch im Gericht kommt ein Kruzifix nebst zweier brennender Kerzen bei der Vereidigung von Zeugen zur Anwendung.

Italien

Nach einer monatelangen rechtlichen Kontroverse entschied das italienische Verfassungsgericht, dass Kruzifixe in Italiens Klassenzimmern legitim seien. Zuvor ordnete ein Richter an, das Kreuz aus zwei Klassenzimmern in einer Schule im Abruzzen-Dorf Ofena zu entfernen. Damit entsprach er dem Antrag eines in Italien lebenden Muslim, der argumentierte, der Anblick der Kruzifixe sei seinen Kindern nicht zuzumuten. Das Urteil wurde jedoch später vorläufig ausgesetzt, nachdem der italienische Staat Berufung gegen das Urteil eingelegt hatte. Auch Papst Johannes Paul II. und Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi hatten sich in den Streit eingeschaltet und die Bedeutung des Kreuzes für Italien betont. In Italien sprach sich nach dem Kruzifixstreit eine Mehrheit von rund 80 Prozent der Bürger für religiöse Symbole in Schulen aus.

Schweiz

Nach Ansicht des Bundesgerichts verstoßen Kruzifixe in Klassenzimmern gegen die Pflicht zur religiösen Neutralität der öffentlichen Schulen (BGE 116 Ia 252 ff.). [4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Begleittexte zur Kruzifixsammlung im Museum Abtei Liesborn 2007
  2. P. W. Hartmann: Kunstlexikon 1996 http://www.artcontent.de/kunstforum/01_home/050_recherche/050130_kunstlexikon/inhalt.asp 2008-12-26
  3. www.wertvoll-medien.de/reports/das-kreuz.html 2007-12-07
  4. Ulrich Häfelin/Walter Haller, Schweizerisches Bundesstaatsrecht, 6. Auflage, Schulthess Zürich, 2005, S. 127 f., N 423

Weblinks



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