Alfred Schmela

Alfred Schmela
Alfred Schmela vor seiner ersten Galerie in der Düsseldorfer Altstadt, 1961

Alfred Schmela (* 23. November 1918 in Dinslaken; † 20. Juli 1980 in Düsseldorf) war ein deutscher Künstler und Galerist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft

Alfred Schmela kam mit seinen Eltern zur Zeit der Weimarer Republik 1923 nach Düsseldorf. Sein Vater Franz Laurentius Schmela kam aus Leisnitz im Regierungsbezirk Beuthen, wo im elterlichen „Kaufhaus Paul Schmela“ Hosenknöpfe, Putzeimer, Badewannen, Zucker, Briefpapier und Rübenzucker verkauft wurden. Mit vierzehn Jahren entfloh er dem dörflichen Leben und wurde Prokurist beim Röhrenverband in Düsseldorf.[1]

Studium

1940 machte Alfred Schmela zunächst ein Examen als Hochbauingenieur in Köln (damalige „Staatsbauschule”) und studierte kurzzeitig an der Technischen Hochschule Berlin, bis er zum Kriegsdienst einberufen wurde. Von 1940 bis Kriegsende leistete er Kriegsdienst in verschiedenen Ländern und geriet nach einer Verwundung bei Livorno/Italien in US-amerikanische Gefangenschaft. Dort gelang ihm die Flucht über die Alpen. Ab 1947 studierte Schmela an der privaten Malschule von Jo Strahn in Düsseldorf-Niederkassel und anschließend bis Ende 1950 bei André Lhote in Paris.[1] 1952 lernte Schmela im Haus des Bildhauers Hannes Rompel, einem Schüler des Bildhauers Edwin Scharff, seine zukünftige Frau Monika, die er im Juli 1953 heiratete, kennen. 1954 kam die Tochter Ulrike und 1962 die Tochter Franziska zur Welt.

Der Galerist

1957 eröffnete Schmela in der Hunsrückenstraße 16/18 in der Düsseldorfer Altstadt, in einem 9 × 3 m großen Raum mit großen Schaufenstern, die zunächst noch bescheidene Galerie Schmela. Auf Empfehlung von Norbert Kricke zeigte er in seiner Eröffnungsausstellung Monochrome des französischen Malers Yves Klein.[2] Die Galerie wurde schnell zum „Insidertip“ der aufstrebenden deutschen und europäischen Kunstszene. So versammelte Schmela in seinen Räumen neben Yves Klein junge Künstler wie Jean Tinguely, die Mitglieder der Künstlergruppe ZERO, Arman, Konrad Klapheck und Joseph Beuys, den er 1958 kennengelernt hatte. Die Künstler sind inzwischen alle weltweit bekannt und in allen großen Museen vertreten.

Das Sammlerehepaar Gustav Adolf und Stella Baum frequentierte Schmelas Galerie ab dessen Gründung für Ankäufe, die über Einsparungen in der Haushaltskasse beglichen wurden, und luden des Öfteren zum Jahreswechsel ein. So erbat sich Alfred Schmela während einer dieser Silvesterfeiern Anfang der 1960er Jahre im Hause Baum spät in der Nacht Zugang zum Bad, zog sich bis auf die lange Unterhose aus, wickelte selbige von unten bis oben mit Toilettenpapier ein, malte seinen nackten, sehr runden Bauch mit der Schminke von Frau Baum als Gesicht zurecht, kehrte gemessenen Schrittes, der Stimme der Callas folgend, ins Wohnzimmer zurück und ließ unter tosendem Beifall sein Bauch-Gesicht im Takt der Callas-Arien kreisen und grinsen.[3]

Alfred Schmela hatte ein Gespür für neue innovative Künstler und fand schnell Zulauf aus der deutschen Kunstszene, die sich zunehmend im Rheinland ansiedelte, kaufte jedoch auch Arbeiten von Jean Dubuffet, Paul Klee, Wols, Joseph Cornell, Cy Twombly, Ellsworth Kelly, David Hockney, Alberto Giacometti, Agnes Martin, Georges Braque, Fernand Léger, Claude Monet sowie Antoni Tàpies und Lucio Fontana, die er zum Leidwesen seiner Frau jedoch ziemlich schnell wieder verkaufte, da er, wie Alfred Schmela immer wieder betonte, kein Sammler, sondern ein Galerist sei.[4] Bereits 1968 trat er aus dem „Verein progressiver deutscher Kunsthändler" aus, den er selbst angeregt hatte und der zwei Jahre vorher gegründet wurde, um „[…] das Interesse an zeitgenössischer Kunst zu fördern.“ Er verzichtete auch auf die Teilnahme an dem vom Verein organisierten Kölner Kunstmarkt.

Nach wechselnden Standorten bezog Alfred Schmela 1971 in der Düsseldorfer Mutter-Ey-Straße, ganz in der Nähe der Kunsthalle, ein von dem holländischen Architekten Aldo van Eyck entworfenes, großzügiges Galeriegebäude. Das Gebäude wurde damals als „erster originaler Galerieneubau der Bundesrepublik“ gefeiert. In den Folgejahren erweiterte Schmela seine Galerie kontinuierlich, Gerhard Richter und Jörg Immendorff wurden ausgestellt, und für verschiedene Museumsprojekte wurde Schmela der Spiritus rector. An seinem 60. Geburtstag wurde Schmela zum Ehrenmitglied der Kunstakademie Düsseldorf ernannt.

Nachlass

Seit seinem Tod im Jahr 1980 leitete seine Tochter Ulrike die Galerie und verwaltete den Nachlass. 2008 verließ die Galerie die angestammten Räume in Düsseldorf und zog nach Berlin um. Noch im selben Jahr wurde das Galeriegebäude vom Land Nordrhein-Westfalen erworben und Ende 2009 unter dem Namen Schmela Haus zu einer Dependance der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Seit dem Jahr 2005 leitet die Enkelin Alfred Schmelas, Lena Brüning, ihre gleichnamige Galerie mit eigenem Programm in Berlin.[5][6]

Archiv

Das Archiv der Galerie von Alfred Schmela mit mehreren Tausenden Briefen, Skizzen, Fotografien, Katalogen und Kritiken aus den 1960er bis 1980 Jahren wurde vom amerikanischen Getty Research Institute in Los Angeles angekauft und befinden sich heute im Forschungszentrum des J. Paul Getty Trust.[7] [8]

Frühe Ausstellungen

Literatur

  • Karl Ruhrberg (Hrsg.): Alfred Schmela. Galerist · Wegbereiter der Avantgarde. Wienand, Köln 1996, ISBN 3-87909-473-X

Einzelnachweise

  1. a b Monika Schmela: Erinnerungen. In: Karl Ruhrberg (Hrsg.): Alfred Schmela. Galerist · Wegbereiter der Avantgarde, Köln 1996, S. 168
  2. Martin Schieder, Werner Spies, K O Götz: Im Blick des anderen: Die Deutsch-französischen Kunstbeziehungen, 1945–1959. Akademie Verlag, 2005, ISBN 978-3050041483
  3. Loretta Baum-Ischebeck: Notizen zum Boltenberg. Erinnerungen an Gustav und Stella Baum. In: Gerhard Finckh (Vorw.):»Privat«. Wuppertaler Sammler der Gegenwart im Von der Heydt-Museum. Von der Heydt-Museum, Wuppertal 2009, S. 88
  4. Monika Schmela, in: Karl Ruhrberg (Hrsg.), S. 203 f.
  5. Ute Bongartz: "Irgendetwas anders machen ..." Lena Brüning über die Galeristenfamilie Schmela In: Monopol vom 7. August 2009
  6. Anne Kretzschmar: Kunstvermarktung als Familientradition: Die Galeristin Lena Brüning auf Erfolgskurs in: Deutschlandradio Kultur vom 17. April 2007
  7. Catrin Lorch: Er hörte auf seine Künstler FAZ.net (abgerufen am 4. November 2009)
  8. Das verschenkte Gedächtnis In: Der Tagesspiegel vom 22. Dezember 2007

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