HALO (Fallschirmspringen)

HALO (Fallschirmspringen)
Tandem-HALO-Sprung, Höhe 4500 m

HALO und HAHO sind Bezeichnungen für militärische manuelle Fallschirmsprungverfahren aus großer Höhe. HALO ist die Abkürzung für High Altitude – Low Opening (große (Absprung-)Höhe – niedrige Öffnung(shöhe)) und wird international auch als Military Freefall (MFF) bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

HALO

Pararescuemen bei einem HALO-Sprung, Dschibuti, Afrika

HALO-Freifall-Fallschirmsprünge dienten dazu, militärische Fallschirmspringer außerhalb der Reichweite der mittleren Heeresflugabwehr im Freifall abzusetzen. Für HALO-Sprünge wurden Hochleistungsrundkappen ParaCommander Mark I und II eingesetzt. Die Ursprünge des HALOs datieren zurück bis 1959, als die United States Air Force mit Experimenten zum Notausstieg von Piloten in großer Höhe begann (Project Excelsior). Im Rahmen dieses Projekts führte Colonel Joseph Kittinger am 16. November 1959 den ersten Höhensprung aus einer Höhe von 23165 m über Grund aus. Er hält auch den Weltrekord für den höchsten Fallschirmabsprung am 16. August 1960 aus einer Höhe von 31333 m.[1] Die ersten HALO-Sprünge unter Gefechtsbedingungen wurden im Vietnamkrieg über Laos von Mitgliedern des MACV-SOG absolviert. Das spezialisierte SEAL-Team 6 der United States Navy entwickelte die HALO-Technik weiter, um Boote oder andere große Ausrüstungsgegenstände abzuwerfen. Mit der Einführung von Gleitfallschirmen wurde das HALO-Verfahren durch das HAHO abgelöst.

Um militärische Nachschubgüter abzusetzen, wird die Fracht über die Heckladeluke ins Freie geschoben. Dabei stabilisiert ein kleiner Fallschirm die Fracht im freien Fall. Der oder die Hauptschirm(e) werden dann mittels automatischer – meist barometrischer oder zeitgesteuerter – Auslösung geöffnet, um eine sichere, gebremste Landung zu gewährleisten.

HAHO

HAHO-Springer auf der ILA 2008
HAHO-Springer mit Karte, Kompass und Sauerstoffhelm

HAHO ist die Abkürzung für High Altitude – High Opening (große (Absprung-)Höhe – große Öffnung(shöhe)).

Dabei wird der Springer in großer Höhe und je nach Höhenwindverhältnissen in etwa 40 km Entfernung vom geplanten Landepunkt abgesetzt, um eine Gefährdung der Transportmaschine zu verhindern. Der Absetzpunkt liegt vom Ziel aus gesehen immer entgegen der Windrichtung, damit der Springer mit dem Wind auf das Ziel zugleiten kann. Die Entfernung bestimmt sich aus der Gleitzahl des Flächenfallschirms, Höhenwindgeschwindigkeiten und Absetzhöhe. Beim typischen HAHO-Sprung wird der Springer in rund 8.000 m (26.000 Fuß) Höhe aus dem Flugzeug abgesetzt und öffnet nach 10 bis 15 Sekunden stabilem Freifall den Fallschirm, um dann am geöffneten Schirm in Richtung des Ziels zu gleiten. Die Springer benutzen ein Instrumentendisplay mit Kompass und GPS mit gespeicherten Wegpunkten, um sich zu orientieren. Die Schwierigkeit besteht in der Navigation unter Berücksichtigung der realen Windverhältnisse. Der Springer kann durch eine andere als die geplante Windachse an der Landezone vorbeigedrückt werden.

Unterschiede HALO/HAHO

Der Hauptunterschied zwischen HALO und HAHO ist die Öffnungshöhe des Schirms. Während beim HALO der Schirm möglichst spät, in rund 800 m Höhe über Grund öffnet, wird beim HAHO der Schirm schon kurz nach Verlassen des Flugzeugs ausgelöst. Die Absetzhöhe für HALO/HAHO-Sprungverfahren liegt zwischen 8.000 m und bis zu 12.000 m. Aber schon aus 4.000 m bis 4.500 m Höhe über Grund können je nach Windverhältnissen Gleitstrecken von 30 bis 40 km erreicht werden. Die HALO-Technik wird benutzt, um Personal, Ausrüstung und Versorgungsgüter an ein Ziel zu transportieren, während die HAHO-Technik zum Absetzen von Springern dient. Das HALO-Verfahren ist hierfür heute nicht mehr gebräuchlich; es stammt aus der Zeit, als mit Hochleistungsrundkappen gesprungen wurde, mit denen kein Gleiten möglich war, aber eine Gefährdung des Luftfahrzeugs durch Flugabwehr vermieden werden sollte.

Typische HALO/HAHO-Ausrüstung

  • Höhenmesser optisch
  • Höhenmesser akustisch
  • Öffnungsautomat, der unterhalb einer vorgegebenen Höhe automatisch den Schirm auslöst, wenn er nicht manuell geöffnet wurde
  • Fallschirmkappmesser
  • Helm (oftmals Integralhelme)
  • Handschuhe
  • Fallschirmsprungtaugliche Stiefel (keine Haken und verstärkter Knöchelschutz)
  • Sauerstoffflasche und Sauerstoffmaske
  • Fallschirmsprungkombination und Wärmebekleidung
  • militärische Ausrüstung (je nach Art (Waffen, Verpflegung und Sprengstoff) mit einem Gewicht zwischen 20 und 80 Kilogramm)

Die Bundeswehr führte ab 2006 das System ParaFinder mit 300 Exemplaren ein, dabei handelt es sich um ein System von EADS für HALO/HAHO-Einsätze. Neu hierbei ist u. a. ein Helmdisplay, das dem Soldaten per GPS-Navigation den Weg in die Landezone (landing zone, LZ) weist. Die HAHO-Tests bis 7,6 km Höhe wurden im Mai 2007 abgeschlossen.[2]

Liste HALO/HAHO-fähiger Einheiten

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

USA

Großbritannien

Kanada

  • Canadian Special Forces (JTF-2)

Frankreich

  • 1e Régiment Parachutiste d’Infanterie de Marine (1. Marineinfanterie-Fallschirmjägerregiment)
  • 13e Régiment de Dragons Parachutistes (13. Dragoner-Fallschirmregiment)
  • Commandos Marine de la Marine Nationale (Kommandos der Marine)
  • Commando Parachutiste de l’Air N°10 (Fallschirmkommando der Luftwaffe)
  • GIGN (Interventions-Gruppe der Gendarmerie)
  • Groupement des Commandos Parachutistes und (diverse Fremdenlegions Einheiten)

Singapur

Deutschland

Australien

Spanien

  • BOEL: Brigada de Operaciones Especiales de la Legion – (Spanische Legion – Spanien)

Italien

Indien

  • 1st, 2nd, 9th, 10th and 21st Battalions of the Parachute Regiment (Special Force), Indische Armee
  • Marine Commandos, Indische Navy.

Israel

  • Sajeret Matkal
  • Israelische Fallschirmjäger Brigade (Hativat HaTzanhanim)

Iran

Pakistan

  • Pakistan Army Special Services Group.

Schweiz

Österreich

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. High Altitude World Record Jumps
  2. Scott Gourley: Call it what you will: It's support from the air. In: Military Logistics International. Vol. 3, Nr. 5, Februar/März 2008, S. 9 (PDF, 2.88 MB).

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