4. Alpini-Fallschirmjägerregiment

4. Alpini-Fallschirmjägerregiment
Wappen des 4. Alpini-Regiments

Das 4. Alpini-Fallschirmjägerregiment (it. 4º Reggimento Alpini Paracadutisti) ist ein Luftlandeverband und eine Spezialeinheit der italienischen Alpini. Seit Ende 2010 hat das Regiment hat seinen Sitz in Montorio Veronese bei Verona, davor war es lange Zeit in Bozen stationiert. Truppendienstlich untersteht es dem Gebirgstruppenkommando (COMALP) des Heeres. Daneben ist es in das Spezialkräftekommando (COFS) des italienischen Generalstabs eingebunden.

Inhaltsverzeichnis

Auftrag

Die wichtigsten Aufgaben des Regiments sind

  • handstreichartige Angriffe gegen ausgewählte Ziele im feindlichen Hinterland;
  • Einsätze als mobile Eingreiftruppe bei besonderen Situationen;
  • traditionelle Einsätze als Gebirgsjäger.

Organisation und Ausrüstung

Dem 4. Alpini-Regiment untersteht das Alpini-Bataillon Monte Cervino (dt. Matterhorn). Es verfügt über eine Stabs- und Versorgungskompanie (u.a. mit einem Fernmelde- und einem Aufklärungszug) und über drei besonders strukturierte Einsatzkompanien zu je drei Jägerzügen und einem Unterstützungszug. Letzterer besteht aus vier Panzerabwehrtrupps mit MILAN-Panzerabwehrraketen, aus vier Mörser-Trupps (60mm) und aus einer Flammenwerfergruppe (die Flammenwerfer wurden jedoch aus völkerrechtlichen Erwägungen in den letzten Jahren nicht mehr eingesetzt). Im Gegensatz zu fast allen anderen italienischen Heeresverbänden verwendet das Regiment die M-4-Sturmgewehre, Kaliber 5,56 mm x 45, als Standardgewehr in den Einsatzkompanien. Für diese Waffe wurden Trijicon ACOG-Visiere (Advanced Combat Optical Gunsights) beschafft. Ebenso ist es einer der wenigen italienischen Verbände, das das STEYR AUG dienstlich führt. Zusätzlich werden halbautomatische Franchi SPAS-15 Repetierschrotflinten mit Magazinzuführung genutzt. Die Kompanien verfügen unter anderem über Mehrzweckfahrzeuge vom Typ VTLM “Lince” und über Transportpanzer vom Typ “Puma”.

Bis 2010 wurde das Regiment vor allem vom 4. Heeresfliegerregiment “Altair” in Bozen unterstützt. Heute nutzt es zusammen mit dem 8. Luftlandepionierregiment “Folgore” (Legnago) vor allem den Militärflugplatz Verona, welcher der 46. Luftransportbrigade der Luftwaffe (Pisa) und Heeresfliegereinheiten als vorgeschobener Stützpunkt (Forward Operating Base) dient.

Rekrutierung und Ausbildung

Das Personal wird von Rekrutierungsteams des Regiments bei anderen Einheiten der Gebirgstruppe und an der Luftlandeschule in Pisa ausgewählt. Nach Bestehen eines Fitnesstests folgt beim 9. Fallschirmjäger-Sturmregiment Col Moschin in Livorno eine zweiwöchige Probeausbildung. Wer die Probeausbildung übersteht, kann in Livorno die Grundausbildung für angehende Spezialkräfte antreten. Letztere dauert in der Regel nur noch 20 Wochen, sofern der erste Fallschirmspringer-Lehrgang bereits absolviert wurde. Die Grundausbildung überstehen in der Regel weniger als die Hälfte der Auszubildenden. Es folgt die Rangerausbildung beim 4. Alpini-Regiment, deren vier Abschnitte insgesamt 35 Wochen umfassen. Den Abschluss bildet ein amphibischer Lehrgang in Livorno, der zwischen zwei und vier Wochen dauern kann. Später sind Spezialausbildungen und Fortbildungslehrgänge zu absolvieren, unter anderem beim deutschen Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf (Combat Medic, Close Quarter Battle, Advanced Operations Planning Courses).

Geschichte

Soldaten des 4. Alpini-Regiments in Afghanistan

Das 4. Alpini-Regiment entstand im Jahr 1882 aus dem Bataillon Aosta als Gebirgsverband für den nördlichen Abschnitt der Westalpen. Bis 1909 führte es die Bataillone Pinerolo, Aosta und Ivrea, dann die Bataillone Ivrea, Aosta und Intra. Im Ersten Weltkrieg kämpften die Bataillone zusammen mit Reservebataillonen des Regiments eher selbständig bzw. im Rahmen anderer Verbände. Das Bataillon Aosta zeichnete sich dabei 1917 auf dem Monte Vodice und 1918 auf dem Monte Solarolo besonders aus.

Im Zweiten Weltkrieg kamen zu den drei eigentlichen Bataillonen wiederum einige Reserveverbände hinzu, darunter das Skibataillon Monte Cervino. Dieses Bataillon kämpfte Ende 1942, Anfang 1943 im Rahmen des Alpinikorps an der Ostfront, das dort im Verlauf einer sowjetischen Offensive für zwei Wochen von den eigenen Linien abgeschnitten wurde. Hinter der Front zeichnete sich das Bataillon im Kampf gegen überlegene Panzerverbände aus, insbesondere bei Olkawaktka, Klinowij, Jahodnj, Iwanowka, Kolkos Selenj Iar und Rossosch. Die zweiwöchigen ununterbrochenen Kämpfe bei starkem Frost überlebte nur ein Bruchteil des Bataillons, dem es dennoch gelang, die feindliche Umkreisung zu durchbrechen und sich wieder eigenen Truppen anzuschließen.

Nachdem das 4. Alpini-Regiment bis 1945 in Italien im Rahmen des Corpo Alpino Piemonte am Befreiungskrieg gegen den Nazifaschismus teilgenommen hatte, wurde es 1946 mit den Bataillonen Aosta, Saluzzo, Susa und Mondovi zum Grundstock für den Aufbau der neuen Alpini-Brigade Taurinense. Als man 1975 die Regimentssebene abschaffte, übernahm die Taurinense die Verbände des 4. Regiments direkt. Das Alpini-Bataillon Aosta übernahm die Traditionen des 4. Regiments und ging als Ausbildungsverband an die Gebirgs- und Winterkampfschule in Aosta.

Im Jahr 1952 begann man bei der neuen Alpini-Brigade Tridentina in Brixen (Südtirol) mit der Aufstellung eines Alpini-Fallschirmjägerzuges. In den Jahren danach entstanden solche Züge auch bei den anderen vier Alpini-Brigaden in Turin, Meran, Belluno und Udine. Am 1. April 1964 wurden diese fünf Züge in Bozen zur Fallschirmjägerkompanie des IV. Gebirgskorps zusammengefasst. Diese Kompanie nahm 1990 den Beinamen Monte Cervino an und führte die Traditionen des früheren Skibataillons weiter. 1996 baute man die Kompanie zum Alpini-Fallschirmjägerbataillon Monte Cervino aus, das seit dem 25. September 2004 dem vorwiegend aus Traditionsgründen reaktivierten 4. Alpini-Regiment untersteht. Das Ranger-Bataillon Monte Cervino bzw. seine Vorgänger bestanden schon zu den Zeiten der allgemeinen Wehrpflicht überwiegend aus Zeit- und Berufssoldaten sowie aus freiwillig länger dienenden Mannschaften.

Die Alpini-Fallschirmjäger nahmen in den letzten Jahren an etlichen Einsätzen und Übungen im Ausland teil, so 1993-94 in Mosambik, 1997 in Bosnien und 1998 an der Übung “Strong Resolve” in Norwegen. Sie wurden auch im Irak und im Libanon eingesetzt. Das Regiment ist mit Teileinheiten seit Jahren in Afghanistan aktiv.

Nach längeren Überlegungen wurde im November 2010 die Verlegung des Verbandes von Bozen nach Verona beschlossen.

Weblinks


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