Hamburger Speicherstadt

Hamburger Speicherstadt

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Brooktorabschnitt der Speicherstadt
Brooktorabschnitt der Speicherstadt
Speicherstadt vom Ballon aus gesehen
Zusammenfluss von Holländischerbrookfleet (links) und Wandrahmsfleet (rechts) bei Ebbe, Blick von der Poggenmühlenbrücke.

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Der Sandtorhafen (erste
Schuppenreihe Sandtorquai )
mit der Speicherstadt um 1898
am linken Bildrand abgeschnitten die Kehrwiederspitze, Türme (v.l.n.r.): neues Rathaus), St. Nikolai, St. Petri, St. Katharinen und St. Jakobi
Die Alte Wache

Die Speicherstadt in Hamburg ist der größte auf Eichenpfählen gegründete Lagerhauskomplex der Welt und steht seit 1991 unter Denkmalschutz. Als Baumeister der Speicherstadt gilt der Hamburger Bauingenieur Andreas Meyer.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Speicherstadt mit ihren rund 25 Hektar Fläche (einschließlich der Fleete) ist heute eine der Länge nach – im Westen die Kehrwiederspitze und Sandtorhöft, im Osten die Ericusspitze – von mehreren Fleeten durchzogene etwa 1,5 Kilometer lange und 150 bis 250 Meter breite Binneninsel der Elbe im nordöstlichen Hamburger Hafen. Seit 1. März 2008 ist sie formell dem neugegründeten Stadtteil HafenCity zugeordnet.

Durch Binnenhafen, Zollkanal, Dovenfleet (ehem.) und Oberhafen vom Altstadtkern getrennt, durch Niederbaumbrücke, Brooksbrücke (Auf dem Sande), Jungfernbrücke (nur noch für Fußgänger wieder errichtet), Kornhausbrücke (bei St. Annen) und Oberbaumbrücke (ersetzte nach dem Zweiten Weltkrieg die Große Wandrahmsbrücke direkt zum Meßberg) mit ihm verbunden.

Nach Süden – dem alten Hafenbereich mit dem ehemaligen Sandtorhafen (siehe nebenstehendes Foto), Brooktorhafen, Sülzedurchfahrt und Ericusgraben - schließt sich heute das große Stadtentwicklungsprojekt verschiedener HafenCity-Quartiere mit Büro- und Wohnbauten, kulturellen Einrichtungen und Überseeanleger (Hamburg Cruise Center) an. In diese Richtung angebunden über den Brooktorkai/Sandtorkai.

Geschichte

Zollgeschichte

Hamburg war mit der Reichsgründung 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches. Der Bau einer Speicherstadt wurde notwendig nach dem Zollanschlussabkommen von 1881 zwischen Hamburg und dem Deutschen Reich, um die Aufnahme der Stadt in den Deutschen Zollverein zu ermöglichen. Hamburgs Staatsgebiet war aber Zollausschlussgebiet. Um den Hafenbetrieb nicht durch Zölle zu stören, wurde der Bau eines Viertels nötig, das nicht dem deutschen Zollgebiet angehörte, sondern Freihafengebiet war. In dieser Enklave sollte weiterhin das angestammte Privileg der Hamburger Kaufleute gelten, Importgüter zollfrei lagern, veredeln und verarbeiten zu dürfen. Dadurch konnte der Überseehandel zollfrei abgewickelt werden. Als Hamburg 1888 dem Deutschen Zollverein beitrat, wurde termingerecht die Speicherstadt als Freihafengebiet eröffnet.

Baugeschichte

Baubeginn der Speicherstadt war 1883. Dabei wurden zunächst die Häuser auf den Elbinseln Kehrwieder, Brook und Wandrahm abgerissen, die zu einem besonders malerischen, fast vollständig erhalten Altstadtviertel aus dem 17. und 18. Jahrhundert gehörten. Etwa 20.000 Menschen mussten neue Wohnungen finden, in der Regel ohne staatliche Unterstützung. Der erste Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, prägte aus diesem Anlass das Wort von der „Freien und Abrissstadt Hamburg“. 1898 war die Speicherstadt zu zwei Dritteln fertiggestellt. Die weiteren Bauarbeiten im östlichen Teil wurden beim Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 beendet. Von der alphabetisch benannten Blöcken wurden die Blöcke Y und Z nicht mehr gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde durch alliierte Bombenangriffe etwa die Hälfte der Bausubstanz zerstört. Der Wiederaufbau nach dem Krieg war 1967 abgeschlossen.

Aktuelle Entwicklung

Durch die Zunahme des Containerumschlags und der damit verbundenen Verlagerung der Umschlagplätze sowie automatisierter Lagerverwaltungssysteme, die die Erfassung unverzollter Ware an jedem Ort ermöglichen, wurde der Freihafenstatus der Speicherstadt entbehrlich.

Im Jahre 2003 wurde die Freihafengrenze verlegt und zunächst der Bereich Kehrwieder aus dem Freihafengebiet herausgenommen. Seit 2004 liegt das gesamte Gebiet der Speicherstadt außerhalb des Freihafens und ist somit – mit Ausnahme der zahlreichen Teppichlager – zollrechtlich Inland. Die Zollgrenze verläuft jetzt weiter südlich kurz vor den Hamburger Elbbrücken. Diese Verlagerung diente der Vorbereitung für den Aufbau der HafenCity, die auch die historische Speicherstadt umfassen wird.


Querschnitt durch die Speicherstadt

Architektur und historische Nutzung

Hanseatic Trade Center in der Speicherstadt

Die Lagerhäuser (Speicher) in neugotischer Backsteinarchitektur haben jeweils auf der einen Seite Anbindung ans Wasser (Fleet) und auf der anderen Seite an die Straße. Gelagert wurde Stückgut und vor allem Kaffee, Tee und Gewürze auf fünf „Böden“ (Stockwerke) übereinander und über eine eigene jeweils am Hausgiebel montierte Seilwinde erreichbar. In den Lagerhäusern, die meistens unbeheizt waren und Holzfußboden hatten, herrschten relativ gleichmäßige klimatische Lagerbedingungen.

Die Lagerung, eventuell auch eine Weiterverarbeitung, wurde von Quartiersleuten für die Importeure, die keine eigenen Lager unterhielten, übernommen. Die Quartiersleute waren meist auf bestimmte Güter spezialisiert und verfügten über eine fundierte Sachkenntnis. Insbesondere bei Tee und Kaffee wurden die importierten Sorten verkostet und Mischungen fertig konfektioniert. Zu ihren Aufgaben gehört noch heute die Qualitätsprüfung der Waren und der Versand von Proben. Infolge der Rationalisierung des Überseehandels durch die „Blechschachteln“ haben sich die Betriebe näher an den Containerterminals angesiedelt.

Die Speicherstadt liegt in einem Gebiet, das bei einer Sturmflut vom Elbwasser überflutet werden kann, wodurch sich der untere Boden nicht zum Lagern eignet und nur zu Versandvorbereitungen dient.

Heute beträgt die Nutzfläche der Speicherstadt etwa 630.000 Quadratmeter und beherbergt neben zahlreichen Teppichhändlern und Agenturen diverse Museen, wie das Speicherstadtmuseum, das Zollmuseum oder das Gewürzmuseum. Im Sandtorquaihof in der Straße Pickhuben haben Verlag und Redaktion der Meereszeitschrift Mare ihren Sitz. Am Neuen Wandrahm ist seit 2006 die Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) beheimatet, die 2005 aus dem ehemaligen Amt für Strom- und Hafenbau der Stadt Hamburg hervorging.

Sehenswürdigkeiten

Die Speicherstadt ist als architektonisches Denkmal einen Besuch wert. Sie kann von der Land- und Wasserseite besichtigt werden. Von der Landseite her ist sie gut zu Fuß von den U-Bahn-Haltestellen Baumwall und Meßberg zu erreichen. Von der Wasserseite her wird sie bei Hafenrundfahrten mit Barkassen angefahren. Größere Rundfahrtschiffe können unter den niedrigen Brücken der Speicherstadt nicht verkehren.

In der Speicherstadt ist heute eine Vielzahl touristischer Attraktionen untergebracht:

Aus baurechtlichen Gründen war die ebenfalls hier gezeigte und sehr erfolgreiche Titanic-Ausstellung zeitlich befristet.

Kunst

Die Speicherstadt ist ebenfalls für kunstinteressierte Menschen ein spannendes Terrain. Das Körber-Forum zum Beispiel bietet ein monatliches wechselndes Programm von Lesungen, Künstlergesprächen, Buchpräsentationen u. ä. an. Auch ein Theater in der Speicherstadt ist hier zu Hause, jährlich finden Aufführungen des bekannten „Hamburger Jedermann“ statt, das Kehrwieder-Theater bietet regelmäßig wechselnde Varieté-Programme und mit der Joop van den Ende Academy findet sich in der Speicherstadt sogar eine Ausbildungsstätte für werdende Musicaldarsteller.

Literatur

  • Dierk Lawrenz: Die Hamburger Speicherstadt. EK-Verlag, Freiburg 2008, ISBN 3-88255-893-8
  • Boris Meyn: Die rote Stadt. Rowohlt, Reinbek 2003, ISBN 3-499-23407-6.
Historischer Roman eines promovierten Kunst- und Bauhistorikers, der sich detailliert mit Planung und Bau der Speicherstadt beschäftigt.
  • Thomas Hampel, Heinz-Joachim Hettchem, Ralf Lange, Michael Batz: Speicherstadt. Ein Viertel zwischen Tradition und Vision. Christians, Hamburg 2004, ISBN 3-7672-1440-7.

Belege

  1. HP zu Speicherstadt-Kaffee

Weblinks

53.5433333333339.99194444444447Koordinaten: 53° 32′ 36″ N, 9° 59′ 31″ O


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