Hellmuth Felmy

Hellmuth Felmy
Felmy 1948 bei seiner Verurteilung

Hellmuth Felmy (* 28. Mai 1885 in Berlin; † 14. Dezember 1965 in Darmstadt) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Flieger im Zweiten Weltkrieg. Er wurde im Prozess Generäle in Südosteuropa 1948 als Kriegsverbrecher verurteilt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Felmy trat am 18. Oktober 1904 als Fähnrich in das Infanterie-Regiment „von der Marwitz“ (8. Pommersches) Nr. 61 ein. Nach Beförderungen am 18. August 1905 zum Leutnant und am 21. Januar 1913 zum Oberleutnant wurde er nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 24. Dezember 1914 zum Hauptmann ernannt.

Während des Ersten Weltkrieges war Felmy Fliegeroffizier u. a. Führer einer "Fliegerabteilung 300", die den Beinamen "Pascha" trug. Die Abteilung flog 1916 bis 1918 in Palästina. Auf dem dortigen Kriegsschauplatz war Felmy der bei den britischen Streitkräften berühmteste deutsche Pilot[1]. Als ein 'Nebenprodukt' militärischer Aufklärungstätigkeit (Aufklärungs-Fotografie) entstand die 'Flug-Archäologie', da sich antike Bauwerke aus der Luft eindeutig abzeichneten, während sie vom Boden aus nicht zu erkennen waren. Während seiner Zeit im Nahen Osten kappte Felmy - zusammen mit einem Kameraden - eine britische Frischwasserleitung. Das britische Expeditionskorps hatte dadurch kurzfristige Versorgungsprobleme. Die am 25. Mai 1917 versuchte Sprengung der wichtigen Eisenbahnstrecke bei El Qantara, weit hinter der Frontlinie, schlug allerdings fehl.[1]

Gegen Endes des Ersten Weltkrieges wurde Felmy 1918 zum Oberkommando der Schutztruppen im Reichskolonialamt versetzt.

Da die Reichswehr laut den Bestimmungen des Versailler Vertrages keine Flugzeuge mehr besitzen durfte, diente Felmy während der Weimarer Republik bei den Kraftfahrtruppen und in der Infanterie, in der er am 1. Januar 1927 zum Major ernannt wurde. Am 1. November 1933 trat er als Oberst in die noch getarnte, im Aufbau befindliche Luftwaffe ein und war zunächst Kommandeur der Fliegerwaffenschulen. Am 1. Januar 1936 zum Generalmajor befördert, wurde er Kommandierender General im Luftkreis VII. Nach seiner Beförderung zum Generalleutnant am 20. April 1937 und am 4. Februar 1938 zum General der Flieger, wird er am 1. April 1938 Befehlshaber des Gruppenkommandos 2.

Bei Kriegsbeginn war Felmy Oberbefehlshaber der Luftflotte 2. Er wurde jedoch am 12. Januar 1940 seines Kommandos enthoben und aus der Wehrmacht entlassen, weil zwei zu seinem Stab gehörende Offiziere sich bei schlechtem Wetter verflogen hatten und mit ihrem Flugzeug in Belgien notgelandet waren. An Bord hatten sie Unterlagen über die geplante Westoffensive (gegen die neutralen Benelux-Staaten), die dadurch zum Teil in die Hände des Gegners gelangten.

Nach der Ausweitung der Krieges in den Mittelmeerraum wurde Felmy wegen seiner Nahost-Erfahrung im Heer reaktiviert. Vom 23. Mai bis 20. Juni 1941 leitete Felmy von Griechenland aus eine sog. "Deutsche Militärmission nach dem Irak", später genannt "Sonderstab F" (für Felmy), mit 40 Teilnehmern (Zahl: Stand Ende Mai). Ihre Aufgaben waren: die Militärkräfte des pro-nazistischen Irakis zu unterstützen (seit April an der Macht), darüber hinaus weitere anti-britische Militärs im Raum; Erfahrungen und geheime Informationen zu sammeln für die Wehrmacht. Ende Mai traf sich Felmy mit Fritz Grobba und Joachim Ribbentrop zum Thema "Politische Vorbereitungen für die deutsche Offensive durch die arabischen Länder." Die drei meinten, Araber sind den Briten gegenüber feindlich gesinnt, diese ihre Haltung hat Deutschland durch seine Radiosendungen und Flugblätter gefördert.

Die militärische Offensive jedoch scheiterte. Auch die weitere Unterstützung des anglofeindlichen Putschisten al-Gailani schlug fehl. Gailani floh am 29. Mai 1941 über den Iran nach Berlin, auch Grobba floh über die Türkei nach Hause. Damit die Deutschen endlich die von al-Husseini schon lange gewünschte Erklärung zur Unabhängigkeit Arabiens (von den Briten) abgaben, waren Raschid Ali al-Gailani und Mohammed Amin al-Husseini jetzt in Berlin bereit, aktiv an den Sendungen und anderen Nazi-Propaganda-Aktionen mitzuwirken. Beide versprachen, "etwas zu organisieren, um ständig Materialien in arabischen Sprachen für das deutsche Radio bereit zu stellen." Ribbentrop rechnete bei weiterem Vormarsch der Nazis in Nordafrika mit einem pro-deutschen Aufstand in der Region, insbes. in Ägypten. Er ordnete an, dass die Radio- und Printmedien mit dem Ziel Ägypten vervielfacht wurden.

Die Angeklagten im Nürnberger Geiselmord-Prozess

Felmy wurde vom 21. Juni 1941 bis September 1942 Militärbefehlshaber in Südgriechenland. In konspirativer Vereinbarung mit dem Archäologen Roland Hampe, Kunstschutz Deutsches Archäologisches Institut Athen, und einem griechischen Rechtsanwalt aus Kreta wurden von Felmy die Modalitäten des deutschen Rückzuges gegenüber dem Sicherheitsdienst der NSDAP mit einem Junktim festgelegt: Demontage der bereits montierten Sprengladungen am Marathonstausee und am Elektrizitätswerk in Piräus sowie Freilassung der Insassen des Konzentrationslagers Chaidari bei Athen, u.a. des Erzbischofes Damaskinos Papandreou, Erklärung Athens zur "offenen Stadt" gegen ein Geleit des „SD“ durch die Wehrmacht zurück nach Deutschland durch die bereits zusammengebrochene Südostfront. Die Männer des „SD“ in Athen stimmten zu. Papandreou konnte sich mit den griechischen Partisanen dahingehend einigen, dass diese von Attacken auf die abziehenden Truppen absahen, und Athen daher im Oktober 1944 beim Abzug der Deutschen und Einzug der Briten nicht durch Gefechte zerstört wurde .[2]

Nach Kriegsende wurde Felmy in den Nürnberger Prozessen 1948 als Kriegsverbrecher im Geiselmord-Prozess angeklagt und zu 15 Jahren Haft für seine Beteiligung an Kriegsverbrechen in Griechenland verurteilt. Im Zuge der intensivierten Diskussion der westdeutschen Wiederbewaffnung nach Ausbruch des Koreakrieges ab Sommer 1950 reduzierte Hochkommissar John McCloy am 31. Januar 1951 auf Empfehlung des „Advisory Board on Clemency for War Criminals“ (Peck Panel) die Haftstrafe von Felmy auf zehn Jahre. Felmy wurde dann, wie die meisten Kriegsverbrecher, vorzeitig freigelassen; bereits am 15. Dezember 1951 verließ er die Justizvollzugsanstalt Landsberg.[3] In Darmstadt war er später Vorsitzender einer Traditionsgemeinschaft "Alte Adler". Felmy ist der Vater des Schauspielers Hansjörg Felmy.

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

 Commons: Hellmuth Felmy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Sonderstab F "Über Stämme im Nahen Osten" Spekulationen des "So-Stabs F" (für Felmy) über Machtverhältnisse in der Region, die den NS-Kriegszielen dienlich sein könnten, Quelle Bundesarchiv-Militärarchiv = BA-MA, RH 24-68/5
    • ebd.(nach unten scrollen) Hellmuth Felmy, Befehlshaber SoSt F: Auszug aus BA-MA, ZA 1 /2257: Die deutsche Ausnutzung der arabischen Eingeborenenbewegung im Zweiten Weltkrieg. (P-207), ca. 1955, Teil I, S. 91 – 100 (Nach 1945 tobte unter den Verlierern ein Streit darüber, warum ihre islamfaschistische Linie gescheitert ist. Felmys Sicht dazu)
    • ebd. (weiter nach unten): Walter Warlimont (OKW) weiterer Auszug, dass., Teil II = S. 178 – 181 (die Gegensicht)

Einzelnachweise

  1. a b F. M. Cutlack: The Australian Flying Corps in the Western and Eastern Theatres of War, 1914–1918 (11th edition, 1941)
  2. Roland Hampe: Die Rettung Athens im Oktober 1944, Vowinkel, Heidelberg & Steiner, Wiesbaden 1955
  3. Norbert Frei: Vergangenheitspolitik. Beck, München 1996, S. 222–223.
  4. a b c d e f g h i Rangliste des Deutschen Reichsheeres, Mittler & Sohn Verlag, Berlin, S.121

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