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Erkensruhr Gemeinde SimmerathKoordinaten: 50° 34′ N, 6° 22′ O50.5661111111116.3630555555555Koordinaten: 50° 33′ 58″ N, 6° 21′ 47″ O Eingemeindung: 1. Jan. 1972 Erkensruhr ist ein Ortsteil der Gemeinde Simmerath im gleichnamigen Seitental der Rur im Bereich der Rurtalsperre in der Nord-Eifel.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Die sich über 3 km erstreckende Streusiedlung ist seit 1. Januar 2004 beiderseits der Erkensruhr sowie am Talende von Gebieten des Nationalparks Eifel umschlossen.
Geschichte
Obwohl einige Mitglieder des Eifelvereins sich um eine Aufbereitung der Ortsgeschichte bemühen, liegen die Anfänge noch im Dunkeln. In 4 km Entfernung liegt das gemäß Bodenfunden im 2. und 3. nachchristlichen Jahrhundert römisch besiedelte Einruhr; für Erkensruhr ist jedoch per Forschungsstand 2006 weder eine römische, noch eine fränkische Besiedlung nachweisbar.
Die ältesten Gebäude datieren aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. 1791 kaufte der Schultheiß und Friedensrichter Johann Joseph des Berghes aus Monschau an den Quellbächen der Erkensruhr (südlich des heutigen Ortes) Land und erzielte wenig später bereits Erträgnisse aus Schiefer-Abbau. Möglicherweise ist aber der Ort ca. 200 Jahre älter, denn die erste Urkunde über Schiefer-Gruben im Monschauer Land stammt von 1603. Es ist aber unklar, ob dasselbe Gebiet gemeint ist.
Des Berghes, der französisches Personal beschäftigte, verkaufte 1825 die Besitzungen an Grubenmeister Dardenne, der daraufhin bis 1850 das Anwesen Leykaul oberhalb des Tales erbaute, von dem noch Ruinen stehen. Die Schieferstollen - Abbaumengen sind nicht dokumentiert - wurden bis 1948 betrieben, zuletzt von einem Unternehmer aus Einruhr.
Territorial gehörte das Tal der Erkensruhr bis 1815 zum Herzogtum Jülich; im Wiener Kongress erhielt es Preußen (Regierungsbezirk Aachen), seit 1822 war es zur Rheinprovinz gehörig.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Ort weniger in Mitleidenschaft gezogen als die am Westwall belegenen Ortsteile der Gemeinde Simmerath; in Einzelfällen kam es dennoch zu Beeinträchtigungen beim Einmarsch der Amerikaner im Winter 1944/45.
Im Zuge der zweiten Ausbaustufe der Rurtalsperre (1955-1959), nach der das Wasser des Obersees bis über Einruhr hinaus reicht, profitierte auch Erkensruhr, das 4 km vom See entfernt liegt, vom Aufstieg des Tourismus am gesamten Rursee einschließlich Einruhr.
Durch das Gesetz des Landes Nordrhein-Westfalen zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Aachen (das so genannte Aachen-Gesetz) vom 14. Dezember 1971 wurde Erkensruhr zur neuen Gemeinde Simmerath zugefügt. Erkensruhr gehörte bis dahin zum Landkreis Monschau und Hirschrott zum Landkreis Schleiden. Die Kreisgrenze war bis 1972 der Bachverlauf der Erkensruhr.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Die Kapelle an der Hauptstraße ist in typischer Bauweise der Region des 19. Jahrhunderts errichtet (Grauwacke-Bau mit Schiefer-Dach).
- Eine weitere hölzerne Waldkapelle, im historisierenden Stil von einem Erkensruhrer Bürger erbaut, ist ein beliebtes Fotomotiv.
- Im Backhaus (Mitte 19. Jh.) in Fachwerk wird an Demo-Tagen (im Sommer 1. Samstag im Monat) Steinofenbrot nach tradierter Methode gebacken.
- Im Sommer verkehrt an Sonntagen eine traditionelle Pferdekutsche für Touristen mehrmals täglich zwischen der Alten Poststation (am Backhaus) und dem Ortskern von Einruhr.
- Zwischen Erkensruhr und Hirschrott ((kleine Ortschaft 2 km weiter südlich, mit Appartements und Cafés, ebenfalls zur Gemeinde Simmerath gehörig) liegt eine Hofanlage (ehemalige Kornmühle) aus der Zeit um 1800 (restauriert und als Wohnhaus umgebaut). Südlich des Wanderparkplatzes von Hirschrott vereinigen sich die Quellbäche Wüstebach und Püngelbach zur Erkensruhr; hier endet die Fahrstraße als Sackgasse und beginnt das Territorium des Nationalparks.
Parks
Das Tal der Erkensruhr einschließlich des Ortes liegt zwar außerhalb des Nationalparks. Allseitig von diesem umschlossen, versteht es sich dennoch im 21. Jahrhundert als "Naturlandschaft" (Hinweisschild) und setzt bewusst auf Naherholungs-Besucher aus Köln, Aachen, Bonn sowie länger verbleibende Urlaubsgäste aus dem übrigen Deutschland, den Niederlanden und Belgien, die abseits von den lebhaften Urlaubszentren der Rursee-Wassersportler Ruhe suchen. Neben einem Wellness-Hotel steht ein breites Angebot an Pensionen, Appartements und Gaststätten, die mit verfeinerter regionaler Gastronomie für sich werben, zur Verfügung. Erkensruhr ist Ranger-Treffpunkt für geführte Wanderungen in den Nationalpark; diese Wanderwege sind aber auch individuell begehbar.
Naturdenkmäler
- Der bei Hirschrott beginnende Rundwanderweg entlang der Quellbäche um das Waldgebiet Hollerscheid (15 km oder abgekürzt 9 km) führt an den 1948 aufgegebenen Schiefer-Bergwerken vorbei. Eine hohe Halde ist noch zu sehen, und mehrere Stollen-Eingänge sind seit mehreren Jahrzehnten mit waagerechten Gitterstäben zugesperrt und zu Winterquartieren für Fledermäuse ausgestaltet. Die Erlen- und Buchenmischwälder entlang der Bachläufe bieten einer intakten Pflanzen- und Tierwelt Lebensraum. Die Nationalpark-Verwaltung sieht vor, sie der Natur zu überlassen und das Totholz nicht mehr zu entfernen. Zudem ist vorgesehen, den heute noch dominierenden Fichtenbestand in den höheren Hanglagen zu Gunsten des zu rekultivierenden Laubwaldes zu reduzieren. Bachforelle, Groppe und Bachschmerle kommen im Wüste- und Püngelbach vor. Spechte, Misteldrosseln und Waldlaubsänger suchen die Alt-Buchen auf. Auf den feuchten Talwiesen mit typischer Röhricht-Vegetation wachsen im Frühling Goldgelbe Narzissen, im Juli Arnika, an den trockeneren Hängen Bärwurz.
- Rad- und Wanderweg entlang der Erkensruhr nach Einruhr; dort findet sich Anschluss an das Wegenetz und die Schifffahrt der Rurtalsperre.
- Seit 1. Januar 2006 sind nach der Schließung des Truppenübungsplatzes Vogelsang die Dreiborner Hochfläche und die ehemalige Ordensburg Vogelsang wieder zugänglich; die Errichtung einer Gedenkstätte an den Ruinen des 1946 geräumten Dorfes Wollseifen ist geplant.
- Monschau liegt ca. 25 km westlich, von dort gelangt man über die belgische Grenze ins Hohe Venn.
- Aachen liegt ca. 45 km nordwestlich, Köln ca. 70 km nordöstlich.
Literatur
- Maria Pfeifer u.a.: ThemenTouren im Nationalpark Eifel, hrsg. von NRW-Stiftung und Eifelverein, J.P. Bachem Verlag, Köln 2004
Weblinks
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