Dedenborn

Dedenborn
Dedenborn
Gemeinde Simmerath
Koordinaten: 50° 35′ N, 6° 21′ O50.5833333333336.35Koordinaten: 50° 35′ 0″ N, 6° 21′ 0″ O
Fläche: (mit Einruhr:)
5,80 km²dep1

Dedenborn ist ein Höhen-Ortsteil der Gemeinde Simmerath in der Städteregion Aachen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Er liegt an der Rur ca. 10 km östlich von Monschau an der L106 zur Rurtalsperre in der Nord-Eifel.

Geologie

Mullion-Felsen an der L 106 am südwestlichen Ortsausgang von Dedenborn. Blick auf die Unterseite einer in Mullions zerlegten Grauwackenbank.

Der Ort ist auf Gesteinen des Unterdevons errichtet, die als Rurberg-Schichten bezeichnet werden. Es handelt sich um eine Abfolge von Sedimentgesteinen, bestehend aus dunkelgrauen Tonschiefern, in die einzelne Grauwacken-Bänke eingelagert sind, die während des Pragiums vor etwa 410 Millionen Jahren auf einem tiefgelegenen Schelfbereich abgelagert wurden. Während der variszischen Orogenese vor etwa 300 Millionen Jahren wurden diese Ablagerung gefaltet. Am südwestlichen Ortsausgang befindet sich eine besondere tektonische Erscheinung, die als Mullion-Struktur bezeichnet wird und in der Eifel nur zwischen Einruhr und Monschau vorkommt.[1]

Geschichte

Die Anfänge des Ortes liegen im Dunkeln, obwohl Heimatforscher des Eifelvereines um eine systematische Aufarbeitung bemüht sind. Einige Lehrer vor Ort haben durch Publikationen insoweit Beiträge geleistet.

1559 wurde die Ortsbezeichnung Dedenborn erstmals in einer Steuerliste (aufbewahrt im Landesarchiv Düsseldorf) gefunden. Eine Pfarrkirche (Tochterkirche der Pfarrei von Simmerath) erhielt der Ort laut Datierung über dem Portal 1717.

Wie das gesamte Monschauer Land gehörte Dedenborn vom Zeitpunkt seiner mutmaßlichen Entstehung bis 1815 (Wiener Kongress) zum Herzogtum Jülich; dieses fiel an Preußen und gehörte von 1822 bis zum Zweiten Weltkrieg zur Rheinprovinz.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Ort verschont, da er nicht unmittelbar am Westwall gelegen war.

Durch das Gesetz des Landes Nordrhein-Westfalen zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Aachen (das so genannte Aachen-Gesetz) vom 14. Dezember 1971 wurde Dedenborn (vormals Gemarkung von Dreiborn) am 1. Januar 1972 der neuen Gemeinde Simmerath zugewiesen.[2]

Vom aufstrebenden Tourismus im Zuge der zweiten Ausbaustufe der Rurtalsperre (1955-1959) hat Dedenborn im 20. Jahrhundert zunächst noch nicht profitiert. Es liegt 5 km vom Wasser entfernt auf einer Hochfläche inmitten agrarisch genutzter Flächen. Dies änderte sich erst durch die Gründung des Nationalparks Eifel und die Einrichtung eines neuen Naturlehrpfades auf der Grundlage eines älteren Waldlehrpfads entlang der Rur-Auen zwischen Einruhr und Dedenborn; dennoch hat der Ort seinen ruralen Charakter bewahrt und ist auch zu Beginn des 21. Jahrhundert noch nicht auf die dauerhafte Beherbergung von Feriengästen eingestellt. Es gibt einen Jugendzeltplatz in der Ruraue, der schon in den 1930er Jahren an Jugendgruppen vermietet wurde. In den dörflichen Gaststätten kommen zunehmend Tagesausflügler und Wanderer vorbei.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Die katholische Pfarrkirche St. Michael (1717), ursprünglich ein kleiner einschiffiger Bau, wurde im 20. Jahrhundert durch ein Querhaus erweitert. Die Inneneinrichtung (Kreuzweg-Reliefs, Kreuzigungsgruppe, Heiliger Michael) ist ländlicher Barock (18. Jahrhundert).

Naturdenkmäler

  • Oberhalb des Dorfes liegt ein kleiner Rebhang, mit dem Timo Löhrer ein privat finanziertes Sortiment von 20 Flaschen pro Jahr in einem Gebiet, in dem es keinen offiziellen Weinbau gibt, erzielt. In der Sendung Lokalzeit stellte der WDR am 28. Juni 2003 den Dedenborner Hobby-Winzer vor.
  • Der Geologe Wolfgang Schmidt entdeckte 1952 beim Neubau eines Abschnittes der Landstraße 106 nach Monschau eine tektonische Struktur, die im übrigen Rheinischen Schiefergebirge nicht bekannt war. Nach der Ähnlichkeit der Oberflächenstrukturen mit dem Stabwerk gotischer Kirchenfenster in England, wird eine solche Formation Mullion (dies entspricht dem englischen Wort für Stabwerk) genannt. Der Fels ist ein häufiges Exkursionsziel geologischer Expertenteams.
  • Obwohl der ca. 5 km lange Rundwanderweg zwischen Dedenborn und Einruhr außerhalb des Nationalpark Eifel liegt, ist er in das Naturschutzkonzept eingebunden. Das kurze Südende des Obersees südlich der Steinbrücke von Einruhr ist Biotop mit Brutinseln für den Flussregenpfeifer und auf 2 km Naturlehrpfad. Zwischen den Feuchtwiesen entlang der Rur (Seifenauel und Rauchenauel) und dem Waldrand finden sich Röhricht-Vegetation und Hochstaudenfluren.
  • Die Schöne Aussicht ist ein historischer Aussichtspunkt hoch über dem Südende des Obersees zwischen Dedenborn und Einruhr. Landrat Bernhard Paul Friedrich Hugo von Scheibler, der Friedrich Wilhelm IV. bei seinem Besuch im Monschauer Land begleitet hatte, errichtete dort 1887 ein steinernes Kreuz, das seither mehrfach erneuert wurde. Nur der Sockel, der das Familienwappen des Landrats trägt, ist noch der ursprüngliche. Der Blick von hier in Richtung Dedenborn ist auch in jüngerer Zeit noch ein Motiv für Eifler Heimatmaler.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Zwischen Dedenborn und Einruhr verkehrt in den Sommermonaten als Touristenattraktion eine historische Postkutsche (ähnlich wie zwischen Einruhr und Erkensruhr).

Literatur

  • Karl Wirtz: Ortsgeschichte von Dedenborn (Teil 1), in: Der Eremit am Hohen Venn, 4/1928/29, S. 49
  • Alfons Graß: 275 Jahre Pfarrkirche St. Michael Dedenborn, 1992
  • Alfons Graß: Bucheckern im Tausch gegen Schreib- und Rechenhefte. 1996 (Schulalltag in Dedenborn)

Einzelnachweise

  1. Hans-Ulrich Schmincke: Beitrag zum Kapitel „Mullion-Struktur“. N. Jahrbuch f. Geologie Paläontologie, Mh. 5, S. 225–235, 1961.
  2. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.

Weblinks


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