Einruhr

Einruhr
Einruhr
Gemeinde Simmerath
Koordinaten: 50° 35′ N, 6° 23′ O50.5836111111116.38280Koordinaten: 50° 35′ 1″ N, 6° 22′ 48″ O
Höhe: 280 m ü. NN
Fläche: (mit Dedenborn:) 5.80dep1
Einwohner: 698 (31. Dez. 2007)
Eingemeindung: 1. Jan. 1972
Postleitzahl: 52152
Vorwahl: 02485
Karte

Einruhr mit Obersee

Einruhr ist eine Ortschaft und Teil der Gemeinde Simmerath in der Städteregion Aachen (Nordrhein-Westfalen) in der Eifel. Zu Einruhr zählen die Ortsteile Erkensruhr, Hirschrott, Jägersweiler, Pleushütte und Leykaul. [1]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Einruhr liegt in der Nordeifel an der Einmündung der von Süd-Südosten kommenden Erkensruhr in den Südarm des Obersees, der die Hauptvorsperre der Rurtalsperre darstellt und von der Rur durchflossen wird. Heute ist Einruhr ein Ferienzentrum an der Peripherie des Nationalparks Eifel. Aachen liegt zirka 40 km nordwestlich, Köln rund 65 km nordöstlich.

Geschichte

In Einruhr endet eine historische Römerstraße, welche vom Hohen Venn über Monschau-Konzen, Simmerath und Kesternich verlief. Bodenfunde aus dem 2. und 3. nachchristlichen Jahrhundert belegen eine römische Besiedlung der Gegend; allerdings fehlen schriftliche Quellen.

Ob in fränkischer und frühmittelalterlicher Zeit, als die Grafen von Monschau (Montjoie) das Gebiet kontrollierten, noch Menschen hier lebten, kann nicht nachvollzogen werden.

Erst 1470, als das Eisenwerk Pleushütte am Ufer der Rur gegründet wurde, tritt eine Ansiedlung gleichen Namens in Erscheinung, die die Fabrikarbeiter und ihre Familien beherbergte. Roheisen wurde hier aus Raseneisenstein gewonnen. Zum Zeitpunkt der Fabrikgründung gehörte das Monschauer Land zum Herzogtum Jülich, und Pleushütte teilt seine Geschichte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Ort verschont, da er nicht unmittelbar am Westwall gelegen war.

Im Zuge der zweiten Ausbaustufe der Rurtalsperre (1955-1959) endet die Geschichte von Pleushütte im Jahr 1957. Die Bewohner wurden umgesiedelt, Häuser abgetragen und das Gebiet geflutet. Das Eisenwerk war schon lange vor der Jahrhundertwende geschlossen worden.

Unabhängig vom Industriestandort Pleushütte war spätestens im 17. Jahrhundert nördlich der steinernen Rur-Brücke eine Bauernsiedlung namens Einruhr entstanden. Der 1888 gegründete Eifelverein etablierte hier 1926 eine eigenständige Ortsgruppe, die Theater, Musik, Fastnacht, Kirmes und andere dörfliche Aktivitäten organisierte. Nach dem Untergang von Pleushütte avancierte der Tourismus zur neuen Lebensgrundlage von Einruhr. Ein Wanderwegenetz von ca. 85 km Länge wurde angelegt und kartographiert; Unterkünfte und Gastronomiebetriebe entstanden.

Durch das Gesetz des Landes Nordrhein-Westfalen zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Aachen (das so genannte Aachen-Gesetz) vom 14. Dezember 1971 wurde Einruhr aus der amtsfreien Gemeinde Dreiborn ausgegliedert und zur neuen Gemeinde Simmerath zugefügt.

Seit dem 1. Januar 2004 liegt Einruhr am Rande des Nationalparks Eifel.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Typischer Winkelhof Rurstraße (heute Restaurant)
Kunsthandwerk in Einruhr
Heilsteinbrunnen

Bauwerke

  • Ein Winkelhof in Fachwerk Römerstraße 3 stammt laut Türsturzdatierung von 1634. Der Komplex wurde allerdings in späteren Jahrhunderten stark verändert.
  • Ein weiterer gut erhaltener Hof in ähnlicher, für die Nordeifel des 17. Jahrhunderts typischer Bauweise befindet sich in der Rurstraße.
  • Der Heilsteinbrunnen, eine aus 43 m Tiefe sprudelnde Quelle, wurde 1826 entdeckt. Es ist durch Münzfunde naheliegend, quellenkritisch jedoch nicht bewiesen, dass die Römer das Wasser schon nutzten. Das saure Quellwasser (von den Einheimischen auch sure Pötz genannt) wurde erst per 1. Juni 2003 durch einen Brunnen im Innenhof des ehemaligen Bürgerhauses (heute Heilstein-Haus; Touristeninformation) der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Die eigentliche Heilsteinquelle befindet sich am Sauerbach unterhalb der Dreiborner Hochfläche; sie lag innerhalb des Truppenübungsplatzes Vogelsang und ist erst seit dem 1. Januar 2006 wieder begehbar.
  • Die Steinbrücke über die Rur lobte schon der preußische Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV., als er 1839 das Monschauer Land besuchte. Die Lage von Einruhr würdigte er als "einzig in ihrer Art".
  • Die neoromanische Pfarrkirche St. Nikolaus stammt aus dem 19. Jahrhundert; seit 1864 ist Einruhr, das kirchenrechtlich zuvor zu Wollseifen gehörte, eine eigenständige Pfarrei.
  • Das lokale Freibad am Obersee ist 2007 zum Naturerlebnisbad umgestaltet worden. Die Einruhrer Bürger leisteten hierzu in 2 Jahren über 4.000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit und haben dadurch entscheidend zur Realisierung des Projektes beigetragen.Am 16. und 17. Juni 2007 konnte das neu gestaltete Naturerlebnisbad Einruhr feierlich eingeweiht werden.Es kommt nun ohne Chlor und ohne Chemie aus; die Reinigung des verbrauchten Badewassers erfolgt rein mikrobiologisch in einem hierzu eigens angelegten Schilf-Regenerationsteich.Mit diesem Konzept fügt sich das Bad perfekt ein in die Kulisse des unmittelbar an Einruhr angrenzenden Nationalparks Eifel und entspricht überdies einem stetig wachsenden ökologischen Bewusstsein.

Tourismus

Seit 1959 ist Einruhr durch seine begünstigte Lage am Obersee (Trinkwasserreservoir des Verbundsystems Rurtalsperre) ein beliebter Familien-Ferienort. Er dient als Naherholungsgebiet für Wochenendbesucher aus Aachen, Köln und Bonn sowie als Urlaubsort, außerhalb der Rheinlande, für Deutsche, Niederländer und Belgier. Gästen steht ein breites Angebot an Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Gaststätten zur Verfügung. Hauptzielgruppe sind Wanderer, Radfahrer, Angler und Biker.

Bis zum 31. Dezember 2005 war der Aktionsradius der Feriengäste durch den angrenzenden Truppenübungsplatz eingeschränkt; die nahe Urfttalsperre war nur am Wochenende und an Feiertagen, die Dreiborner Hochfläche sowie die ehemalige Ordensburg Vogelsang überhaupt nicht begehbar.

Seit dem Abzug der Belgier am 1. Januar 2006 haben sich für den Nationalpark Eifel neue Perspektiven eröffnet. Das Wanderwegenetz ist um die zugänglich gemachten Gebiete erweitert; zudem ist Einruhr seit 2009 Zielpunkt von Etappe 3 am Eifelsteig.

Umgebung

  • Wander- und Fahrradwege sowie Schifffahrtsverbindungen zur Rurtalsperre Schwammenauel und zur Urfttalsperre
  • Seit 1. Januar 2006 zugänglich: die Dreiborner Hochfläche als Teil des Nationalparks Eifel, die sogenannte NS Ordensburg Vogelsang und das nach dem 2. Weltkrieg zwangsweise geräumte und vom anschließenden militärischen Nutzungsbetrieb zerstörte Dorf Wollseifen.
  • Die Schöne Aussicht ist ein historischer Aussichtspunkt hoch über dem Südende des Obersees zwischen Einruhr und Dedenborn. Landrat Bernhard Paul Friedrich Hugo von Scheibler, der Friedrich Wilhelm IV. bei seinem Besuch im Monschauer Land begleitet hatte, errichtete dort 1887 ein steinernes Kreuz, das seither mehrfach erneuert wurde. Nur der Sockel, der das Familienwappen des Landrats trägt, ist noch der ursprüngliche.
  • Erkensruhr, 4 km flussaufwärts im Tal der Erkensruhr (Zufluss der Rur), eine weitläufige Streusiedlung mit Wellness-Hotel und gastronomischen Einrichtungen. Hierher und südlich auf die Höhe von Dedenborn fährt im Sommer eine historische Postkutsche.
  • Monschau liegt etwa 20 km westlich, von dort gelangt man über die belgische Grenze ins Hohe Venn.

Literatur

  • Rursee Schwammenauel. Mit den Orten Rurberg, Einruhr, Woffelsbach, Schmidt. Geschichte, Geographie, Geologie, Wirtschaft, Talsperren der Nordeifel. Wanderungen rund um den Rursee. Düren: Eifelverein, Hauptgeschäftsstelle, 1966, 45 S. (Die schöne Eifel)
  • Maria Pfeifer u.a.: Nationalpark Eifel. ThemenTouren, 1. Aufl. Köln 2004, Bachem-Verlag
  • Raimund Schumacher: 60 Jahre Eifelvereinsortsgruppe Einruhr/Erkensruhr, Versuch einer Rückschau. in: 60 Jahre Eifelverein 1925-1985, hrsg. vom Eifelverein
  • Ders.: Historischer Rückblick und zuversichtliche Vorausschau. ebenda
  • Emil Cremer, der letzte Mühlenbesitzer von Einruhr (bis 1957) schrieb ein unveröffentlichtes Manuskript über die Geschichte von Einruhr, das bei der Ortsgruppe aufbewahrt wird.

Einzelnachweise

  1. Ortschaften und Ortsteile (eingesehen am 22. September 2009)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Krankenhaus St. Brigida (Simmerath) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Dedenborn — Gemeinde Simmerath Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Hirschrott — Erkensruhr Gemeinde Simmerath Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Erkensruhr — Gemeinde Simmerath Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Obersee (Rur) — Obersee Obersee zwischen Einruhr und Rurberg …   Deutsch Wikipedia

  • Simmerath — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Baudenkmäler in Simmerath — Die Liste der Baudenkmäler in Simmerath enthält die denkmalgeschützten Bauwerke auf dem Gebiet der Gemeinde Simmerath im Städteregion Aachen in Nordrhein Westfalen. Diese Baudenkmäler sind in Teil A der Denkmalliste der Gemeinde Simmerath e …   Deutsch Wikipedia

  • Wildnis-Trail Nationalpark Eifel — Wildnis Trail Auf Etappe 2: Über die Dreiborner Hochfläche von der Urfttalsperre nach Wollseifen: Blick auf die ehemalige Ordensburg Vogelsang und den Kermeter Hochwald …   Deutsch Wikipedia

  • RVE Euregio Maas-Rhein GmbH — Regionalverkehr Euregio Maas Rhein GmbH Basisinformationen Unternehmenssitz Aachen Webpräsenz …   Deutsch Wikipedia

  • Engel — (Einruhr,Германия) Категория отеля: Адрес: 52152 Einruhr, Германия Описание …   Каталог отелей

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”