Hohenzell (Schlüchtern)

Hohenzell (Schlüchtern)
Hohenzell
Koordinaten: 50° 19′ N, 9° 32′ O50.3166666666679.5333333333333300Koordinaten: 50° 19′ 0″ N, 9° 32′ 0″ O
Höhe: 300 m ü. NN
Fläche: 11,8 km²
Einwohner: 705 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 36381
Vorwahl: 06661

Hohenzell ist ein Stadtteil von Schlüchtern im Main-Kinzig-Kreis in Osthessen im Bundesland Hessen in der Bundesrepublik Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Hohenzell liegt im Nordosten des Main-Kinzig-Kreises im Bergwinkel etwa 4 km südlich vom Hauptort Schlüchtern entfernt auf ca. 300 m ü. NN in geschützter Lage im Naturpark „Hessischer Spessart“.

Nachbarorte

Hohenzell grenzt im Norden an den Hauptort Schlüchtern, im Nordosten an den Ort Ahlersbach, im Südosten an den Ort Weiperz, im Süden an den Ort Breunings und den gemeindefreien Gutsbezirk Spessart, im Südwesten an den Ort Bellings und im Nordosten an den Ort Niederzell.

Geschichte

Hohenzell in Hessen

Erste Erwähnung

Hohenzell wurde erstmalig in einer Urkunde des Bischofs Herold von Würzburg vom Jahre 1167 erwähnt. Der Bischof nahm das Kloster Schlüchtern in seinen Schutz und zählte dabei dessen Besitz auf, so auch Hohenzell.

Man geht heute davon aus, dass Hohenzell schon vor 1167 bestand. Die erste Ansiedlung hieß vermutlich „Zella“, wodurch sich der spätere Ortsname ableiten lässt. Es handelte sich dabei um eine Ansiedlung der Schlüchterner Benediktinermönche.

Dreißigjähriger Krieg

1304 verkaufte der Würzburger Bischof das Dorf Hohenzell wieder an den Abt und den Konvent des Klosters Schlüchtern. Im Jahre 1356 hatte das Dorf 22 Einwohner. Es gibt wenige Nachrichten über das Dorf in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges: Das Schulhaus wurde niedergebrannt und bei einer Plünderung in Steinau 1647 soll ein Hohenzeller erschossen worden sein. Nach dem Frieden 1648 blieben schwedische Soldaten im Dorf, bis die Kriegskontributionen bezahlt waren. Plünderungen, Hungersnot und die immer wieder auftretenden Seuchen gingen nicht spurlos am Dorf vorbei. Im Jahre 1625 starben in Hohenzell 39 Personen, davon 22 an der „dysenteria“ (Blutdurchfall), 17 an der Pest. 1629 starben 13 Personen, darunter 8 Pestkranke. Das furchtbare Pestjahr 1635 weist in Hohenzell nur einen Toten im Kirchenbuch auf, aber man kann davon ausgehen, dass es mehr waren. 1707 lebten noch ca. 100 Einwohner in Hohenzell.

Jahrhundertwende und wirtschaftlicher Aufschwung

1833 wurde die Zahl der Personen in der Gemeinde mit 473, die Zahl der Gebäude mit 66 angegeben. Im Jahre 1866 wurde Hohenzell von den Preußen kampflos übernommen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten viele in die neue Welt, die USA, aus. Später zogen die Auswanderer in die westlichen Industriestädte Deutschlands, wo sie Arbeit fanden. Bis tief in das 19. Jahrhundert lebten die meisten Hohenzeller in Armut und Abgeschiedenheit. Um die Jahrhundertwende zogen dann langsam neue Methoden der Landwirtschaft ein. Das Dorf war jetzt in der Lage, eine größere Zahl von Menschen zu ernähren. So setzte wieder ein Wachstum der Bevölkerung auf ca. 400 Hohenzeller im Jahre 1911 ein. Von Staatswegen wurde in der Zeit von 1906 bis 1908 eine neue Straße angelegt. In Spitzenzeiten waren in Hohenzell bis zu vier Steinbrüche in Betrieb. Nach der Schließung der Hohenzeller Steinbrüche stiegen die Arbeitslosenzahlen.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg war ein bayerisches Reiterregiment in Hohenzell einquartiert worden. Am 3. April 1945 rückten die Amerikaner mit Panzern in das Dorf ein, während die Gastwirtschaft Kuhn noch von deutschen Soldaten besetzt war. Die Bevölkerung flüchtete in die Keller. Die Amerikaner stellten fest, dass es keine deutsche Artillerie im Dorf gab. Sie zogen sich wieder zurück. Einige Tage später kehrten jedoch kehrten sie um und führten zahlreiche Hausdurchsuchungen durch. Die Amerikaner verließen das Dorf erst ein Vierteljahr später. Der Flüchtlingsstrom, der 1945 Westdeutschland überflutete, brachte auch für Hohenzell neue Bewohner aus Oberschlesien und der Tschechoslowakei. Die Einwohnerzahlen stiegen so bis in die 60er Jahre auf ca. 550 Einwohner.

Politik

Im Ortsbeirat sind die CDU und die SPD vertreten. Bei den Kommunalwahlen 2006 erlangte die CDU die Mehrheit der Stimmen und verfügt so über die Mehrheit im Ortsbeirat. Ortsvorsteherin ist Birgit Hommel (CDU).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche

Wichtigstes Bauwerk in Hohenzell ist die evangelische Dorfkirche. Sie wurde im 19. Jahrhundert erbaut. Die Bauzeit betrug etwa 4 Jahre. Die Steine für das Gotteshaus kamen aus Rückers und wurden damals mit Pferdefuhrwerken über den Hohenzeller Berg in das Dorf gebracht.

Dorfgemeinschaftshaus

Nach Einstellung des Schulbetriebes in den Nachkriegsjahren wurde das eigentliche Schulgebäude des Dorfes zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Im Rahmen des Hessischen Dorferneuerungsprogramms wurde bis zum Jahr 2002 ein neuer Saalanbau realisiert.

Spechtehütte

Die Hütte des Wandervereins „Die Spechte“ wurde in den Jahren 1973 bis 1975 errichtet und seitdem ständig erweitert. Sie liegt wenige Kilometer außerhalb des Dorfkerns in einem Waldstück. Die Hütte ist ein beliebtes Ausflugsziel und beliebter Veranstaltungsort für viele Hohenzeller Feste.

Jugendprojekt Hohenzell

Das Hohenzeller Jugendprojekt wurde im Januar 2003 gegründet. Ziel der Gründung war es, eine Struktur für die Jugendlichen zu schaffen, die über die Vereinsgrenzen hinausgeht.

Erstes Projekt war die Erstellung der Website www.hohenzell.de. Die Webseite wurde in kompletter Eigenarbeit erstellt und ging im Oktober 2003 online. Es folgte ein sehr positives Presseecho bis hin zur Gratulation des damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Johannes Rau.

Unter dem Motto „Ein Schritt nach vorne - Ein Blick zurück“ hat das Jugendprojekt in 2006 einen Bilderabend veranstaltet. Es wurden alte Aufnahmen des Dorfes und des Dorfgeschehens zurück bis nahe der Jahrhundertwende gezeigt. Kommentiert wurden die Bilder von den Dorfältesten. Die Bürger des Dorfes Hohenzell stellten zu diesem Zweck zahlreiche alte Bild- und Diaaufnahmen zur Verfügung. Die Aufnahmen wurden komplett digitalisiert.

Wichtigstes und bisher größtes Projekt war in den Jahren 2006 bis 2008 die Erstellung eines Dokumentarfilms über das Dorf. Der Dokumentarfilm mit einer Länge von ca. 45 Minuten erzählt die historische und geschichtliche Entwicklung des Dorfes von der Gründung bis zur heutigen Zeit. Wiedergegeben wird dieser Inhalt ausschließlich durch Erzählungen und Zeitzeugenberichte. Die Interviews wurden mit Bildern oder anderen zeitgeschichtlichen Medien unterlegt. Der Film mit weiterführendem Material ist im Jahr 2008 in Form einer DVD erschienen.

Weblinks



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