Hooksiel

Hooksiel
Hooksiel
Gemeinde Wangerland
Wappen von Hooksiel
Koordinaten: 53° 38′ N, 8° 2′ O53.6327305555568.03238055555561.5Koordinaten: 53° 37′ 58″ N, 8° 1′ 57″ O
Höhe: 1,5 m ü. NN
Einwohner: 2.147 (31. Dez. 2008)
Postleitzahl: 26434
Vorwahl: 04425

Hooksiel ist ein Küstenbadeort[1] in der Gemeinde Wangerland im Landkreis Friesland, dem historisch zu Oldenburg gehörenden Teil der ostfriesischen Halbinsel. Der Ortsname basiert auf der Bezeichnung „Hook“ für Nase oder Vorsprung und dem Begriff Siel als Kennzeichnung eines Sielortes.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Ort liegt etwa 14 Kilometer nordnordwestlich von Wilhelmshaven und 10 Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Jever auf einer Höhe von 1,5 Metern über NN. Durch den Ort verläuft das Hooksieler Tief, ein Wasserlauf, der das Hinterland entwässert und in das Hooksmeer führt. Dieses Meer ist ein künstlich geschaffener See, der wenige Kilometer östlich des Ortes am „Neuen Hafen“ in die Nordsee fließt.

Vor Hooksiel liegt die Sandbank Hooksielplate, die mit einer Radar- und Peilanlage ausgerüstet ist und zum Schifffahrtsverkehrssicherungssystem Jade und Deutsche Bucht gehört.

Geschichte

Früheres Rathaus mit Zwiebelturm, heute Künstlerhaus Hooksiel
„Alter Hafen“ von Hooksiel, links die Speicherhäuser von 1821

1479 wurde Hooksiel erstmals als „uppe dem Hoeke“ urkundlich erwähnt. Mindestens seit dem Jahre 1546 lässt sich am Hooksieler Tief ein Sielbauwerk mit Hafen nachweisen. An dem zunächst ungedeckten, nach oben offenen Siel entstand Hooksiel, das sich bald zum Umschlaghafen für die nahe gelegene Kaufmannsstadt Jever und das gesamte Jeverland entwickelte. 1588 wurde das offene Holzsiel durch ein neues Holzsiel mit geschlossener Bauweise ersetzt, obwohl damit der Schiffsverkehr nach Jever durch das Umladen der Waren erschwert wurde. Aufgrund seiner Holzbauweise musste das Siel im Laufe der Zeit mehrfach erneuert werden. Während der Napoleonischen Kontinentalsperre von 1806 bis 1814 blühte der Hafen besonders als Umschlagplatz von Schmuggelware auf, die vom damals britischen Helgoland eingeführt wurde. Die 1821 erbauten, heute noch vorhandenen, denkmalgeschützten Speicher- und Packhäuser auf der Nordseite des „Alten Hafens“ zeugen von der früheren wirtschaftlichen Bedeutung Hooksiels. 1885 wurde das Holzsiel durch das noch existierende Steinsiel am „Alten Hafen“ ersetzt. Trotzdem verlor der Hafen am Ende des 19. Jahrhunderts seine Bedeutung als Umschlagplatz und wurde Hafen für die Kutterfischerei. 1911 gründete sich ein Badeverein und veranlasste erste touristische Maßnahmen, wie das Aufschütten von Sand für eine Badestelle sowie die Aufstellung einer Giftbude. Aus diesen Anfängen entwickelte sich das Strandbad Hooksiel.[2]

Ab 1971 wurde das Wattgebiet vor Hooksiel im Rahmen der Landgewinnungsmaßnahme für den Voslapper Groden eingedeicht. So wurde östlich des Ortes ein mehrere hundert Hektar großes Neulandgelände gewonnen. Darauf befindet sich heute ein 240 Hektar großes Freizeitgelände mit Trabrennbahn, Tennisplätzen, Reit- und Wanderwegen. Nördlich der neuen Deichlinie am Hooksieler Seedeich erstreckt sich seitdem ein 4 km langer feinsandiger Strand. Zur weiteren Entwässerung des Hooksieler Tief wurde zwischen dem „Alten Hafen“ und dem neuen Außenhafen ein etwa 60 Hektar großer künstlicher See, das Hooksmeer geschaffen. Das Hooksmeer steht über eine Seeschleuse mit dem tideunabhängigen neuen Außenhafen an der Jade in Verbindung.

1984 wurde die langfristig angelegte „Sanierungsmaßnahme Ortskern historischer Sielhafenort Hooksiel“ in Angriff genommen. Im Zuge des Sanierungsprogrammes wurden viele historische Häuser stilgerecht restauriert. Die ursprünglich direkt durch den Ortskern führende L 810 wurde 1998 über eine Ortsumgehung um den Ort herumgeführt, so dass der starke Ferien- und Ausflugsverkehr zu den Küsten- und Badeorten nördlich von Hooksiel aus dem Ortskern herausgehalten werden konnte. Anschließend erfolgte die Neugestaltung der alten Ortsdurchfahrt „Lange Straße“ sowie ab 2005 der Bau einer parallelen Entlastungsstraße mit dem Namen „Nee Straat“. An der „Nee Straat“ entstand der neue Zentrale Omnibusbahnhof des Ortes, ein Mehrzweckplatz u. a. für den Wochenmarkt sowie weitere ortsnahe Parkmöglichkeiten für Besucher. Nach der Fertigstellung der „Nee Straat“ in 2008 wurde ein kurzer Abschnitt der „Langen Straße“ während der Hauptsaison probehalber zur Fußgängerzone erklärt. Aufgrund positiver Rückmeldungen nach dem Probebetrieb erfolgte im März 2009 die dauerhafte Ausweisung zur Fußgängerzone.[3]

Mit einem „Vertrag über die künftige Entwicklung Hooksiels“ zwischen dem Land Niedersachsen, dem Landkreis Friesland und der Gemeinde Wangerland konnte am 28. Dezember 2010 eine rund zweieinhalbjährige Auseinandersetzung um die Nichtverleihung des Nordseebad-Titels für Hooksiel beendet werden. Grund für die Auseinandersetzung waren Befürchtungen, dass eine Verleihung negative Auswirkungen auf die industrielle Entwicklung im benachbarten Wilhelmshaven haben würde. In dem Kompromiss verzichtet Hooksiel auf das Prädikat Nordseebad und akzeptiert das geringer wertige Prädikat Küstenbadeort. Im Gegenzug stellt das Land Niedersachsen Mittel für eine begehbare 230 Meter lange Mole am Außenhafen von Hooksiel zur Verfügung. Die Mole dient gleich mehreren Zwecken, zum Einen als touristische Attraktion vergleichbar mit den Seebrücken in den deutschen Ostseebädern, zum Anderen soll sie den heutigen Sandeintrieb in den Außenhafen und der damit verbundenen Verlandung der Hafenzufahrt verhindern. Weiterhin eröffnet sie auch den Einstieg zum Ausbau des Hooksieler Hafens zu einem Assistenzhafen für den JadeWeserPort.[1]

Militärgeschichte

Haus des Gastes, früher Stellung der Geschützbatterie, mit früherem Wassergraben

Im Ersten Weltkrieg gehörte die Batteriestellung Hooksiel zum Verteidigungsring rund um den Hafen der Kriegsmarine in Wilhelmshaven. Die Batterie bestand aus einer 60 m langen und 10 m breiten Kasematte mit 4,5 m Tiefe. Auf ihr befanden sich vier Geschütze vom Kaliber 15 cm. Die Anlage war mit einem wassergefüllten Graben, Stacheldrahtverhau und Schützengräben gesichert. Nach dem Krieg wurde das Bauwerk im Rahmen der deutschen Abrüstung verschlossen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Batterie 1939 reaktiviert. In der Kasematte mit einer 2 m starken Betondecke waren Einheiten der Marineflak stationiert, auf ihr wurden drei Flakgeschütze des Typs 8,8 cm aufgestellt. Außerdem entstand ein 8 m hoher Feuerleitbunker. Die gesamte militärische Anlage war durch Granatwerfer und Maschinengewehre hermetisch abgesichert. Neben Soldaten kamen in späteren Kriegsjahren auch Marinehelferinnen und Marinehelfer (Schüler) zum Einsatz.

Auf dem früheren Militärgelände am Ortsrand entstand 1984 eine Grünanlage mit einem Rundweg um den noch vorhandenen Festungsgraben. Mitten auf dem Gelände wurde 1993 das „Haus des Gastes“ eingeweiht, das teilweise auf den alten Fundamenten der Kasematte steht.

Einwohnerentwicklung

Hooksiel hat heute[4] rund 2150 Einwohner. Während der Feriensaison wird die tatsächliche Einwohnerzahl durch die anwesenden Feriengäste weit übertroffen. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Einblick in die historische Einwohnerentwicklung[5]:

Jahr Einwohner
1806 450
1861 1.048
1864 1.017
1867 990
1875 826
1880 904

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kultur

Die Gemeinde Wangerland unterhält seit 1986 im ehemaligen Rathausgebäude von Hooksiel das Künstlerhaus Hooksiel, in dem bildende Künstler durch Stipendiatsaufenthalte für die Dauer von zwei bis drei Monaten gefördert werden. Seit 2008 gehört das Künstlerhaus Hooksiel gemeinsam mit dem Schlossmuseum Jever, dem Schulmuseum Bohlenbergerfeld und dem Landrichterhaus Neustadtgödens zum „Zweckverband Schlossmuseum Jever“ unter Leitung von Dr. Antje Sander.[6] Das Künstlerhaus wird aktiv durch den Förderverein Künstlerhaus Hooksiel e. V. unterstützt, der 1992 gegründet wurde.

Sehenswürdigkeiten

Der Ortskern von Hooksiel weist zahlreiche historische Gebäude auf, von denen das auffälligste das frühere Rathaus und heutige Künstlerhaus ist. Auf dem Dach befindet sich ein jahrhundertealter Zwiebelturm, der eine vergoldete Wetterfahne mit einem Luther-Schwan aus dem Jahre 1760 trägt. Der Turm ist ein Geschenk eines britischen Kapitäns, der sich auf diese Weise für die Reparatur seines Schiffes in einer Hooksieler Werft bedankte. In 2008 wurde der alte Zwiebelturm für 49.000 Euro durch einen originalgetreuen Nachbau ersetzt. Die Summe wurde dabei mehrheitlich durch private Spenden aufgebracht.

Im Ortskern befindet sich der unter Denkmalschutz stehende alte Hafen mit seinen Speicher- und Packhäusern von 1821. Der neue Hafen wurde mit Landgewinnungsmaßnahmen in den 1970er Jahren nach außerorts verlegt. Direkt in den alten Hafen mündet das Hookstief durch das Hook-Siel. Das 1885 erbaute Sielbauwerk entwässert ein Gebiet von 56 km².

Anders als in den meisten Orten befindet sich die Hooksieler Kirche nicht im alten Ortskern von Hooksiel, sondern in der rund zwei Kilometer entfernten und wesentlich älteren Ortschaft Pakens. Die ev. luth. Kirche zum Heiligen Kreuz entstand bereits in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Kirche aus Granitquadersteinen liegt auf einer hohen Warf am Ende der „Pakenser Straße“, die direkt im Ortskern von Hooksiel beginnt. Sehenswert ist das dreijochige Domikalgewölbe, das Altarretabel aus Sandstein von 1691 sowie das von drei wohlgenährten Putten getragene Taufbecken mit Verzierungen. Die Orgel aus dem Jahr 1664 stammt vom bekannten Orgelbauer Joachim Richborn und wurde 1679 im Auftrag des Hooksieler Arztes Hans Otto von Marpe farbenprächtig bemalt.[7]

Auf dem Deich an der Südseite des Alten Hafens kann ein sogenanntes Mudderboot besichtigt werden. Es wurde von 1837 bis in die 1950er Jahre zur Beseitigung von Verschlickungen der Hafenzufahrt von Hooksiel genutzt.

Regelmäßige Veranstaltungen

Die Hooksieler Renntage des Hooksieler Rennverein e. V. sind eine Reihe von Pferderennen, die während der Hauptsaison im Juli/August auf der heimischen Jaderennbahn ausgetragen werden. An drei Renntagen finden die Wettbewerbe jeweils mittwochabends statt. Der letzte Renntag wird als sogenannter Familienrenntag auf einem Sonntag veranstaltet und bietet neben den eigentlichen Pferderennen ein buntes Rahmenprogramme mit Kutschenkorso, mit zusätzlichen Kaltblut- und Ponyrennen sowie einem Hutwettbewerb für Zuschauerinnen.[8]

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Neben dem Tourismus gibt es aber auch Handwerks- und Gewerbeansiedlungen im Ort. Einige dieser Unternehmen haben sich in den beiden 1996 und 1998 ausgewiesenen Gewerbegebieten Berghamm und Schwarzhamm angesiedelt. Hier stehen Gewerbeflächen mit einer Gesamtgröße von 8,3 Hektar zur Verfügung.

Tourismus

Panoramablick über den Neuen Hafen (Außenhafen)
Der Seenotkreuzer „Vormann Steffens“

Hooksiel ist ein Küstenbadeort mit einem künstlich angelegten Sandstrand sowie einem Grünstrand. Der sehenswerte und recht weitläufige Urlaubsort bietet ein historisches Ortsbild um den Hafen am alten Siel sowie zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels, Gasthöfen und Pensionen sowie in zahlreichen Ferienwohnungen.

Die Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung reichen vom Tennisspielen über Reiten, Segeln und Surfen bis zum Golfen auf einem benachbarten Golfplatz. Im Ort befindet sich ein ganzjährig nutzbares Meerwasserhallenwellenbad. Eine Besonderheit ist die Wasserskilift-Anlage von Hooksiel. Sie entstand in den Jahren 1979/1980 am Hooksieler Binnentief in der Nähe des Außenhafens. Der Rundkurs der Viermastanlage beträgt 830 Meter bei einer Rollenhöhe von acht Metern. Die Anlage besitzt 10  Mitnehmer, so dass 10 Wasserskiläufer gleichzeitig fahren könnten. Ein Umlauf dauert bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 32 km/h rund 2 Minuten. Über eine Außenterasse können auch reine Zuschauer den Sport verfolgen.[9]

Hooksiel verfügt über einen 4-Sterne Campingplatz, der außendeichs direkt an der Nordsee liegt und viel Platz für Wohnwagen sowie Wohnmobile bietet.[10] Der Campingplatz hat einen Dauercamperanteil von mehr als 30 % und erhielt 1999 die Auszeichnung „Vorbildlicher Campingplatz in Niedersachsen“.[11]

Verkehr

Hooksiel ist über die L 810 an die Bundesautobahn 29, Anschlussstelle 4 Fedderwarden angebunden. Die A 29 verläuft von Wilhelmshaven bis zum Autobahndreieck Ahlhorner Heide, wo sie auf die A 1 trifft. Im Bereich von Hooksiel wird die L 810 in einer Ortsumgehung um Hooksiel herumgeführt und führt weiter über Horumersiel bis nach Schillig an der nordöstlichsten Ecke der Halbinsel Ostfriesland.

Hooksiel ist durch verschiedene Buslinien der Weser-Ems Bus mit dem Umland verbunden.

  • Linie 121: Wilhelmshaven - Hooksiel - Horumersiel - Schillig
  • Linie 212: Jever - Hooksiel bzw. Hooksiel - Hohenkirchen (nur an Schultagen)
  • Linie 227: Urlauberbus Wangerland nach Jever, nur in den Sommer- und Herbstferien

Alle Linien treffen am modernen Busbahnhof im Zentrum Hooksiels zusammen. Einige Fahrten, besonders in den Abendstunden und am Wochenende, verkehren jedoch nur auf Voranmeldung. Hooksiel liegt im Tarifgebiet des Verkehrsverbundes Ems-Jade.

Seit Dezember 1994 ist der SeenotkreuzerVormann Steffens“ der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Hooksieler Außenhafen stationiert.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Werner Brune (Hrsg.): Wilhelmshavener Heimatlexikon, Band 1–3. Brune, Wilhelmshaven 1986–1987.
  • Almuth Salomon (Bearb.): Erläuterungsheft zu Historisch-landeskundliche Exkursionskarte von Niedersachsen. Blatt Wangerland/Hooksiel-West. (Hrsg.: Ehrhard Kühlhorn und Gerhard Streich; Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen; 2, Teil 10), Hildesheim 1986, ISBN 3-7848-3630-5; 174 + V S. m. 31 Abb.

Weblinks

 Commons: Hooksiel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b 4,5 Mio. Euro für Mole in Hooksiel, abgerufen am 2. Januar 2010
  2. Wilhelmshavener Heimatlexikon, Brune-Verlag, Wilhelmshaven 1986–1987, Band I, Seite 489 ff.
  3. „Hooksiel persönlich“ – Sonderbeilage der Wilhelmshavener Zeitung vom 28. März 2009
  4. Stand: Anfang 2009
  5. Wilhelmshavener Heimatlexikon, Brune-Verlag, Wilhelmshaven 1986–1987, Band I, Seite 491
  6. NWZ-Online: Künstlerhaus unter neuer Leitung (vom 22. Mai 2008)
  7. „Hooksiel persönlich“ – Sonderbeilage der Wilhelmshavener Zeitung vom 28. März 2009, Seite XII
  8. Hooksieler Renntage
  9. Geschichte der Wasserskianlage Hooksiel
  10. Daten des Campingplatzes inklusive eines Luftbildes
  11. Nordsee-Camping Hooksiel auf www.wangerland.de

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