- Horex
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Horex war eine deutsche Motorradmarke der „Horex-Fahrzeugbau AG“, die 1923 von Fritz Kleemann in Bad Homburg vor der Höhe in Hessen gegründet wurde. Der Markenname Horex entstand aus Homburg, ergänzt um das Warenzeichen „REX“ der elterlichen „REX-Konservenglasgesellschaft Bad Homburg“. 1960 übernahm die Daimler-Benz AG die Firma und löste sie auf. Seit 2010 besitzt die neu gegründete Horex GmbH in Garching die Markenrechte und will unter dem Namen „Horex“ ein Motorrad bauen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Friedrich Kleemann kaufte 1920 die kleine Motorenfabrik „Columbus-Motorenbau AG“ in Oberursel (Taunus). Zuerst wurde dort der „Gnom“, ein 1-PS-Fahrrad-Hilfsmotor, gebaut. Er wurde direkt vor dem Tretlager im Fahrrad befestigt.
Schon 1923, im Gründungsjahr der „Horex-Fahrzeugbau AG“, baute der 1901 geborene, damals 22-jährige Fritz Kleemann – Friedrichs Sohn – die erste richtige Horex, eine 248-cm³-Maschine, die sich auch im Rennsport bewährte. Der Zylinder aus Leichtmetall mit eingeschrumpfter Laufbuchse verhalf ihm zu ersten Rennsiegen. Leitspruch war: „Gebaut von Motorradfahrern für Motorradfahrer“.
1925 fusionierten Columbus und Horex, um die finanziellen Probleme der beiden Betriebe zu lösen. Im Laufe der Jahre entstand ein Programm, das Motorräder mit einem Hubraum von 250 bis 800 cm³ umfasste.
Eine richtungsweisende Konstruktion von Hermann Reeb, der 1927 zu Horex gekommen war, stellte der 1932 entworfene Parallel-Zweizylinder mit obenliegender Nockenwelle dar. Dieser langhubige Motor hatte eine dreifach gelagerte Kurbel- und Nockenwelle, die durch eine Kette an der rechten Gehäuseseite angetrieben wurde. Die Motoren hatten serienmäßig 90 mm Hub. So ergaben sich mit 65 mm Bohrung etwa 600 cm³ Hubraum und ca. 24 PS bei 5000/min; beim „S 600“ mit 75 mm Bohrung wurden etwa 800 cm³ und 30 PS bei 5000/min erreicht. Während dieses Triebwerk im Motorsport recht erfolgreich war, wurde die Serienproduktion aus Kostengründen zu Gunsten von Einzylindern aufgegeben, jedoch weiter für die Tornax „Tornado“ geliefert. Zu den sportlichen Erfolgen zählt die deutsche Meisterschaft von Karl Braun in der Gespannklasse, der den Motor auf 1 Liter Hubraum (80 mm × 99 mm) vergrößerte und ein Gebläse zwecks Aufladung montierte.
1936/38 entstand unter den beiden Konstrukteuren Richard Küchen und Hermann Reeb der 350-cm³-Langhub-Viertaktmotor „SB 35“, der seiner Zeit weit voraus war. Er wurde bis Kriegsbeginn mit einigen Änderungen und um 2 PS gesteigerter Leistung auch an die Nürnberger Firma Victoria für die Modelle KR 35-SN, KR 35-SS und KR 35-WH geliefert.
Während des Zweiten Weltkrieges ruhte die Motorradproduktion, nach Kriegsende konnte 1948 wieder das Modell SB 35 gefertigt werden, die zuletzt in die Schweiz gelieferten Exemplare hatten schon eine Teleskopgabel statt der Trapezgabel, aber weiterhin keine Hinterradfederung.
1950 kam als Weiterentwicklung der SB 35 die „Regina“ mit Teleskopgabel und Geradweg-Hinterradfederung auf den Markt. Das Motorrad mit dem 350-cm³-Einzylindermotor war das erfolgreichste Horex-Motorrad. 1953 war sie mit 18.600 gebauten Exemplaren die meistverkaufte 350er der Welt. Zusätzlich zur 350er erschienen 1953 eine 250er „Regina“, die zunächst nur für Österreich und die Schweiz bestimmt war, und eine 400er. Die 250er mit einer Leistung von 17 PS bei 6500/min hatte im Gegensatz zu den größeren Modellen nur einen Auspuff („Einport“). Die 400er Ausführung mit 22 PS bei 5750/min galt als besonders für den Seitenwagenbetrieb geeignet. Im Laufe der Produktionszeit wurden zwecks Modellpflege viele Details überarbeitet, z. B. wurde der Nockenwellenantrieb mehrfach geändert, und der Zylinderkopf der letzten Reginas besteht aus Leichtmetall. Die Leistung der 350er Regina wurde von 18 PS bei 5800/min im Jahr 1950 auf 19 PS bei 6200/min 1953 verbessert. Zuvor hatte es als Modell „Regina Sport“ schon eine Variante mit Einport-Leichtmetallzylinderkopf gegeben, die 20 PS leistete. Alle Reginas haben 19-zöllige Laufräder.
1951 stellte Horex das Zweizylindermodell „Imperator“ mit 500-cm³-Motor und obenliegender Nockenwelle im Leichtmetallzylinderkopf vor. Bei einer Nennleistung von 30 PS bei 6800/min wurde eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h angekündigt. Die sechs hergestellten Exemplare gingen jedoch nicht in den Verkauf, sondern dienten der Erprobung im Motorsport. Die Serienproduktion begann erst 1954 nach Hubraumverkleinerung auf 392 cm³, was noch für 26 PS bei 5800/min reichte. Eine auf 18 PS gedrosselte Version wurde auch als Stationärmotor(Stamo) abgesetzt. Die Imperator wurde wahlweise mit Telegabel oder Vorderradschwinge ausgeliefert. In den letzten Jahren der Horex-Produktion wurde der Motor wieder vergrößert und zwar bei quadratischem Hub-Bohrungsverhältnis (66 mm) auf 450 cm³. Dieser Motor erreichte 30 PS bei 5700/min, das Motorrad wurde als „Zündapp Citation“ in die USA exportiert, jedoch konnten wegen Rechtsstreitigkeiten, die die Verwendung der Markennamen „Horex“ und „Zündapp“ in den USA betrafen, dort nur etwa 250 Stück verkauft werden. Der Rest wurde verramscht und verschrottet, mehrere Exemplare und einige Werkzeuge gingen an Friedel Münch.
Beim Imperator-Motor liegt der Antrieb der obenliegenden Nockenwelle zwischen beiden Zylindern. Diese Anordnung ließ sich Hermann Reeb allgemein für Zwei- und Mehrzylindermotoren unabhängig von der Art des Antriebs (Königswelle, Kette) patentieren. Die Patentanmeldung erfolgte am 22. August 1950, die Patenterteilung wurde am 10. September 1953 bekanntgemacht (Patentschrift DE 893875, vergl. Yamaha XS 650). Der Nockenwellenantrieb des serienmäßigen Imperator-Motors verwendet eine Kette mit hydraulischem Spanner.
1955 erschien als Nachfolger der „Regina“ die „Horex Resident“ mit Hinterradschwinge und wahlweise Vorderradschwinge oder Telegabel und leistungsgesteigerten Motoren von 250 und 350 cm³ Hubraum. Das Gehäuse der Resident-OHV-Motoren ähnelt dem Imperator-OHC-Motor stärker, als das bei den Reginas der Fall war. Die technisch wesentliche Verbesserung liegt im geänderten Hub-Bohrungs-Verhältnis zwecks Verringerung der bei Höchstleistung erreichten Kolbengeschwindigkeit; beide Motoren haben 77 mm Bohrung, der 250er aber nur 53,4 mm Hub statt 75 mm des 350ers. Somit konnte der 250er Motor auf 18,5 PS bei 7300/min, der 350er auf 24 PS bei 6250/min gesteigert werden. Die untenliegende Nockenwelle betätigt die Stoßstangen über Stößel, während bei den meisten Regina- und allen SB 35-Motoren hierfür Schlepphebel vorgesehen waren. Alle Resident-Motorräder haben 19-zöllige Laufräder.
Wegen Absatzschwierigkeiten beendete Horex 1956 die Motorradproduktion; ein Restbestand des Modells „Imperator“ wurde in den USA vom Importeur unter dem Namen Zündapp mit entsprechenden Zeichen am Tank bis Anfang der 1960er-Jahre verkauft. Pläne, aus dem Imperator-Motor ein Flugtriebwerk zu entwickeln, konnten nicht mehr realisiert werden. 1960 übernahm der Daimler-Benz-Konzern die Werksanlagen, für den Horex schon zuvor einige Teile gefertigt hatte.
Nach der Firmenschließung in Bad Homburg gingen die Namensrechte von der Familie Kleemann an Friedel Münch, den Gründer der Münch Motorradfabrik GmbH. Er stellte unter dem Namen Horex 1400 TI ein Liebhabermotorrad in Einzelanfertigung her. Münch verkaufte die Rechte an den Zweiradimporteur Fritz Röth aus Hammelbach im Odenwald. Dieser ließ in der 1980er-Jahren sowohl Mofas und Mokicks als auch Enduros und Straßenmaschinen unter dem Namen Horex mit italienischen Fahrwerken und Einbaumotoren verschiedener Hersteller fertigen. Röth gab den Namen an die Berliner „Bajaj-Motorfahrzeug-Vertriebsgesellschaft“ weiter, die von 1990 bis 1998 Inhaber der Marke Horex war. Unter dem Namen „MZ-B Horex“ wurden in einer Kleinserie Fahrzeuge mit den Namen „Regent“ und „Imperator“ gefertigt. Diese Fahrzeuge hatten jedoch keine technische Verwandtschaft mit den klassischen Horex-Motorrädern, sondern wurden überwiegend aus MZ- und Jawa-Fahrzeugteilen zusammengestellt.[1] Bis 2009 besaß die HÖRMANN-RAWEMA GmbH in Chemnitz die Markenrechte und fertigte und rekonstruierte historische Horex-Motorräder.[2]
Die aktuellen Informationen zur Wort- und Bildmarke Horex bietet das Deutsche Patent- und Markenamt in München.[3]
Projekt HOREX VR6
Am 15. Juni 2010 stellte die HOREX GmbH auf einer Pressekonferenz eine HOREX VR6 vor[4] und kündigte an, dieses Motorrad ab 2011 zu produzieren. Diese neue Horex soll von einem Sechszylinder-VR-Motor mit einem Zylinderwinkel von 15° angetrieben werden. Der nur ca. 430 mm breite 1218-cm³-Dreiventil-Viertaktmotor wird etwa 120 kW (160 PS) leisten und eine voraussichtlich auf 250 km/h begrenzte Höchstgeschwindigkeit ermöglichen. Eine weitere Besonderheit stellen die einseitig schräg ausgebildeten Kolbenböden dar, sodass die unteren Grenzflächen aller Brennräume in einer Ebene liegen und bei radialer Anordnung der Ventile eine nahezu parallele Lage aller Einlasskanäle möglich wird; dadurch können die insgesamt 18 Ventile von drei obenliegenden Nockenwellen direkt angetrieben werden, was die werbetechnische Bezeichnung „TOHC“ (triple overhead camshaft) erklärt. Die mittlere Nockenwelle betätigt Ventile beider Zylinderbänke. Die Antriebskraft wird vom 6-Gang-Getriebe mittels Kette auf das an einer Einarmschwinge (mit Zentralfederbein) geführte 17-Zoll-Hinterrad übertragen. Der Brückenrahmen besteht aus Aluminium mit einem Stahl-Lenkkopf. Für viele Details der HOREX VR6 wurden dem Maschinenbauingenieur Clemens Neese, Geschäftsführer der heutigen HOREX GmbH, Patente erteilt. Der Verkaufspreis der neuen Horex wird über 20.000 Euro liegen.[5] [6] Der ursprüngliche Plan, den Motor durch einen Kompressor aufzuladen, wurde ebenso aufgegeben wie der Sekundärantrieb mit Zahnriemen.[7]
Das Design stammt vom deutschen Designer Peter Naumann.[8]
Am 14. Januar 2011 kündigte die Horex GmbH an, dass das neue Motorrad nicht in Bad Homburg, sondern in Augsburg gebaut werden wird. Ein Umzug des Unternehmens nach Augsburg sei für Mitte des Jahres geplant.
Produkte – Typen bis 1960
Modell Zylinder Hubraum Gnom 1 Zyl. 63 cm³ OHV 1921 AM 1 Zyl. 248 cm³ OHV 1924 T5 1 Zyl. 500 cm³ SV 1925 T6 1 Zyl. 600 cm³ SV 1925 S5 1 Zyl. 500 cm³ OHV 1929 T5 1 Zyl. 500 cm³ SV 1930 T6 1 Zyl. 600 cm³ SV 1930 S2 1 Zyl. 200 cm³ OHV 1931 S3 1 Zyl. 300 cm³ OHV 1932 S6 2 Zyl. 600 cm³ OHC 1933 S8 2 Zyl. 800 cm³ OHC 1933 S35 1 Zyl. 350 cm³ OHV 1934 S64 1 Zyl. 600 cm³ OHV 1935 S2 1 Zyl. 200 cm³ OHV 1936 Modell Zylinder Hubraum T5 1 Zyl. 500 cm³ SV 1936 T6 1 Zyl. 600 cm³ SV 1936 S5 1 Zyl. 500 cm³ OHV 1937 S6 1 Zyl. 600 cm³ OHV 1937 SB35 1 Zyl. 350 cm³ OHV 1938 Regina 1 Zyl. 350 cm³ OHV 1950 Imperator 2 Zyl. 400 cm³ OHC 1954 Imperator 2 Zyl. 450 cm³ OHC 1958 Resident 1 Zyl. 350 cm³ OHV 1955 Parilla 1 Zyl- 100 cm³ OHV; Import des Modells Slughi von Parilla (I) 1956 Rebell 100 1 Zyl. 100 cm³ 2-Takt 1957 Rebell 1 Zyl. 50 cm³ Moped m. Rohrrahmen 1956 Rebell 50 1 Zyl. 50 cm³ Moped m. Blechrahmen 1957 V 21 1 Zyl. 50 cm³ Vicky 4 Luxus von Victoria, wurde von Horex zugekauft ab 1957 Rebell „S“ 1 Zyl. 50 cm³ Sportmoped 1959 Rebell „K“ 1 Zyl. 50 cm³ Kleinkraftrad/Kickstarter 1960 Trivia
Durch die Erwähnung in den Werner-Comics des Zeichners Rötger „Brösel“ Feldmann wurde die Marke Horex in den 1980er Jahren auch damals jüngeren Bevölkerungsschichten bekannt. Comicfigur Werner verbaute mit seinem Kumpel Ölfuss unter anderem vier hintereinandergeschaltete Horex-Motoren in einem Drag Bike, genannt „Red Porsche Killer“. Außerdem fuhr Werner in diversen Bänden eine Horex Regina. Der „Red Porsche Killer“, der dem Comic entstammte, wurde später auch in der Realität nachgebaut.
Literatur
- Karl Reese: HOREX Motorräder, Kleine Vennekate, Lemgo 2006, ISBN 3-980-49878-6
- Jürgen Nöll: Das große Horex-Buch, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 3613029596
- Johann Kleine Vennekate: HOREX Prospekte, Kleine Vennekate, Lemgo 2005, ISBN 3935517-19-X
- Hugo Wilson: Das Lexikon vom Motorrad, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-01719-9
Weblinks
Commons: Horex – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- http://www.horex.com Offizielle Internetseite der HOREX GmbH
- Horex 2010 zurück mit VR6-Motor
- http://www.horex.ch/geschichte/geschichte.htm
- http://www.horex-columbus.de
- http://www.cybermotorcycle.com/euro/brands/horex.htm
Einzelnachweise
- ↑ technische Informationen zu „MZ-B Horex“ Fahrzeugen auf der Website des neuen ungarischen Eigentümers der ehemaligen Montagefirma MZ-B
- ↑ Prospektseite der Fa. HÖRMANN-RAWEMA mit Darstellung der bis 2009 gültigen Markenrechte
- ↑ Informationen des Deutschen Patent- und Markenamts zur Marke 992108
- ↑ Bilder der neuen Horex im SPIEGEL
- ↑ Internetseite der Horex GmbH. Horex GmbH, abgerufen am 28. Oktober 2010.
- ↑ Eine klassische Horex mit moderner Technik – Ab Ende 2011 soll es wieder ein Horex-Motorrad geben, heise.de, 17. Juni 2010
- ↑ Newsletter zur neuen Horex. Aufgerufen am 21. September 2011.
- ↑ Internetseite Naumann.Design. Abgerufen am 9. Juli 2011.
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