Hünenbetten ohne Kammer

Hünenbetten ohne Kammer
Polnisches Hünenbett ohne Kammer

Das Hünenbett ohne Kammer, auch kammerloses Hünenbett genannt, in Großbritannien non-megalithic Mound, findet sich als langgestrecktes inselartiges Phänomen in einem Streifen von der Bretagne über die Britischen Inseln bis an die Weichsel.

Hinzu kommen die erst Ende des 20. Jahrhunderts entdeckten spermienförmigen Langhügel der Cerny-Kultur im französischen Département Yonne im Pariser Becken. Bei einigen Anlagen, die zu diesem Typ zusammengefasst wurden, handelt es sich jedoch nicht um klassische Megalithanlagen. Wobei kammerlos nur bedeutet, dass keine lithische Kammer vorhanden war bzw. ist.

Inhaltsverzeichnis

Nordische Megalitharchitektur

Im Gebiet der Trichterbecherkultur erfolgte die Einordnung der kammerlosen Anlagen in die Megalithkategorie, da ihre hauptsächlich an den Unterläufen von Elbe, Oder und Weichsel gelegenen, zumeist recht flachen Hügel vielfach eine Einfassung aus etwa 1 m mittelgroßen Megalithen besitzen, die wegen fehlender Dimensionen jedoch zum eigentlichen Kammerbau ungeeignet waren. Diese Einfassungen (siehe Nordische Megalitharchitektur) sind bei Hünenbetten trapezförmig oder rechteckig. Östlich der Oder sind sie zumeist dreieckig, mit oder ohne (Hügel 9 von Sarnowo, Polen) zonentrennende megalithische Querreihen. Einige davon, wie die Anlage von Kritzow (Krs. Schwerin), haben übermannshohe Wächtersteine.

Alle nordischen Anlagen zeichnen sich durch abgegrenzte Steinanhäufungen unter dem von der Einfassung gehaltenen Erdhügel aus. In der Anlage von Stralendorf Mecklenburg-Vorpommern waren sechs derartige Pflaster quer und längs liegend in der 125 m langen trapezoiden Einfassung untergebracht. Diese Pflaster kommen mitunter auch außerhalb der Einfassungen vor oder werden in oder neben Betten gefunden, in denen auch Kammern anzutreffen sind, z.B. in zweien der vier Hünenbetten von Grundoldendorf. Das Hünenbett "Alter Hau 1" im Sachsenwald weist eine Länge von 154 m auf.

Bezieht man Anlagen ohne steinerne Hügeleinfassung, deren Hügel offenbar eine relativ spurenlos vergangene Fassung aus Holzpfählen hatten, in die Betrachtungen ein, dann erweitert sich der Kreis der kammerlosen Anlagen z. B. um die Anlagen von Barkjær (in Djursland) und Bygholm Nørremark (auf Nordseeland).

Siehe auch

Britische Inseln

Hügelanlagen mit einer Einfassung aus Holzpfählen sind in jedem Fall die etwa 200 englischen (earthern) Longbarrows. Sie sind in Wiltshire und Yorkshire besonders häufig. Drei Anlagen liegen in Schottland, eine auf der Isle of Man. Eine kleine, vor allem in Yorkshire vertretene Gruppe, besteht aus Rundhügeln. Beide Hügelarten wurden über Holzkammern errichtet und sind daher mit den kontinentalen Totenhütten der Bernburger Kultur zu vergleichen, denen allerdings die großflächigen Überhügelungen fehlen. Im Osten Schottlands kommen als eine weitere kammer- und megalithlose Variante die "chamberless Cains", die etwa 50 Steinhügel ohne Kammern hinzu, die in England (12) nur in Cumbria und Northumberland vertreten sind.

Frankreich

Die in der Bretagne zu findenden Erdhügel oder Tumuli sind prämegalithisch, wie die "tertres allongés" im Hinterland der Bretagne, in den Landes und im Morbihan. Es sind niedrige plattengefasste Aufhügelungen von 15-35 m Breite und Längen zwischen 40-100 m. Sie sind rechteckig oder oval und enthalten Trockenmauereinbauten für Leichenbrand und Beigaben. Auch frühmegalithisch entstehen noch überdimensionale Erdhügel, wie der Tumulus von Carnac, die erste kistenartige Einbauten aufweisen. Ein neu entdeckter Hügel dieser Art liegt in La Trinité-sur-Mer.

Britische, französische und nordische Anlagen haben untereinander jedoch keinerlei kulturelle Verbindung.

Siehe auch: Nordische Megalitharchitektur, Britische Megalithik

Literatur

  • F. Lynch: Megalithic Tombs and Long Barrows in Britain. 1997, ISBN 0-7478-0341-2
  • J.E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. 2003, ISBN 3-930036-70-3

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