- Industriehof (Frankfurt am Main)
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Der Industriehof ist zu zwei Dritteln ein Büro- und Gewerbegebiet und zu einem Drittel der Fläche eine Wohnsiedlung mit knapp 2 000 Bewohnern in Frankfurt am Main, das vom ehemaligen Verwaltungsbau der Deutschen Börse AG geprägt ist (Wegzug Ende 2010 nach Eschborn-Süd).
Das rund 35 Hektar große Gebiet liegt nördlich der CityWEST im Stadtteil Bockenheim und wird im Westen durch die Ludwig-Landmann-Straße (B 44) von Rödelheim getrennt. Im Norden grenzt es an Hausen an. Den südlichen Abschluss bildet eine Kleingartenkolonie im Frankfurter Grüngürtel.
Ein geläufiger Irrtum ist, dass der Industriehof zu Hausen gehört. Quelle des Irrtums könnte die komplizierte Frankfurter Verwaltungsgliederung in Orts- und statistische Bezirke sein. Das Gebiet ist mit dem statistischen Bezirk 343 nahezu deckungsgleich. Dieser liegt nicht wie das restliche Bockenheim im Ortsbezirk Innenstadt II, sondern im Ortsbezirk Mitte-West, zu dem auch Hausen gehört. Des Weiteren wird der Industriehof durch Bahntrasse und Grüngürtel optisch von Bockenheim separiert, was nichts an der Tatsache ändert, das er quasi „schon immer“ zu dessen Gemarkung gehört.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die „Keimzelle“ des Industriehofs war eine Kaserne. Ursprünglich wurde sie als die größte Flak-Kaserne Deutschlands von der Luftwaffe der Wehrmacht auf dem ehemals unbebauten Gebiet im Frankfurter Grüngürtel errichtet. Der Bau erfolgte mit kurzer Unterbrechung von 1936 bis 1938. Die Militäranlagen wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und danach nicht mehr in Betrieb genommen. Die Kaserne diente vorübergehend als Wohnsitz für vertriebene Deutsche aus den Ostgebieten. Die Straßennamen Königsberger-, Tilsiter-, Elbinger-, Trakehner-, Insterburger-, Rossittener-, Hohensteiner- und Lötzener Straße erinnern noch heute an die frühere ostpreußische Heimat der Vertriebenen. Erst mit der Wiederbewaffnung der Bundeswehr 1955 wurde auch die Kaserne wieder militärisch genutzt; nun aber auf einer deutlich kleineren Fläche, denn der nun erstmals als Industriehof bezeichnete ehemalige Luftwaffenstützpunkt wurde inzwischen größtenteils gewerblich genutzt. Die Kaserne diente dann zunächst als Kreiswehrersatzamt, bis dieses nach Eschborn umzog. Heute befindet sich dort der Hauptsitz des Amts für Flugsicherung der Bundeswehr.
Eine am 14. August 2009 gegründete Initiative der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmhH und 15 weiterer Unternehmen strebt eine Aufwertung des Stadtviertels an und schlug seine Umbenennung in Brentanoviertel vor.[1] Nach einer als ungeschickt wahrgenommenen Vorgehensweise der Wirtschaftsförderung und der beteiligten Agentur, die z.B. den zuständige Ortsbeirat nicht einbezogen hatten, wurde die Umbenennung durch den Ortsbeirat zurückgewiesen. Eine der Gründe war die fehlende geschichtliche Verbindung des Industriehofs mit dem Namen Brentano. Des Weiteren gab es Proteste von Anwohnern, die den Namen Industriehof als positiv empfinden und gegen eine Umbenennung votierten.
Straßen
Der Industriehof liegt in einem trapezförmigen Gebiet, welches durch vier Straßenzüge beschrieben wird. Im Norden liegt die Straße Am Industriehof, die über den Fischsteinkreisel mit der westlich verlaufenden Ludwig-Landmann-Straße verknüpft ist. Östlich verläuft der Straßenzug Friedrich-Wilhelm-von-Steuben-Straße/Breitenbachbrücke/Breitenbachstraße und im Süden liegt die Rödelheimer Landstraße.
Bauwerke
Ehemals Neue Börse
Das dominierende Gebäude am Industriehof ist das 2000 fertiggestellte ehemalige Gebäude Neue Börse, das bis Ende 2010 als Verwaltungssitz und Zentrale der Deutschen Börse AG diente, bis diese ihren Sitz nach Eschborn verlegte. Das achtschiffige Bauwerk erinnert in seiner Form entfernt an das von Hans Poelzig errichtete I.G.-Farben-Haus. Die einzelnen sechsstöckigen Flügel werden zu den Außenseiten immer kürzer, wodurch das Gebäude eine charakteristische Wölbung erhält. Als Besonderheit war die abendliche blaue Illumination des Gebäudes.
Haus des Straßenverkehrs
Direkt daneben steht das 1961 erbaute Haus des Straßenverkehrs. Dieses zwölfstöckige Gebäude bildet eine Art Brückenkopf der Breitenbachbrücke. Es wurde von der Arbeitsgemeinschaft Güterfernverkehr, dem heutigen Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung, als Hauptverwaltung errichtet.
Breitenbachbrücke
Die Breitenbachbrücke wurde in ihrer heutigen Form 1966 fertiggestellt und stellt nun, als Verlängerung der Schloßstraße, die wichtigste Zufahrtsmöglichkeit aus Richtung der Stadtteilmitte und Innenstadt dar. Sie überspannt in ihrer heutigen Bauweise nicht nur die Main-Weser-Bahn (Abschnitt Westbahnhof – Bahnhof Eschersheim), sondern auch die Breitenbachstraße. Sie ersetzte eine alte Brücke, die 1915 errichtet wurde, um eine Straßenbahnbahntrasse über die Eisenbahnstrecke zu führen und damit eine Lücke der Straßenbahn Frankfurt am Main für die Linien nach Rödelheim und Praunheim zu schließen. Des Weiteren wurden die zwei Bahnübergänge Häuser Gasse und Rödelheimer Landstraße entfernt. Der direkte Weg Ginnheim – Rödelheim wurde somit unterbrochen.
U-Bahnhof
1986 wurden die ehemaligen Straßenbahnstrecken der Linien 18 und 22 in Stadtbahntrassen umgebaut und werden seitdem von den U-Bahn-Linien U6 und U7 bedient. Kurz nach der Breitenbachbrücke verlässt hier die U-Bahn aus Richtung Westend den Tunnel, erreicht die oberirdische Station Industriehof und verzweigt sich nach Praunheim (U6) und Hausen (U7).
Weblinks
- Kaserne – Amt für Flugsicherung der Bundeswehr
- - Frankfurter Rundschau
- Niederschrift der 36. Sitzung des OBR 7-Frankfurt
Einzelnachweise
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