- Frankfurt-Eschersheim
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Eschersheim
Stadtteil von Frankfurt am MainKoordinaten 50° 9′ 25″ N, 8° 39′ 21″ O50.1569444444448.6558333333333Koordinaten: 50° 9′ 25″ N, 8° 39′ 21″ O Fläche 3,34 km² Einwohner 14.808 (31. Dez. 2009) Bevölkerungsdichte 4435 Einwohner/km² Postleitzahl 60433, 60431 Vorwahl 069 Website www.frankfurt.de Gliederung Ortsbezirk 9 – Mitte-Nord Stadtbezirke - 451 – Eschersheim-Nord
- 452 – Eschersheim-Süd
Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011. Eschersheim ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main
Inhaltsverzeichnis
Lage
Eschersheim liegt sechs Kilometer nördlich der Innenstadt, südöstlich der Nidda, die ihn von dem Stadtteil Heddernheim trennt. Der historische Ortskern, das stark ländlich geprägte und von zahlreichen hugenottischen Familien geprägte Alt-Eschersheim erstreckt sich auf schmalem Raum zwischen der Main-Weser-Bahn und der Nidda (Strandbad) im Nordwesten Eschersheims, die moderne Siedlungsentwicklung erstreckt sich nach Südosten, Richtung Innenstadt.
Geschichte
In römischer Zeit verlief durch Eschersheim die Elisabethenstraße, eine wichtige Verbindung zwischen Wiesbaden und Friedberg, mit einem Flussübergang über die Nidda.
Mittelalter
Die älteste erhaltene Erwähnung von Eschersheim stammt aus der Zeit um 1000. Es gehörte zum Amt Bornheimerberg.
Grundherrin in Eschersheim war um 1000 zunächst das Kloster Seligenstadt, das seinen Besitz 1253 zum Teil dem Kloster Haina überließ. Die Vogtei für die Klostergüter in Eschersheim und Ginheim befand sich im Besitz der Herren von Hagen-Münzenberg. Durch die Münzenberger Erbschaft gelangte sie an die Herren von Eppstein, Königstein und Falkenstein. 1278 verkaufte das Kloster Haina seine Eschersheimer Güter an das Kloster Arnsburg. 1467 setzte der Verkauf der verbliebenen Besitzungen des Klosters Seligenstadt in Eschersheim an die Grafen von Hanau-Münzenberg ein. 1476 veräußerte Abt Reinhard endgültig alle seine Rechte und Güter an Hanau. Die Vogtei blieb davon ausgenommen. Sie war ein Lehen des Philipp von Eppstein.
1320 verpfändete König Ludwig IV. den Bornheimerberg – und so auch Eschersheim – an Ulrich II. von Hanau. 1336 gestattete der Kaiser dann der Stadt Frankfurt, den Bornheimerberg an seiner Stelle von Hanau einzulösen. 1351 aber erneuerte Kaiser Karl IV. die Pfandschaft für Hanau. 1434 wurde Graf Reinhard II. von Hanau von Kaiser Sigismund sogar mit dem Bornheimerberg belehnt. Bei der Teilung der Grafschaft Hanau 1458 kam der Bornheimerberg zur Grafschaft Hanau-Münzenberg.
Das widersprüchliche Verhalten des Reichs führte selbstverständlich zum Streit zwischen Frankfurt und Hanau, zumal Frankfurt sich so von Hanauer Gebiet „umzingelt“ sah. Alle Versuche Frankfurts, dies zu verhindern, scheiterten. Zwar wurden die Ansprüche Frankfurts auf die neunzehn Dörfer des Amtes nach einem über hundert Jahre dauernden Prozess vom Reichsgericht bestätigt, jedoch verfügten weder Frankfurt noch das Reich über die Macht, das Urteil durchzusetzen. So ließ sich die Stadt Frankfurt schließlich 1481 auf einen Vergleich ein: Hanau verzichtete zugunsten Frankfurts auf alle Ansprüche auf die Dörfer Bornheim, Hausen und Oberrad und erhielt das Amt Bornheimerberg im übrigen exklusiv. Eschersheim wurde damit endgültig hanauisch.
Historische Namensformen
Ein fränkischer Abtshof, dessen Besitzer Ensco hieß, aus dem sich der Name Enciresheim entwickelte, soll namensgebend gewesen sein. Belege für historische Namensformen sind:
- Enscriresheim (um 1000)
- Eischersheim (1253)
- Eischersheim (1260)
- Escherssheym (1267)
- Eschersheim (1278).
Frühe Neuzeit
Bis in die frühe Neuzeit bestand in Eschersheim ein Hof- oder Hubengericht des Klosters Fulda, das sogenannte Cremser Gericht. Es umfasste die Orte Ginnheim, Frankfurt-Bonames, Ober-Erlenbach und vielleicht Eckenheim.
Die Reformation setzte sich in der Grafschaft Hanau-Münzenberg in der Mitte des 16 Jahrhunderts zunächst in ihrer lutherischen Ausprägung durch. In einer „zweiten Reformation“, wurde die Konfession der Grafschaft Hanau-Münzenberg erneut gewechselt: Graf Philipp Ludwig II. verfolgte ab 1597 eine entschieden reformierte Kirchenpolitik. Er machte von seinem Jus reformandi, seinem Recht als Landesherr Gebrauch, die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen, und setzte dies für die Grafschaft weitgehend als verbindlich durch.
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736 erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch den Eschersheim. Seitdem gehörte der Ort zur Landgrafschaft Hessen-Kassel.
19. Jahrhundert
Während der napoleonischen Zeit stand Eschersheim ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807-1810 zum Fürstentum Hanau, Amt Bergen, und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an Hessen-Kassel, nunmehr „Kurfürstentum Hessen“ genannt, zurück. Hier kam es 1821 zu einer grundlegenden Verwaltungsreform: Der Bornheimerberg wurde dabei dem neu gebildeten Landkreis Hanau zugeschlagen. Nach dem Krieg von 1866 stand Kurhessen auf der Verliererseite und wurde von Preußen annektiert. Hier gehörte es nun zum Regierungsbezirk Wiesbaden der Provinz Hessen-Nassau und ab 1886 zum Landkreis Frankfurt.
Als Frankfurter Stadtteil
Am 1. April 1910 wurde Eschersheim mit zwölf weiteren Dörfern des Landkreises Frankfurt in die Stadt Frankfurt eingemeindet. Durch die große Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg entstanden in den 1920er und 1930er Jahren rasch in Richtung Süden Siedlungen: um den Wasserturm, wo es bereits vor dem Krieg das so genannte „Negerdorf“ als Ansammlung von Einfamilienreihenhäusern gab, und auch Am Lindenbaum (Architekt Walter Gropius). Ungeachtet seiner Nähe zu den Heddernheimer Rüstungsbetrieben blieb Eschersheim im Zweiten Weltkrieg vom Bombardierungen weitgehend verschont. Zahlreiche Bewohner aus der Innenstadt und anderen schwerer betroffenen Stadtteilen konnten hier untergebracht werden. In den Siedlungen der 1920er und 1930er Jahre wurden nach dem Krieg viele Vertriebene untergebracht. Trotz dieser Siedlungsverdichtung wurde besonders das Gelände nordwestlich des Lindenbaums und der Hügelstraße auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg durch Gärtnereien geprägt.
1958 bis 1961 erfolgten Erweiterungen durch die Siedlung Im Mellsig und die Anne-Frank-Siedlung. Die meisten neuen Wohnungen entstanden durch Wohnungsbaugesellschaften, aber auch durch die Bank deutscher Länder, später Deutsche Bundesbank, sowie Dresdner Bank, Deutsche Bank und Lurgi, die für Unterkünfte ihrer Mitarbeiter sorgten.
Einwohnerzahl
- 1632: 34 Haushaltungen
- 1753: 34 Haushaltungen mit 179 Personen
- 1834: 458 Einwohner
- 1840: 525 Einwohner
- 1846: 578 Einwohner
- 1852: 626 Einwohner
- 1858: 649 Einwohner
- 1864: 690 Einwohner
- 1871: 794 Einwohner
- 1875: 950 Einwohner
- 1885: 989 Einwohner
- 1895: 1433 Einwohner
- 1905: 2843 Einwohner
Wirtschaft und Verkehr
1877 erhielt das Dorf eine Haltestelle an der Main-Weser-Bahn. Am 12. Mai 1888 eröffnete die Frankfurter Lokalbahn AG die Eschersheimer Lokalbahn, eine Pferdetrambahn vom Eschenheimer Tor über die damals noch nahezu unbebaute Eschersheimer Landstraße bis zum Bahnhof in der Thielenstraße (heutige Haltestelle Weißer Stein). Sie wurde noch im gleichen Jahr in eine Dampfstraßenbahn umgewandelt. Für die Dampfstraßenbahn zwischen Frankfurt und Eschersheim wurde in der Eschersheimer Landstraße 552 die Wagenhalle Eschersheim eröffnet, die noch bis 1967 von der Frankfurter Straßenbahn genutzt wurde. Der Zuzug Frankfurter Bürger nahm durch die verbesserte Verkehrsanbindung stetig zu, vor allem Wohlhabende errichteten ihre Villen hauptsächlich an der heutigen Kurhessenstraße und Altheimstraße.
Seit dem Umbau der aus der Stadt nach Heddernheim führenden Straßenbahnstrecke zu einer oberirdischen Strecke der U-Bahn Frankfurt teilt diese Stadtbahntrasse den Stadtteil in zwei Hälften, eine Planung die – auch wegen damit verbundener Unfallgefahr – sehr umstritten ist.
Kirchen
Das Patrozinium der Dorfkirche lag vor der Reformation bei Petrus. Die Kirche in Ginnheim war eine Filialkirche der Kirche in Eschersheim. Das Patronatsrecht hatte 1467 das Kloster Seligenstadt inne. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat des Propstes von St. Peter in Mainz, Dekanat Eschborn.
Die evangelische Emmauskirche wurde 1752-1754 errichtet, die römisch-katholische Josephskirche 1914.
Sehenswertes
- Die Eschersheimer Linde ist ein markanter Baum, nach dem auch die Straße Am Lindenbaum benannt ist. Die Linde wurde gepflanzt als Landmarke Ende des 17. Jahrhunderts und hieß ursprünglich Kleine Linde. Die etwa 50 Jahre ältere sogenannte Große Linde befand sich weiter nördlich Am Weißen Stein. Sie wurde jedoch schon im 19. Jahrhundert schwer beschädigt; ihre Reste stürzten 1923 bei einem Sturm ein. Seit 1937 ist die verbliebene Eschersheimer Linde ein Naturdenkmal. Sie ist etwa 20 m hoch und hat einen Stammumfang von 5 m. Der Baum, der durch die zunehmende Asphaltierung immer mehr in Gefahr geriet, erhielt 1968 eine Dränage und 1984 eine künstliche Bewässerung und Belüftung. 1955 und 1974 wurde die Linde baumchirurgisch behandelt. Die U-Bahn-Strecke macht ihretwegen einen leichten Bogen an der Station Am Lindenbaum.
- Bis 1963 stand auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Eschersheim eine Mühle, eine von fünf Mühlen an der Nidda im Frankfurter Gebiet. Wegen mangelnder Rentabilität wurde der Betrieb 1960 eingestellt. Als Erinnerung wird an dieser Stelle alle zwei Jahre das Mühlenfest der Feuerwehr gefeiert.
- Der Weißer-Stein-Brunnen entstand 1910 und wurde auf Initiative des Frankfurter Unternehmers und Mäzens Gottfried Kleinschmidt errichtet, dessen ansehnliche Villa ebenso wie des Kommerzienrates Haeberlin in der Kurhessenstrasse gebaut wurde. Der Brunnen – vor dem Zweiten Weltkrieg auch Herkulesbrunnen genannt – gilt dem Gedenken an die im deutsch-französischen Krieg von 1870 bis 1871 gefallenen Eschersheimer. Ende 1945 verlor er die ihm ursprünglich aufgesetzte Herkules-Statue. Erst 2009 ließ der Ortsbeirat 9 die Statue rekonstruieren und die Replik wieder auf den Brunnen stellen, der auch beim Bau der U-Bahn auf dem Platz Am Weißen Stein versetzt worden war. Die Inschrift des Brunnens lautet vorne „MIT GOTT FÜR KÖNIG UND VATERLAND“ und seitlich ist eingemeißelt „KRIEGERDENKMAL GESTIFTET VON GOTTFRIED KLEINSCHMIDT ESCHERSHEIM 1910“.[1]
- auch die "am Höhenblick" errichteten Privathäuser der Stadtbauräte Ernst May und Martin Elsaesser, die die „Römerstadt“ prägen, sind beachtenswert.
Kultureinrichtungen
- Kulturzentrum Batschkapp, Rockclub
- Elfer, Rockkneipe direkt an der Batschkapp
- das Eschersheimer Mühlenfest und das Eschersheimer Wochenende finden im Wechsel alle zwei Jahre statt. Letzteres wird gemeinsam von den Eschersheimer Vereinen ausgerichtet.
Schulen
- Ludwig-Richter-Schule, Grund- und Förderstufe / Hauptschule
- Peter-Petersen-Schule, Gesamtschule mit Grundschulstufe
- Johann-Hinrich-Wichern-Schule, Schule für lernbehinderte Kinder
- Ziehenschule (Europaschule), zweisprachiges Gymnasium (deutsch-französisch)
- Fried-Lübbecke-Schule, Grundschule
Vereine
- FV Eschersheim 1909 (Fußballverein)
- BSC Schwarz Weiß 1919 (Fußballverein, Jugendverein von Andreas Möller)
- SG Concordia Eschersheim 1958 (Fußballverein)
- TV Eschersheim 1895 e.V. (Turnverein)
- Freiwillige Feuerwehr Eschersheim e.V. Sie wurde 1911 gegründet. Das ursprüngliche Feuerwehrhaus befand sich in der Straße Im Uhrig und wurde 1986 durch einen Neubau nahe der Niddaaue ersetzt.
- Jugendchor Eschersheim
- TSG 1951 e.V. (Fußballverein)
- Schützenverein Eschersheim 1903 e.V.
Weblinks
Commons: Frankfurt-Eschersheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Eschersheim in LAGIS
- Frankfurt-Eschersheim bei frankfurt.de
- Stadtteil-Portal
- Alt Eschersheim. In: altfrankfurt.com
Literatur
- Arnold Erler: Das "Cremser Gericht" zu (Frankfurt)-Eschersheim. Ein Beitrag zur Namensdeutung. In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst Bd. 59 (1985), S. 103-134.
- Gerhard Kleinfeldt u. Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16. 1937, ND 1984, S. 68.
- Anette Löffler: Die Herren und Grafen von Falkenstein (Taunus): Studien zur Territorial- und Besitzgeschichte, zur reichspolitischen Stellung und zur Genealogie eines führenden Ministerialengeschlechts; 1255 – 1418. (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 99), ISBN 3-88443-188-9, Darmstadt 1994, Bd. 1 S. 269-270.
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Marburg 1926, S. S. 130-131.
- Heinz Schomann u.a.: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig 1986, S. 496-501.
- Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Herrschaftsausübung, Verwaltung und Besitz eines Hochadelsgeschlechts im Spätmittelalter. Wiesbaden: Historische Komm. für Nassau, 2000, S. S. 372-374, 378-379. ISBN 3-930221-08-X, S. 420, 424.
- Manfred Schopp: Die weltliche Herrschaft der Abtei Seligenstadt 1478 – 1803. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde N.F. 29 (1965/66), S. 187-401 (300f.).
Einzelnachweise
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