- Frankfurt-Hausen
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Hausen
Stadtteil von Frankfurt am MainKoordinaten 50° 7′ 56″ N, 8° 37′ 27″ O50.1321747222228.6240636111111Koordinaten: 50° 7′ 56″ N, 8° 37′ 27″ O Fläche 1,26 km² Einwohner 7178 (31. Dez. 2009) Bevölkerungsdichte 5720 Einwohner/km² Postleitzahl 60488 Vorwahl 069 Website www.frankfurt.de Gliederung Ortsbezirk 7 – Mitte-West Stadtbezirke - 410 - Hausen
Verkehrsanbindung Autobahn Bundesstraße U-Bahn U6 U7 Bus 34 72 73 n1 n2 n11 Quelle: Stadt Frankfurt am Main: Einwohnerzahlen. Abgerufen am 6. August 2011. Hausen ist ein nordwestlicher Stadtteil von Frankfurt am Main mit etwa 7100 Einwohnern. Das ehemalige Mühlendorf wurde 1910 zusammen mit den anderen Orten des Landkreises Frankfurt in die Stadt Frankfurt am Main eingemeindet.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Hausen liegt ca. 4,5 km nordwestlich der Innenstadt von Frankfurt am Main, südwestlich des Flusses Nidda. Es grenzt im Nordwesten an Praunheim und im Südosten an den Industriehof in Bockenheim an und bildet mit diesen Stadtteilen eine bauliche Einheit. Im Nordosten trennt der Volkspark Niddatal Hausen von Ginnheim. Im Südwesten liegt jenseits der Nidda der Stadtteil Rödelheim.
Geschichte
Mittelalter
Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes „Husun“ stammt von 1132. Der Ritter Walter von Vilbel stritt 1235 mit dem Bartholomäus-Stift in Frankfurt um die Zehntrechte im Dorf. Die Ritterfamilie der Brendel von Homburg trugt vor 1300 von der Reichsabtei Fulda Dorf und Gericht Hausen zu Lehen. Um 1300 zählte Hausen zum Bornheimerberg.
1320 verpfändete König Ludwig IV. den Bornheimerberg an Ulrich II. von Hanau. 1336 gestattete der Kaiser der Stadt Frankfurt, den Bornheimerberg an seiner Stelle von Hanau einzulösen. 1351 erneuerte Kaiser Karl IV. allerdings diese Pfandschaft für Hanau. 1434 wurde Graf Reinhard II. von Hanau von Kaiser Sigismund mit dem Bornheimerberg belehnt. Das widersprüchliche Verhalten des Reichs führte selbstverständlich zum Streit zwischen Frankfurt und Hanau, der bis 1481 andauerte und dann in einem Vergleich endete: Hanau gab seinen Anspruch auf einzelne Dörfer des Amtes Bornheimerberg auf, darunter auch Hausen, und bekam dafür das übrige Amt Bornheim zugesprochen. 1484 verlieh König Friedrich III. die bisher zum Bornheimerberg gehörigen Dörfer, unter anderem also auch Hausen, dem Rat zu Frankfurt als Lehen, 1494 belehnt König Maximilian I. Georg Frosch und Siegfried Knoblauch namens der Stadt Frankfurt unter anderem mit Hausen.
Das Patronatsrecht der Pfarrei Praunheim, zu der auch Hausen gehört, wurde 1318 dem neu gegründeten Sankt Leonhardsstift geschenkt.
In den Urkunden der Deutschordenskommende wird die Hausener Mühle erstmals 1359 erwähnt. Johann Brendel von Homburg verkaufte 1368 das Gericht von Hausen mit Zustimmung des Abtes von Fulda an den Ritter Damme von Praunheim. Dessen gleichnamiger Sohn wurde 1399 von Fulda mit dem Dorf Hausen belehnt. Damme von Praunheim verkaufte 1428 sein Eigentum in Hausen an die Stadt Frankfurt. Damit wurden die Einwohner von Hausen, sofern sie nicht dem Grafen von Solms-Rödelheim oder dem Grafen von Hanau hörig waren, Leibeigene der Stadt Frankfurt.
Namensformen
- Husun (1132)
- Husen (1235)
- Husen (1259)
- Huisn (1301)
Neuzeit
In einer Erhebungsliste für eine direkte Reichssteuer wurden 1497 14 Ehepaare und 15 weitere Personen verzeichnet. Die Einwohnerzahl Hausens dürfte danach etwa 70 Personen betragen haben. Den Dreißigjährigen Krieg überlebten etwa 70 bis 80 Hausener, also rund die Hälfte der Einwohner vor dem Krieg. Hausen erhielt 1664 eine eigene Schule. 1765 wurde ein Rathaus gebaut.
Hausen wurde 1772 eigenständige Pfarrei. Die erste evangelische Kirche wurde 1812 gebaut, ein eigenes Schulhaus 1816. Die Leibeigenschaft der Hausener wurde 1818 aufgehoben. 1836 wurde in Hausen eine Sparkasse gegründet. Die heute noch erhaltene evangelische Kirche wurde 1852 erbaut. Mit der Annexion Frankfurts durch das Königreich Preußen nach dem verlorenen Krieg von 1866 wurde auch Hausen preußisch. Es gehörte dann bis 1886 zum Stadtkreis Frankfurt am Main, anschließend zum neu gebildeten Landkreis Frankfurt. Als dieser 1910 aufgelöst wurde, kam Hausen endgültig zur Stadt Frankfurt.
Nach dem Mühlenbrand von 1882 wurde die Freiwillige Feuerwehr Hausen, im Jahr 1901 die katholischen Kirchengemeinde gegründet, 1903 ihre Kirche St. Anna geweiht.
Einwohnerentwicklung
- 1834: 551 Einwohner
- 1840: 542 Einwohner, davon 151 Kinder (101 Familien)
- 1846: 626 Einwohner
- 1852: 637 Einwohner
- 1858: 647 Einwohner
- 1864: 665 Einwohner
- 1871: 739 Einwohner
- 1875: 1135 Einwohner
- 1885: 1187 Einwohner
- 1895: 1500 Einwohner
- 1905: 1902 Einwohner
- 1910: 2050 Einwohner
Schultheißen und Bürgermeister
1444–1446 Peter Messerschmitt 1449 Erwins Heile 1450–1469 Erwins Heilchin 1471 Peter Mentzer (Mantze) 1474–1477 Erwin 1478–1482 Peter Mentzer (Mantze) 1487 Stengel von Fronhusen 1490 Kunzenpeter 1493–1509 Heiln Henne 1509–1510 Henne Jamer 1515 Martin Gissener von Echzell 1517 Gerhard Rüpel 1519 Conrad Müller von Heddemheim 1523 Lenhard Nosser 1566–1575 Henn Heimberger 1610–1611 Hans Schleifer 1624 Johannes Euler 1660–1680 Johann Euler 1688–1712 Johann Jacob Euler (+ 1734) 1753–1758 Johann Jacob Euler 1758–1786 Johann Jacob Diehl 1787–1811 Johann Nikolaus Diehl 1814 Friedrich Karl Vogt 1824 Johannes Boppert 1828 Heinrich Carl Euler 1836 Heinrich Carl Launhardt 1836 Johann Jakob Fischbach 1836–1844 Johann Friedrich Euler 1844–1868 Konrad Friedrich Euler 1868–1880 Johannes Krieb 1880–1907 Jacob Euler 1907–1910 Friedrich Mayer Bebauung
Hausen ist hauptsächlich Wohngebiet und verfügt neben dem alten Ortskern über neuere Siedlungen. 1929-1931 wurde, westlich von Hausen und durch die Ludwig-Landmann-Straße getrennt, die Siedlung Westhausen, 1933-1935 die Willi-Brundert-Siedlung gebaut. Sie wurde in den 1970er Jahren durch Neubauten (unter anderem vier Hochhäuser) verdichtet und ist nach dem ehemaligen Oberbürgermeister Willi Brundert benannt. Trotz der irreleitenden Namensgebung gehört Westhausen nicht zu Hausen, sondern zur Gemarkung Praunheims. Ein ebenfalls geläufiger Irrtum ist, dass das in Bockenheim gelegene Gewerbegebiet Industriehof zu Hausen gehört. Das Gebiet östlich der Straße Am Hohen Weg wurde seit den 1960er Jahren neu bebaut.
Verkehr
Im Westen verläuft die Ludwig-Landmann-Straße, ein Teil der Bundesstraße 44 und eine wichtige Ausfallstraße in Frankfurt am Main. Dort befindet sich eine Anschlussstelle der Bundesautobahn 66.
Seit 1986 hat Hausen Anschluss an das U-Bahn-Netz. Die Linie U6 (Praunheim Heerstraße–Hauptwache–Ostbahnhof) umfährt den Ortskern westlich über die Ludwig-Landmann-Straße und die Linie U7 (Hausen–Hauptwache–Enkheim) östlich über die Straße Am Hohen Weg und endet in der Willi-Brundert-Siedlung. Zuvor wurde die oberirdisch verlaufende Trasse von der Straßenbahn befahren, mit der der 1910 eingemeindete Stadtteil bereits 1913 Anschluss an das Straßenbahnnetz erhielt.
Des Weiteren führen die Omnibuslinien 34, 72 und 73 durch Hausen und stellen Verbindungen zu den umliegenden Stadtteilen Bockenheim, Rödelheim und Praunheim sowie zum Nordwestzentrum her. Der nächstgelegene Regionalbahnhof ist der Bahnhof Frankfurt (Main) West, der mit der Buslinie 73 direkt erreichbar ist. Seit dem Fahrplanwechsel 09/10 ist Hausen zusätzlich jede Nacht durch die Nachtbuslinien n1, n2 und n11 an die Innenstadt angebunden.
Bildung und Forschung
Im alten Hausener Ortskern befindet sich die Kerschensteinerschule – benannt nach dem Reformpädagogen Georg Kerschensteiner. Die Grund- und Hauptschule wurde 1954 eröffnet und besteht heute aus drei Schulgebäuden und einer Turnhalle. Weitere öffentliche Schulen gibt es in Hausen nicht. Das nächste Gymnasium liegt in der Siedlung Westhausen. Die Ernst-Reuter-Schule – eine integrierte Gesamtschule sowie ein Oberstufengymnasium – liegen in der Nordweststadt. Als Alternative wird durch die gute Anbindung Hausens an das U-Bahn-Netz auch die weiter entfernte Bettinaschule im Westend genutzt.
In der Langweidenstraße – an der Grenze zu Bockenheim – wurde im April 1985 die Japanische Internationale Schule eröffnet. Sie hat etwa 230 Schüler und befindet sich in privater Trägerschaft.
In einem Gebäudekomplex auf dem Gelände der früheren Mühle an der Hausener Niddabrücke sind die Fachbereiche Theologie und Kunstgeschichte der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte untergebracht.
Politik
In Hausen ist der Ortsbeirat 7 der Stadt Frankfurt zuständig.
Religion
Evangelische Kirche
Die evangelische Pfarrkirche wurde 1851–1852 gebaut und befindet sich an der Ecke Hausener Obergasse/Alt-Hausen. Sie bildet das Zentrum von Hausen. Gegenüber dem klassizistischen Kirchengebäude steht das Pfarrhaus. Das barocke Wohnhaus von 1775 bis 1776 steht unter Denkmalschutz.
Katholische Kirche
Die Kirche der katholischen Gemeinde St. Anna befindet sich am Hohen Weg und wurde 1968 im Stil des Brutalismus errichtet. In unmittelbarer Umgebung der Gemeinde befinden außerdem ein vom Caritas betriebenes Altenwohnheim und das vom Bauverein Katholische Studentenwohnheime betriebene Friedrich Dessauer Haus. Eine Filialkirche von St. Anna ist St. Raphael in der Ludwig-Landmann-Strasse.
Russisch-orthodoxe Kirche
Die russisch-orthodoxe Kirche Heiliger Nikolaus wurde durch die Russisch-Orthodoxe Gemeinde Frankfurt, die sich aus der Bad Homburger russisch-orthodoxen Gemeinde Allerheiligen, die 1945 aus russischen Kriegsgefangenen und so genannten Ostarbeitern gebildet hat, nach zweijähriger Bauzeit an Ostern 1967 am verkehrsreichen Fischsteinkreisel geweiht. Die „Große Weihe“ erfolgte 1979 durch mehrere Bischöfe unter Leitung des Erzbischofs und späteren Metropoliten der russisch-orthodoxen Kirche im Ausland Vitalij (Ustinov). Entworfen und gebaut wurde nach altrussischem Stil durch den Ernst May-Schüler Frankfurter Architekten Wolf Drevermann nach dem Vorbild einer Kirche in Pskow aus dem 15. Jahrhundert. Der Innenraum wurde im strengen Nowgorod-Stil mit Ikonen des in Frankfurt lebenden Ikonenmalers Adam Russak mit christlichen Motiven gestaltet. Er malte daran nahezu zwölf Jahre. Vor dem offenen Glockenturm wurden nun (2004/2005) ein Portal und ein Exonarthex geschaffen und der Kircheninnenraum erheblich erweitert, sowie ein neues Gemeindezentrum, unter Planung und Durchführung des bekannten russisch/französischen Architekten Sergej S. Tarassow (Paris) in den Jahren 2005/2008 errichtet. Die sonntägliche Liturgie wird von etwa 250 Personen aus Frankfurt und Umgebung besucht.
Moschee
Die nach Abu Bakr benannte islamische Gemeinde baute im Jahr 2003 in der Praunheimer Landstraße unmittelbar neben der Bundesautobahn 66 eine Moschee.
Daneben existiert ein iranisches Kulturzentrum.
Kultur
Alle zwei Jahre gibt es in Hausen ein großes Stadtteilfest auf dem Schulhof der Kerschensteinerschule. Im Dezember – jeweils versetzt auch alle zwei Jahre – findet ein Weihnachtsmarkt statt. Beides wird vom Arbeitskreis Hausen organisiert. Der Arbeitskreis ist ein Zusammenschluss aller Hausener Vereine, Gemeinden und sonstigen Einrichtungen und erhielt im Jahr 2005 einen vom Ortsbeirat verliehenen Stadtteilpreis für herausragende ehrenamtliche Tätigkeit. Neben diesen beiden Veranstaltungen richten die Gemeinden und Vereine jährlich auch eigene Sommerfeste aus.
Ein bekanntes kulturelles Zentrum von Hausen ist die Brotfabrik. Die ehemalige Großbäckerei wurde 1888 gegründet und bis 1972 betrieben. Seit 1981 wird das Gebäude für Theater, Konzerte und Gastronomie genutzt. Als Trägervereine wurden die Vereine Brotfabrik Hausen e.V. und Kulturprojekt 21 e.V. gegründet.
Sport und Freizeit
Zwischen dem alten Ortskern und der Willy-Brundert-Siedlung – abgegrenzt durch die Bundesautobahn 66 – liegen die Sportplätze des Fußballvereins sowie des Turn- und Sportvereins. Das Fußballfeld ist mit Kunstrasen ausgestattet. Neben einer großen Turnhalle befinden sich dort auch drei Tennisplätze.
Der 1933 gegründete Sportanglerklub „Anker“ Frankfurt-Hausen e.V. ist in einem Vereinsheim am Niddaufer westlich der Ludwig-Landmann-Straße beheimatet und geht neben dem Angelsport auch der Förderung des Naturschutzes nach. So wird jährlich gemeinsam mit anderen Vereinen und Organisationen im Rahmen eines Umwelttages das Niddaufer gereinigt. Das Anglerheim ist bewirtschaftet und im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel. Es liegt jedoch eigentlich bereits auf Rödelheimer Gemarkung.
Hausener Freibad
Im Jahr 1961 wurde das Hausener Strandbad an der Nidda zum Freibad ausgebaut. Am östlichen Niddaufer befinden sich je ein beheiztes Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken sowie eine große Liegewiese. Über eine Brücke ist eine Spiel- und Sportfläche am gegenüberliegenden Ufer angebunden. Das Hausener Schwimmbad öffnet jährlich als erstes öffentliches Freibad in Deutschland bereits Ende März/Anfang April.
Brentanobad
Am Brentanobad, das gegenüber dem Hausener Freibad an der Ludwig-Landmann-Straße liegt, gibt es ein Open-Air-Kino. Dort befindet sich auch die Station der DLRG-Ortsgruppe Mitte. Das Brentanobad selbst gehört zu Rödelheim und ist das größte Freibad Europas.
Vogelschutzgebiet
Am Ufer der Nidda befindet sich das Vogelschutzgehölz Hausener Auwald mit einer großen Artenvielfalt.
Literatur
- 850 Jahre Hausen, 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Hausen. Festschrift der Freiwilligen Feuerwehr Hausen. Frankfurt am Main 1982, S. 15–35.
- Hans-Jürgen Becker: Das Gericht Bornheimer Berg = Überlieferung, Bewahrung und Gestaltung in der rechtsgeschichtlichen Forschung, 1993, S. 1-21
- Wolf Erich Kellner: Das Reichsstift St. Bartholomäus zu Frankfurt am Main im Spätmittelalter (Studien zur Frankfurter Geschichte, 1). Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1962, S. 27.
- Gerhard Kleinfeldt, Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum = Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16. 1937. ND 1984, S. 74.
- Helmut Lenz, Franz Lerner: Hausen. Vom Mühlendorf zu einem modernen Stadtteil im Grünen. Frankfurter Sparkasse, Frankfurt am Main 1998.
- Heinz Schomann u.a.: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig 1986, S. 548-553.
- Philipp Friedrich Schulin: Die Frankfurter Landgemeinden. Frankfurt 1895.
- Fred Schwind: Die „Grafschaft“ Bornheimerberg und die Königsleute des Fiskus Frankfurt. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 14 (1964.
- Otto Stamm: Die Herrschaft Königstein. Ihre Verfassung und Geschichte. 1952
Weblinks
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