Jakowlew Jak-130

Jakowlew Jak-130
Jakowlew Jak-130
Yak130MAKS.jpg
Jak-130, Schukowski, 2009
Typ: Trainingsflugzeug
Leichtes Angriffsflugzeug
Entwurfsland: RusslandRussland Russland
Hersteller: OKB Jakowlew
Erstflug: 25. April 1996
Indienststellung: In der Flugerprobung
Produktionszeit: Seit 2002 in Serienproduktion
Stückzahl: 167 (Stand: Ende 2009)

Die Jakowlew Jak-130 (russ. Як-130; NATO-Codename: "Mitten") ist ein russisches zweistrahliges Trainingsflugzeug.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Für die Nachfolge des mittlerweile in die Jahre gekommenen Trainers Aero L-39 bei den sowjetischen Streitkräften wurde im Jahre 1991 eine Spezifikation an verschiedene sowjetische Konstruktionsbüros ausgegeben. Mit der neuen Maschine sollten die wichtigsten Flugmanöver der Einsatzmuster Mikojan MiG-29 und Suchoi Su-27 geschult werden können, was eine extreme Manövrierfähigkeit voraussetzt. Gleichzeitig sollte die Maschine kostengünstig sein.

Bei Jakowlew entstand daraufhin eine recht ungewöhnliche Konstruktion, bei der die Flügelwurzel bis zum Bug vorgezogen wurde. Die beidseitigen Lufteinläufe wurden ebenfalls sehr weit vorgezogen und befanden sich unter der Flügelwurzel unterhalb des vorderen Cockpits. An den Enden der Trapeztragflächen sollten sich Winglets mit V-Stellung befinden. Als Antrieb waren zwei Triebwerke des Typs Iwtschenko AI-25 vorgesehen, der auch in der L-39 eingebaut wurde.

In der Folgezeit wurde dieser Entwurf bearbeitet. Die Flügelwurzel wurde weniger weit nach vorne, nur knapp bis zum vorderen Cockpit, vorgezogen, und die Lufteinläufe begannen erst unmittelbar nach dem hinteren Cockpit. Wie die Mikojan MiG-29 besitzt die Jak-130 ein Klappensystem an den Lufteinläufen, bei dem während der Startphase die eigentlichen Lufteinläufe geschlossen werden und die Luftzufuhr über Klappen auf der Oberseite der Lufteinläufe erfolgt. Die Tragflächen sind als deltaähnliches Pfeilflügel mit Sägezahnvorderkante mit Hochauftriebshilfen ausgeführt. Ebenfalls mit Sägezahnvorderkante versehen sind die als Pendelruder ausgelegten Höhenruder. Unter den Tragflächen befinden sich je drei Pylone, an denen verschiedene Waffen mitgeführt werden können. Der Antrieb sollte aus zwei je 2200 kgf leistenden RD-35 bestehen, die durch ein vollständig digitales FADEC (Triebwerksmanagement) kontrolliert werden. Endgültig wurden in die Maschinen dann aber Iwtschenko Progress AI-222-25 (hergestellt von Motor Sich) mit je 24,5 kN Schub eingebaut. Die Flugsteuerung übernimmt ein vierfach redundantes Fly-by-Wire-(FBW)-System mit variabel programmierbarer Längsstabilität (0–10 %). Das in Tandemanordnung eingerichtete Cockpitpaar verfügt über Null-Null-Schleudersitze vom Typ Swesda K-93 und jeweils drei Multifunktionsbildschirme. Das vordere Cockpit ist auch mit einem Head-Up-Display ausgestattet. Durch die Ausrüstung mit einer Hilfsgasturbine und einem Sauerstoffgenerator ist ein Betrieb unabhängig von Bodengeräten möglich.[1]

An dem Wettbewerb nahmen die Entwürfe Jakowlew Jak-130, Mikojan MiG-AT, Mjassischtschew M-200 und Suchoi Su-54 teil. In die engere Auswahl kamen ab Juli 1992 nur noch die Jak-130 und die MiG-AT. Die Jak-130 wurde im Mai 1994 wegen ihrer besseren Leistungen ausgewählt.

Schon im Jahre 1993 wurde die italienische Firma Aermacchi Partner in dem nun als Yak/AEM-130 bekannten Programm. 1994 wurde der erste Demonstrator Jak-130D fertig, der im Mai 1995 seinen Rollout hatte. Die Jak-130 wurde auf dem Aérosalon 1995 in Le Bourget erstmals im Westen gezeigt. Am 25. April 1996 startete der erste Prototyp (Registrierung RA-43130) mit Andreij Sinitsin an Bord in Schukowski zu seinem Erstflug.[1]

Die russisch-italienische Zusammenarbeit war jedoch nicht von langer Dauer. Beide Firmen beendeten im Jahre 2000 ihre Partnerschaft aufgrund von Differenzen über die künftige Entwicklung. Jakowlew betreibt das Jak-130-Programm alleine weiter, erhielt von Aermacchi jedoch für die Hilfe 77 Mio. Euro. Aermacchi entwickelte die M 346, die der Jak-130 zum Verwechseln ähnlich sieht, jedoch für den westlichen Markt vorgesehen ist.

Diverse Verzögerungen unter anderem durch mangelnde finanzielle Mittel sorgten dafür, dass im Juni 2001 der Generaldirektor Oleg Demtschemko ankündigte, ab 2003 zwei Vorserienflugzeuge und zwei statische Testzellen auf eigene Kosten herstellen zu wollen. Am 16. März 2002 bestellte dann die russische Luftwaffe offiziell die Maschine, so dass das Projekt weitergeführt werden konnte. Die erste Vorserienmaschine wurde im Juni 2003 auf der Paris Air Show gezeigt und der Erstflug erfolgte am 30. April 2004. Der Absturz des dritten Prototyps der Jak-130 im Juli 2006 (nur vier Monate nach dessen Erstflug) infolge eines Softwarefehlers im Fly-By-Wire-System führte zu einer verspäteten Zulassung durch die russische Luftwaffe, die erst im November 2007 erreicht wurde. Das erste Serienmuster hatte am 19. Mai 2009 seinen Erstflug. Seitdem werden die Flugzeuge an die russische Luftwaffe ausgeliefert, wobei jedoch ein Exemplar am 29. Mai 2010 abstürzte.

Die erste kampffähige Variante der Jak-130 absolvierte ihren Jungfernflug am 21. August 2009. Es handelt sich dabei um eine zweisitzige, zweistrahlige Jak-130, die an insgesamt neun Aufhängungen bis zu 3000 kg Außenlasten tragen kann. Diese Variante wurde von der Irkut Corporation für den Exportmarkt entwickelt. Algerien ist der erste Kunde mit einer Bestellung im März 2006 von 16 Maschinen, die Anfang 2010 ausgeliefert werden sollen. Die russische Luftwaffe übernahm im März 2010 die erste der bis 2015 geplanten 62 Maschinen. Auch Libyen hat sechs Maschinen gekauft.[1]

Jak-130

Unfälle

  • Während der Flugerprobung stürzte am 29. Juli 2006 in der Oblast Rjasan eine Jak-130 aufgrund eines Fehlers in der Flugsteuerung ab. Beide Besatzungsmitglieder konnten sich mit dem Schleudersitz retten.[2]
  • Am 22. Mai 2010 stürzte eine Jak-130 in Lipezk kurz nach dem Start ab. Beide Besatzungsmitglieder konnten sich retten.[3]

Weiterentwicklung

Das OKB Jakowlew plant, die Trainer-Grundversion Jak-130 zu folgenden Derivaten weiterzuentwickeln[4] [5]:

  • Marine-Trainingsflugzeug
  • Jak-131: Leichtes Angriffsflugzeug
  • Jak-133: Leichtes Jagdflugzeug
  • Jak-133IB: Leichter Jagdbomber
  • Jak-133R: Aufklärungsflugzeug
  • Jak-133PP: Flugzeug zur elektronischen Kriegführung
  • Unbemannte Angriffsdrohne

Nutzer

AlgerienAlgerien Algerien
16 bestellt[6]
LibyenLibyen Libyen
6 bestellt[7]
RusslandRussland Russland
150 bestellt, Auslieferung zwischen 2009 und 2015[8]

Technische Daten

Kenngröße Daten
Spannweite 9,72 m
Länge 11,49 m
Höhe 4,76 m
Flügelfläche 23,52 m²
Leermasse 4.600 kg
Startmasse max. 10.290 kg / normal 7.230 kg
Treibstoffvorrat 1.750 kg intern und 2 × 450 kg extern
Höchstgeschwindigkeit 1.060 km/h
Dienstgipfelhöhe 12.500 m
Reichweite 1.600 km mit internem Kraftstoff, 2.300 km mit zwei Zusatztanks
Steiggeschwindigkeit max. 75 m/s
Startgeschwindigkeit 200 km/h
Landegeschwindigkeit 180 km/h
Startrollstrecke 400 m
Landerollstrecke 650 m
Anstellwinkel max. 40°
Lastvielfache +8g, –3g
Triebwerk 2 Iwtschenko Progress AI-222-25, hergestellt von Motor Sich
Leistung je 24,5 kN Schub
Bewaffnung bis 3000 kg Bomben, Waffenbehälter,
gelenkte und ungelenkte Luft-Luft- oder Luft-Boden-Raketen
an neun Aufhängungspunkten[9][1]

Weblinks

 Commons: Jakowlew Jak-130 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d FlugRevue August 2010, S. 44–48, Russlands neuer Trainer
  2. globalsecurity.org: Russian Air Force to buy Yak-130 planes despite trainer crash, 11. August 2006
  3. Aviation Week: Lost Mitten, 31. Mai 2010
  4. Informationen zur Weiterentwicklung auf der Herstellerseite
  5. Infos auf der Webseite deagel.com
  6. http://www.defpro.com/news/details/8104/
  7. Libyan military aviation OrBat
  8. Towards the Restoration of Russian Air Power
  9. FliegerRevue 12/2008, S. 19–21, Russlands neuer Kampftrainer

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