Joachim Bernhard von Prittwitz

Joachim Bernhard von Prittwitz
Joachim Bernhard von Prittwitz, preußischer General der Kavallerie
Das Wappen der Familie von Prittwitz und Gaffron
Generalleutnant von Prittwitz am Totenbett Friedrichs d. Gr. (1786; Ausschnitt aus Lithografie von Georg Schöbel)

Joachim Bernhard von Prittwitz (* 3. Februar 1726 auf Gut Lahserwitz, Kr. Wohlau, Niederschlesien; † 4. Juni 1793 in Berlin) war königlich preußischer General der Kavallerie, Inspekteur der märkischen und Magdeburger Kavallerie, Chef des Regiments Gens d' armes (K 10) und Gutsbesitzer auf den brandenburgischen Gütern Quilitz (heute:Neuhardenberg), Rosenthal, Görlsdorf, Quappendorf, Sägewitz, Kienswerder und anderen im Landkreis Lebus. Ritter des Johanniterordens (1766).

Inhaltsverzeichnis

Familie

Prittwitz entstammte dem alten, weit verzweigten schlesischen Adelsgeschlecht derer von Prittwitz und war der Sohn des königlich preußischen Armee-Hauptmanns und Gutsbesitzers Joachim Wilhelm von Prittwitz, Herr auf Lahserwitz, und der Sophie Wilhelmine Gottliebe von Domnig.

Er selbst konnte als junger Offizier nicht mit Geld umgehen, war deshalb ständig in Geldnot und in daraus resultierenden Schwierigkeiten, heiratete aber als 36-Jähriger am 16. Dezember 1762 in Berlin die verwitwete Eleonore von Paczensky und Tenczin, geborene Freiin von Seherr-Thoß (* 12. Januar 1739 auf Gut Schönfeld, Kr. Schweidnitz, Niederschlesien; † 23. Februar 1799 in Berlin), die Tochter des Gutsbesitzers Karl Heinrich von Seherr-Thoß, Herr auf den Gütern Schönfeld und Ludwigsdorf, und der Anna Elisabeth von Zedlitz und Leipe. Eleonore brachte als wohlhabende Erbin folgende niederschlesische Güter in ihre Ehe ein: Peterwitz, Kr. Strehlen, Pollogwitz sowie Groß- und Klein-Sägewitz, alle Kr. Breslau, Schönfeld, Ludwigsdorf, Schwenkfeld, Esdorf und Erlicht, alle Kr. Schweidnitz, Rudelstadt bei Kupferberg und Buchwald bei Schmiedeberg, beide Kr. Hirschberg. Zuvor war sie in erster Ehe mit Hans Adam von Paczensky und Tenczin (1700-1761), Herr auf Groß- und Klein-Sägewitz sowie Peterwitz, verheiratet gewesen.

Militärischer Werdegang

Prittwitz ging zunächst auf eine Dorfschule, später auf das Gymnasium in Oels (Niederschlesien). Im August 1741 kam er in das Kadetten-Korps in Berlin, im November desselben Jahres als Fahnenjunker in das Dragoner-Regiment Nr. 1 (von Posadowski). Während des 2. Schlesischen Krieges nahm er am 7. Juni 1745 an der Schlacht bei Hohenfriedeberg teil. Am 4. April 1746 wurde er zum Fähnrich befördert und war in Schwedt in Garnison. Am 8. Mai 1751 wurde er Sekondeleutnant. Im Siebenjährigen Krieg diente Prittwitz beim Dragoner-Regiment von Normann und nahm bis 1758 an allen Gefechten (wie Schlacht von Kolin am 18. Juni 1757 und Schlacht bei Zorndorf am 25. August 1758) teil. Wieder einmal in Geldnot, bat er 1758 seinen König in einem längeren Gedicht um Geld und erhält zur Antwort: „Wer dieses so artig in Verse gebracht, dem werden 500 Dukaten vermacht. – Ich bin Euer wohlaffectionirter König Friedrich.

Ende 1758 erlaubte der König seinem General von Zieten, sich für sein Husaren-Regiment aus der ganzen Armee die besten Offiziere für seine Husaren auszuwählen, und dieser erwählte auch Premierleutnant von Prittwitz. Am 12. August 1759 – inzwischen war Prittwitz 33 Jahre alt, zum Rittmeister befördert und Kommandeur einer Schwadron – rettete er seinen König Friedrich dem Großen in der Schlacht von Kunersdorf vor dem Tod oder zumindest der Gefangenschaft, indem er auf seinem Schimmel heransprengte und den König aus bedrängter Lage heraus schlug, in die dieser geraten war.

Nach weiteren Schlachten wurde Prittwitz am 10. Dezember 1760 zum Major ernannt und erhielt das Kommando über das 1. Bataillon seines Regiments. 1761 war Prittwitz häufig in persönlichem Auftrag für den König tätig. Aufgrund seiner in den Schlachten erworbenen Verdienst wurde er 1763 nach Ende des Siebenjährigen Krieges, den er als Leutnant begonnen hatte, außer der Reihe zum Oberstleutnant befördert und bald auch Kommandeur des Zietenschen Husaren-Regiments. Zusätzlich wurde er am 18. April 1763 mit der Schenkung gleich mehrerer Güter im Landkreis Lebus belohnt - darunter Quilitz, dessen Betrieb Friedrich dem Großen sehr am Herzen lag, weshalb er sich oft persönlich einmischte.

In den Jahren nach 1763 kommt Prittwitz zivilen Aufträgen des Königs nach, z. B. 1765 die Untersuchung der Tauglichkeit des Finow'schen Kanals für die Schifffahrt, 1767 die Überprüfung von Unregelmäßigkeiten bei der Berliner Münze. Am 12. Dezember 1768 wird er zum Oberst ernannt. Schon während der vergangenen, aber erst recht in den kommenden Jahren bis zu des Königs Tod ist er häufig zu Gast in Sanssouci. Am 20. Mai 1775 wird er Generalmajor, zugleich Kommandeur des „Regiments Gensdarmes“ in Berlin und General-Inspekteur der märkischen und Magdeburger Kavallerie.

Während des bayerischen Erbfolgekrieges befehligte Prittwitz 1778 die aus 13 Eskadrons bestehende rechte Flügel-Brigade.

In den Jahren 1779–1783 gründete Prittwitz auf seinem Gut Rudelstadt bei Kupferberg die Kolonie „Prittwitzdorf“, deren Einwohner überwiegend Weber und Bergleute waren.

Die Beförderung zum Generalleutnant erfolgte am 20. Mai 1785 und am 26. Mai des Jahres erhielt er in Magdeburg den Schwarzen Adlerorden.

Eine Lithografie von Georg Schöbel zeigt Generalleutnant von Prittwitz mit anderen Generälen bei ihrem Abschied am Totenbett Friedrichs des Großen am 17. August 1786 in Schloss Sanssouci in Potsdam.

Am 20. Mai 1789 wurde Prittwitz schließlich vom neuen Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. zum General der Kavallerie ernannt. Nur vier Jahre später starb er am 4. Juni 1793. Dazu heißt es in der Prittwitzschen Familiengeschichte von 1870: „An diesem Tage, um Mittagszeit, in seiner Wohnstube zum Empfange der zum Essen kommandirten Offiziere sich ankleidend, stürzte er vom Schlage getroffen zu Boden. ... Die entseelte Hülle wurde nach Quilitz gebracht und in der dortigen Kirche in einem Gewölbe neben dem Altar beigesetzt. - Seine Gemahlin ruht dort an seiner Seite.

Prittwitz wurde auch mit Friedrich dem Großen gemeinsam auf Denkmälern verewigt, so auf der Vorderseite einer großen Reiter-Statue in Berlin und auf einem Denkmal in Rheinsberg.

Schloss Neuhardenberg

Aus Quilitz wurde 1814 Neuhardenberg, dann Marxwalde, dann 1991 wieder Neuhardenberg.

Prittwitz ließ um 1770 verschiedene Wirtschaftsgebäude auf dem herrschaftlichen Gut neu- und umbauen. 1785-1790 ließ er dann anstelle des markgräflichen Amtshauses ein Schloss erbauen, eine eingeschossige Dreiflügelanlage mit einem hohen Mansarddach. Um 1790 erfolgte die teilweise Umgestaltung des Barockgartens in einen englischen Landschaftspark.

Nach des Königs Tod im Jahr 1786 ließ er diesem zu Ehren in Rom für 10.000 Taler ein Denkmal aus Prieborner Marmor (Prieborn, Kr. Strehlen in Niederschlesien) schaffen. Ein weiteres Denkmal (ihn selbst und seine Frau als Mars und Minerva darstellend) ließ er 1792 für Friedrich II. aufstellen, das von Johann Meil entworfen und vom italienischen Bildhauer Giuseppe Martini gefertigt worden war.

Im Juni 1801 kam es zu einem verheerenden Dorfbrand, wobei fast das gesamte Altdorf, das Pfarr- und Schulhaus, die Kirche und Teile der Gutsanlagen am Schloss zerstört wurden. Diese Katastrophe hatte zur Folge, dass die zuvor von des Generals Sohn Friedrich Wilhelm Bernhard von Prittwitz und Gaffron (1764-1843) gefassten Pläne zur Dorferneuerung nun auf die abgebrannten Dorfbereiche erweitert wurden. Der erst 20-jährige Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) zeichnete für den Wiederaufbau der Repräsentationsbauten (Kirche, Pfarrhaus, Schulhaus, Guts- und Amtshof) verantwortlich. Der Deichbauinspektor Gotthilf Friedrich Heyfelder und der Rentmeister Scheibel waren für den Wiederaufbau des Dorfes verantwortlich.

Im selben Jahr kümmerte sich Prittwitz jun. verstärkt um den Ausbau und die Verschönerung des herrschaftlichen Parks. Vermutlich stammten die räumlichen Überlegungen von ihm selbst. Der Park wurde bedeutend nach Südosten erweitert. Der ehemalige rechteckige Wassergraben wurde nach Süden geöffnet und in ein Entwässerungssystem integriert.

Fazit: Das heutige Aussehen des Dorfes Neuhardenberg stammt in wesentlichen Teilen aus der Prittwitz-Ära.

Orden und Ehrenzeichen

Literatur

Weblinks


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