- Johann Jakob Scherer
-
Johann Jakob Scherer (* 10. November 1825 in Schönenberg, Schweiz; † 23. Dezember 1878 in Winterthur) war ein Schweizer Politiker, Offizier und Unternehmer. Ab 1866 gehörte er der Regierung des Kantons Zürich an, ab 1869 dem Nationalrat. Als Vertreter der liberal-radikalen Fraktion (der heutigen FDP wurde er 1872 in den Bundesrat gewählt. Sechs Jahre später verstarb er im Amt.
Inhaltsverzeichnis
Militärische und politische Laufbahn
Der Sohn des gleichnamigen Gutsbesitzers besuchte die Sekundarschule und eine Handelsschule in Horgen, anschliessend folgte ein längerer Aufenthalt in Italien. Als Korporal der Kavallerie nahm Scherer 1847 am Sonderbundskrieg teil. 1848 absolvierte er einen Offizierslehrgang, vier Jahre später wurde er zum Stabshauptmann befördert. 1854 heiratete der Kavallerieinstruktor die wohlhabende Anna Studer und liess sich in Winterthur nieder. 1860 erhielt er das Bürgerrecht dieser Stadt.
Nach dem Tod seines Vaters eröffnete Scherer in Winterthur ein Handelsunternehmen, das auf Waren aus Grossbritannien spezialisiert war. 1854 wurde er in den Kantonsrat gewählt, 1866 folgte die Wahl in den Regierungsrat. Da er ein Jahr zuvor zum Obersten befördert worden war, übernahm er das kantonale Militärdepartement. 1869 gehörte er dem Verfassungsrat an und wirkte an der Revision der Kantonsverfassung mit.
Ebenfalls 1869 wurde Scherer zusätzlich den Nationalrat gewählt. Nach dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges erhielt er bei der Wahl zum Generalstabschef am zweitmeisten Stimmen. Nach der Demobilisierung übte Scherer heftige Kritik an der Amtsführung von General Hans Herzog, doch stellte sich die Presse mehrheitlich gegen ihn.
Bundesrat
Sechs Wochen nach dem überraschenden Rücktritt von Jakob Dubs fand am 12. Juli 1872 die Wahl seines Nachfolgers im Bundesrat statt. Scherer setzte sich im vierten Wahlgang gegen Fridolin Anderwert durch, wobei er 91 von 147 gültigen Stimmen erhielt (auf Anderwert entfielen 52 Stimmen). Seine militärische Erfahrung konnte er zunächst nicht in die Regierung einbringen, da er das frei gewordene Finanzdepartement übernehmen musste. 1873 erfolgte der Wechsel ins Eisenbahn- und Handelsdepartement, wo er unter Anderem für die Umsetzung des neuen Eisenbahngesetzes zuständig war, das dem Bund mehr Kompetenzen einräumte.
Im Jahr 1875 war Scherer Bundespräsident. In dieser Funktion stand er wie damals üblich dem Politischen Departement vor und war somit Aussenminister. 1876 konnte er endlich das Militärdepartement übernehmen. Seine Hauptaufgabe war der Vollzug des neuen Organisationsgesetzes, mit dem zahlreiche Kompetenzen von den Kantonen an den Bund übertragen worden waren. Im Juli 1876 und im 1877 musste er bei zwei Volksabstimmungen über die Einführung eines Wehrpflichtersatzes eine Niederlage hinnehmen. Kurz nach seiner Wiederwahl im Dezember 1878 erkrankte er an einer akuten Appendizitis und starb im Alter von 53 Jahren.
Literatur
- Peter Stadler: Johann Jakob Scherer. In: Urs Altermatt (Hrsg.): Die Schweizer Bundesräte. Ein biographisches Lexikon. 2. Auflage. Artemis Verlag, Zürich/München 1991, ISBN 3-7608-0702-X, S. 193–197.
Weblinks
Commons: Johann Jakob Scherer – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienVorgänger Amt Nachfolger Jakob Dubs Mitglied im Schweizer Bundesrat
1872–1878Wilhelm Hertenstein Vorsteher des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD)Josef Munzinger | Daniel-Henri Druey | Josef Martin Knüsel | Jakob Stämpfli | Constant Fornerod | Jean-Jacques Challet-Venel | Victor Ruffy | Paul Cérésole | Karl Schenk | Johann Jakob Scherer | Wilhelm Matthias Naeff | Bernhard Hammer | Simeon Bavier | Walter Hauser | Robert Comtesse | Marc-Emile Ruchet | Josef Anton Schobinger | Giuseppe Motta | Jean-Marie Musy | Albert Meyer | Ernst Wetter | Ernst Nobs | Max Weber | Hans Streuli | Jean Bourgknecht | Roger Bonvin | Nello Celio | Georges-André Chevallaz | Willi Ritschard | Otto Stich | Kaspar Villiger | Hans-Rudolf Merz | Eveline Widmer-Schlumpf
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Johann Jakob Scherer — Mandats 18e conseiller fédéral 12 juillet … Wikipédia en Français
Johann Jakob Scherer — (November 10, 1825 ndash; December 23, 1878) was a Swiss politician.He was elected to the Swiss Federal Council on July 12, 1872 and died in office on December 23, 1878. He was affiliated to the Free Democratic Party of Switzerland. During his… … Wikipedia
Scherer — ist ein deutscher Familienname. Varianten von Scherer Schérer Scherrer Scheerer Schärer Scheer Scher Schär Sche(e)r(r)mann Scherbart(h) Bartscherer Bartscher Pscherer Bekannte Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H … Deutsch Wikipedia
Jakob Dubs — (* 26. Juli 1822 in Affoltern am Albis; † 13. Januar 1879 in Lausanne) war ein Schweizer Politiker, Journalist, Staatsanwalt und Richter. Nach seinem Studium war Dubs als Kantonsrat, Regierungsrat, Nati … Deutsch Wikipedia
Scherer — and Scherrer is a German and Ashkenazic Jews surname, and may refer to:People*Alfredo Scherer, (1903 1996), Brazilian prelate of the Roman Catholic Church *Axel Scherer, American physicist *Barthélemy Louis Joseph Schérer (1747 1804), French… … Wikipedia
Johann Scherer — ist der Name folgender Personen: Johann Scherer (Komponist), Komponist Johann Jakob Scherer (1825–1878), schweizerischer Politiker Johann Joseph von Scherer (1814–1869), deutscher Physiker und Chemiker Diese Seite ist eine … Deutsch Wikipedia
Jakob Dubs — Mandats 12e conseiller fédéral 30 juillet 1861 – 28 … Wikipédia en Français
Scherer (Orgelbauer) — Scherer ist der Nachname einer deutschen Orgelbauerfamilie des 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Die Familie hatte ihren Sitz in Hamburg. Sie zählten zu den bedeutendsten Orgelbauern ihrer Zeit und führten den norddeutschen Orgelbau zu einer Blüte … Deutsch Wikipedia
Johann Mickl — Born 18 April 1893(1893 04 18) Zenkovci … Wikipedia
Jakob Grünenwald — (* 30. September 1821 in Bünzwangen; † 26. September 1896 in Stuttgart) war ein schwäbischer Genremaler und Illustrator. Jakob Grünenwald: Kinder mit Geißen … Deutsch Wikipedia